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ZEIT Nr. 27/2024: "Tutto bene"

Das Leben ist eine bunte Kiste!

ZEIT Nr. 27/2024: "Tutto bene"

Beitragvon Hübi » 23.06.2024, 11:20

"Tutto bene"
Das antwortet Iole Mancini auf die Frage, wie es ihr geht. Sie ist 104 Jahre alt und bekommt heute noch Besuch von Schulklassen. Und dann erzählt sie, wie das damals war, als sie so sehr verliebt war und mit ihrem Mann als Partisanin gegen die deutschen Nazis kämpfte.
Von Moritz Aisslinger
Aus der ZEIT Nr. 27/2024
19. Juni 2024

Als sie den Deutschen wiedersah, im November 1996, 51 Jahre nach der Angst und dem Licht und den Verhören, da habe sie ihn sofort erkannt: seine aufrechte Statur, seinen eisigen Blick. Sie habe an diesem Tag vor dem Fernseher gesessen, in den italienischen Nachrichten liefen die Bilder, wie der Deutsche aus dem Flugzeug stieg, eine Sondermaschine der Alitalia aus Argentinien. Dort hatte er sich also in all der langen Zeit versteckt. Er war mittlerweile 82 Jahre alt, ein alter Mann, er trug einen beigen Mantel, ein beiges Sakko, einen beigen Schlapphut. Polizisten warteten auf dem Rollfeld, sie ließen ihn in einen Kleinbus einsteigen und fuhren ihn ins Militärgefängnis von Rom. Erich Priebke, einer der berüchtigtsten Nazis während der deutschen Besetzung Roms im Zweiten Weltkrieg, war gefasst.

Ihr habe, sagt sie, der Atem gestockt, als sie ihn dort auf dem Bildschirm sah. Auch sie war alt geworden, 76 Jahre, doch hatte sie keinen Moment mit ihm vergessen. Ob er sich auch an sie erinnerte?

Heute ist sie 104 und lebt noch immer in Rom. Ihre Wohnung ist schon von der Straße aus zu erkennen, aus dem offenen Fenster weht eine Italienflagge. Oben öffnet sie die Tür und nimmt einen sofort in den Arm. Ihre Haare sind lockig, sie trägt eine Brille und stützt sich auf eine Gehhilfe. Sie wohnt allein hier. Später schaut eine Nachbarin vorbei und fragt, wie es geht: Tutto bene.

"Setz dich, setz dich", sagt Iole Mancini.

Sie besitzt kein Handy, keine E-Mail, kein Internet, nur ein Festnetztelefon. An den Wänden hängen Bilder, in ihrem zweiten Leben, dem Leben nach dem Krieg, heiratete sie den bulgarischen Künstler Ilia Peikov. Peikov malte das Weltall in einer Zeit, in der noch niemand im Weltall gewesen war. Als der russische Astronaut Juri Gagarin von seiner Reise ins All zurückkehrte und Peikovs Bilder sah, fragte er ihn voller Staunen, wie das möglich sei: der Wirklichkeit so nahezukommen. Draußen, an der Hauswand, hängt eine Plakette ihm zu Ehren, In diesem Haus wohnte der Maler Ilia Peikov (Sofia 1911 – Rom 1998). Zwischen seinen Bildern: Geburtstagswünsche an Iole Mancini. Von Papst Franziskus, von Staatspräsident Sergio Mattarella.

Iole Mancini war Teil der Resistenza, des italienischen Widerstands gegen das Nazi-Regime. Eigentlich, sagt sie, sei sie ein einfaches Mädchen gewesen, eine Näherin, mit Politik habe sie nichts am Hut gehabt. Nie im Leben hätte sie geglaubt, einmal zur Widerstandskämpferin zu werden.

"Weißt du, wie das alles begann?", fragt sie, und antwortet selbst: "Am Strand von Anzio."

