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Hotti

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 13.11.2024, 16:18

Wohl auf den Hund gekommen

Vor einigen Wochen hatte ich ein freundliches Gespräch mit einem Nachbarn. Rein zufällig begegneten wir uns, während ich mich beim ersten Laubfegen vor der Haustür bewegte, wollte er trotz Augenkontakt mit einem Handwinken und den hingeworfenen Worten „Sie haben`s gut“, was wie ein Gesprächsangebot klang, an mir vorbeischleichen. Meine Antwort darauf „Na, Sie doch auch“ traf ihn nur noch am Hinterkopf, was aber wohl ausreichte, dass er sich umdrehte und wir unversehens ins Reden kamen. Von wegen nur Frauen würden tratschen, wir zwei Männer (also Nichtfrauen!) wohl in dem Augenblick nicht minder. Jetzt ernsthaft: Das Gespräch drehte sich zunächst natürlich um das Thema Gesundheit, wobei jeder seine derzeitigen Zipperlein in epischer Breite vortrug, bis wir uns zunächst unterschiedlichster Meinung, dann doch einig waren, dass körperliche Bewegung vielfach dazu beiträgt, etliche Wehwehchen zu lindern oder gar von vorn herein nicht aufkommen lässt.

„Schön und gut“, fand der Nachbar und weiter „aber Sport, wie bei Ihnen, ist nicht so mein Ding.“ Das konnte ich ihm ansehen, denn die Kugel, die er vor sich herschob, kam nicht von ungefähr. Klar, wer viel sitzt, es immer überaus bequem liebt und dazu noch gut und gerne isst, landet sehr schnell in der Rubrik „Übergewicht“. „Springen Sie doch hobbymäßig, ohne Sportambitionen, allmorgendlich in oder um den See“ (der vor der Haustür liegt!)". Mein Appell für`s Wasser kam wohl einen Monat zu spät, denn der diesjährige, bei uns schöne Herbst war bereits in vollem Gange und die Wassertemperaturen sanken in den Bereich, der für Warmduscher denkbar ungeeignet ist. Also jetzt schon Beginn der winterlichen Eiszeit, obwohl es seit etlichen Jahren keine feste Eisdecke, geschweige denn Schnee, die zum Schlittschuhlaufen und Rodeln geeignet wären, gegeben hat? Ein vermeintliches Überzeugs-Ass hatte ich noch im Ärmel.

„Was halten Sie davon, wenn Sie am besten zwei-, dreimal in der Woche eine Runde um die Krumme Lanke drehen? Das sind von Haus zu Haus 3 – 3,5 km, in angenehmen Schritt-Tempo“ Die prompte Antwort: „Das ist mir zu langweilig.“ „Und in Gemeinschaft?“, „Schon gar nicht, ich will nicht verpflichtet sein.“ --- Ääh – bis mir die Idee kam: „Sie sollten einen Hund nehmen, dann müssen Sie dreimal am Tag nach draußen und wenigstens eine abgespeckte oder meinetwegen für „Waldi, Purzel oder Tarzan“, die jedweder Rasse angehören, auch eine Pipi- Runde in Kauf nehmen! Und Sie sind in Aktion.“ Seine daraus folgende Mimik und das Signal weiterzugehen, beendeten den kurzen Plausch.

Einige Tage später erhielt ich unverhofft einen Anruf: „Das haben Sie davon, der Hund ist da, noch etwas scheu, aber raus muss er und ich mit ihm. Ein Versuch.“

Inzwischen sind tatsächlich schon etliche Tage vergangen. Hund und Spaziergänger sind täglich unterwegs, es scheint zu funktionieren. Wenn jetzt noch das vorhandene Hüftgold sich beim „Bekehrten“ verringern würde, meine Güte. Bin ich nun Missionar, der stets andere zum neuen Glauben verhelfen will? Mit Sicherheit nicht, denn jeder soll nach seiner eigenen Façon selig werden, sagte schon der Alte Fritz. Hält die Erkenntnis und der Beweg(ungs)grund an und wird damit eine positive Veränderung der Lebenssituation gewonnen, dann ist das ein Zeichen von Aufgeschlossenheit beim Angesprochenen und für mich als zufälliger Ratgeber, eine Bestätigung, dass selbst ein vermeintlicher Tratsch durchaus Nützliches bewirken kann.

