Wäre die heutige Zeit eine andere, dann könnten wir heute und morgen, nämlich zum Schluss des Faschings/Karnevals eigentlich eine lustige Schippe drauflegen bzw. nach Aschermittwoch in die Fastenzeit eintauchen. Da wir Berliner auch als verkappte Preußen gelten, geht uns das Eine wie das Andere so gut wie gar nicht ins Gemüt. Und in der Endphase von Corona (hoffentlich) kommt uns dieser Weltunglücksbringer aus Moskau, Herr W. Putin, entgegen, um dem restlichen Europa, ja, der Welt, mal so richtig zu zeigen, was unter seiner Staatsführung alles an Unmöglichem möglich ist. Nein, die Zeit meint es seit einigen Jahresmonaten nicht allzu gut mit uns.
Das ist gemeinhin keine Stöhn-Arie, gar nicht, viel eher die verzweifelte Sehnsucht nach dem verlässlichen Gestern und Vorgestern. Wie, so fragen sich halbwegs gescheite Mitbürger*innen, kann es sein, dass eine derartige Häufung von Misslichkeiten (mir fällt kein anderes Wort für diese Sch…. ein) ausgerechnet uns alle in einer hoffnungsvollen Lebensphase erreicht, die es verdient hätte, weiterhin friedlich zu bleiben? Es ist nicht die Sprache, die einem versagt, eher trifft Fassungslosigkeit, unbändige Wut und Trauer zugleich zu. Was tun, fragt sich der aufrechte Bürger? Warten auf Empfehlungen, Regelungen oder Verhaltensweisen? In meinem Umfeld wird das Naheliegendste zuerst getan: Gespendet, was notwendig und möglich ist und hoffen darauf, dass damit Menschen geholfen wird, die voller Verzweiflung ihr Land verlassen haben.
Und dass alle Bürger im Zusammenschluss der europäischen Union vehement dem Kriegstreiber aus Moskau die Stirn bieten, ist eine Notwendigkeit, über die nicht länger diskutiert werden muss. Was wir wollen, ist unzweifelhaft: Frieden, den wir hatten und Menschenrechte im Rahmen der Vereinten Nationen, zu denen sich alle Mitglieder der UNO (193 Staaten) verpflichtet haben.
Ich habe stets gehofft, einen Kriegszustand niemals wieder erleben zu müssen, als es 1940 – 1945 bei mir der Fall war. Und auch die Nachkriegszeit in Berlin war alles andere als ein Zuckerschlecken. Dieses in der Kinderzeit gewachsene und immer noch vorhandene Bewusstsein, löst heute zumindest besondere Hilfsgefühle aus, wenn sich Derartiges zu wiederholen scheint. Mir liegt nicht daran, Kommentare oder Appelle abzugeben, dazu fehlt mir die notwendige Kompetenz. Was ich und jede(r) Andere jedoch tun können, sind, sich nicht den Tatsachen zu verschließen und bereit sein, in irgendeiner Weise Hilfe anzubieten. Es ist wie mit dem Tropfen, der ein Fass zum Überlaufen bringt, nur eben in positiv gegensätzlicher Form des Helfens. Schon Nachdenken darüber kann ein Meilenstein sein.
Wäre da nicht die Notwendigkeit eines Zwischenwortes im vorangegangenen Beitrag gewesen, dann hätte die lesende „Gefolgschaft“ der Laufbegeisterten die nachfolgenden zwei, drei Ereignistage schon eher auf dem Schirm gehabt. Es ist ja nicht so, dass ich ausschließlich auf vergnügliche Art und Weise meinen Tag verbringe. Die Notwendigkeiten des normalen Lebens, eben die ganz profanen Dinge, müssen alltäglich getan sein. Möglichst viel do-it-yourself, nix da von wegen Haushaltshilfe, Gärtner, Handwerker (nur in Ausnahmefällen), Einkäufer, Koch und Ein-Mann-Putz-Geschwader (gelegentlich auch für Fahrräder). Da das so ist, sind wesentliche Bestandteile des Tages mit diesen durchaus sinnvollen Aufgaben verbunden. Arbeit? Das ist keine, besser: Bestandsschutz. Schließlich geht`s mir weiterhin 2 – 3mal die Woche um unsere gemeinsame Sache: Laufschuhverschleiß.
