Teil 2 - Raceday
Hopp - Hopp - HoppNach gefühlt nahezu null Schlaf (tatsächlich war es doch deutlich mehr
) weckte mich der Wecker am Sonntag dann kurz nach 5 Uhr, genau die richtigen Zeit für mich bekennenden Langschläfer.
Nun galt es noch alle Sache für den Wettkampf zusammen zu kramen, ein kleines Häppchen zu essen (Frühstück bot das Hotel um die Zeit noch nicht, da gab es Banane und ein Schokocroissant aus dem Reiseproviant)
Dann alles ins Auto gepackt und die paar Kilometer nach Zofingen gerollt. Dort war den Sportlern ein eigener Parkplatz zugeteilt, dort herrschte auch schon reges Treiben. Überall wurde an den Rädern ein letztes Mal Hand angelegt, der Rest der Ausrüstung ein Dutzend mal geprüft, noch ein Tröpfchen Öl auf die Kette geträufelt...
Da habe ich mich eingereiht und auch mein Radl fit für die kommende Aufgabe gemacht, dann musste ich mit allem benötigtem Kram auch zum Checkin. Dort dann die eigene Wechselzone etwas eingerichtet, um acht Uhr, pünktlich zum Start der Frauen, musste diese nämlich verlassen werden.
Also noch ein Wechselshirt hinterlegt und zur Sicherheit auch noch was gegen Regen - ein letzter Blick "Stimmt alles?" und raus aus dem geschlossenen Bereich...
(Kaum als ich draußen war und nicht mehr zurück durfte fiel mir ein, dass ich ja noch etwas Gel bzw. "Zaubertrank" für den zweiten Lauf hinlegen wollte, vergessen...
)
Dann war auch nur noch etwas Zeit, die Frauen waren schon ab 08:00h auf der Strecke, die Männer folgten dann zur Aufholjagd ab 09:00h.
Ein ganz klein wenig aufgewärmt, dachte eigentlich, bei einer langen Strecke braucht man das nicht so sehr, da ist genug Zeit um warm zu werden.
Plötzlich war es auch schon an der Zeit, also ab zum Startbereich, zunächst wurden die Pros (bzw. "Elite") einzeln namentlich kurz vorgestellt, an die Startlinie geschickt und pünktlich um 09:00h auf die Strecke geschickt. Nach zwei Minuten folgten die ITU-Altersklassen Athleten (also die AKler, die sich von ihren Landesverbänden haben registrieren lassen und im Kampf um die AK-WM an den Start gingen) und weitere zwei Minuten später durfte ich mit den anderen Teilnehmern der "offenen Klasse" auf die Strecke.
Da mein Bauch sich ziemlich beruhigt hatte und ich ja nichts zu verlieren hatte, war die Aufregung ganz plötzlich wie weggeblasen - jetzt galt es nur noch, den vorgegebenen Plan abzuspulen und irgendwie da durch zu kommen.
Meine erste Regel lautete:
Den Auftaktlauf langsam angehen, es ist zwar "nur" ein 10er, aber am Anfang kann man nix gewinnen, dafür alles verlieren.
Die Planung sah vor, auf keinen Fall schneller als 4:30 min/km anzulaufen, eher 4:45
Aber wie es so ist mit Plänen - dieser hielt nicht einmal fünf Minuten, denn schon nach der ersten Kurve ging es plötzlich bergauf, einfach so, gefühlt ohne Ende... Es waren dann wohl ca. 1,5km mit einem Anstieg von nur 100m (quasi nur 2x den Willy hoch), aber es wurde zusehends steiler und schon jetzt brannten die Beine. Ich bin einfach zu schwer für die Berge
Aber wo es hinauf geht, da geht es ja auch wieder runter, dies zwar nicht mehr auf der Straße sondern auf Waldwegen, aber da ich eh nicht bremsen mag, rollte ich, äh, rollte es bergab dann ganz gut.
(mit freundlicher Genehmigung von
Alphaphoto)
Leider war das aber nur der halbe Spaß, denn die Runde war zweimal zu laufen, also nochmal da hoch!
Dann war nach gut 44 Minuten der erste Spaß, der aber auch nur 9,3km lang war, vorbei und es ging zum ersten Mal in die Wechselzone.
