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Hotti

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 03.01.2022, 21:43

Altes und doch auf ein Neues

Nun ist es da, das Neue Jahr. Noch Anfang Dezember kam es erst ganz langsam heran, jedoch wurde die Zahl 2022 immer deutlicher, je kürzer der Abstand zum Jahresende wurde. Alle Gazetten landauf, landab, brachten Rückblicke, im Fernsehen und Rundfunk waren namhafte Politiker, ja auch *innen, manchmal sogar nur, zugange, um etwas fürs Gemüt zu sagen, Hoffnungen auszusprechen und die Verbundenheit in Zeiten der Corona-Pandemie, trotz oft räumlicher Trennung, zu erklären. Wir können damit in Momenten der Not umgehen und brauchen Alle gegenseitigen Beistand, Hilfe und den Glauben an Veränderungen, insbesondere an Gutes. Insofern ist das nicht nur ein Lippenbekenntnis, vielmehr ein soziales Grundgefühl aus dem und für den Kreis in unserem gemeinsamen Schicksalsbereich.

Fast ein großes Wort: Schicksalsbereich! Ist es nicht so, dass die tägliche Meldung über den Erkrankungszustand in unseren Breitengraden zum Ersten gehört, was wir allmorgentlich noch vor dem Frühstück zwangsläufig zur Kenntnis nehmen? Ich muss mir nicht vorstellen, wie jede einzelne Betroffenheit Auswirkungen auf die persönliche Konstitution hat. Das ist schon irgendwie vorgegeben vorhanden. Man fühlt mit und wünscht sich nur - verdammt noch mal - es möge absehbar ein Ende finden. Wunschdenken muss erlaubt sein.

Der Alltag hat uns, allen Hindernissen zum Trotz, eins, zwei, drei, wieder. Und „nach Regen scheint die Sonne, nach Weinen wird gelacht,…………wer hätte das gedacht?“

Die Freude auf Kommendes ist mindestens so schön wie der selbstgebackene Lieblingskuchen. Und da morgen früh der Lieblingskuchen noch warten muss, hat Ersteres Vorrang. Wer sagt`s denn? Dienstag ist Lauftag, die Schulferien sind vorbei, das Mommsenstadion ist geöffnet und die Waldrunden können gedreht werden. Auf, auf, Ihr „faulen Geister“, das noch frische Jahr braucht keine Schonzeit. Schlagt schon mal das Lauftagebuch auf, denkt an mögliche Wettbewerbe, plant die Lieblingsstrecken und Ferien/Urlaub nicht vergessen.
Ihr wisst, wie das 2021 und davor war: Am Schönsten ist es, wenn es vorbei ist. Nun ist noch alles vor uns - und eigentlich noch viel schöner, denn Sehnsucht lässt Träume zu. Ich wünsche 2022 viele davon.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 10.01.2022, 23:48

Schwarze Hand im Kofferraum

Bin ein bisschen spät dran. Gerade noch rechtzeitig, um die Schifffahrt nach Kladow anzutreten. Das setzt voraus, Fahrrad oder Auto an geeigneter Stelle gesichert abzustellen, dann Fußmarsch zum Wannseer Pier, ein verhaltenes Guten Morgen dem Fährmann. Das ist der, der die Taue fest- und wieder losmacht und die Verantwortung für die 20minütige Überfahrt gegenüber den Passagieren (wir sind ja auf See) trägt. Um 9.00 Uhr pünklichst geht es los. Im Laufe der Pandemie hat sich unser Donnerstags-Run so eingependelt, dass wir in 14tägigem Abstand das Berliner Festland verlassen, um auf der anderen Seite der seenartig verbreiterten Havel an der Imchenallee anlegen. Das einmännliche Empfangskomitee namens Gert nimmt unsere Gegenwart freudig zur Kenntnis und zaudert nicht lange, sondern ruft gleich zum Laufzeitvertreib Richtung Gatow auf. Gehorsam folgen wir ihm.

