Wenn es nach dem weltweit individuell verbreiteten mobilen Bewegungsdrang geht, dann steht das Auto an erster Stelle. Klar, auch Bahnen, Schiffe und Flugzeuge gibt es, um von A nach B im Inlandsverkehr zu kommen, die jedoch noch immer erheblich teurer und in bestimmten Zeitfenstern zu buchen und in Anspruch zu nehmen sind. Das größte Manko sind vor allem die kurzfristig zu realisierenden Möglichkeiten, jede Örtlichkeit zu allen Zeiten zu erreichen. Von weit entfernten Zielen reden wir nicht, denn da ist und bleibt dem Flieger immer noch der vorhandene Hauch von Exklusivität und die schnelle Erreichbarkeit des Zielortes erhalten. Wer vermag allerdings schon heute zu wissen, wie schnell sich die Welt verändern wird? Im Ortsbereich ist und bleibt das Anfahrproblem relativ marginal. ÖPVN meist möglich, per Radl immer und als Wanderer will das Läufervolk (mit Ausnahmen) noch nicht gelten.
Da haben wir Läufer*innen es weit besser. Keine Abhängigkeit von Fahrzeugen, wir machen alles selbst, das von A nach B, wenn, ja wenn das bloße Zusammenkommen in der Gruppe nicht die Voraussetzung wäre. Aber das ist ja nun mal der Kick. Alleine laufen, schön und gut, man hat`s im wohnlichen Umfeld getan und fertig – Dusche, abgehakt. Das gemeinsame Laufen braucht Verabredungen, Termine, Orte, ohne die geht es nicht. Also kommen wir zusammen - und womit? „Ei, horchemal, würde die Hesse sage“. Sind wir wieder beim Vierrad mit Motorantrieb. Kurzum, der Treffpunkt seit inzwischen Urzeiten gilt als unverzichtbar. Wir können reden wie wir wollen, das Thema Mobilität in Zeiten der Klimakrise ist allzeit gegenwärtig. Und dennoch, vom Auto wegzukommen ist schwer und wer weiß, vielleicht erleben wir noch eine optimale Nutzung von Wasserstoff ohne schädliche Nebenwirkungen.
Ja, und nun, „weit ist der Weg, der Weg ist so weit“ nach Freddy Quinn, trifft uns doch so gut wie gar nicht. Ist er wirklich zu weit, ha, dann kürzen wir einfach ab, naja, nicht im Wettkampf, aber bei Trainingsmeilen ist alles erlaubt. So gesehen liegt es jeweils individuell bei allen, die mit unserem Sport verbandelt sind. Man kommt davon einfach nicht weg. Ach, ich komme jetzt nicht mit der never-ending-story meiner Zipperlein und nebenbei bemerkt, wer hat die nicht?
Fakt ist jedenfalls, die festen Lauftage sind (bei mir), egal wie auch immer, unverrückbar, unverzichtbarer Zwang, was heißt, Dienstag, Donnerstag und Sonntag, jeweils am frühen Tage, steht Beinarbeit auf dem Programm. Dass dabei ohne Kopf gelaufen wird, glauben nur Leute, die keine Ahnung haben. Nun mal ehrlich, wer hat nicht auch schon bei so manchem Lauf Probleme lösen können, die Kopf und Seele belastet haben? Laufen ist Anstrengung und Entspannung zugleich. Ich hege auch den Spruch, dass Läufer*innen einfach pflegeleichter sind, als andere Mitmenschen. Jedenfalls habe ich bisher niemals Leute in unserem Metier angetroffen, die grantig, unleidlich oder verbissen daherkamen. So soll es bleiben bis zum Sankt-Nimmerleinstag, dann sind die gelegentlichen Aussetzer als Rekonvaleszent nur als Pippi-Kram abzutun.
Uns allen weiterhin nur das Beste, wenn das weniger Gute abgehakt ist.
Wer es gewohnt ist tagtäglich längere und präzise Nachrichten der Presse zu entnehmen, wird jenen Buchstabenzeilen und oder kurzen Sätzen in den Schlagworten der Internetaufmachungen kaum noch Beachtung schenken, weil das Vokabular meist so flach ist, dass meist nur Grauen statt Interesse kommt. Wie schön ist es deshalb, sich über Aussagen zu freuen, die an und für sich nicht von großem Belang sind, aber Neugier wecken. So ist die Aussage von obenstehend, fast ein Aufreißer.