Anzio ist eine Stadt am Mittelmeer, fünfzig Kilometer südlich von Rom. Es war der August 1937, in Italien herrschte seit 15 Jahren Benito Mussolini. Sie sei in diesem Sommer, 17 Jahre alt, mit Freundinnen ans Meer gefahren, erzählt Iole Mancini. Sie lebte damals mit ihren Eltern und den vier Geschwistern in einer Wohnung in Rom, an der Piazza di Spagna. Die Mutter war Hausfrau, der Vater betrieb unten im Haus eine Werkstatt, er reparierte und vermietete Autos, einst hatte er auch mal als Chauffeur für den Philosophen Benedetto Croce gearbeitet.

In diesem Sommer 1937 habe sie am Strand gelegen, sagt Iole Mancini, unter einem Sonnenschirm, ein Buch in den Händen. Da sei dieser junge Mann über ihr aufgetaucht, das Strandtuch über den Schultern. "Ich blickte von meinem Buch hoch, schaute ihn an und dachte: Wow!"

"Warte mal."

Sie holt eine Fotografie vom Schrank, zwei junge Verliebte blicken in die Kamera. "Das sind wir, Ernesto und ich. Sah er nicht gut aus! Aber ich war auch nicht schlecht, oder?"

Ernesto Borghesi, ein Student der Medizin, kam aus bestem Hause. Kaum waren sie zurück vom Strand, stellte Ernesto sich ihrer Familie vor, er hatte glasierte Maronen dabei und frisch gepflückte Blumen, es gab Pasta, paniertes Hähnchen und Salat, die Mutter fragte den Verehrer aus, der Vater schwieg. Im Herbst 1937 verlobten sich Iole und Ernesto. Sieben Jahre waren sie verlobt und also, weil sich das damals so gehörte: sieben Jahre Enthaltsamkeit.

Egal wohin sie gingen, ins Kino, in den Park, zum Nachmittagstanz, immer war Ioles Bruder dabei. "Er ließ uns nicht aus den Augen." Jeden Sonntag kam Ernesto zum Familienessen. Am Tisch redeten sie über sein Studium, übers Essen, nie über Politik. "Das war die Art meines Papà zu zeigen, wie sehr er den Faschismus verachtete."

Wenn Iole Mancini über ihren Vater spricht, sagt sie immer Papà, und immer schwärmt sie: wie Papà ihr das Tanzen beibrachte, das Autofahren. Wie sie, mit ihm auf dem Beifahrersitz, durch Rom düste, vorbei an Männern auf Eseln, die ihr staunend hinterherschauten. Papà, sagt sie, sei der beste Papà der Welt gewesen.

Der Krieg zwang Italien schnell in die Knie, die Wirtschaft war zu schwach, das Militär zu abhängig von Deutschland. Die Alliierten bombardierten das Land, 60.000 Menschen starben. Die Bevölkerung begann sich zu wehren. Im Frühjahr 1943 erfasste ein Arbeiterstreik Norditalien, zum ersten Mal überhaupt in einem faschistisch regierten Land. In Turin begehrten die Arbeiter von Fiat auf, die Welle schwappte über auf andere Fabriken. Im Sommer 1943 ließ der italienische König Mussolini festnehmen, im September rief die neue Regierung den Waffenstillstand aus. Hitler, außer sich, ließ den Norden und die Mitte des Landes besetzen, im Süden standen die Alliierten. Italien war jetzt geteilt, Rom wurde zur offenen Stadt erklärt, und die Deutschen marschierten in die Hauptstadt ein.

"Die deutschen Soldaten verbreiteten sofort überall Schrecken", sagt Iole Mancini.

Sie umstellten die Stadt mit Panzern, sie verhängten eine Ausgangssperre, vom späten Nachmittag bis sieben Uhr morgens. Befehle hallten nun durch die Straßen Roms: Los! Raus! Schneller!

Am Abend des 16. Oktober 1943 sei Ernesto zu ihr nach Hause gekommen, erzählt Iole Mancini. "Er war vollkommen aufgelöst. Er sagte, sie hätten das jüdische Ghetto überfallen."