Waren wir ohnehin schon keine große Gruppe (max.7 -8), so dezimierte sich die Teilnehmerzahl auf bescheidene 5. Dafür gab es Grüße aus Florida und aus einem Renovierungshaus. Man sieht, die guten Vorsätze an Anfang des Jahres werden tunlichst umgesetzt. Ja, wo laufen sie denn?
Wir zumindest taten es, und zwar nicht zu knapp, längs des wunderschönen westlichen Havel-Uferweges, der allerdings nach ca. 3 km urplötzlich winterzeitlich versperrt war. Ein Weg führte durch Parzellengrundstücke, die wohl nur oberhalb der 10-15°C-Grenze bewohnt werden. Demnach irrten wir leicht planlos umher, bis der rettende Ausgang gefunden war. Vom Wasser genug, ging es in Feld und Flur, was in dieser wenig besuchten Ecke von Berlin etliche Reize verspricht. Die einzelnen Wege zu beschreiben ist wohl müßig, jedenfalls gelangten wir zum weiträumig umzäunten Militärgelände der Bundeswehr (ehemals Flugplatz Gatow) und zogen eine große Runde, ehe wir wieder havelabwärts strebten.

Das alles hört sich an, als wenn der Wanderclub „Flotte Möwe“ unterwegs wäre. Naja, geringfügig schneller waren wir schon, vor allem dann, wenn Steigungen kamen. Zugegebenermaßen war uns nicht danach, die schönen Landschaftseindrücke durch unnötige „Tempoverstärkungen“ zu unterdrücken. Als wir die 10km-Grenze lt. Laufuhr passiert hatten, war uns schon wohler, weil das Limit „over ten“ schon mal stand und noch der Schlusssprint offen war. Also ehrlich, der kam gar nicht, sondern gemütliches Auslaufen bis zur wirklich sehr schön gestalteten Uferpromenade an der Kladower Anlegestelle, wo der gastgebende Kladow-Einwohner Gert uns allen Gepäckaufbewahrung im Kofferraum seines vierrädrigen Gefährts zuteilwerden ließ. Oh, das habe ich aber schön gesagt…..

Mehr noch, Kaffee, Kekse, das ist Belohnung für getane Vormittagsarbeit. Flugs ging um 11.31 Uhr (letzter Aufruf) ging die Schiffsglocke. Es gab kein Pardon, rauf auf den Kahn, Winke, Winke und danke. Kaum zuhause angekommen, kam die Eilmeldung: Eine schwarze Hand liegt in meinem Kofferraum (Gert), wer hat sie liegenlassen? Großes Rätselraten, ich doch nicht, bei mir ist alles dran. Nu, wer war der Schelm/die Schelmin? Sind schon ermittlungsrelevante Untersuchungen eingeleitet?
Ich bitte sehr um Aufklärung.

Horst
(hatte wohl genau 13 km, oder ?)
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 11.01.2022, 18:27

:lacher: Des Rätsels Lösung

Es gibt sie immer wieder, die munteren Sachen, um sich vor Freude ins Hemd zu weinen oder anders, ärgerlich zu denken, verdammt, wieder etwas liegengelassen, einfach vergessen. Wobei Vergessen überhaupt nichts Katastrophales auslöst, im Gegenteil, es ist ein Grund zum Wiedererscheinen am gleichen Ort. Und wenn es ein vorausgegangenes schönes Erlebnis war, umso mehr, nochmalige Freude. Also merken wir uns: Ruhig (absichtlich) etwas von der Garderobe, aus der Tasche oder sonst irgendein Utensil, was nicht sofort vermisst wird, liegen lassen, dann ist die Rückkehr zum Ort der "Vergesslichkeit" kein Drama, sondern löst (vielleicht) Freude oder sogar die Einladung zur Geselligkeit aus. Alles schon passiert, ohne die Klatschpresse jemals gelesen zu haben.