Zunächst, es war ein Donnerstag, ein Dienstag und wieder ein Donnerstag. Beim letzten dann, bin ich aktuell. Also Donnerstag Nr. 1, noch im Februar. Die Wade zwackte noch immer, und deshalb kam ich zu dem Entschluss: Laufrunde mit dem Fahrrad. Was sonst? Erwarteten mich doch einige Verabredete am Stahnsdorfer Damm, noch in der Forstliegenschaft Wannsee, und zwar genau vor dem Ballermanngelände der Berliner Polizei (gemeint ist das Schützenhaus). Das war unser Treffpunkt. Schon sind wir auf Tour. Geradeaus, geradeaus, über die Autobahnbrücke hinweg bis zum Abknick Richtung Machnower Schleuse (Teltow-Kanal). Und nun wird es spannend unwegsam.
Kleinmachnow lassen wir links liegen und begeben uns auf einen schmalen Pfad rechtseitig des Schifffahrtskanals. Nur Eingeweihte lassen sich darauf ein. Die aber haben das Glück gepachtet, nicht nur mit dem Wetter (Vitamin D 3!, weil Sonne), auch von der Stimmung her. Ich, der verhinderte Läufer und nunmehr Radler und (leider nur) drei mir Folgende, meist jedoch Vorauslaufende der gemischten „Gefolgschaft“ (ich sag`s ja nur wegen der Treue zur ständig wechselnden Lauf-Örtlichkeit), hatten alsbald Grund zum Stoppen. Mister Nagezahn, der Herr Biber, musste in den vergangenen Tagen und Nächten Überstunden gemacht haben. Nicht weniger als drei stattlichen Exemplaren der Kopfweide widmete sich der gern an Uferrändern ansiedelnde Pelzträger, auch bekannt als Staudammbauer. Hier am Teltow-Kanal hätte er noch viel zu tun, allerdings würden die zur Verfügung stehenden Bäume nicht ausreichen, um die Lastkähne an der Durchfahrt zu hindern. Kurzum, zwei Stämme lagen schon flach, ein dritter wies noch die typischen Biberbiss-Merkmale kurz vor dem Umfallen aus.
Allerdings war das kein Zoobesuch, weil a) keine Tierchen zu sehen waren und b) Läufer*innen keine sind, die sich die Beine in den Bauch stehen, also ging es weiter, auch mit mir als radfahrendem Wegweiser. Dieser Trampelpfad gestattet mühelos die Unterquerung der A 115-Autobahn, um dann bis zur Nathan-Brücke in Kohlhasenbrück (Ortsteil von Wannsee) zu laufen. Von hier an folgten wir nur noch ca. 3 km der S- und Fernbahntrasse und schwups am Ziel. Wie meist 12 km. Dankeschön.
6 km hin, 6 km zurück + 12 km Gelände-Radeln = Laufersatz, bilde ich mir ein.
Horst
Zuletzt geändert von Hotti am 05.03.2022, 11:09, insgesamt 1-mal geändert.
Bekanntlich liegt zwischen Do und Di immer ein Wochenende. Davon heute zu berichten, versage ich mir. Gelegentlich und ausnahmsweise schon, aber nur wenn zeitlich der Havellauf möglich ist oder die Hübi-Fan-Gruppe mit mir in Frühlingszeiten den Bärlauchgeruch im Leipziger Auenwald längs der Weißen Elster schnuppern will. April/Mai unbedingt. Vorschlag kommt.
Zum Dienstag:
Lange nicht gelaufen, weil die Wade usw. usw., ihr wisst schon. Das gewählte Geläuf ist mit Rücksicht darauf, statt wie üblich querfeldein, vielmehr traditionell ausgerichtet. Ein zum festen Bestandsteil der Läufergemeinde gehörendes Strecken-Repertoire muss nicht unbedingt abgenagt, sprich langweilig aussehen. Man kann Strecken von links nach rechts oder von rechts nach links, im Kreis rundherum, hoch und runter, geradeaus, in Schlangenlinien und wenn es schlimm kommt, teilweise sogar als Hoch- und Weitsprungdisziplin absolvieren. Alles ohne Seil und Wandhaken und, igitt, schwimmen geht auch nicht. Demnach einfach geradeaus mit wenig Stolperstellen. Harbigstr., ab in den geliebten Wald, der im Nu erreicht ist. Vorbei an der Kiesgrube, heute sehr beliebtes Ausflugsziel an Schulwandertagen, weiter zum Teufelssee direkt auf den Schildhornweg. Wird die Havelchaussee geschnitten heißt die Fortführung Havelweg, an deren Ende wir die Rettungsstation erreichen. Kurze Pause.