Die Begegnungen sind nicht häufig, aber wenn, dann gibt es ein fröhliches Handwinken oder es kommt zumindest ein netter Gruß. Gespräch? Nicht unbedingt, der Mann muss ja voran - mit seinem Hund. Sein wahrscheinlich täglich mehrfacher Lauftreff. Volltreffer.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Lauffreak » 13.11.2024, 19:57

Lieber Horst,
wie du weisst, lese ich deine Beiträge sehr gerne. Heute mit einem Augenzwinkern:

wir zwei Männer (also Nichtfrauen!)

So einfach ist das seit dem 1. 11. 2024 nicht mehr.

Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG)

Ohne Ausweiskontrolle nicht mehr möglich festzusstellen, ob Mann, Frau oder was weiß ich schon für
ein Geschlecht mein Gegenüber gerade ausgewählt hat.

Wünsche dir für deine bevorstehende OP als Gute und viele Grüße
Klaus
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 15.11.2024, 14:17

Hallo Klaus, du "Nichtfrau",

etwas verschmitzt muss ich jetzt über deinen Beitrag lächeln. Du weist ausdrücklich auf die inzwischen schon zum Allgemeinbegriff gewordene Diversität hin, deren Randgruppe zwar unbestreitbar, akzeptiert oder nicht, längst zur Kenntnis genommen wird. Meine Titulierung „Nichtfrauen“ hingegen war humoristisch, aber nicht minder ernst und richtig gemeint, weil der Vergleich zum angeblichen „Tratschen der Frauen“ durchaus auf Männer zutrifft, wenn die ins Schwafeln kommen. Es nun von allen Seiten abzuprüfen, ob nun jeder/jede tatsächlich dem äußeren Status nach sichtbar angehört, ist zumindest mir ziemlich egal. Mir geht es vielmehr um Gleichberechtigung, auch um Vergleichbarkeit, jedoch ebenso um Abgrenzung bzw. Zuordnung, da wo es angebracht ist. Darum ist klipp und klar: Mein Nachbar ist, ohne Fotobeweis, genau wie ich, ein Mann, drum die sprachliche Umkehrung Nichtfrau.

Und beiläufig: Geht es uns nicht langsam auf den Keks, diese ewigen Abwägungen, Diskussionen und schließlich Regelungen bis ins Kleinste, damit wir alle wissen wo es lang geht? Geschenkt!

Und: Nichts für ungut, selbst wenn es jetzt sogar gesetzliche Regelungen - wie du schreibst - gibt.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 15.11.2024, 16:45

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Das wollte ich noch anfügen: Eine Verlautbarung des Berliner Ensemble
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 24.11.2024, 20:01

Im Schlusszwölftel des Jahres

Nun kommen sie bald, die Naschtage. Spätestens ab 1. Advent, dann folgend Nikolaus, und die weiteren Adventswochenenden, ganz klar, das Weihnachtsfest, schließlich die Zeit bis zum Auslauf des Jahres verführen geradezu, sich von den bisher gelebten Essgewohnheiten zu verabschieden, nichts da von wegen Schmalhans Küchenmeister, üppigste Völlerei. Jedes Jahr von Neuem nehme ich mir vor, eisern dem „Bunten Teller“, den Dominosteinen, Printen, dem Lebkuchen und dem schlimmsten aller Gebäcke, der Stolle und mit ihr gleichrangig, das einzigartige italienische Panettone (Große Brot), zu entsagen. Fehlanzeige, ich sag`s voraus: zwei Striche mehr auf der Gewichtsskala.

Da es von Jahr zu Jahr gewissermaßen eine Verpflichtung ist, quasi zu sündigen, bleibt die Reue im Neuen Jahr natürlich nicht aus. Was tun dagegen? F. d. H. soll ja sehr beliebt sein, stringenter wird Diät empfohlen, ganz Versessene begeben sich zur Fastenkur. Alles nicht so sehr mein Ding. Ich machte es bisher viel einfacher, denn seit mehr als einem Jahrzehnt war ich der rein familiär, private Maitre de Cuisine. Bitte nicht wörtlich nehmen, denn in der ersten Zeit war mein zeitweiliger Platz in der Küche ziemlich anstrengend: Kochen war bis dahin ein Fremdwort für mich als Berufssüchtiger (50 Jahre). Schlagartig musste sich das ändern, sonst wäre ich wohl in die Kaste der Hungerkünstler verwiesen worden. Die Notwendigkeit etwas zu übernehmen, das mir relativ unbekannt war, stand urplötzlich vor mir. Da besann ich mich meiner Leidenschaft des Lesens, das war die Rettung, und fortan verschlang ich Rezepte der Kochkünste, um mich und mein Umfeld vor mageren Zeiten zu bewahren. Daraus folgt: Wer lesen kann, kommt durch`s Leben.