Wir jedenfalls, die Mitfühlenden im "Falle der Schwarzen Hand im Kofferraum", hatten Grund zum Schmunzeln. Der vermeintliche Finder und Mahner der eingetretenen Vergesslichkeit hat sich selbst ertappt. Der angepriesene schwarze Handschuh gehörte niemand anderes - ja, wirklich - als ihm selbst. Schade eigentlich, jetzt muss er sich selbst einladen und den Kaffee allein trinken, statt ein nettes Tete à Tete dazu.
:kaffee:
Wie das Leben eben spielt, mal so - mal so.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon niehnedliw » 13.01.2022, 17:25

Das schwarze "Etwas" , von dem hier die Rede ist, war ein schwarzer Handschuh. Gewebt aus Wollfäden und gedacht als Schutz vor Kälte beim Laufen im Winter.
Dieser eine Handschuh lag, nachdem sich die Mitläufer "auf die Fähre gemacht" hatten, im Kofferraum meines fahrbaren Untersatzes. Mir kam dieses Etwas unbekannt vor. Aber, es mußte doch sicher ein Gegenstück vorhanden sein !?
Ergo : Die Mitläufer wurden informiert. Keinem fehlte aber das gute Stück ! Na, dann ist es halt so.

Zuhause angekommen, nahm ich meine durchschwitzten Laufsachen aus meiner Nike-Sporttasche.
Und siehe da : Was lag denn dort ganz unten !
Richtig: Der zweite schwarze, jetzt gefundene, Handschuh paßte - wie der andere auch - in der Größe zu meiner Hand.
So ist es, wenn man vorschnell an die anderen denkt und nicht erst selber sucht !
Ich verspreche Besserung
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 14.01.2022, 21:19

Dem Wald abtrünnig

Wenn`s dem Esel zu gut geht, dann begibt er sich auf`s Eis. Ist in diesem erneut warmen Winter zumindest in unseren Breitengraden leider gar nicht möglich. Und nach Schwimmen im vor der Haustür gelegenen See auch wieder nicht. 3 ° C sind zwar für Eisbader genau die richtige Temperatur, aber für Warmduscher, wie mich, igitt.

Ganz anders beim Laufen. Da gibt es kein Zaudern vor irgendwelchen Wetter-Kapriolen: „Heute mag es regnen, stürmen oder schnei`n“, den Geburtstagssong kennen mittlerweile alle; wird ja auch oft und gern gesungen. Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, au, au, das ist bedenklich. Spätesten dann, wenn diese Erkenntnis eintritt, erhebt sich die Frage: Ist noch alles in Ordnung? Nun mal ehrlich, wer hat diese Zweifel in der einen oder anderen Hinsicht nicht schon einmal bei sich selbst gehegt? Das Bemühen, sich stets um alles in der Welt zu kümmern, ist allerdings nicht gemeint. Gemessen an dem Informationsinhalt, der uns tagtäglich buchstäblich überschüttet, besser verschüttet, ist die Rückbesinnung in selektives oder eben nur noch Halbwissen, so wie es früher einmal war, auch nicht der wahre Bringer. Selige Zeiten der Unbildung? Was für unverdauliche Gedanken! Äh, wo wollte ich eigentlich hin?

Beim Wald waren wir. Also, woll`n ma sagen, „eh, mal weg von die Bäume“ im Wald, wo doch anderwärts auch sehr schöne Exemplare die CO²- verunreinigte Welt verbessern. Kurzum, diese Woche donnerstags raus aus dem Wald, rein in die Parkkette Dahlems. Und, es lohnt sich. Unser Führungsgespann Marion8 und Rainer wohnen dicht bei Dahlem. Kein Wunder, als Anrainer. Sogar Parkplätze in der Heiligendammer Str. gibt es - wenn man Glück hat. Vor längerer Zeit hatte unsere kleine Gruppe diese Parkquerungen schon einmal unternommen, jedoch kamen diesmal Varianten auf, die vor allem Eines verhießen: Wie geht es nun weiter? Nun, die intim Vertrauten wussten Bescheid. Uns Mitläufer*innen schwirrte der Kopf. Die Erklärung dafür bekamen wir erst später bei der Kontrolle der Satellitenaufzeichnung per Polar-App. Die Strecke, kaum zu beschreiben, sah nämlich aus wie ein stilisierter (ich lasse mal das Gendern) Läufer*), zwar ein bisschen abstrakt, doch bei gutem Willen erkennbar. Allein daran lässt sich bemessen, dass es äußerst interessant gewesen ist.

