Re: Hotti
von Hotti » 09.03.2022, 17:07
Wo waren wir stehengeblieben?
Immer mit Fragen zu beginnen, ist irgendwie ätzend oder etwa nicht? Gleich raus mit den Fakten, zack, zack, schon erledigt, von Autor*innen gedacht für Rezipient*innen zur Info. Nein, so auch wieder nicht, das ist nicht meine Art. Ich kann das gar nicht. Fragen entstehen mitunter zwangsläufig und sind oft genug Anlass, eigene Zweifel zu überdenken oder Besserung zu geloben. Vergesslichkeit, wie oben suggeriert, muss nicht unbedingt Beantwortung finden, wenn sich das Thema ohnehin schon in der Zielrichtung befindet, demgemäß etwas Geduld. Ihr ahnt es. In nachdenklich klingenden oder im krassen Gegenteil dazu verfassten Reports mit gelegentlich humorigen Einlagen liegt geradezu der Reiz des Schreibens. Nicht dass mich jemand dazu antreibt, es ist keine Arbeit, einfach so.
Versprochen hatte ich, vom letzten Lauftag zu berichten, der ja überdeckt war von wichtigeren Tatsachen. Obwohl die löbliche Einrichtung der Mommsen-Duschen feiertagsbegründet nicht nutzbar waren, kam doch eine stattliche Anzahl von Laufbegeisterten am Dienstag zusammen. Allen voran der Spiritus Rector Hübi, der ja nun seit längerer Zeit „sein eigenes Ding macht“ (Originalton). Und wer will ihm das absprechen? Mit Sicherheit niemand, ebenso wie sich die ehemals vielköpfige Laufschar inzwischen in mehrere „Klassen“ geteilt hat. Unsere „Sektionschefin“ Bärbel bringt das immer gekonnt unters Volk, so dass sich alle angesprochen fühlen. Niemand muss/soll alleine laufen, was auch wichtig für Eventualfälle ist.
Da auch ich seit längerem vorschlagen darf, welchen Kurs die moderat Laufenden mit mir nehmen wollen oder sollten, kommt stets eine Runde zusammen, die nicht eine wie die andere ist. Und aus diesem „Entdeckertum“ ergeben sich Zufälligkeiten, die kein Einerlei abgeben.
Ansage: Halbinsel Siemenswerder. Kein Neuling, jedoch selten gelaufen. An diesem Tag formiert sich eine kleine Gruppe, die mich begleitet oder auf Sichtweite vorauslaufen will. Alles Läuferinnen, demnach bin ich als einzelner Mann die Randfigur schlechthin. Noch bemerkenswerter: ich kann nicht laufen, Radfahren, das geht. Nun soll niemand glauben, auf dem Fahrrad zu sitzen (oder es zu tragen) bringt nichts. Km sind km und Bewegung bringt oder erhält Kondition. Ca. 12 km insgesamt sind Standard. Für Tempo wird nicht gesorgt, hier geht es nicht mehr nach dem Diktat der Uhr, einzig das Lauferlebnis zählt, kurze Pausen nach Bedarf oder nach kraftvollen Anstiegen sind mehr oder minder notwendig. So gesehen, in der Wiederholung eine immerwährende Beibehaltung der jeweils zuträglichen Leistungsfähigkeit. Wer da sagt „lahme Krücken“ ist falsch gewickelt, mit null Kondition ist nichts zu machen.
„Meine“ Frauentags-Damen waren ein munteres Quintett und ich der Dirigent ohne Taktstock, obwohl Wegweiser mit Rufen wie „jetzt links, dann runter, aufpassen, Wurzeln.“ Auch kurze heimatkundliche, geschichtliche oder landschaftlich-naturkundige Hinweise konnte ich mir verkneifen, obwohl Oberlehrer oder Besserwisser nicht zu mir passen. Und wenn jetzt noch jemand einwendet, ich bin wohl ein echter Frauenversteher, dann gebe ich bekannt: „Ich bemühe mich, meist vergeblich.“ Wie hat schon Professor Higgins in „My fair Lady“ zu Eliza Doolittle gesagt? „Warum kann eine Frau nicht so sein wie ein Mann?“ Naja, was soll man sagen, ist eben nicht gewollt?! Lassen wir es wie es ist.
Die Tour im Kurzüberblick: Waldschulallee Richtung Teufelsberg, dann Abzweig mit Anstieg zum Endstück der Straße am Postfenn (kurz vor Scholzplatz). Um den gepflegten Wanderweg zum Rupenhorn zu erhalten, nahmen wir stattdessen die wesentlich interessanteren Querwege, die uns waldseits hinter der Bebauung bis zum Einstieg in den eigens angelegten Hangweg weit oberhalb des Stößensees führten. Den kurvigen Treppenabgang bis zur Havelchaussee hat wohl noch niemand aus der Läuferschar genutzt, weil der weiterführende Hangweg verlockender scheint. Unten angekommen, nicht gleich weiterlaufen, erst einmal gucken. Was gibt es da zu sehen? Die Heerstr.-Brücke von unten. 1908/09 wurde sie in Anlehnung zur Eiffelturmbauweise als Stahl-Fachwerkbrücke unter Ltg. des Architekten Karl Bernhard gebaut. Inzwischen steht dieses tolle und grünlich patinierte Bauwerk berechtigt unter Denkmalschutz. Drunter und drüber könnte man bei uns sagen. Unten standen wir, hoch mussten wir, um die Brücke zu überqueren. Sie überspannt nur etwa 50 – 60 m die Wasserstraße Stößensee – Steffenhorn/Tiefwerder, um von Charlottenburg nach Spandau zu kommen. Darüber gibt es andere Geschichten, später einmal.
Gleich auf der Spandauer Seite geht es unbemerkt nur für Fußgänger (-läufer) linke Hand beim winzigen Einschlupf zum Stößensee, ein wahres Aussichtsparadies, herunter. Weiterlaufen bis zum Siemenswerderweg (Werder = Insel oder Niederung zwischen Seen und Flüssen). Hier beginnt eine Umrundung der Halbinsel mit Halbzeit am Gemünd (Haveleinfluss in die seenartige Verbreiterung Richtung Potsdam). Bei März-Sonnenschein fantastisch. Das zweite Halbstück verlangt einiges, nämlich richtig bergauf. Wir schaffen das. Zurück über die Brücke rauf zum Rupenhorn, nicht Straße, sondern schon davor auf sich windendem und ansteigendem Weg, bis wir erneut den Wald abseits des RBB-Sendeturms erreichen. Um nun die gedachten 12 km nicht zu überziehen, gönnten wir uns einfach die Kranz- und Lyckallee, die sehr beruhigt auf dem Gehweg zu bewältigen sind. Den letzten km nahm niemand mehr so richtig ernst; ein Auslauf. Das war`s.
Marita, Lilly, Cornelia, Hildegard, Kristina, ich danke, dass ich euch begleiten durfte.
Nun noch morgen den Donnerstag abhandeln, dann könnt ihr mich 10 Tage in den Schnee schicken. Somit vorläufig erholsame Sendepause……… (für euch). Weder Ski- noch Beinbruch kann ich gebrauchen, bin nämlich beim Berlin-Marathon in sechs Monaten angemeldet. Wer weiß, was noch dazwischen kommt?
Horst