Freundliche Helfer wiesen uns sogar den Weg in die richtige Reihe Räder, nicht dass noch wer versehentlich aufs falsche Rad steigt
Dort habe ich dann schnell das angeschwitzte Unterhemdchen unter dem Einteiler hervorgezaubert, dafür ein Jäckchen übergeworfen, Helm auf, Schuhe gewechselt und weiter (dauerte allerdings gefühlt eine Ewigkeit, da ich echt schon etwas ins Schwitzen gekommen war und die Klamotten plötzlich gar nicht mehr so schön rutschen wollten).
Nun ging es also auf die Radstrecke! Diese hatte ich mir am Vortag ja wenigstens mit dem Auto angeschaut, zum abradeln war es mir da zu regnerisch gewesen.
Zum Glück blieb der Sonntag aber trocken, so war die Strecke nur an einigen Stellen noch etwas nass, ließ sich aber gut fahren.
Offizielle sollte sie 150km haben, aufgeteilt in drei Runden, am Ende waren es dann ca. 143km. Zunächst eine Runde über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, dann in die schöne Umgebung.
(mit freundlicher Genehmigung von
Alphaphoto)
Die ersten 15km waren eher flach, hier ließ es sich mit dem Zeitrad gut rollen und auch etwas Tempo machen.
(mit freundlicher Genehmigung von
Powerman/Fotograf Harry Ingold)
Dann kam der erste längere Anstieg.
Da war nichts mehr mit schön rollen, aber mit dosiertem Einsatz kam ich auch da ganz gut hoch. Bloß nicht übertreiben!!!
Auf der Abfahrt konnte man nur teils "richtig rollen" lassen, es war halt doch nicht nur einfach geradeaus, so musste ich denn in den Kurven doch auch etwas einbremsen.
Unten angekommen ging die Tendenz dann eher wieder bergauf und nach einer kurzen Erholung durch etwas bergab ging es etwa ab km 32 wieder hoch - Aufstieg zum Wiliberg, dort war auch der höchste Punkt der Radstrecke erreicht.
Hier gab es zur Motivation auch nicht nur einen Verpflegungspunkt sondern auch Musik und teils Ansage des eigen Zwischenstandes sowie eine Menge "Hopp - Hopp - Hopp" von den Zuschauern!
Die dann folgende Abfahrt führte erstmal in Serpentinen runter, es folgte dann aber auch ein längeres gerades Stück, wo man schön Fahrt aufnehmen konnte. Aber ich merkte schon in der ersten Runde, dass, gerade bei dem etwas aufkommenden Wind, mein Rad doch bei knapp 70 km/h leicht anfing zu flattern, da habe ich mir dann doch lieber für den Rest des Rennens ein Tempolimit auferlegt.
Dafür gab es dann in den Serpentinen schöne Bildchen und keine schnöden Blitzerfotos:
(mit freundlicher Genehmigung von
Alphaphoto)
Nach dem Wiliberg rollte man fast von alleine wieder nach Zofingen rein und auf ging es in die zweite und später in die dritte Runde...
Wie auch immer, die gut fünf Stunden auf dem Rad vergingen schneller als gedacht. Lag es an der abwechslungsreichen und fordernden Strecke? An den an vielen Orten stehenden Zuschauern mit dem anfeuernden "Hopp - Hopp - Hopp!"? Oder nur Wettkampf-Adrenalin?
Keine Ahnung, aber plötzlich war es wirklich Ende der dritten Runde und ich durfte schon wieder in die Wechselzone abbiegen. Der Garmin am Lenker hatte dann ca. 1800 hm fürs Radeln gemessen.
Ok, der Rücken zwickte etwas, gerade in den Abfahrten, wo es doch etwas frisch wehte und wohl auch die Nässe der Straße etwas hochspritzte, auch die Beine waren schon etwas müde, aber eigentlich ging es mir noch gut.
Der Bauch hatte sich auch nicht weiter negativ geäußert, die Flüssig-Nahrung, der geheime Zaubertrank, schien zu funktionieren, das Rad hatte keinerlei Probleme gemacht, soweit alles bestens!
Meine zweite Regel hatte gelautet (insbesondere seit Sa-Nachmittag): Auf dem Rad nicht übertreiben, nicht zu viel Körner verbrennen, der Tag wird lang!
Die habe ich dann auch tatsächlich gut befolgt, vermutlich wäre hier doch etwas mehr gegangen.