Zurück zur Reue. Nicht wirklich, die Sünden sind niemals hemmungslos. Ich gebrauche das schöne Wort `moderat`. Allerdings, das muss ich zugeben, die (meine Zeit in der) Küche hat sich gewandelt. Allerdings keine Fraktionszugehörigkeit zu irgendeiner Kostgängerschaft. Weder Veganer, noch reiner Vegetarier und Öko nur dann, wenn sinnvoll und bezahlbar. Jedoch, bewusst essen, und zwar ohne Verlust auf Schmackhaftes und so von allem etwas, allerdings hat bei uns die oft übliche Fleischküche schon vor mehreren Jahren geschlossen. Fisch willkommen, nur keine Fischfarm“erzeugnisse“. Merkt ihr schon jetzt, wie das 2 kg-Hüftgold spätestens Ende Januar (wie seit Jahren) verschwunden sein wird?

Ich gestehe eine grundsätzliche Verfehlung. Es passiert unweigerlich an Heiligabend – generationsübergreifend! Der Speichelsturz setzt schon heute ein, wenn ich daran denke. Kartoffelsalat mit Würstchen!!! mit Nachschlag, fast frevelhaft, ein Bier dazu. Nur an diesem einzigen Tag. Weil man sich ja sonst nichts gönnt.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle noch nicht vorauseilen, sondern eher alles so wie jedes Jahr ablaufen lassen, als da in meinen Reihen sind: viele Geburtstage, von all denen, die wohl in den ersten Wonnetagen des Frühlings ihre Gen-Herkunft erhalten haben. Gewiss, alles ansteckend fröhliche Leute, gerade in der dunkelsten Jahreszeit, die dann mit Winterbeginn alsbald auf mehr Helligkeit hoffen lässt. Wenn dann noch der längst nicht mehr aktuelle Schneewinter einkehren sollte, dann wäre zumindest ein Fünkchen Glaube vorhanden, dass unsere Klimamisere etwas aufgehalten wird. Ganz neben bei: Die gerade zu Ende gegangene Welt-Klimakonferenz in Baku/Aserbaidschan war notwendig, mit gutem Willen eröffnet und ist nun ohne jegliche Verbindlichkeit, also als echter Flop in die Tüte gepackt. So geht`s mit der politischen Offen- und Vielseitigkeit.

Wieder zu uns: Meine Erinnerung und zukünftiger Traum: Verschneiter Grunewald, gefrorene Waldseen, Betrieb auf den Rodelbahnen und die eigene Spur setzen im Neuschnee.

Allen eine schöne Adventszeit und nicht vergessen: Es gibt wunderbare Weihnachtsmärkte (wohlgemerkt keine Fressmeilen!). Meine Tipps: Schloss Britz, Luckenwalde, Lüneburg, Leipzig (völlig klar!), Quedlinburg, Lübeck. Bestimmt noch eine Vielzahl mittelalterlicher Veranstaltungen anderswo. Nicht zuhause hocken, hingehen.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 06.12.2024, 13:58

Weihnachtszeit, eine schwierige Zeit…

so wird vielfach gemeint, und mit Sicherheit ist da auch etwas dran, denn bei mir selbst (von wem sollte ich in meiner Handicap-Phase sonst sprechen?) läuft vieles nicht so ab wie gewohnt. Natürlich ist der letzte Monat im Jahr ein ganz besonderer Zeitraum, der oft genug schon im November mit dem ersten Adventswochenende beginnt, wie gerade erst kürzlich. Ist der Monat Dezember erst einmal ins Laufen gekommen, dann rasen die Wochenenden förmlich vorbei, weil ja 2., 3. und schließlich 4. Advent stets erhöhte Aufmerksamkeit verlangen, als da sind die Vorbereitungen auf Weihnachten.