Wer sagt denn so etwas? Stimmt doch gar nicht! Wir wissen, dass diese überaus nützlichen Insekten durchaus flotte Flieger sind, wobei Hornissen eher einem Jumbo als einem Jagdflieger gleichen. Doch angeblich stimmt es nach den Gesetzen der Aerodynamik tatsächlich, dass beide Tierchen nicht durch die Luft sausen können, weil das Gewicht zur Flügelgröße oder umgekehrt unstimmig ist. Weil das aber beide nicht wissen, fliegen sie trotzdem. Ein Kalauer, aber nett.
Und was machen wir? Wir, die Underdogs, was unseren Sport betrifft. Wir laufen trotzdem, obwohl manches nicht mehr so wie einst funktioniert. Keine Spritzigkeit, da und da tuts weh, der Schuh drückt, obwohl er gestern noch passte. Dabei hatte ich noch Weihnachten großspurig verkündet: „Ich kann soviel Kekse essen wie ich will, die Schuhe passen immer noch.“ Außerdem ist ein Kilometer augenscheinlich länger geworden, nicht mehr 1.000 m, eher 1.300 m. Und dann noch das Ding mit der Uhr. Sagt die doch glatt zu mir: „Sie liegen außerhalb der Soll-Zeit, bitte Tempo erhöhen.“ Na, die hat sie wohl nicht mehr alle, wenn bei mir nichts mehr geht.
Was tun? Neue Schuhe kaufen – hilft immer, sagte ich mir, wohl in der Gewissheit, dass ich seit unzähligen Jahren meine 12 verschiedenen Treter zu zwei Drittel bereits als verschlissen ansehen darf. So selbst geläutert, galt heute der Versuch, mit den neuen Dingern auf Tour zu gehen (äh, zu laufen). Zehlendorfer Runde mit neuen Passagen für die Mitbegleiter*innen. „Schöne Runde“, kam beiläufig der Kommentar, ja, fand ich auch und dachte im Stillen, dass es eigentlich noch ein Schlenker mehr hätte sein können, um vielleicht auf 15 km zu kommen. Aber denkste, die neuen Schuhe gaben das nicht her oder waren`s die gar nicht? Jedenfalls reichten uns die 11 km bei gelegentlich praller Sonne.
Auch wer nur angemessen Mäßiges verrichtet, darf sich nach Schluss der Etappe dennoch belohnen. Dafür sorgten unsere Suzan und der Gastgeber. Baumumgeben auf der Terrasse den Kaffee und Leckerlis genießen, ist bestimmt ein besonderes Privileg. Deswegen wird die Donnerstagsgruppe noch lange nicht hochnäsig und bleibt eher bodenständig, sonst würde Laufen ja auch nicht funktionieren.
Und noch einmal zurück zu den manchmal lästigen, aber doch lebenswichtigen Insekten: Zeitweise kann Unwissen tatsächlich weiterhelfen, Lebenssituationen zu bewältigen, denn „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ (übrigens Goethe), was nicht heißen soll, mit Unbildung unterzugehen, denn, was geht, das geht. Und – wie sagte einstmals meine weise Mutter des Öfteren? “Die Menschen können noch so hoch gebildet sein, das wird ihnen alles nichts nutzen, wenn sie nicht über die wichtigste der Bildungen verfügen: die Herzensbildung“!! Merken wir uns oder im Wiedervorlage-Kalender deponieren.
Is ´ne dode, würden die Sachsen sagen. Leider ja. Schon ein bisschen geschrumpft. Lebend bringen die mit Doppelflügeln ausgestatteten Brummer glatt 3,5 - 4 cm Körperlänge auf. Übrigens müssten uns diese auch nachtaktiven Flieger eigentlich sympathisch sein. Sie sind nämlich auch Jäger, und zwar mit Focus Wespen. Hast du Hornissen in der Nähe, nicht vertreiben, sie sind eher scheu und zurückhaltend, halten dir aber die Wespen von der Pelle. Das ist doch etwas in der noch kommenden Zwetschgen- und Pflaumenzeit (Aug.-Sept.).
Zugegeben, mit etlichen Kurzschreiber*innen kann und will ich nicht konkurrieren. Ihr kennt mich ja: Wenn`s Herz voll ist, quillts Maul über. Dabei ist mir eigentlich gar nicht nach Viel-Schwätzerei, auch deshalb, weil mir zurzeit gänzlich die Beteiligungen an diversen Dienstags- und Donnerstagstreffs versagt sind. Wer ist schuld, na, wer wohl? Klar, mindestens zwei, höchstens drei Ärzte. Jetzt könnte ich abendfüllend ganze Litaneien aus der erlebten Praxis eingeschränkter Körperfunktionen erzählen, um damit einen Beitrag zum berühmt-berüchtigten Inhaltsvokabular und oft auch Lieblingsunterhaltungsthema bei den fortgeschrittenen Semestern beizutragen; geschenkt. Nichts wird davon besser.