Hernach mit Beginn der Halbinsel treppauf zur Jaczo-Stele, dem slawischen Fürsten (seßhaft in Köpenick) zu Ehren, als er auf der Flucht vor Markgraf Albrecht samt Ross, Schwert, Schild und Horn die Havel durchschwamm, seine Utensilien dort ablegte und der Historie nach zum Christentum konvertierte (1150 – 1157), als Gelöbnis, das rettende Ufer erreicht zu haben. Wir stiegen herab von der Anhöhe mit herrlicher Aussicht, um uns dem Schildhorn-Biber zuzuwenden. Unsere Gruppe hatte sich inzwischen etwas zerbröselt, so dass die „Arbeiten“ der Biberansiedlung nicht genauer betrachtet wurden. Wir wissen aber, der Nager ist auch hier anzutreffen. Immer dann, wenn wir gerade nicht in der Gegend sind.
Das Stückchen bis zur „Alten Liebe“, jenem Restaurant-Schiff direkt am Havelufer vertäut, ist allein schon das ganze nicht vorgesehene Eintrittsgeld wert. Nach Hause orientiert nahmen wir das Postfenn bis zur Hälfte unter die Hufe, um nach rechts Richtung Hornissenweg abzubiegen. Aber nicht mit mir, denn es gibt einen sehr schönen, kaum bekannten Abzweig-Pfad, der schließlich fast auf den vorgenannten Weg stößt, aber im Unterholz laufgerecht separat weiterführt. Alles andere als ein Trampelpfad. Das ist reines Genusslaufen im Gänsetrab.
Jetzt nur noch 2 km geradewegs, die ich allerdings den Mitläufer*innen nicht gönne, nein, es muss noch ein zusätzlicher Bogen gelaufen werden (+ 250 m), der von der üblichen Linie abweicht. Als Belohnung gibt es trotzdem noch einmal die von Marita entdeckten Winterling- und Schneeglöck- chenfelder zu sehen. Mit dem Auslauf in der Waldschulallee und der Erwartung eines Duschbades schließen wir nach 13,3 km. Na, bitte, das war doch wieder etwas!
Horst
Zuletzt geändert von Hotti am 05.03.2022, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
Frühling in Sicht. Achtung: Meteorologisch schon jetzt ab 01. März, das hat etwas mit der Tages- und Nachtgleiche zu tun. Kalendermäßig behalten wir den 20. März im Auge. Gut so, denn Skifahren muss irgendwie und -wo noch sein, obwohl das schlechte Gewissen nagt (Biber kommt erst später). Das Wadenbein-Zipperlein schien in Grenzen, also ein Laufversuch im Zentrum. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, wieder einmal Randfigur der Diversität zu sein. Frauen im Vorfeld, das geht in Ordnung, aber mich alleine als schwache M a n n schaft zu etablieren, also Männer, das geht nun wirklich nicht. Da zählen Verhinderungsgründe wie Arztbesuch, Langzeithandwerker im Haus oder besonders hervorzuheben, 3-Wochen-Urlaub nicht als ernst anzuerkennende Entschuldigung. Bitte merken. Gleichwohl möchte ich zur Ehrenrettung der Frauen sagen, dass der 75%ige Männerausfall überhaupt nicht aufgefallen ist, was belegt, wie leicht wir eigentlich zu ersetzen sind bzw. wir merken müssen, ohne uns geht es auch. Ja, so war und so ist es.
Vier starke Frauen und ich, der Quoten-Mann. Wenigstens durfte ich die Strecke vorgeben, und die war nicht von schlechten Eltern. Treffpunkt Schmargendorf. Schon mal gehört? Gut, dicht dran an Dahlem, schon etwas urbanere Bebauung, aber Bäume gibt es und Laubenpieper haben noch nicht vollends gegen Hochbauplanungen kapitulieren müssen. Wenigstens ein Stück Natur zum Durchlaufen wurde geboten. Im Dreh Mecklenburger Str. ./. Forkenbeckstr. ist je Menge im Werden.
