Hummeln und Hornissen können gar nicht fliegen
Wer es gewohnt ist tagtäglich längere und präzise Nachrichten der Presse zu entnehmen, wird jenen Buchstabenzeilen und oder kurzen Sätzen in den Schlagworten der Internetaufmachungen kaum noch Beachtung schenken, weil das Vokabular meist so flach ist, dass meist nur Grauen statt Interesse kommt. Wie schön ist es deshalb, sich über Aussagen zu freuen, die an und für sich nicht von großem Belang sind, aber Neugier wecken. So ist die Aussage von obenstehend, fast ein Aufreißer.
Wer sagt denn so etwas? Stimmt doch gar nicht! Wir wissen, dass diese überaus nützlichen Insekten durchaus flotte Flieger sind, wobei Hornissen eher einem Jumbo als einem Jagdflieger gleichen. Doch angeblich stimmt es nach den Gesetzen der Aerodynamik tatsächlich, dass beide Tierchen nicht durch die Luft sausen können, weil das Gewicht zur Flügelgröße oder umgekehrt unstimmig ist. Weil das aber beide nicht wissen, fliegen sie trotzdem. Ein Kalauer, aber nett.
Und was machen wir? Wir, die Underdogs, was unseren Sport betrifft. Wir laufen trotzdem, obwohl manches nicht mehr so wie einst funktioniert. Keine Spritzigkeit, da und da tuts weh, der Schuh drückt, obwohl er gestern noch passte. Dabei hatte ich noch Weihnachten großspurig verkündet: „Ich kann soviel Kekse essen wie ich will, die Schuhe passen immer noch.“ Außerdem ist ein Kilometer augenscheinlich länger geworden, nicht mehr 1.000 m, eher 1.300 m. Und dann noch das Ding mit der Uhr. Sagt die doch glatt zu mir: „Sie liegen außerhalb der Soll-Zeit, bitte Tempo erhöhen.“ Na, die hat sie wohl nicht mehr alle, wenn bei mir nichts mehr geht.
Was tun? Neue Schuhe kaufen – hilft immer, sagte ich mir, wohl in der Gewissheit, dass ich seit unzähligen Jahren meine 12 verschiedenen Treter zu zwei Drittel bereits als verschlissen ansehen darf. So selbst geläutert, galt heute der Versuch, mit den neuen Dingern auf Tour zu gehen (äh, zu laufen). Zehlendorfer Runde mit neuen Passagen für die Mitbegleiter*innen. „Schöne Runde“, kam beiläufig der Kommentar, ja, fand ich auch und dachte im Stillen, dass es eigentlich noch ein Schlenker mehr hätte sein können, um vielleicht auf 15 km zu kommen. Aber denkste, die neuen Schuhe gaben das nicht her oder waren`s die gar nicht? Jedenfalls reichten uns die 11 km bei gelegentlich praller Sonne.
Auch wer nur angemessen Mäßiges verrichtet, darf sich nach Schluss der Etappe dennoch belohnen. Dafür sorgten unsere Suzan und der Gastgeber. Baumumgeben auf der Terrasse den Kaffee und Leckerlis genießen, ist bestimmt ein besonderes Privileg. Deswegen wird die Donnerstagsgruppe noch lange nicht hochnäsig und bleibt eher bodenständig, sonst würde Laufen ja auch nicht funktionieren.
Und noch einmal zurück zu den manchmal lästigen, aber doch lebenswichtigen Insekten: Zeitweise kann Unwissen tatsächlich weiterhelfen, Lebenssituationen zu bewältigen, denn „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ (übrigens Goethe), was nicht heißen soll, mit Unbildung unterzugehen, denn, was geht, das geht. Und – wie sagte einstmals meine weise Mutter des Öfteren? “Die Menschen können noch so hoch gebildet sein, das wird ihnen alles nichts nutzen, wenn sie nicht über die wichtigste der Bildungen verfügen: die Herzensbildung“!! Merken wir uns oder im Wiedervorlage-Kalender deponieren.
Horst