Wer sucht, findet - manchmal zu viel oder auch nichts
Gerade bin ich dabei, etwas zu planen, was im Mai über die Bühne gehen soll. Ein paar Tage Tapetenwechsel sind meist dazu bestens geeignet, die eingefahrenen Denkschemen einmal wieder anders auszurichten. Da werden andere sagen: „Was willst du, hast doch gerade deine französische Ski-Woche gehabt? Nun bleib` mal schön auf dem Teppich, genieße den anstehenden Berliner Frühling, schlüpf` nach Lust und Laune zwei, drei Tage pro Woche in die Laufpantinen und lehne dich getrost auf`s Ruhekissen.“ Auch nicht schlecht, aber wer Zeit seines Lebens umtriebig gewesen ist, kann auch im Ruhestand (passt zu mir überhaupt nicht) nicht passiv werden. Demnach, es gibt immer etwas zu tun, so auch jetzt. Gerne lasse ich euch daran teilhaben.
Also, wer wie ich im goldenen Mai auf Reisen geht, muss irgendwo eine Matratze finden, um die vom kräftigen Radeln müden Beine in die Horizontale zu bringen. Und es geht nicht nur mir allein so, denn ich darf, wie stets in den zurückliegenden fünfundzwanzig Jahren meine mir angetraute Uta auf ihren Reisen begleiten. Wohin? Eine gute Frage, waren es doch überwiegend Fernreisen mit gewisser Individualität, wie auf uns zugeschnitten, weil selbst geplant und meist organisiert. Ja, ein bisschen Abenteuer steckt noch immer im alten Körper, so lange wie möglich.
Nun aber wird einiges bedeutend leichter. Kein Radebrechen in Portugiesisch, Spanisch, Französisch, Mandarin oder zuletzt Mongolisch, nicht einmal Englisch wird diesmal gebraucht. Aber eine gänzlich andere sprachliche Hürde müssen wir nehmen: Alemannisch, Württembergisch und schließlich das Bayerische im Allgäu. Warum? Ja, Herrschaftsnochamal! Vom Bodensee zum Königssee auf strammen 400 km begegnen uns genau diese sympathischen Dialekte, die man bei einiger Vorstellungskraft sogar einigermaßen verstehen kann, auch ohne vierwöchigen Intensiv-Sprachkurs.
Soweit, so gut. Das schon ewig bereitstehende Radtouren-Buch von Lindau bis ins Berchtesgadener Land ist so gut aufbereitet, dass sich die Lust auf Bevorstehendes mehr und mehr steigert. Alles ist gut beschrieben, hervorragend kartografiert und an Hinweisen und Empfehlungen wird nicht gespart. Alles ganz einfach, bis auf – eben - die Matratzensuche. Internet rauf und runter, der Kopf schwirrt bei gefühlten 10.000 Angeboten. Von der golddurchwirkten Designer-Edelmatratze bis zum löcherigen Luftpolster wird so ziemlich alles angeboten, was der nüchterne norddeutsche Radtourist eigentlich nicht braucht. Und endlich ist etwas gefunden, was preislich noch im Bereich des Sinnvollen liegt, dann kommen Aufschläge hinzu, die einem das Wasser in die Augen drücken. Und, bitteschön, Neuschwanstein, das Prunkbau-Schloss von Ludwig II. von Bayern, braucht auch ein bisschen Klein-, besser großes Geld. Die Touris bringens, 1,5 Mio. Besucher kamen letztes Jahr. Nun wir. Mit 30 € sind wir dabei.
Aber es kommt schlimmer. Beim Versuch, endlich eine finale Buchung für 12 verschiedene Lokalitäten auf der Tour vorzunehmen, gerät der normal veranlagte Tourist-Interessierte unter den Zwang des Internet-Wahns. Anders geht es wohl gar nicht mehr. Buchung nur noch digital, nicht mehr menschlich per Telefon, vielmehr kontakt- und herzlos über x-beliebige und haufenweise Webserver. Und was dabei zustande kommt, kann gelinde gesagt als Internet-Mob bezeichnet werden. Unendliche Plattformen, zwischendurch Updates, Zwischenblendungen, Verweise auf Zweit-, Dritt- usw.-Anbieter mit Fragen nach Kunden-Nr./ Passwort/ Kennwort/PIN-Code/Kundenkarte und schließlich die allgegenwärtige Frage nach der Akzeptanz aller Vorgaben vermiesen nicht nur die Lust auf ungetrübte Frei- und Ferienzeit, sondern tragen zu Verunsicherung und Misstrauen bei. Fehlt bloß noch die Frage, ob ich Punkte sammle. Da hätte ich sofort eine Gegenfrage parat: Bin ich ein Dalmatiner oder was? Und jetzt noch KI – künstliche Intelligenz, aber das ist eine andere, kommende Geschichte.
Unsere “Running-Community“ boomt, so las ich kürzlich. Instagram kann mich mal.
Horst