Kurzum, ich bin out off, obwohl ich doch so gerne möchte. Ja, so ist das, wenn plötzlich einige Dinge auf einen zurollen, von denen man schon gehört, aber längst nicht betroffen war. Fast nach dem Motto: „Mir doch nicht“. Ja, aber denkste, plötzlich gibt`s`ne Packung mit zwei, drei Schüssen vor den Bug und zack, ist der immer-bereite Läufer und enthusiastisch auf Bewegung ausgerichtete Mitmensch flachgelegt. Für eine gewisse Zeit ist das verkraftbar, sogar akzeptierbar, doch dann fängt es an zu kribbeln und sofort taucht die Frage auf, warum das mir?
Wir, die Älteren, wissen, von einem unbestimmten bestimmten Zeitpunkt an, geht es bergab. Gerne schiebe(n) ich/wir das beiseite. Da hilft weder Schütteln noch Klopfen, selbst kluge Sprüche verfehlen ihre eigentlich gedachte Wirkung. Nehmen wir uns ein Beispiel an den unübersehbar starken Profi-Sportler-Karrieren. Reihenweise gehen die Mitte 30, allerspätestens mit kurz vor 40 aufs Altenteil. Weg vom Fenster. Und? Kräht die Welt voller Dankbarkeit hinterher? Wenig, kaum. Weg ist weg, höchstens, ab und zu mal, eine Randnotiz. Geschichte.
Hier kommt weder Häme noch tiefgreifendes Mitleid auf. Es ist der Lauf der Dinge und wir alle erfahren es, früher oder später. Nichtsdestotrotz ist bis auf echtes Lauf-Zipperlein nun wirklich kein Klagegrund vorhanden, der das Leben abträglich macht, ganz im Gegenteil. Ich verabschiede mich für nicht ganz 4 Wochen und ziehe, nein, fliege mit Uta in die Wüste. Da, wo so gut wie keiner hinkommt. Deshalb brauchen wir alles Mögliche, was zum „Überleben“ nötig ist. Also, ein bisschen Abenteuer ist bei unseren Urlauben meist dabei. Demnach keine Adria oder anderes Blau der Meere, sondern viel Sand, etliches Grün, sogar Seen und Flüsse, vor allem Berge (8 Tage Wandern/Trekking, 4 Tage Reiten auf Pferden und 3 auf Kamelen plus Jeep-Touren), aber einen Horizont und Himmel wie nirgendwo. Und, die Kultur ist einzigartig: Mongolei. Alles gut fürs Seelenheil (Dalai Lama-Buddhismus) und vielleicht auch für die angeknackste Malaise zum dazugehörigen Körper.
Und wenn es dann (hoffentlich) wieder besser geht, dann kommt auch an dieser Stelle hier erneut mehr Schwung rein.
Früher gab es einen Spruch, der da hieß: 25 Tage war der Vater/Mann krank, nun s/läuft er wieder, Gottseidank. Trifft bei mir weder beim einen noch beim anderen zu. Ordnungsgemäß hatte ich mich abgemeldet, stand doch ein nicht alltäglicher Ortswechsel heran, auf den ich mich fast ein Jahr lang vorbereitet hatte, um alles richtig zu machen. Das klappte mit Einschränkungen. Das neudeutsch genannte Adventure ging vor einer Woche zu Ende, war großartig, eindrucksvoll, unvergesslich, sehr anstrengend und von Herzlichkeit des besuchten Volkes, der mongolischen Nomaden, durch Gastfreundlichkeit geprägt. Acht Tage Trekking, einige Tage Pferd und Kamel und schließlich für wesentlich längere Touren wurde ein Land-Cruiser benötigt.
Es ist ein riesiges Land mit keinem Anfang und keinem Ende, wenn man sich nicht auskennt. Ein(e) Guide ist unverzichtbar, schon von der Sprache her. Das klappte vorzüglich, auch der Zusammenhalt in der nur vier Personen starken Gruppe war ein Gewinn für alle. Längere Ausführungen kann ich mir an dieser Stelle nicht erlauben, denn 120 handschriftlich prall gefüllte DIN A 4-Seiten ergeben einen Report, der einschl. Fotos im DIN A 5-Buchformat in den mehrfachen Hundertseitenbereich gehen könnte. Das will ich öffentlich niemand antun und ist nur für diejenigen gedacht, die diese Reise lesemäßig mitmachen wollen. Und wer sich mit der Fertigung eines solchen Skripts auskennt, weiß, so etwas dauert von jetzt bis zum Weihnachtsmann.
