Felix hat geschrieben:Sooooo, heute stand also mein erster Duathlon auf dem Plan. Zur Wahl standen beim Spreewald Duathlon der Jedermann-Duathlon (5-22-2) oder die Langdistanz (19-88-5). Vernünftig wäre es wohl gewesen als Einstieg die Kurzdistanz zu wählen. Vernunft scheint jedoch nicht meine Stärke zu sein und so entschied ich mich gleich das volle Programm durchzuziehen – die weite Anfahrt soll sich ja lohnen.
Und natürlich war ich auch für diesen Wettkampf wieder nicht ordentlich vorbereitet. So wären die Distanzen an sich kein Problem gewesen, nur das Koppeln habe ich nur selten ausprobiert. Auch die Klamottenfrage war ungeklärt. Ich wusste nicht, ob ich mit gepolsterten Hosen laufen kann. Also wurde einfach mit ungepolsterter Hose Rad gefahren. Hat vor Jahren schon bis zur Ostsee geklappt, warum also nicht auch hier.
Tetze hatte mich schon vorgewarnt, dass die beim Start alle wie bekloppt lossprinten werden. Und genau so kam es dann auch. Ich hatte mich nun schon ganz hinten eingereiht, die 4:30er Pace, die unmittelbar vor mir durchgezogen wurde, wollte ich mir dann aber doch nicht antun und lies das Feld ziehen.
Ein kurzer Blick nach hinten: Kein weiterer Läufer in Sicht, nur die Begleiter auf Rädern. Na Klasse, ich hatte also die rote Laterne.
Das ging ja schonmal super los, aber der Wettkampf wird ja nicht auf dem ersten Kilometer entschieden. „Euch krieg ich schon noch!“
Von den ersten und letzten 500m mal abgesehen, würde die Laufstrecke auch bei jedem Cross-Duathlon durchgehen. Große Löcher, tiefer Sand und hohes Gras in Verbindung mit ausreichend Anstiegen quer durch die Pampa stellten schnell klar, dass das heute kein Zuckerschlecken wird.
Die rote Laterne konnte ich dann doch relativ schnell wieder abgeben und fing damit an, das Feld von hinten aufzurollen. Pace lag dabei zwischen 5:00 und 4:40 (wie gewohnt kontinuierlich schneller werdend). Die letzten 3-4km musste ich dann aber doch leicht humpelnd zurücklegen, da der linke Mittelfuss schmerzte – wahrscheinlich nur den Schuh zu eng geschnürrt.
Die ersten 19km per pedes legte ich letztendlich in 1:31h zurück, was zwar schneller als vorgenommen war, sich aber eigentlich ziemlich gut anfühlte. Ob ich die Rechnung dafür auf dem Rad kriegen werde, wird sich ja gleich zeigen.
Das eigene Rad in der Wechselzone finden war auch kein Problem. Es war schließlich (fast) das einzige ohne Triathlonlenker oder Aufsätze. Da es noch regnen sollte, schmiss ich mir über mein langärmliges Laufshirt einfach noch ein kurzärmliges Radshirt über. Nass werden ist eklig genug, da will ich nicht auch noch frieren. Doch der Regen blieb aus. Stattdessen brach wenig später die Sonne durch die Wolkendecke, als wollte sie sagen „Na Felix, bist wohl nen bissl warm angezogen, wa?“
Jedenfalls verlief der Wechsel vom Laufen aufs Rad besser als gedacht. Ich konnte sofort ordentlich Tempo machen....zumindest bis zur ersten Abbiegung. Da musste ich feststellen dass ich auf den ersten Radmetern wohl einfach nur Rückenwind hatte, der nun ordentlich seitlich am Lenker zerrte. Übertroffen wurde das nur noch nach der zweiten Abbiegung. Die Straße folgte nun über ein offenes Feld, das mit Windkrafträdern gespickt war. Die Rotoren drehten sich wie verrückt ...und ich schaute natürlich genau von hinten drauf.
Also der Gegenwind war echt heftig. Da half bloß noch der Untergriff am Lenker, klein und hässlich machen und probieren so dem Wind zu trotzen. Ich habe alle diejenigen beneided die mit richtigen Triathlonrädern unterwegs waren. Sie saßen locker mal 2 Köpfe tiefer auf dem Rad während ich durch meine relative aufrechte Sitzposition den gefühlten Windwiderstand einer Doppelgarage hatte.
Auf der Hälfte der ersten Runde (je 22km) zischte dann der Führende inkl. Begleitmotorrad mit einem Affenzahn an mir vorbei. Ich kam mir vor als würde ich auf der Stelle stehen. Ich sitz noch keine 20Minuten auf dem Rad und wurde schon überrundet? Das kann ja wohl nicht sein Ernst sein.
