Nachdenkliches oder über das Unglück, kein Glück zu haben
Wie so oft, wenn einem die Geistesblitze nicht schon am frühen Morgen aus allen Träumen reißen, sind immerhin die Nachrichten in den Zeitungen geradezu ein idealer Fundus. So auch heute, wenngleich sich aktuell alles um das Feierabend – Match Germany: España dreht, und es gibt rundum wohl kaum jemand, denen es gänzlich egal ist, wie die Partie endet, denn eines ist klar, einen Sieger gibt es auf jeden Fall. Also Spannung pur, selbst für Halbwissende.
Dieses Spiel ist das erste von vier, deshalb auch Viertelfinale, und die vier Sieger treffen dann im Halbfinale in zwei Spielen gegeneinander an, so dass sich die beiden Gewinner daraus dann endlich im Endspiel im Berliner Olympia-Stadion gegenüberstehen. 14. Juli, 21°° Uhr vormerken. Nix da, von wegen Tatort und so… Na ja, wahrscheinlich haben alle, bis auf diejenigen, denen das ganze Spektakel schnurzpiepegal ist, sowieso ihren Spickzettel neben den täglichen Speiseplanzettel oder an die Küchen-Pinwand geheftet.
Solche Ereignisse - und das nächste steht unmittelbar in Paris heran (na, macht es klick?) – heben die Stimmung und lenken tatsächlich vom alltäglichen Ungemach in aller Welt ab. Schlimm wie das oft genug ist, wenn uns nur missliebige Nachrichten erreichen, die niemand so ohne Weiteres verkraftet. Deshalb streichen wir auch den ersten Teil der Wortschöpfung „Miesepeter“, belassen es bei Peter und sind mit ihm weiterhin frohgemut. Und? Gute Laune ist ansteckend und weckt Optimismus.
Ääh, der Wortfüller, neuerdings ersetzt durch „jaaa“, das Vorgeplänkel soll eigentlich immer zum eigentlichen Thema führen. In Anbetracht der Übermacht in Fußballgestalt, bleibt kaum mehr anderes von Interesse übrig, über das zu schreiben lohnt. Journalisten können das. Sie packen immer irgendein Thema beim Schlawittchen und füllen Spalten, manchmal Seiten, schaffen Diskussionsgrundlagen oder reizen zu Protesten. Muss alles sein und ist gut für die Meinungsvielfalt. Nur bitte keine Klatsch- oder Boulevardpostillen. Das war mein Lückenfüller.
Jetzt hat es begonnen: eines der Spiele, auf die wir gewartet haben und auf das noch (hoffentlich) weitere folgen werden. Gerade ist Halbzeit = : =, noch kein Tor gefallen. Muss jetzt wieder hin zur Glotze. 2. Halbzeit hat begonnen. 1 : 0 für Spanien, trotzdem, ein Spiel auf Augenhöhe, keiner von beiden ist eigentlich überlegen und besser, aber Tor ist Tor. Und so geht es dem Sieg der Spanier immer näher bis zur 88 ½ Minute, ehe Deutschland den verdienten Ausgleich erzielt. 1 : 1, die Hoffnungen auf ein Weiterkommen steigen. Verlängerung. Wieder kein Vorteil für beide Seiten, nach 105 Minuten Teil 2 der Verlängerung. Es wird gekämpft bis zum Abwinken, Chancen hier und da. Und plötzlich, zwei Minuten vor dem Abpfiff, passiert das Unglaubliche, das Unfassbare, die Spanier erwischen einen Glücksmoment. Ein Spieler steigt wie ein Hochspringer empor und köpft das Runde in den deutschen Kasten 2 : 1. Nur noch 3 Minuten Nachspielzeit, noch zwei Möglichkeiten für Deutschland, aber das Quentchen Glück fehlte bis zum bitteren Ende. Deutschland verpasst das Halbfinale und ist draußen.
Muss ich jetzt noch weitersehen Frankreich – Portugal? Nein, muss ich nicht. Es ist, es war ein Spiel, das kann man verkraften kann und muss, weil es immer wieder ein Neues geben wird. Warten wir ab, wer 2028 die Nase vorn oder eben das besondere Glück haben wird, wenigstens immer ein Tor mehr als der Gegner gemacht zu haben.
Als Fazit ein Spruch von Christian Morgenstern über Glück und Unglück, der mir noch gut im Kopf klingt:
„Glück und Unglück wohnen eng beisammen, wer weiß schon immer sofort, ob ein Unglück nicht doch ein Glück ist?“ !
Nehmen wir es hin so wie die Lust, das Leben zu genießen.
Horst