Jedenfalls erfolgte der Start in der Heiligendammer Str. Nach 2 km in östlicher Richtung erreichten wir das Schwimmbad Lochowdamm oder Sommerbad Wilmersdorf, um das herum sich Sportstadion (Fußball, Leichtathletik), Hallensportarten, die Eisbahn (z. Zt. Im Umbau) und sogar ein Ganzjahreshallenbad befinden. Ob der traditionelle an mehreren Tagen statffindende 10-, 15-, 20-km-Lauf vom BSV rund um diese Stätten noch ausgeführt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein 2,5 km-Kurs mit 800 m Autobahn“berührung“ und leichtem Anstieg sind nicht ganz ohne. Wir nahmen das nur im Vorbeilaufen, galt unser Augenmerk doch vielmehr dem Volkspark Schöneberg mit dem schlanken Fennsee.
Es gibt schöne Parkwege und durchaus gepflegte Anlagen einschließlich Spielplätze und Hundeauslauf-Areale. Laufen zu jeder beliebigen Tageszeit auch über die Bundesalleebrücke möglich. Unser Ziel war John-F.-Kennedy im Rathaus Schöneberg, der einstige Sitz des Berliner Senats und vor allem der berühmte Platz an dem JFK („Jack“ war sein Spitzname) 1963, also 2 Jahre nach dem Mauerbau vor 500.000 (West-)Berlinern eine bewegende Rede gehalten hat „Isch bin ain Börliner“. Nun wollten wir JFK besuchen und auch Willy Brandt, den damaligen Reg. Brgmstr. Beide waren nicht anzutreffen. Auch Herr Adenauer hat die 100 nicht ganz erreicht. Wer tritt an ihre Stelle, ultimativ Forderungen hinsichtlich der momentanen Weltlage zu erheben? Mit diplomatischen Reden aus festlich arrangierten und mit Fähnchen geschmücktem Hintergrund versehenen Räumlichkeiten ist noch nie etwas bewirkt worden. Wenn aber Hundertausende auf die Straße ziehen, und zwar in aller Welt, dann kann der Moskauer Despot erleben, was und wie die Welt denkt. Denn das Volk sind wir alle.
Alles Gedanken, die einem durch Kopf gehen. Laufen läutert, die eigenen Gedanken sind immer frei. Und es ist der eigen zugesprochene Trost, der einem sagt, es geht immer weiter - wenn nicht alles zerbombt wird. Davon jetzt auszugehen ist natürlich eine Befürchtung, die niemals eintreten darf. Naiv? Kann durchaus sein. Weiterdenken zu Hause.
Die Rücktour zum Startpunkt war einfach verlockend. In Aussicht gestellt war Kaffee und, jaaaaa, wie heißen diese wunderbaren Kringel schneckenähnlich mit Nuss/Mandel-Splittern in Hefe gebacken und nicht zuckergetränkt? Schnecken. Rainer, der vorzügliche Kuchenbäcker hatte alles richtig gemacht und keinerlei Arsen im Teig versteckt. Rainer, wir danken dir.
Nur damit du es weißt: 13 km, die werden dir fehlen.
Die Urlaubsrückkehrerinnen als Florida und Thailand (unverschämt, um diese Zeit so braun zu sein) sollen wissen, dass die für sie vorgesehenen lecker Rundlinge nicht aufgehoben worden sind. Die gingen weg wie ….ratz, fatz.
Eine Runde Sache, vom Laufen, Denken und vom Futtern. Übrigens, der Kuchen-Biber……na, wer war das wohl?
Horst
Zuletzt geändert von Hotti am 04.03.2022, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
Eine derartige Frage zu stellen, lässt eine beabsichtigte Ablenkung oder Hilflosigkeit erkennen, sich eines Themas anzunehmen, um das sich seit geraumer Zeit die ganze Welt mit Besorgnis kümmert. Selbst wenn ich das mir selbst unterstelle, so muss ich erkennen, wie machtlos jede Einzelperson in einem derartigen Desaster ist. Nichts, aber auch gar nichts kann diesem verbrecherischen Vorgehen, das eindeutig ein schuldhafter Krieg von einer Seite ist, als Vorwand der Rechtfertigung abgenommen werden. Wenigstens die Europäische Union und Mitgliedsnationen der NATO sind sich einig, dass der russische Kriegstreiber alle Grenzen des friedlichen Miteinanders und vereinbarte Garantien mit Füßen getreten hat und klare (Rück-) Eroberungsabsichten verfolgt. Der Aggressor ist also auf der Spur des Imperialismus angekommen, der stets als Vorwurf von den kommunistischen Machthabern unzutreffend den freien, westlichen Nationen untergeschoben wurde.
