Nun baden sie wieder
Nach der erlebten und überstandenen 14tägigen Urlaubszeit in einem der schönsten Teile unseres Landes, ich wage es zu sagen: Die westlichen Voralpen in Bayern zwischen Lindau und Berchtesgaden, trat doch etwas ein, was so noch nie eingetreten war, ein bisschen Heimweh. Das mag zwar kitschig klingen, traf aber den Kern, denn im Frühling, fast anbrechenden Sommer ist Berlin, im Vergleich zu anderen Großstädten dicke im Plus, weil wir mittendrin Parks, Wälder, Freizeitzonen und eine gehörige Anzahl Seen in bevorzugter Lage zu bieten haben, die eben in anderen Metropolen nicht zu finden sind. Den hier Ansässigen muss ich weder den Südosten Berlins mit dem größten See überhaupt, Müggelsee und Dahme, noch den Norden mit Tegeler See und Havel und schon gar nicht den Südwesten mit dem Wannsee und Havel, fortschreitend bis Potsdam erklären. Das waren die großen Bademöglichkeiten.
Die großen Knaller aber heißen Orankesee, Weißensee, Plötzensee, Grünau/Spree,
Flakensee in Woltersdorf, Jungfernheide, Lübars und schließlich die meisten Grunewaldseen in Vielzahl. Über jede Menge sonstiger Bademöglichkeiten möchte ich mich hier nicht weiter auslassen. Bleibt allein die Feststellung. dass Berlin in der Fläche von 892 km² rund 60 km² (6,5% des Stadtgebietes) Wasserfläche besitzt. Und wenn man die Flussläufe von Spree, Havel, Dahme, Panke, Wuhle, Tegeler Fließ einmal addiert, kommen doch glatt 360 km Uferlinie zusammen, ohne die kilometerträchtigen Kanäle und Häfen zu berücksichtigen. Man möchte meinen, Berlin hätte auf Wasser gebaut, das nun gerade nicht, aber immerhin am Wasser. Das ist nun wahrlich nicht knapp und doch ist es ratsam, damit sparsam umzugehen, drohen doch in Vorschau erneut Hitzeperioden mit hohem Wasserverlust ohne Aussicht auf Ausgleich. Das soll nun kein Horrorszenario sein, den Voraussagen folgend ist dies eine durchaus realistische Einschätzung.
Was soll`s? Ist doch erst Mai, wo grad mal der Schnee weggetaut ist (haha, wenn wir überhaupt einen gehabt hätten). Und weil das so ist, tut sich etwas auf den Gewässern, was mir und sicher auch anderen bisher noch gar nicht so stark aufgefallen ist. Da bewegen sich vornehmlich sehr junge Menschen über die eigentlich zum Schwimmen bestens geeigneten Gewässer mittels eines Bretts auf dem sie stehen. Um sich fortzubewegen, halten die sogenannten „Stand Up Paddlings“ (SUP) ein langes, einteiliges Paddel in der Hand und tauchen das abwechselnd auf beiden Seiten des Brettes ins Wasser. Bisher war es die altbekannte, hautkrebsfördernde Luftmatratze, auf der sich Faulenzer auf Seemitte gemütlich treibend sonnen konnten. Diese Variante scheint geächtet, veraltet, ja, unzeitgemäß zu sein, denn immer mehr greifen zu dem mannskörpergroßen Brett, stellen sich drauf und erleben eine neue sportliche Form des Sonnens. Hoffentlich Sonnenschutzfaktor 50 nicht vergessen.
Genehmigung, wie so oft? Nicht doch, alles frei, sofern nicht ausdrücklich verboten (z. B. Tier- und Wasserschutz). Jede(r) darf es machen. Einzig der Brett-Transport bereitet hin und wieder einige Mühe, wenn kein geeignetes Auto zur Verfügung steht. Derartige Fans scheuen keinen Aufwand, sie nehmen das unförmige Gerät unter den Arm und bugsieren es – meinetwegen - von U-, S- oder Straßenbahn zum nächstgelegenen und geeigneten Wasser. Bus scheint wohl auszuscheiden, denn wer mag sich schon mit einem Schranktür-großen Gerät in gedrückt zusammenstehender Menschenmenge aufhalten und sich womöglich giftige Kommentare anhören müssen?
Spaß, natürlich, aber nicht auf Kosten anderer. Wie einfach dagegen haben wir es, wir, die ganz bescheiden, meist völlig unauffällig und auf leisen Sohlen förmlich entlang des Unterholzes im Wald dahintraben?
Wollte ich nicht etwas über die Wasserfetischisten schreiben, die kaum dem Eiswasser entsprungen, sich sofort in das merklich kaum wärmere Nass stürzen? Eigentlich. Thema verfehlt: Fünf, setzen!
Horst