Der Sackgassen- und der Einen-Tag-alte-GeburtstagslaufHimmelherrschaftsnocheinmal, im Bayrischen ein Fluch, aber mehr im Sinne „des gibt`s doch gar nett“. Mir fällt gerade nichts Besseres ein, weil so ein Tag, so wunderschön wie heute….., der muss einfach festgehalten werden. Der Reihe nach. Beginnen wir bei mir. Ein Glückstag.
Mein Vorschlag für den heutigen Do-Lauftag hieß „Spandau – gleich links hinter der Brücke! Kennt doch jeder. Nur welche der vielen Brücken ist gemeint, Herr Neunmalklug? Es ist ja so wie in alten Zeiten, wer Berlin verlässt und nach Spandau einreisen will, benötigte (ganz, ganz) früher den Brückenpass in dem mindestens zwei Spandauer aufgeführt waren, die für Grenzgänger gutsagten: bürgten. Auch gab es Schlusszeiten, dann musste nach dem Fährmann gerufen werden: „Hol über“. Alles wohl kontrolliert. Die Havel war ein Scheidepunkt. Spandauer sagen bis heute, sie fahren in die Stadt und meinen Spandau-Markt. Geht es über die Brücke, dann fahren sie nach Berlin. Alles Legende? Warum nicht? Erinnerung an „Es war einmal“.
Unsere Brücken hießen Heerstraßenbrücke und Freybrücke (nach dem Geheimen Oberbaurat Adolf Frey, der einmal für den Ausbau der Heerstr. bis zur Döberitzer Heide verantwortlich war). Kurzum, Treffpunkt heute 9:30 Uhr gleich hinter der Freybrücke, Heerstr. E./ Am Pichelssee, unkontrolliert, aber Hinkommen doch behindert durch emsige „Asphalt-Geklebte“ an ohnehin sonst schon neuralgischen Verkehrskreuzungen im Berliner Stadtgebiet. Oh Wunder, mit nur wenigen Minuten Verspätung kam unser Date für gleich sieben zustande. Das Wetter: optimal, die Stimmung: fröhlich. Deshalb kurz zu mir zurück.
Vor dem Lauf heißt es stets, zieh die Socken und die Schuhe an, sonst ist nichts mit Laufen. Tja, dieser segenswerte Umstand verhalf mir zu den seit mindestens 14 Tagen vermissten Hausschlüsseln, die ich aus irgendeinem Grunde nur mal kurz in die Laufschuhe abgelegt hatte. Durch Ablenkung und Unkonzentriertheit vergaß ich das einfach. Hernach ergab sich unter Verlust der kurzzeitigen, aber in diesem Falle jedoch anhaltend fehlenden Erinnerung die Kalamität: Hausmann ohne Schlüssel. Zu folgern hieraus ist nicht gleich das Übliche…., und - es hat sich alles wundersam aufgelöst, eben, ein Glücksfall. Habe somit wieder die Schlüsselgewalt.
Wir hatten eine seltsame, an etlichen Stellen nicht unbedingt laufgeeignete Strecke vor uns. Vorweg: aber schön war es! Man muss manches probieren und siehe da, es stellt sich etwas ein, prima, das kennst du ja noch gar nicht. Oder andersherum, mein Uralt-Stadtplan zeigte mir noch Wege auf, die es heute nicht mehr gibt. Dennoch, die Richtung stimmte und los ging es. Zum Nachverfolgen siehe Streckenverlauf. Am Pichelssee, peng, Sackgasse. Die IG Metall, hatte genau am Ende der Halbinsel Pichelsdorf auf einem schlossähnlichen Areal ein Weiterbildungszentrum errichtet, das zaunumrundet keinen Durchgang zum Pichelsdorfer Gmünd (Einmündung der Havel in die seenartige Verbreiterung bis nach Potsdam) zuließ. Also, Kehre rückwärts. Neue Sicht, auch nicht schlecht. Dennoch leichte Irrungen und Wirrungen mit erneut toten Enden bis zur Scharfen Lanke, jenen inzwischen stramm belegten Segel- und Motorboot-Anlegestegen.
Über die Jaczostraße, dem slawischen Fürsten als Namensgeber zu Ehren, den Albrecht der Bär etwa um 1150 – 1157 die Vorherrschaft an Havel und Spree abnahm (siehe Schildhorn) und damit Brandenburg etablierte. Der Heerstraßenquerung folgte dann die Südparkteichumrundung und schließlich gelangten wir zum Grimnitzsee, der sich am Tharsander Weg als so gar nicht zugänglich erweist. Man kommt einfach nicht richtig ran, was uns nicht davon abhielt, um an der Schulenburgbrücke die Havel zu überwinden. Die nach Tiefwerder, unserem Sehnsuchtsgebiet, führende Dorfstraße verheißt am Ende mit dem Steg am Jürgengraben jene Idylle, die es in dieser Form sicherlich nirgends in Berlin vorzufinden gibt. Naturkanaldurchzogen von Havelwasser gespeist, ergeben sich Auen, Teiche, ein Biotop unvergleichlicher Art, und das großstadtnah. Kaum trabten wir den ersten Weg, da erhoben sich gemächlich vier ausgewachsene Wasserbüffel, die sich offensichtlich in der Wiederkauverdauungsphase befanden. Die Neugier war trotz Abstand gegenseitig. Ein großer Schwarm lagernder und Gras zupfender Gänse vervollständigten das landschaftliche Naturbild.
Früher befand sich mitten durch das Schilfgebiet eine langgezogene Pfahlbrücke, die über die Jahre bruchreif wurde und durch einen auf festem Boden angelegten Pfad mit nur noch kurzer Brücke ersetzt wurde. Alles gut, für Natur und Mensch. Unser Lauf war heute vielmehr als Sport, es war etwas fürs Herz. Einfach Balsam, derweil auch etliche Pausen. Und nach 10,4 km war die schöne Runde leider schon abgeschlossen. Doch um dem ganzen noch eins Draufzusetzen und der Titelzeile einen Sinn zu geben, kam der Schlussakt:
Sachlich: Vielfach liefen wir in der Hoffnung, einen Durchschlupf auf weiterführende Wege zu finden, prompt in tote Enden. Kein Weiterkommen, Umkehr, die berühmte Sackgasse.
Emotional: Hurra, hurra, Mathilda ist da. Ein ganz süßes Mädel, gestern geboren, wie wunderbar und natürlich Grund zum Anstoßen*. Die zurecht stolze Großmutter Hildegard brachte Zimtschnecken und *Kaffee mit. Das war sozusagen der Gipfel des noch frühen Tages, den wir auf einem Wassergrundstück in freudig-launiger Stimmung so abschlossen, als wenn wir überhaupt nicht gelaufen wären. Glück dem Baby und ihren Eltern, der sportlichen Oma herzlichen Glückwunsch und von uns Feiernden kommt der Dank, dass wir ein Stück Lebensglück miterleben durften.
Horst
P.S. Gibt es gute Fotos, bitte ein, zwei, drei (max.) einfügen