Mein Beitrag für heute sollte eigentlich dem Satz eins zugedacht sein. Satz zwei weist bereits auf die Einschränkungen hin, die mir widerfahren sind. Kurzum, ich war bereits vor dem Betreten des Fliegers ins auserwählte Land laufunfähig. Nur dank reichlich schmerzstillender Medizin konnte ich die Reise von A bis Z mitmachen, was aber zur Folge hat, dass nichts ausgeheilt und somit noch immer vorhanden ist. Jetzt brauche ich einen fähigen Orthopäden, der mir weiterhilft. Bisher habe ich zwei Nieten gezogen. Das war das eine. Meine kluge Frau Uta riet mir, geh` doch einfach zu Frau …, die ist prakt. Ärztin, kennt sich gut aus und kann dir bestimmt gut helfen. Also ich hin, hatte aber schon beim Betreten des Arzthauses eine merkwürdige Ahnung. Ich fühlte mich nicht wohl, dazu Luftmangel beim Treppensteigen mit bedrückender Enge in der Brust und schwindelig war mir auch.
So taumelte ich in die Ärztin-Praxis. Jetzt ging alles im Sekundenablauf fast ohne Worte. Im Nu war eine Rettungswagenbesatzung zur Stelle, die mit mir nur Minuten bis ins Helios-Behring-Krk.-Haus brauchte. Wenig später hatte ich über dem blanken Körper einen gemusterten Kittel an, hinten zweifach zugebunden, keine Taschen, eher ein Talar. Nur war es nicht feierlich, sondern recht nüchtern, denn es brauchte nicht lange und ich war verkabelt, hatte eine Manschette am Arm und einen Piker im linken Handgelenk, schließlich drei Sauger, an denen die Kabel hingen.
Wozu das alles? „Wir machen jetzt eine Ultra-Schall-Untersuchung und wird das, was wir schon wissen, bestätigt, dann haben Sie heute Abend um 18.00 Uhr ein Rendez-vous mit dem Oberarzt, der sich ein bisschen mit Ihrem Herz beschäftigt. Gerne können Sie dabei zusehen.“
Es dauerte eine geschlagene Stunde bis es für mich vorbei war, in einem verstellbaren Bett lag und wusste, von nun an wird einiges anders. Nach vier Tagen bin ich inzwischen ohne Rettungswagen wieder zu Hause. Zwei nicht geahnte Baustellen wurden repariert, ohne Garantie, dass künftig alles läuft. Schonung heißt es und dies, für einen ungeduldigen Menschen. Was hilft`s, ich muss da durch. Laufen? Für längere Zeit wohl nicht, das müssen jetzt andere für mich tun, die es ohnehin besser können.
Hallo Horst, ist ja alles nicht so schön. Andererseits hast du im richtigen Moment sofort die richtige Hilfe bekommen. Ich wünsche dir weiterhin schnelle Besserung. Und als Optimist sage ich dir, nach jedem Tal kommt auch wieder die Bergspitze. Nur so als Tipp: Dagmar und ich waren lange Wochen läuferisch ausser Gefecht. Wir sind aber sehr viel gewandert (und ja, es hat uns sogar viel Spass bereitet). Viele Grüße Klaus
Manfred hatte mir am Samstag schon erzählt, was dich ereilt hat! MannMannMann, Schwein gehabt, dass es erst hier passiert ist; in der wilden Welt möchte man ja nicht unbedingt ins Krankenhaus. Gute Besserung, pass auf dich auf!
Wer nicht kann, was er will, muß das wollen, was er kann. Denn das zu wollen, was er nicht kann, wäre töricht.
Leonardo da Vinci
Ach mano, Hotti. sei froh das es so gut ausgegangen ist und übe dich in Geduld. Seit meinem Sprunggelenksbruch weiß ich zu schätzen wie schön es sein kann auch nur 5, 10, oder 15 zu laufen. Es muss nicht immer Marathon sein. Was zählt ist doch das Miteinander, egal welche Distanz oder Disziplin. Und bei meinen damaligen Arztbesuchen hab ich, was Ärzte anbelangt, es gut sein sollte einen zu finden der weiß wie man als Sportler tickt. Hotti, das wird schon Alles gute Peter
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Zuletzt geändert von Asphaltcowboy am 08.08.2023, 12:53, insgesamt 1-mal geändert.