Vor mir liegt geradezu ein Ablaufplan, der strategisch und meist gezielt in Kooperation mit der Familie aufgestellt und nunmehr zur Umsetzung, besser Abarbeitung bereit liegt. Und ausgerechnet heute ist Nikolaus (Gottlob die Kinder sind längst außer Haus!), der einst unbedingt wichtig war. Nunmehr werden kaum noch Schuhe geputzt und vor die Tür gestellt, um am Sechsten des Monats überrascht zu sagen, aha, wie schön die Gabe. Er, der Niko, gilt ja als guter Bruder vom Weihnachtsmann. Nicht umsonst hängt bei uns im Wintergarten passend zum 6. Dezember die so wichtige Bitte früherer Jahre, jetzt allerdings mehr zum sentimentalen Erinnern und zur Dekoration. Im Gegensatz zu Knecht Ruprecht, der ja ohne Rute kaum denkbar ist, sich jedoch bei Gebrauch sofort wegen Körperverletzung (§ 223 StGB) und Nötigung (§ 240 StGB) verantworten müsste und dann als Gewalttäter gebrandmarkt ist. Nichts da von wegen Sitten und Gebräuche. Die Zeit ist eine andere.

Alles hat seine „Ordnung“, alles ist geregelt bis ins Kleinste. Und wenn nicht, dann gibt es bestimmt zu allen möglichen Ereignissen Ausführungsbestimmungen, Ergänzungen, Nachträge oder Umarbeitungen der erlassenen Ge- und Verbote. Mit anderen Worten, die vermeintliche Freiheit ist auch in der Demokratie so fest in Kisten und Ketten verpackt, dass oft genug jeglicher Glaube an die eigene Gestaltungsfähigkeit des Lebens Einschränkungen erfährt. Freie Felder, zwischen du darfst und du darfst nicht, werden immer seltener. Was einfach dazu führt, dass die eigene Kreativität leidet, zumindest eingeschränkt wird. Von wegen Weihnachtsmann mit Rute. Deswegen geht er schon seit mehreren Jahren ohne einen Blick auf unser Haus zu werfen, an uns vorbei.

Wenn das mal alles wäre. Die Schar der Familie ist dank Kinder und Enkelkinder stetig gewachsen. Fehlen nur noch Urenkel. Für Letztere planen wir noch nicht, aber alle anderen werden natürlich beschenkt. Puh, das ist eine Arbeit, die einem keiner abnimmt. Und überall das dasselbe, ob auf den Weihnachtsmärkten oder in den geeigneten Geschäften, wo man fündig geworden ist, alle wollen unser Bestes - meist noch immer Bares, obwohl doch dieses kleine Kärtchen mit zutreffender PIN allzu gern gesehen wird….und „schön` Tach noch“. Die Kauflust hält sich in Grenzen, bleibt jedoch unvermeidlich, weil noch immer die eigens hergestellten Geschenke leicht überwiegen. In der Küche und in der kleinen Werkstatt herrscht eifriges Bemühen um termingerechte Fertigstellung.

Die Zeit, halt, halt, halt… der Hingucker des Jahres fehlt noch. Erstmals seit Jahren führt uns der Besorgungsweg nicht in einen Brandenburger Tann. Wir haben`s gut, betreiben Baumfrevel im eigenen Garten, obwohl ich sonst schützend vor jedem Baum stehe, wenn dem Unheil droht. Die betroffene Fichte durfte wachsen, mindestens 12 – 14 Jahre, obwohl sie immer im Wege stand. Nun aber, nach eigener, reichlicher Überlegung und Ankündigung, erlebt sie am 24. Dezember den Höhepunkt ihres leider nicht länger andauernden Lebens. Aah ja, den Baum schmücken, das ist ein Moment allergrößter Freude. Da lebt die Tradition, da kommen die Erinnerungen und es tritt Festlichkeit ein. Und wenn der Plätzchen-, Stollen-, Printen- und Lebkuchenduft samt Kerzen- und Tannengeruch erst die Stube füllt, ja, mein Gott, das ist es, worauf wir ein ganzes Jahr gewartet haben.

Den weiteren Ablauf überlasse ich allen, die noch immer an den Weihnachtsmann glauben oder auch nicht. Und nun kümmert euch um die Geschenke – nicht per Mausklick beim Versandhandel, sondern geht raus und behaltet die Übersicht über das, was man heute noch immer Portemonnaie nennt (wer weiß wie lange noch?). Überflüssig zu erwähnen, aber trotzdem: Nicht das tolle Essen vergessen!!

Die schwierige Zeit ist nicht so schwierig für diejenigen, die sich Zeit lassen und nicht erst im Schweinsgalopp auf die Piste gehen.

Viel Vorfreude.