Die Deutschen hatten an diesem Tag, im Morgengrauen noch, das Viertel abgeriegelt. Am Abend berichteten sie: Judenaktion heute nach büromäßig bestmöglichst ausgearbeitetem Plan gestartet und abgeschlossen [...] Im Verlauf der Aktion, die von 5,30 Uhr bis 14,00 Uhr dauerte, 1 259 Personen in Judenwohnungen festgenommen. Alle wurden nach Auschwitz deportiert. 15 kehrten zurück.

Ernesto und Iole gingen in den Widerstand. Im besetzten Italien hatten sich Partisanengruppen gebildet, kleine Zellen aus meist jungen Intellektuellen, sie führten einen Guerillakrieg gegen die Deutschen. "Wenn Ernesto das Haus verließ, hatte ich keine Ahnung, wohin er ging. Alles war komplett verschwiegen", sagt Iole Mancini. Sie selbst wurde als Botin eingesetzt. Mal habe sie einen Briefumschlag in die Hand gedrückt bekommen, manchmal ein Paket mit zerlegten Pistolen darin, dann sei sie auf ihrem Fahrrad los. An der vereinbarten Adresse habe sie die Sendung einem eingeweihten Portier übergeben und sei wieder zurückgefahren.

Hatten Sie keine Angst?

Sie sagt: "Ich hatte eine solche Angst! Eine Angst, von der einem schlecht wird."

Bei ihren Fahrten durch Rom sah sie auch das Elend, das die Deutschen gebracht hatten. Es gab kaum noch Essen, die Menschen hungerten. Kinder jagten Katzen, um ihre leeren Bäuche zu füllen. Sie selbst, 1,74 Meter groß, habe noch fünfzig Kilo gewogen. Überall standen Soldaten an Straßenblockaden. Regelmäßig hielten sie Straßenbahnen an, ließen alle Männer aus- und auf Lastwagen aufsteigen und schickten sie als Arbeitssklaven ins Deutsche Reich. Jedes Mal, wenn sie von einer ihrer Fahrten nach Hause kam, habe sie sich auf ihr Bett geworfen und gezittert. Längst wusste sie, wohin jene kamen, die gegen die Besatzer handelten: in die Via Tasso. Dort hatte die SS ihre Büros, dort hatte sie auch ein Foltergefängnis eingerichtet. Der Name Via Tasso, sagt Iole Mancini, habe bei allen Römern Furcht und Schrecken ausgelöst.

Fast täglich gab es in diesen Monaten irgendwo in der Stadt Schießereien. Partisanen griffen Deutsche an, Deutsche erschossen Partisanen. Im Dezember 1943 platzierte Ernesto mit zwei Mitstreitern drei Bomben auf einer Fensterbank eines Hotels, in dem sich das deutsche Militärgericht befand. Zwei Bomben explodierten. Ernesto und die beiden anderen entkamen.

Der Winter zog in die Stadt ein, die Kälte und noch mehr Hunger. Iole sagte zu Ernesto: Lass uns endlich heiraten.

"Es war eine einfache Hochzeit, alles ging ganz schnell. Mammà machte daheim einen Teller Pasta, und Ernesto und ich spazierten über die Piazza Mignanelli. Das waren unsere Flitterwochen."

Ein paar Tage später habe Ernesto sie um einen Gefallen gebeten. "An unserem Haus marschierte jeden Tag ein deutsches Polizeiregiment entlang." Sie, Iole, solle vom Fenster aus notieren, um wie viel Uhr genau es vorbeilaufe. "Ernesto sagte mir nicht, was sie vorhatten. Und ich fragte nicht."

Sie tat, worum er gebeten hatte, täglich um zwei Uhr mittags beobachtete sie, wie die rund 150 Männer im Gleichschritt über die Piazza di Spagna donnerten, lauthals ihre Lieder singend. "Sie kamen immer pünktlich", sagt Iole Mancini.