Dahlem ist nicht allein Promi- und Haute Volèe-Wohngebiet, das viel größere Revier nehmen die Domäne Dahlem, die Freie Universität (FU), dann natürlich die schönen (Achtung: gepflegten) Parks mit diversen Teichen und nicht zuletzt die kaum hör- und sichtbare U 3 (Kr.Lanke – Warschauer Brücke) ein. Der Botanische Garten ist ein bisschen weiter weg, gehört jedoch auch noch dazu. Dass die großen Museen in die Stadt gezogen sind, ist wohl weitgehend bekannt.

Wie konnte es nur sein, dass wir auf dieser Hin- und Her-, Vor- und Zurück-, schließlich noch Quertour auf 15 echte Lauf-km gekommen sind? Ich kann es nicht sagen, weil es umfangreiche Unterhaltung untereinander gab, da merkt man kaum, wie die Zeit vergeht und die Kalorien schwinden ohne jegliche Erschöpfung.

Belohnung: Muffins, eigens von der Nachbarin unseres Führungspaares gebacken, Kaffee obendrein. Meine Güte, uns geht es gut!! Dankeschön.

Horst

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 16.01.2022, 15:48

Die Analyse

Guckt genau hin:

Eine seltene Streckenstatur, ein lang ausschreitendes und ein kürzeres, nach hinten geworfenes Sprint-Bein, in der Mitte, der bestimmende Finger (?), da, wo es langgeht und die Dominanz der zwei Ohren oder Augen symbolisieren gewissermaßen den bedenkenden Kopf, der im Realen für alles verantwortlich ist.

So jedenfalls kann eine Laufstrecke, abweichend von Rundkursen oder Hin- und Zurückläufen, aussehen. Allerdings für Rennen weniger geeignet, was alltäglichen Trainierern ziemlich egal sein dürfte.
Wie war das mit der Fantasie? Ohne sie wird`s ärmer in der Welt? Bestimmt!

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Fantastico!

Beitragvon Hübi » 16.01.2022, 18:19

Cool! :klasse:
Liebe Grüße, Bild | Berlin-Marathon Jubilee Bild
Mobil: 0176 - 56 56 76 56
Meine Bestzeit 2:27:04 Std. beim 11. BERLIN-MARATHON 1984 :run: :throb:
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 19.01.2022, 17:22

Vorankündigung

Morgen, am 20. Jänner (ja, ja, nur noch 345 Tage bis zum Jahreswechsel) gibt es spontan wieder einmal etwas ganz etwas Anderes. Treffpunkt Ostpreußendamm Nr. 36 in 12207 Berlin. Das ist Ecke Königsberger Str. Uhrzeit 09.30 MEZ. Dagmar ("Daggi") ist unsere Guide (es gibt kein Femininum und Führerin mag sie bestimmt so wenig wie ich). 15 km, long slow distance (LSD) für Geniesser*innen entlang des Teltowkanals ostwärts Richtung Insulaner, Südkreuz und zurück. Wer kommt, der kommt. Mal schauen, vielleicht ist einiges dabei, was erzählenswert ist.

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 20.01.2022, 21:31

Der Insulaner (75 m)

Wer kennt ihn nicht, den Schuttberg gleich dem Teufelsberg in Berlin? Eine Hinterlassenschaft aus Trümmern, die nur noch wenige Zeitgenossen in der Realität, also im Werden, kennengelernt haben. Ich bin nicht unbedingt stolz darauf, diesen Zustand aus eigenem Erleben vor Augen gehabt zu haben. Nur zur Erinnerung oder Kenntnisvermittlung:

• Drachen- und Teufelsberg im Grunewald, 99 bzw. 120 m, (höchster „Berg“ von Berlin, auf dem schon
einmal ein Ski-Weltcup-Rennen stattgefunden hat)
• Dörferblick in Rudow, 86 m
• Humboldthöhe mit Bunker Gesundbrunnen/Wedding, 85 m
• Biesdorfer Höhe, 75 m
• Rixdorfer Höhe Neukölln/Kreuzberg, 70 m
• Friedrichsfelder Trümmerberg, 67 m
• Gr. und kl. Bunkerberg Friedrichshain, 78/ 48 m
• Oderbruchkippe Volkspark Prenzl. Berg, 99 m
• Marienhöhe in Tempelhof, 73 m
• Neuer Hahneberg in Spandau, 87 m, der echte „Berg“ mit dem Fort ist nur 67 m hoch
• Arkenberge in Blankenfelde/Pankow (erst 1984 Bauschuttaufschüttung). 122 m
• Kienberg in Marzahn, ursprüngl. Natur 58,3 m (1966), abgeschlossene Aufschüttung 1981 auf 102,2 m
(Bodenaushub aus Bautätigkeit, Müll, Schutt – auch Kippe genannt), heute Teil Gärten der Welt, ehemal.
Bundesgartenschau 2017. Hier nur als Ergänzung, weil kein eigentlicher Trümmerberg

Der Insulaner, gemeint ist der West-Berliner auf seiner abgeschlossenen Insel, umgeben von Ost-Berlin und dem DDR-Gebiet. Das Wort „Zone“ lehne ich ab. Namensgeber ist ein alter kabarettistischer Song von Günter Neumann „Der Insulaner verliert die Ruhe nicht…“, ob der Querelen durch die DDR-Organe. Insofern ist der künstlichen Erhebung am Südrand des Bezirks Schöneberg (gleich nebenan beginnt der OT Steglitz) nicht nur ein Name, sondern auch eine Ehrung für die ansässigen und ausharrenden West-Berliner zuteil geworden.
Wer mir jetzt Tiraden vorwirft, ppfft, will von Teil-Geschichten Berlins eben nichts wissen.

Nun endlich zum Thema:

Laufen auf bekanntem und zugleich noch niemals gelaufenem Terrain. Das kann wohl nur donnerstags Vormittag stattfinden. Jawohl, bestätige ich. Heute nun ab zum Insulaner. Damit wir uns nicht verlaufen, ist der Uferweg am Teltow-Kanal genau die richtige Adresse. Start in Höhe der Königsberger Str., dann direkt zum Wasser bis zum Schlosspark Lichterfelde, unter dem Helikopter-Landeplatz des Rettungsdienstes des Benjamin-Franklin-Klinikums hindurch, jetzt auch Teil der Charitè, eine Biege im Stadtpark Steglitz, ehe wir der Bismarckstr. rechtsseitig folgten. Nicht lange, denn gleich durchliefen wir adagio, also langsam, durch den Friedhof Bergstr., mit dem wohl schönsten Ziegelstein-Wasserturm, den ich kenne. Ein Hingucker, der die Friedhofsruhe ebenso wenig stört wie zart durchlaufende Lauffreund*innen. Im Übrigen wird der Turm, um den sich zahlreiche schildbürgerliche Vorkommnisse seit 1916 ranken, heute ganz anders genutzt, weil er nur kurzzeitig als wirklicher W-Turm diente. Seit 1996 nach respektierlicher und denkmalgerechter Restauration als baurechtliches Hochhaus eingeschätzt, darf er nun teilweise als Großraumbüro für 16 Personen (Pharma-Industrie) genutzt werden. In aller Stille.

Wir wollen weiter. Rüber zum Insulaner, unseren Bezugspunkt. Na, endlich. Den ausführlich zu beschreiben lasse ich einmal. Stichworte: Typischer Trümmerberg (1951), Freizeitgelände mit Schwimmbad, Rodelbahn, Wilhelm-Foerster-Sternwarte und Planetarium (1963). Einfach toll. Nicht genug davon, trotzdem weiter.