Aus dieser Sicht heraus und aus dem Blickwinkel der Flüchtenden aus den Kriegsgebieten, dürfte unser Leben eigentlich nur noch eingleisig in Form der Abwehr gegen jede Art von äußerlicher Gewalt verlaufen. Tut es aber (noch) nicht und das ist gut so. Niemand darf den Kopf in den Sand stecken, sonst geht gar nichts mehr. Der Versuch, Gewohntes beizubehalten, um einen möglichst normalen Ablauf des Tagesgeschehens zu gestalten, ist auch in diesen Zeiten völlig legitim. Das können wir leisten, weil es möglich ist.
An dieser Stelle muss ich unterbrechen, denn das Folgende gehört einfach nicht zusammen mit der vorstehenden Ansicht.
Strahlender Sonnenschein, das kann nur Frühling bedeuten
Mit unserer Passion, sich körperlich zu bewegen, ist ein Stück Glück gepachtet. Die meisten von uns machen das seit Jahren, Jahrzehnten und sind gut dabei gefahren. Und solange die Füße noch tragen, der Kopf nicht versagt und die Gemeinschaft in der Laufgruppe sich nicht auflöst, ist nicht zu befürchten, dass die Freude, draußen in der Natur zu sein, aufhört. Es bleibt dabei, von Montag bis Sonntag gibt es Termine oder Verabredungen, gemeinsam zu laufen. Das IT-Forum des Lauftreffs Bernd Hübner, wird von ihm bestens gepflegt und bietet in vielfältiger Weise Informationen an, die anderswo nicht zur Verfügung stehen. An „Laufstammtagen“ muss niemand nachschlagen, es sei denn, Änderungen oder Besonderes treten ein.
Heute demnach Dienstag „Normal“, 9.30 Uhr, Mommsenstadion. Doch halt, nicht ganz. 08. März 2022, Frauentag, in Berlin ein Feiertag. Eigentlich müsste der allweltlich jeden Tag sein, so wie vergleichbar Muttertag. Jedenfalls ist das meine Meinung. Kindertag noch dazu. Nicht zum Feiern, viel eher zum Nachdenken über Respekt, Gleichbehandlung, Chancengleichheit und alles in diesem Sinne, was die Männlichkeit von ihrem nicht vorhandenem Sockel stößt. Im Gleichzuge müssten die Frauen allerdings den Männern auch ein kräftiges Stück entgegenkommen. Wie das gehen soll? Ich bitte doch sehr. In unserem Zeitalter besteht allerhöchste Eile, den Männern das bisher unumschränkte Gebärrecht (sagt man so?) der Frauen oder einfacher, die Gebärfähigkeit auch dem männlichen Geschlecht zu übertragen. Nicht gleich, in zwei, drei Generationen vielleicht, denn nichts scheint in der Zukunft unmöglich, wenn es uns dann noch gibt.
Es würde jetzt zu weit führen, wenn ich diesen sicherlich schockierenden Gedankengang an dieser Stelle explizit erörtern würde, dennoch, schon die Tatsache des bis heute doch sehr komplizierten Geburtsvorganges könnte bei Männern revolutionär verändert werden. Schmerzunempfindlicher, schneller, kostenfreundlicher, ganz nach der Prämisse „Entlasten der Frauen“. Vorbei ist „haben wir schon immer so gemacht“. Reißverschluss-Methode, liegt dem Patentamt schon vor.
Ich muss jetzt leider aufhören, denn irgendwie fühle ich mich plötzlich ziemlich unwohl. Verlässt mich jetzt gänzlich mein maskulines Gefühl oder darf ich es nicht mehr haben?
Horst
P. S. Über den tatsächlichen Lauftag kann ich erst berichten, wenn ich wieder bei Sinnen bin. Der Frühling geht uns bis dahin nicht verloren.