Horst

P.S. Aufklärung

„Handicap-Phase“, gemeint ist die Fuß-OP. Ist Ende November erfolgt, sieht eklig aus und dauert, weil da Stifte rein und wieder raus mussten/müssen. Der Operateur meinte, ich könnte in 8 – 10 Wochen in die Lauf-Lern-Phase eintreten. Schaun mer mal. Falls nicht, Skifahren im März muss sein, für 180 km-Wandern mit Gepäck von der Wartburg bis nach Blankenstein an 10 Tagen am Rennsteig in Eigen-Regie im Mai und ebenso 5 Wochen Westen der USA (trotz Trump) im September 2025 habe ich heute eine Unverzichtbarkeitserklärung im Terminkalender unterschrieben. Mit !!!

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 11.12.2024, 16:46

Ruhe im Karton

Den Kalender stets im Auge zu behalten, geht mir manchmal so auf den Keks, dass selbst kleinste, ansonsten merkfähige, aber auch wichtigste, (neudeutsch) „Dates“ übersehen werden. Kann man nicht einmal, so frage ich, ganz im Sinne etlicher, vorsätzlich bewusster Terminverfehlungen, einfach mal alle Fünfe gerade sein lassen und mal gar nichts machen? Im Ernst, das ist keine rhetorische, vielmehr eine ziemlich nachdenklich stimmende Anregung über die Einhaltung meist lange im Voraus geplanter, ja, gebuchter oder sogar verabredeter Termine. Wer kann heutzutage ohne Terminkalender leben? Das Knoten im Taschentuch macht es schon seit grauer Vorzeit nicht mehr. Der gute Wandkalender, der Erinnerungs-Dinosaurier, ist und bleibt unentbehrlich, weil selbst die digitale Hinterlegung nicht das Gelbe vom Ei ist, nämlich oft übersehen oder akustisch nicht ge- oder überhört wurde. Dazu gestehe ich, mein Gehörsinn ist leider nicht mehr auf der Höhe früherer Jahre. Gleichsam ist es wohl eine gute deutsche Tugend, stets pünktlich zu sein, von Ausnahmen, wie bei allgemeinen Verkehrsplänen (Bus, Bahn, Flugzeug, Fähren), einmal abgesehen. Dort ist sie offensichtlich derzeit abgeschafft.

Wenn derlei Sinn und Zweck hinterfragt wird, dann scheint es durchaus angebracht, sich damit auseinanderzusetzen. Ich für meinen Teil bin durchaus nicht der Typ extrem gehandhabter Pünktlichkeit; der Versuch jedoch ist immer gewollt. Anderseits sind die Mittel- bzw. West-Anrainer am Mittelmeer mit „domani“ oder „mañana“ viel lässiger und schon stehen sich zwei völlig verschiedene Anschauungen gegenüber. „Was du heute kannst besorgen, schiebe nicht auf morgen“, sagen wir. Bums, da haben wir sie, die Unterschiede. Wie so oft im Leben, es gilt vielmehr die Betrachtungsweise, wie etwas auf die Reihe kommt. Denn zugegeben, die Andersmeinenden leben nicht unbedingt schlechter als wir. Es ist schlichtweg die Einstellung, die unsere westlichen Nachbarn, die Franzosen, so trefflich mit “laissez faire“ beschreiben. Alles in Ruhe geschehen lassen oder machen lassen, was sie wollen, aber auch „lass es sein“.

Ach, diese Betrachtungen und Vergleiche liegen mir relativ oft auf der Pelle, dann schreibe ich sie auf und nach Tagen, manchmal nach Wochen, kommt mir der Spickzettel wieder vor die Nase, so wie heute. Und da wir im rasenden Dezember alles vergessen dürfen mit Ausnahme der Feiertagsorganisation und vordem aller Besorgungen für das Familienfest (ein Graus, wenn das der Fall wäre!), lässt sich alles andere getrost mit etwas Lässigkeit bei Seite schieben. Nun wäre daraus zu schließen, dass meine Betrachtungen alles Selbstverständlichkeiten sind, über die nicht weitergeredet werden müsste. Stimmt und wiederum auch nicht. Weil, wo bleibt die Ausgewogenheit, das Ausschließen von Hektik und tatsächlicher Geldverschwendung bei manchmal unbedachtem Einkauf, und das alles ausgerechnet heute und nicht doch erst morgen?