Kehrt man „aus Bergeshöhe“ zurück, dem Verkehrsstrom ins Auge schauend, Prellerweg. Ampelgesteuert drüber am gleichnamigen S-Bhf. Und gleich rein in die nächste landschaftliche Attraktion. Das Südgelände Naturpark Schöneberg. Ein ausgedientes, verlassenes Bahnbetriebswerk mit Teilen des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhofs. Statt wie vielfach, alles zu entrümpeln oder neudeutsch zu entwickeln/to develop, passierte hier, oh Wunder, gar nichts. Die Natur griff zu und verwandelte die ehemalige Gleislandschaft, die noch vorhanden ist, mit Birkenbewuchs, Grünflächen ohne jegliches Zutun, Blumen, Pflanzen, Unkräutern („traue keinem Garten ohne Unkräuter“!) und natürlich, momentan unsichtbar, auch heimische Fauna. Die so dringend benötigte Artenvielfalt bekommt hier Unterstützung. Mitten drin eine uralte Dampflock größeren Ausmaßes, ein Skulpturengarten mit interessanten Schweißarbeiten.

Bei fortschreitendem Tempo nahmen wir das weit ausladende Gelände auf einem landschaftlich großartig gestalteten und auf Stelzen befindlichen Gitterflächenweg in Angriff. Es war ein Genuss. Der freiwillige „Eintritt“ (1 € sollte der Gast spenden; Dagmar tat`s; wir stehen alle in ihrer pekuniären Schuld, nicht vergessen!). Nun ging es zurück, schließlich waren schon fast 9 km geschafft. Wir querten die S- und Fernbahn-Trasse über eine eigens für das ehemalige Industrie- und jetzige Naturgelände gebaute Brücke und hatten freie Sicht über eines der wenigen großen Gebiete von noch bestehenden Gartenkolonien, eingerahmt vom Bahngelände, des Riemenschneiderwegs bis hin zur Stadtautobahn.

Und weil es so schön war über den Insulaner zu laufen, nahmen wir nochmals den Anstieg in Kauf. Und wo es in Berlin in die „Höhe“ geht, geht es ebenso wieder abwärts. So nahmen wir die Außenfront des schon beschriebenen Friedhofs als willkommene Alternative zum viel befahrenen Munsterdamm, bogen in eine schnucklige kleine Kolonie mit zahlreichen Windungen ein und landeten alsbald Rücktour mäßig beim Teltowkanal an. Die ansässigen Kraftwerke, Industriehallen und andere Firmensitze müssen heute wohl andere Logistikunternehmen beschäftigen, weil die ehemals florierende Binnenschifffahrt auf dem Kanal heute so gut wie nicht mehr sichtbar ist. Es ändert sich vieles, nicht immer zum Guten.

Wir jedoch hatten für uns rein Gutes getan, nämlich 15,3 km im richtigen Laufschritttempo zurückzulegen, aber oft genug mit genüsslichen Unterbrechungen. Der krönende Abschluss eines gelungenen Trainingstages darf nicht verschwiegen werden: Apfelkuchen self made by Rainer, Panettone, die „Schmatzetta“ di Milano, so nenne ich mein Lieblingsweihnachts- und Osterkuchen (6 Wochen haltbar!) von Daggi und dann noch Orangenschokolade von Marion plus Marion8. Ich durfte nicht einmal abwaschen. So kann es unterdrückten Hausmännern gehen.

Dennoch war der heutige Tag Belohnung pur.

Horst

P.S. Wem das zu viel ist, bitte kein Mitleid. Ich leide nicht unter einer Schreib-Manie. Es muss einfach raus, worüber ich mich freue, ärgere, wundere.
Zuletzt geändert von Hotti am 22.01.2022, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Asphaltcowboy » 21.01.2022, 00:14

Nee, Hotti did is nich zu viel. Deine Berichte sind imma schön zu lesen. Mach ruhig weita so. Ooch wenn denn viele nich antworten oder vielleicht ehr schreibfaul sind, so denk ick mir, lesen tun doch viele. Nun, und wat raus muss, muss raus. So is dit. Als ehemaliger Steglitz/Lichterfelder kenn die Gegend nur zu jut. Aba viel jeändert hat sich seit meener Sturm und Drangzeit, kurz Jugend jenannt. Als Berliner Taxifahrer hab ick ooch imma Laufsachen dabei und loofe an den verschiedensten Ecken Berlins. Vor einigen Tagen bin ick ooch die Gegend, durch die Kolonien und entlang der S-Bahn jeloofen.
Also Horst bitte mach weiter so,
Jrüße Peter

Foto vom beschriebenen Turm:
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