Immer mit Fragen zu beginnen, ist irgendwie ätzend oder etwa nicht? Gleich raus mit den Fakten, zack, zack, schon erledigt, von Autor*innen gedacht für Rezipient*innen zur Info. Nein, so auch wieder nicht, das ist nicht meine Art. Ich kann das gar nicht. Fragen entstehen mitunter zwangsläufig und sind oft genug Anlass, eigene Zweifel zu überdenken oder Besserung zu geloben. Vergesslichkeit, wie oben suggeriert, muss nicht unbedingt Beantwortung finden, wenn sich das Thema ohnehin schon in der Zielrichtung befindet, demgemäß etwas Geduld. Ihr ahnt es. In nachdenklich klingenden oder im krassen Gegenteil dazu verfassten Reports mit gelegentlich humorigen Einlagen liegt geradezu der Reiz des Schreibens. Nicht dass mich jemand dazu antreibt, es ist keine Arbeit, einfach so.
Versprochen hatte ich, vom letzten Lauftag zu berichten, der ja überdeckt war von wichtigeren Tatsachen. Obwohl die löbliche Einrichtung der Mommsen-Duschen feiertagsbegründet nicht nutzbar waren, kam doch eine stattliche Anzahl von Laufbegeisterten am Dienstag zusammen. Allen voran der Spiritus Rector Hübi, der ja nun seit längerer Zeit „sein eigenes Ding macht“ (Originalton). Und wer will ihm das absprechen? Mit Sicherheit niemand, ebenso wie sich die ehemals vielköpfige Laufschar inzwischen in mehrere „Klassen“ geteilt hat. Unsere „Sektionschefin“ Bärbel bringt das immer gekonnt unters Volk, so dass sich alle angesprochen fühlen. Niemand muss/soll alleine laufen, was auch wichtig für Eventualfälle ist. Da auch ich seit längerem vorschlagen darf, welchen Kurs die moderat Laufenden mit mir nehmen wollen oder sollten, kommt stets eine Runde zusammen, die nicht eine wie die andere ist. Und aus diesem „Entdeckertum“ ergeben sich Zufälligkeiten, die kein Einerlei abgeben.
Ansage: Halbinsel Siemenswerder. Kein Neuling, jedoch selten gelaufen. An diesem Tag formiert sich eine kleine Gruppe, die mich begleitet oder auf Sichtweite vorauslaufen will. Alles Läuferinnen, demnach bin ich als einzelner Mann die Randfigur schlechthin. Noch bemerkenswerter: ich kann nicht laufen, Radfahren, das geht. Nun soll niemand glauben, auf dem Fahrrad zu sitzen (oder es zu tragen) bringt nichts. Km sind km und Bewegung bringt oder erhält Kondition. Ca. 12 km insgesamt sind Standard. Für Tempo wird nicht gesorgt, hier geht es nicht mehr nach dem Diktat der Uhr, einzig das Lauferlebnis zählt, kurze Pausen nach Bedarf oder nach kraftvollen Anstiegen sind mehr oder minder notwendig. So gesehen, in der Wiederholung eine immerwährende Beibehaltung der jeweils zuträglichen Leistungsfähigkeit. Wer da sagt „lahme Krücken“ ist falsch gewickelt, mit null Kondition ist nichts zu machen.
„Meine“ Frauentags-Damen waren ein munteres Quintett und ich der Dirigent ohne Taktstock, obwohl Wegweiser mit Rufen wie „jetzt links, dann runter, aufpassen, Wurzeln.“ Auch kurze heimatkundliche, geschichtliche oder landschaftlich-naturkundige Hinweise konnte ich mir verkneifen, obwohl Oberlehrer oder Besserwisser nicht zu mir passen. Und wenn jetzt noch jemand einwendet, ich bin wohl ein echter Frauenversteher, dann gebe ich bekannt: „Ich bemühe mich, meist vergeblich.“ Wie hat schon Professor Higgins in „My fair Lady“ zu Eliza Doolittle gesagt? „Warum kann eine Frau nicht so sein wie ein Mann?“ Naja, was soll man sagen, ist eben nicht gewollt?! Lassen wir es wie es ist.