Am Morgen des 23. März 1944 habe Ernesto ihr gesagt, egal, was heute passiert, bleib zu Hause! Gegen 14 Uhr erschütterte ein Knall den Mittag. Der Knall kam aus der Via Rasella, wenige Gehminuten von Ioles Wohnung entfernt. Ein Partisan hatte sich als Straßenfeger verkleidet, mit einer Schubkarre und zwölf Kilo Sprengstoff. Als die Deutschen die Gasse hinaufmarschierten, hatte er mit seiner glühenden Pfeife eine Lunte gezündet und war geflohen. Jetzt lagen 32 Deutsche tot in der Straße, auch zwei Zivilisten waren gestorben. Sofort eilte Roms Nazi-Kommandantur herbei, Soldaten trieben Anwohner mit Gewehrkolben runter auf die Straße.

"Nie", sagt Iole Mancini, "hätte ich gedacht, dass die Rache der Deutschen so grausam sein würde."

"So viele unschuldige Menschen"

Die Besatzer einigten sich schnell auf eine Vergeltungsquote, für jeden getöteten Deutschen sollten zehn Italiener sterben. Noch am selben Tag erstellte die Kommandantur eine Todesliste. Weil über Nacht ein weiterer Polizist seinen Verletzungen erlag, wurde die Liste um zehn Personen erweitert. Ein paar Stunden später fuhren Soldaten die Todgeweihten zu den Ardeatinischen Höhlen im Süden der Stadt, Arbeiter, Beamte, Anwälte, Künstler, Studenten, Professoren, einen Priester, der Jüngste 15, der Älteste 74. Gegen 14 Uhr führten fünf Deutsche die ersten fünf Gefangenen in die Höhle, gegen 19 Uhr die letzten fünf. In jenen fünf Stunden töteten sie 335 Menschen.

Bis heute, sagt Iole Mancini, spüre sie diese Scham. "So viele unschuldige Menschen."

Es dauerte nicht lange, bis die Deutschen an ihre Wohnung klopften. Sie suchten Ernesto. Ioles Vater hatte ihn in einem geheimen Raum versteckt, über seiner Werkstatt. Als Iole sagte, sie wisse nicht, wo Ernesto sei, nahmen sie sie fest und brachten sie in die Via Tasso.

Sie sagt, sie erinnere sich an alles dort: an den kahlen Raum, in den sie sie gleich nach der Ankunft führten, an die Dunkelheit, die rauchschwere Luft. Ein Schreibtisch stand in dem Raum, drei Stühle, man setzte sie auf einen Stuhl, auf einem anderen saß der Dolmetscher und, hinter dem Schreibtisch, ein Mann mit aufrechter Haltung und eisigem Blick: Erich Priebke.

Priebke, Hauptsturmführer der SS, hatte in den Ardeatinischen Höhlen die ersten Gefangenen noch selbst erschossen, anschließend hatte er die Namen derjenigen, die in die Höhle geführt wurden, von der Todesliste gestrichen. In der Via Tasso war er der Verhörer.

"Er richtete eine Lampe genau in mein Gesicht und sagte nichts. Er starrte mich nur an."

Die Stille sei durch Schreie aus einem angrenzenden Raum durchbrochen worden. "Unmenschliche Schreie." Sie habe angefangen, zu schwitzen, ihr Magen habe sich zugezogen, sie habe Krämpfe bekommen. "Irgendwann fragte Priebke: Wo ist Ernesto? Ich antwortete: Ich weiß es nicht. Und er: Wo ist Ernesto? Und ich: Ich weiß es nicht."

Wenn sie von der Zeit im Gefängnis erzählt, achtzig Jahre später, nimmt sie die Hand des Besuchers und hält sie fest und lässt sie erst wieder los, als sie aufhört, vom Gefängnis zu erzählen.

Nach Stunden habe Priebke sie in eine Zelle bringen lassen, 15 Häftlinge auf engstem Raum, das Fenster zugemauert, eine Schüssel als Toilette. Hinter dem Gebäude, erzählt Iole Mancini, habe sich eine Schule befunden. Jeden Morgen seien sie und die anderen Häftlinge ganz still gewesen: Alle hätten dem Kinderlachen lauschen wollen.

Priebke verhörte Iole wieder, wieder richtete er das Licht der Lampe auf ihr Gesicht. Wieder verriet sie nicht, wo Ernesto war.