Ja, das sind Sorgen, die nicht einmal wie das Schwarze unterm Fingernagel angesehen werden können. Um nicht zu sagen, dass es uns im Nord-, Süd-, Ost- und Westgefälle unseres Landes eigentlich saugut geht. Von ein paar Unstimmigkeiten an allen Ecken einmal abgesehen. Aber sonst? Kein Aber: Saugut mit vielen Mängeln.
Und vor allem: Kann noch immer gut schlafen, um morgens weiterhin keine Unruhe befürchten zu müssen, denn die erwünschte Ruhe in meinem ganz privaten Käsekästchen gebe ich gerne weiter, selbst wenn sich andere darüber das Maul zerreißen.

Ein paar durchaus kryptische Sätze, weil es sonst nichts weiter zu sagen gäbe, außer, dass jetzt für eine Reihe von Tagen wirkliche Ruhe eingekehrt sein sollte, die dem Dezember und dem hautnah bevorstehenden Jahresende sowie einem selbst guttun würden.

Advent = Ankunft - Wunderbar, eine Zeit wie dafür gemacht.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 18.12.2024, 18:33

Tourist in der eigenen Stadt

Es gibt Tage, die eigentlich ganz normal, eben gleichmäßig im gewohnten Rhythmus verlaufen und welche, die plötzlich aufgrund spontaner Eingebung oder oft durch besondere Anlässe ganz anders sind. Überraschend, aufregend, spannend, ein bisschen prickelnd, bestimmt nicht langweilig, wenn diese Attribute schon allein für sich stehen, dann verändern sie ohne Weiteres das Gemüt; die Welt sieht anders aus.

So ein Tag wie gestern erlebt. Ich erzähle, weil ich im Bereich Sport seit einiger Zeit so gut wie gar nichts zu vermelden habe, leider, bin aber inzwischen auf gutem (Genesungs-) Wege. Es war so – aus gerechnet jetzt kurz vor Weihnachten: Montag war‘s der oft Ungeliebte. Trotzdem sollte es ein Geschenk für – das Un jetzt gestrichen – diejenige sein. Ein Lebensjahr zu den bisherigen obendrauf, gehört zum Lauf der Dinge, somit Lebenslauf. Jeder Jahresring mehr verhilft zu mehr Übersicht, nicht unbedingt Weisheit, wie viele fälschlicherweise meinen. Jedenfalls stelle ich das an mir selbst fest, denn bekannterweise muss, nein, sollte man sich besser der Gelassenheit zuwenden, als sich mit Bürden zu belasten, die ohnehin morgen Schnee von gestern sind. Dies im Sinne, führte zu folgendem Tatendrang:

Ein Geschenk ganz anderer Art, neben dem obligatorischen Bukett und einem 24-Stunden-Ticket ÖVP Berlin. Neudeutsch: Sightseeing and Breakfirst for two. Auf denn, hin zur U-Bahn. Wir haben es gut, normalerweise sieben Minuten Fußweg, aber dank der mir für einen gewissen Zeitraum verpassten Gehhilfen, um nicht zu sagen Krücken, dauerte es etwas länger. Dennoch war ich dankbar, denn zweieinhalb Wochen in einer Bewegungs-Brache verbringen zu müssen, ist gelinde gesagt, wie gefesselt Sitzen im Quartier mit schmachtendem Blick aus dem Fenster. Aber: Zeit heilt Wunden, altbekannt, also weiter abwarten.

Die U 3, unsere Hausbahn in die Stadt, läuft zwar auf normaler Spur, aber mit erheblich geringeren Wagenmaßen im Vergleich zu anderen Linien, die mit größerer Wagenbreite und Aufnahmevolumen ausgestattet sind. Deshalb sieht die Linie eher aus wie ein Vorort-Zug, der aus der Ferne einem Spielzeug gleicht. Sechs Stationen fährt sie in offener Senke etwa 5 – 6 m unterhalb des Straßenniveaus, deshalb schleicht sie ganz leise, aber sichtbar von Krumme Lanke bis zur Podbielskiallee, um anschließend tunnelgeführt über Wittenbergplatz bis kurz Gleisdreieck dort weiterzufahren. Aber dann wird es spannend. Über ein Brückenkonstrukt, wo bei Ausfahrt aus dem Bahnhof am höchsten Punkt der Linie gleich rechts in Fahrtrichtung Warschauer Brücke das Eingangsportal des Deutschen Technikmuseums mit dem aufgehängten „Rosinenbomber“ passiert wird (ein Hingucker erster Güte!), geht es weiter, stets in luftiger Höhe mit Blick auf den unten verlaufenden Landwehrkanal.