Die Tour im Kurzüberblick: Waldschulallee Richtung Teufelsberg, dann Abzweig mit Anstieg zum Endstück der Straße am Postfenn (kurz vor Scholzplatz). Um den gepflegten Wanderweg zum Rupenhorn zu erhalten, nahmen wir stattdessen die wesentlich interessanteren Querwege, die uns waldseits hinter der Bebauung bis zum Einstieg in den eigens angelegten Hangweg weit oberhalb des Stößensees führten. Den kurvigen Treppenabgang bis zur Havelchaussee hat wohl noch niemand aus der Läuferschar genutzt, weil der weiterführende Hangweg verlockender scheint. Unten angekommen, nicht gleich weiterlaufen, erst einmal gucken. Was gibt es da zu sehen? Die Heerstr.-Brücke von unten. 1908/09 wurde sie in Anlehnung zur Eiffelturmbauweise als Stahl-Fachwerkbrücke unter Ltg. des Architekten Karl Bernhard gebaut. Inzwischen steht dieses tolle und grünlich patinierte Bauwerk berechtigt unter Denkmalschutz. Drunter und drüber könnte man bei uns sagen. Unten standen wir, hoch mussten wir, um die Brücke zu überqueren. Sie überspannt nur etwa 50 – 60 m die Wasserstraße Stößensee – Steffenhorn/Tiefwerder, um von Charlottenburg nach Spandau zu kommen. Darüber gibt es andere Geschichten, später einmal.
Gleich auf der Spandauer Seite geht es unbemerkt nur für Fußgänger (-läufer) linke Hand beim winzigen Einschlupf zum Stößensee, ein wahres Aussichtsparadies, herunter. Weiterlaufen bis zum Siemenswerderweg (Werder = Insel oder Niederung zwischen Seen und Flüssen). Hier beginnt eine Umrundung der Halbinsel mit Halbzeit am Gemünd (Haveleinfluss in die seenartige Verbreiterung Richtung Potsdam). Bei März-Sonnenschein fantastisch. Das zweite Halbstück verlangt einiges, nämlich richtig bergauf. Wir schaffen das. Zurück über die Brücke rauf zum Rupenhorn, nicht Straße, sondern schon davor auf sich windendem und ansteigendem Weg, bis wir erneut den Wald abseits des RBB-Sendeturms erreichen. Um nun die gedachten 12 km nicht zu überziehen, gönnten wir uns einfach die Kranz- und Lyckallee, die sehr beruhigt auf dem Gehweg zu bewältigen sind. Den letzten km nahm niemand mehr so richtig ernst; ein Auslauf. Das war`s.
Marita, Lilly, Cornelia, Hildegard, Kristina, ich danke, dass ich euch begleiten durfte.
Nun noch morgen den Donnerstag abhandeln, dann könnt ihr mich 10 Tage in den Schnee schicken. Somit vorläufig erholsame Sendepause……… (für euch). Weder Ski- noch Beinbruch kann ich gebrauchen, bin nämlich beim Berlin-Marathon in sechs Monaten angemeldet. Wer weiß, was noch dazwischen kommt?
Kurve, Kehre und trotzdem geradeaus bis zum Kaffee
Wäre ich ein Lurch, hätte ich anstatt fünf nur vier Finger. Das wäre ziemlich misslich, denn seit ich vor langer Zeit zwangsweise, wie andere auch, vom Schreibmaschinen-Einfinger-Suchsystem auf das vielgriffige PC-Manual umsteigen musste, ist jeder Finger, rechts wie links, unverzichtbar geworden. Vorbei ist ebenso die Zeit der Fingerbreite, die als Maßeinheit nur noch umgangssprachlich in Gebrauch ist. Das nur nebenbei. Wie komme ich nur darauf? Na, weil ich ein Vielschreiber bin.
Schaut her: Heute war Laufen dran - ist ja Donnerstag. Also scharte ich sechs weitere Menschen mit Namen Cornelia, Hildegard, Kristina, Marion(8), Marita und Rainer um mich. Es galt, die alte Südkehre der AVUS neu zu entdecken, die eigentlich weder als fertiges Bauwerk noch als gebrauchsfähige Wegführung jemals zur Funktion kam, weil das Ding niemals realisiert wurde. Aus den Anfängen der Planung entstand im Grunewald kurz vor dem Knick der Havelchaussee (im Auslauf Kronprinzessinenweg als Radfahrstrecke) ein Wall, der nach Jahrzehnten längst von Bäumen geschluckt wurde. Das Areal ist zwischenzeitlich als Schießplatz missbraucht worden, heute Geschichte. Der ist die Laufschar nachgegangen.