Nun kam aber der spannendste Teil - nach fünf Stunden absteigen und wieder loslaufen, der zweite Lauf ist beim Duathlon meist das schlimmste.
Normalerweise erinnern sich die Beine noch an die Vorbelastung aus dem ersten Lauf und beschweren sich sofort!
Da hatte ich jetzt einen Vorteil, nach fünf Stunden Rad hatten die Beine den ersten Lauf wohl komplett vergessen!
Allerdings hatten sie zunächst gefühlt komplett vergessen, wie man läuft, das war der Nachteil
Nach kurzer Zeit kam aber die Erinnerung zurück und ich konnte tatsächlich laufen, vielleicht nicht schön und auch nicht wirklich schnell, aber ich nenne es getrost mal "laufen".
Die zweite Laufstrecke sollte über 30km gehen, aufgeteilt in drei Pendelstrecken-Runden, wobei man jeweils zweimal durch die Wechselzone laufen durfte.
Also losgehumpelt, ach nein, in feschem Laufschritt raus aus der Wechselzone und zunächst eine Runde über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, am Wendepunkt dann wieder Musik, Moderation mit persönlicher Ansprache und Zwischenstand, ja, natürlich auch mit "Hopp - Hopp - Hopp!" und nach ca. 3km ging es dann zum ersten Mal wieder durch die Wechselzone. SUPER Stimmung hier!
Dann ging es "endlich" mal wieder bergauf, die Strecke führte hoch zum "Heiteren" (warum das auch immer so heißt), das waren pro Runde auch wieder so bummelige 100m im Anstieg. Dabei in Teilen doch etwas steiler, da war es in diesen Bereichen für mich teils günstiger, zügig hoch zu gehen statt zu laufen.
Langsamer war das jedenfalls auch nicht!
Oben auf dem "Heiteren" gab es dann wieder einen Wendepunkt mit Musik etc. - jedoch war dieser inmitten einer Wiese, umdie man erstmal in Gänze herumlaufen durfte, gemein, da ist das Zwischenziel schon zum greifen nahe und dann noch Umwege...
Dafür konnte man von dort schön die Aussicht genießen, bevor es die gleiche Strecke wieder runter ging, wieder durch die Wechselzone und ab auf die 2. Runde.
Durch die drei Runden, die ja sogar jeweils noch zweigeteilt waren, verlief der Lauf sehr kurzweilig, die Strecke war nicht zu voll, aber es war immer jemand da, auch durch die Pendelstrecke, Zuschauer waren nicht in Massen vor Ort, aber ausreichend um mehr als gute Stimmung zu machen und einen immer mal wieder anzufeuern (ja, richtig gelernt: "Hopp . Hopp - Hopp!")
Als ich dann in der dritten Runde das letzte Mal durch die Wechselzone lief und "nur" noch die ca. 7km über den Heiteren vor mit hatte, wagte ich auch mal einen Blick auf die Gesamtzeit. Ich stellte fest, dass ich viel besser in der Zeit lag als geplant, ich hatte mir vorgenommen, unter neun Stunden zu bleiben und das konnte ich jetzt kaum noch verfehlen!
So gingen also auch diese Kilometer mit bester Laune vorbei, auf dem Heiteren feierte ich meine dritte Runde mit mir selber ein wenig und genoß diesen Teil!
(mit freundlicher Genehmigung von
Alphaphoto)
Und kurz danach war schon alles vorbei, das letzte Mal in die Wechselzone, diesmal den Abzweig in den Zielkanal genommen - und im Ziel dann etwas ungläubig auf die Uhr geschaut - schon vorbei?
(mit freundlicher Genehmigung von
Alphaphoto)
Und als Belohnung für die Mühe dann die Medaille - sogar mit Band im weltmeisterlichem Design:
Fazit:
Es war der Hammer, mit meiner Zeit und meiner Platzierung (sowohl Platz als auch Zeit ziemlich genau mittig im Feld) bin ich zufrieden, das Ganze war im Nachhinein betrachtet doch weniger anstrengend als gedacht, trotz der nicht ganz idealen Vorbereitung.
Da ließe sich also an der Zeit noch was machen?
Gedacht war die Geschichte ja als "so etwas will ich
einmal gemacht haben - aber nun überlege ich schon, ob nicht doch nächstes Jahr erneut...