Wenn das mal alles wäre. Bei Weitem nicht. Die Bahn rauscht behände weiter durch eine Straßenschlucht Hallesches Ufer, Gitschiner Str., Skalitzer Str. zur malerischen Oberbaumbrücke über die Spree und schließlich zur Endstation Warschauer Str. (17,4 km). Selbst wer das kennt, insbesondere es lange nicht mehr erlebt hat, bekommt bei bewusster Wahrnehmung (ohne Beteiligung am Handy- Gefummel der sonstigen Fahrgäste - 90%) nach kurzer Zeit ein Gefühl, als gleite man durch ein Wohnzimmer. Derart U-Bahnfahren macht Spaß und es gibt allerhand zu sehen.

Unsere Fahrt endete schon am Görlitzer Bahnhof. Volle Kanne Kreuzberg, obwohl der Kotti (Kottbusser Str. und -Tor) schon die Vorstation war. Jetzt in den Stadtteil einzutauchen, der einer der Kiezbezirke ist, erweckte in uns das Gefühl, wieder Berliner zu sein, andererseits die meisten Berliner hier einen Migrationshintergrund haben. Nun mittendrin, hier pulsiert das Leben, manchmal auch nicht. Kuchen-Kaiser, eine Stätte früherer Backkunst, am Oranienplatz gibt es nicht mehr, nirgends war der Kaiserschmarrn besser in Berlin. Unser Ziel war die Markthalle IX in der Eisenbahn- und Pücklerstr. Hier sollte es Frühstück geben, 11.00 Uhr. Falsch gedacht. Der Trubel und die Besetzung der Theken- und Kaffeetische beginnt an diesem Ort, zumal an einem Montag, erst gegen 15.00 Uhr. Nicht für uns.

Ha, gelacht. Wir haben ja ein Allround-Ticket. Ab zum Bus 140, der kreuz und quer mit Ansage aller Haltepunkte durch Kreuzelberg Richtung Tempelhof fährt. Wir hatten das Ausweichziel Marheineckeplatz/ Zossener Str. Rein also in die dortige Markthalle. Und hier hatten wir Mühe, überhaupt einen Platz zu ergattern. Dennoch, es klappte. Beinahe hätte ich gedacht im „Aux delices Normands“ gelandet zu sein, jene vermeintlich französische Adresse für gehobene Backwaren, die in Steglitz-Zehlendorf reichlich vertreten ist. Aber nein, es war ein anderer Betreiber französischer Köstlichkeiten. Wir waren bescheiden. Mit meinen lediglich 19 ½ Wörter umfassenden Französich-Vokabular bestellte ich „petit dèjeneur deux fois avec cafè, s`il te plaȋt“. Die Antwort kam nach kurzer Irritation und schuldbewusstem Zögern im herrlichsten Berliner Jargon: „Ha`ick erraten. Könn`Se ham, aba dauert `nen bisken.“ Kein Gemecker, Frühstück und Kaffee waren vorzüglich. Hernach verfielen wir nicht dem Bereich der Dekadenz, das Glas Champagner hieß zu Hause dann nur noch Henkel Trocken, auch“ Rotkäppchen“ stand zur Verfügung.

Vordem noch in die U-Bahn U 7 (Berlins längste Unterirdische) nur zwei Stationen bis zum Hermannplatz/Neukölln. Da gibt es eine Bude in der Hasenheide Ecke Hermann für Eierkuchen/
Kartoffelpuffer aus der Hand oder auch mit Messer und Gabel. Wohlgemerkt Eierkuchen - keine Crepès Wir wollten nur sehen, ob es sie noch gibt, aber einen haben wir doch probiert. Jetzt schwergewichtig zum Wittenbergplatz. Weihnachtliche, ja, festliche Beleuchtung entlang der Tauentzien und später im Bus 29 der strahlende KuDamm. Wann hatten wir das zum letzten Mal gesehen? Gewissensbisse überkamen uns und der Schwur, wir kommen nächstes Jahr wieder von Zehlendorf nach Berlin.

Horst

Die Fotomotive

KaDeWe Tauentzien
Der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche KuDamm

Trotz Nieselregen und Busfensterblick richtig schön
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 18.12.2024, 18:44

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 18.12.2024, 18:47

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