Ein Laufweg kann lang sein, in Gemeinschaft entsteht Spaß, wenn es nicht um Konkurrenz geht. Die ist bei uns nicht vorhanden. Allerdings hatten alle gemeinsam und (ja, auch) für sich ganz allein das landschaftliche Ambiente rund um Krumme Lanke und Schlachtensee, denn es war menschenleer. Juhu mit der strahlenden Sonne. Längs der Uferwege, die an den Wochenenden wegen Überfüllung tunlichst vermieden werden sollten, stellte sich alles ein, was diese schöne Natur bietet. Nicht nur Reiher, Kormorane, Mandarin-, Stockenten und, wie bestellt, Familie Schwan, sondern ein noch völlig „unverblätterter“ Blick über die Wasserfläche taten wohl.
Ein kurzer Straßenablauf über die Spinnerbrücke und dann gleich rechts diagonal rein auf den Waldlaufweg (überaus schön) Richtung Havelchaussee. Spätestens hier sollten Frischluftschnapper eine Extra-Portion Sauerstoff ins Lungendepot baggern. Beim Umschauen erblickte ich nur entspannte Gesichter, das färbt ab. Mit dem kreuz und quer Laufen habe ich es wohl. Zugegeben, ich mag es nicht, Strecken „abzulatschen“, wo jede Baumrinde bekannt ist und keinerlei Überraschungen zu erwarten sind. Das ist doch öde. So ging es auch diesmal ein Stück des Weges, der wenig Benutzungsfrequenz, dazu starken Laubbefall aufwies (gut für die Extremitäten-Gelenke, weil der belaufene Unterboden gute Polsterung hergab). Nur ein Stück Radweg Havelchaussee, einen Knick nach links, 100 m vielleicht: „Da, seht ihr? Diese Höhe, das ist der gesuchte Wall, die Südkurve/-kehre.“
Oooch, Marita und ich hatten vordem darüber einen netten Diskurs. Nach jeweiligen Recherchen stellten wir beidseitig fest, zwei Meinungen, trotzdem war jede berechtigt. Nur kurz: Die ehemals aktiv benutzte Renn-Südkurve befand sich kurz vor dem Hüttenweg, also „die Richtige“. Die eigentlich geplante und heute in der Zeitfolge „naturisierte“ Kehre ist Bestandteil des Waldes und verleiht der Ecke einen unverkennbaren Charme. Demnach mussten wir hin, und zwar auch auf die Kammhöhe, die einen nicht ganz lupenrein astfreien Lauf bot. Warum auch? Wir kamen durch, niemand meckerte. Die Zeit drängte? - eigentlich nicht. Der Kaffee und Leckerlis konnten warten.
Noch 3 km, dann war es soweit. Kurz unter der AVUS-Brücke des Wald-Fischerhüttenweges hindurch, am geschlossenen Kiosk Elvirasteig vorbei, links eine Anhöhe zum „Von-oben-Anblick“ der heute absolut still liegenden Krummen Lanke und dann den lohnenden Blick in die Sackgasse nehmen, über die eine Berliner Gazette einmal die übertriebene Feststellung getroffen hatte, sie „ist eine noble Adresse“. Haha, „Kleinbürgertum“ hätte es früher einmal geheißen. Dementsprechend war auch der dargebotene Kaffee + Self-made-jam, Grapefruit/Apfelsinen-Toast + Mini-Donuts. Mehr nicht.
Fast wie immer: 12 km. Für mich 10 Tage nicht. Bin dann mal weg.
Abschließend zum Eingangs-Nebenbei: Es ist ja nur ein symbolischer Vergleich. Ob Lurche Schreibmaschine schreiben können, ist in der Dressur noch nicht erprobt. In der Digitalwelt reichen selbst unsere von der Schöpfung her verliehenen Kräfte auch bei uns ohne intensive Dressur (ääh, ich meine Schulung, natürlich) oft genug nicht (mehr) aus. Vielleicht besteht die Gefahr, dass in Zukunft selbst 10 Finger nur noch als „stehen-, zurückgeblieben“ zertifiziert werden. Insofern, wer weiß, mutieren einige in Richtung Lurch? Bitte nicht.
Horst
Jetzt noch in eigener Sache:
Manchmal ist es schön, wenn Einzelnes fotomäßig belegt wäre (allerdings nicht ganze Foto-Batterien). Ich bin nicht der geeignete Fotograf. Falls zutreffendes Bildmaterial wie z.B. von "Asphalt-Cowboy" der Rapunzelturm und der Wasserturm beigesteuert (!!!), ggf. auch von "Fotomodellen" m/w/d oder Gruppe, zur Verfügung stehen. Gerne.