Am 18. Mai 1944 nahmen die Alliierten den Monte Cassino 150 Kilometer südlich von Rom ein.

Am 25. Mai starteten die Alliierten ein viertägiges Bombardement auf Rom.

Am 3. Juni roch Iole Rauch. "Die SS verbrannte Akten", sagt sie. Die Deutschen waren dabei, aus Rom zu flüchten, sie hatten die Stadt aufgegeben. Vorher wollten sie Beweise vernichten. Im Laufe des Tages habe ein Offizier die Zellentür geöffnet und allen befohlen, nach draußen zu laufen. "Wir waren nur noch Haut und Knochen." Ihre Haare seien weiß geworden.

Die Soldaten trieben die Gefangenen auf einen Transporter. "Wir sollten erschossen werden." Sie habe mit den anderen hinten auf dem Transporter gekauert, sie hätten gewartet. Doch der Wagen fuhr nicht los. "Der Motor sprang nicht an." Der Fahrer versuchte es noch mal. Die Zündung blieb stur. "Wir wurden wieder in unsere Zelle gebracht." Am nächsten Morgen, die Deutschen waren geflohen, trauten sich einige Römer in das Gebäude. Sie öffneten die Zellentür. "Wir waren frei!"

Sie sei nach draußen gestolpert, erzählt Iole Mancini, sie sei durch die Straßen Roms gelaufen, durchs erste Licht des Tages. Sie habe so geweint. "Ich weiß bis heute nicht, warum ich überlebt habe."

Nach dem Krieg arbeitete Iole weiter als Näherin. Sie zog mit Ernesto in eine gemeinsame Wohnung. Aber ihre Beziehung war nicht mehr, was sie einst gewesen war. "Auch Ernesto hatten sie gefangen genommen. Er war gefoltert worden. Es hatte Spuren an ihm hinterlassen. Als wir uns nach dem Gefängnis wiedertrafen, waren wir nicht mehr dieselben. Unsere Träume waren verschwunden." Im Winter 1966 starb er, 49 Jahre alt, an einem Herzinfarkt.

Während Iole trauerte und arbeitete und sich neu verliebte, baute sich 12.000 Kilometer entfernt, in einem verschlafenen Städtchen in Argentinien, ein Mann eine neue Existenz auf. Der Mann war nach dem Krieg aus Europa geflohen, in Argentinien arbeitete er als Kellner in einem deutschen Bierlokal, dann als Metzger in seiner eigenen Metzgerei. Fast fünfzig Jahre lang konnte er unbehelligt und unter seinem echten Namen, Erich Priebke, alt werden.

Erst 1994, als ein amerikanischer Journalist einen anderen Nazi in Argentinien aufstöberte und dieser Nazi sagte, was er denn mit ihm wolle, es gebe hier doch einen viel größeren Nazi, den Priebke nämlich – da war die Ruhe für Erich Priebke vorbei. Er wurde nach Italien ausgeliefert. 1998 verurteilte ihn ein Gericht zu lebenslanger Haft, die er aufgrund seines Gesundheitszustandes in einer Wohnung in Rom verbringen durfte, unweit von Ioles Wohnung. Es gab Fotos von ihm: beim Spazieren, im Lokal. Er bereute nicht. Noch 2010 wollten ihn Teile der NPD als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vorschlagen. 2013, hundertjährig, starb er in Rom.

Den Drang nach Rache, sagt Iole, habe sie nie verspürt. Sie schaue lieber nach vorne. Gestern erst habe eine Schulklasse sie hier in ihrer Wohnung besucht. Die Schüler hätten sie gefragt, wie es zum Widerstand gekommen sei und warum sie mitgemacht habe. Wegen der Freiheit, habe sie ihnen geantwortet, und wegen der Liebe. Und eigentlich seien diese beiden Dinge, die Freiheit und die Liebe, ja auch das Gleiche.

Weiterführende Literatur zum Thema: Iole Mancini , Concetto Vecchio: Un amore partigiano. Feltrinelli. 2022
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