Motivierend hingegen war, dass ich auch auf dem Rad weiter das Feld von hinten aufrollte.
Wie dem auch sei, wenn der Wind bisher nur von vorne oder schräg von vorne kam, muss es ja auch mal Stellen geben, wo er von hinten kommt. Diese führten leider durch Wälder, sodass es niemanden etwas gebracht hat.
Erste Runde vorbei: 32,7km/h Schnitt auf dem Tacho
Neues Ziel: 32er Schnitt ins Ziel retten
Zweite Runde verlief praktisch gleich: Viel zu viel Gegenwind. Feld aufrollen. 33,3 Schnitt am Ende der Runde
Neuen Ziele: 33er Schnitt ins Ziel retten...und den Lauf-Elf schnapp ich mir auch noch
Dritte Runde: „War der Gegenwind die letzten beiden Runden auch schon so stark?“
Schnitt wieder in hohen 32er Bereich gefallen.
Korrektur des letzten Ziels: 32er Schnitt ins Ziel retten reicht auch...Lauf-Elf krieg ich trotzdem noch.
Vierte Runde: Ein letztes Mal klein und hässlich machen und dem Gegenwind trotzen.
und dann war es auch schon vorbei.
Die 88km radeln wurden letztendlich in 2:45 abgeschlossen.
32er Schnitt war somit gerettet
Lauf-Elf wurde trotzdem nicht mehr eingeholt.
Nun standen also nur noch 5km laufen an. Dass das nicht spaßig wird, merkte ich schon beim Zurückschieben des Rades in der Wechselzone. Ich würde natürlich sehr gerne meine Gedanken während der ersten Laufmeter preisgeben, sehe mich jedoch gezwungen, relevanten Teile (hauptsächlich Kraftausdrücke) aus Jugendschutzgründen zu zensieren
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„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiin, dabei lief es bisher so gut und nun *** ***** **** *** **** ***** ** ****** ***** ***** **** *** * ***** *** ** * *** ****** ** * ****** *** ***** **** *** **** ***** ** ****** ***** ***** **** *** * ***** *** ** * *** ****** ** * ****** *** ***** **** *** **** ***** ** ****** ***** ***** **** *** * ***** *** ** * *** ****** ** * ****** . Wie weit ist es doch gleich nochmal? 5Km??!!! *** ***** **** *** **** ***** ** ****** ***** ***** **** *** * ***** *** ** * *** ****** ** * ****** „
Ne, also das hat echt keinen Spaß mehr gemacht. Muskulatur war müde, Atmung flach, schon vergessenen Schmerzen im Mittelfuss traten wieder auf und das Tempo fühlte sich nach einer 8er bis 9er Pace an. Motivierend war eigentlich nur, dass Tetze mir dann schon entgegen kam. Er sah zwar auch nicht mehr sehr frisch aus, was aber unter diesen Umständen wohl verständlich war. Die letzten 5km (fühlten sich jedoch an wie 20) wurden in ziemlich genau 27min absolviert.
Ich war echt fertig. Sachen einsammeln und Rad verstauen erfolgte im Anschluss nur noch im Schneckentempo. Nach runtergefallenen Sachen bücken ging ja mal gar nicht.
Die Heimfahrt war auch nicht ganz einfach: „war das Kupplungspedal schon immer so hart?“
Ich bin mal gespannt wie ausgeprägt der Muskelkater morgen sein wird.
Alles in allem bin aber echt zufrieden und überaus glücklich. Die Quälerei tue ich mir trotzdem nicht nochmal an...
...erst im nächsten Jahr wieder.
PS: Besonders fotogen bin nun eh schon nicht. Die offiziellen Bilder will ich aber lieber nicht sehen, denn die wurden während des Radteils ausschließlich unmittelbar nach dem Verpflegungsstand gemacht. Wenn eine Hand den Lenker hält, hat man ja nur noch eine frei um eine Banane zu halten. Und da diese noch geschält werden muss, ist klar dass das wohl nur mit den Zähnen geht. Jeder Affe im Zoo hätte sich bei dieser Übung wohl eleganter und zivilisierter angestellt als ich.
PPS: Foxi, in Sachen tiefstapeln kann ich von Tetze noch echt viel lernen. Nachdem er mir ja über Wochen versichert hat, ich würde gnadenlos an ihm vorbeiziehen und dann selbst ne Fabelzeit auf dem Rad fabriziert hat. Passt auf, am Ende erzählt er noch irgendwelche Geschichten, dass er mit Handicap an den Start ging, bspw. mit gestauchtem Knöchel oder irgendwelchen Verbrühungen, die das Laufen schwer machten.