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Hotti

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 27.03.2023, 13:26

Mein Leipzig lob`ich mir….

lässt ein weltberühmter Dichter namens Goethe im Faust I sagen, mit dem Zusatz „Es ist ein Klein- Paris und bildet seine Leute.“ Leipzig zur Bildung benötigen wir nicht unbedingt, denn Berlin hatte und hat noch immer viel zu bieten. Die inzwischen wieder aufgeblühte Messestadt mit der ausgebauten Infra-Struktur rundherum, dem Stadtzentrum, allen kulturellen Einrichtungen wie Oper, Gewandhaus, Theater, Kabarett, Kunstszenerie, Büchermesse, Architektur von Renaissance, Barock, Jugendstil bis zur Moderne, Museen, gute Unis, den Zoo nicht vergessen (!) und schließlich Sport und Natur zum Greifen nahe.

Man kann hier gut leben, sagten wir uns vor etwa 12 Jahren, weil wir merkten, diese Stadt ist im Aufbruch. Inzwischen scheinen Jahrzehnte vergangen zu sein, denn so schnell, wie sich die vollzogenen Veränderungen zeigen, können nicht nur einzelne Jahre hergehalten haben. Porsche, BMW, Flughafen, Messen, Wissenschaft, Zukunftsbranchen in Cluster aufgeteilt, signalisieren besonders jungen Leuten Chancen. Allerdings, wie überall, die Preise steigen. Leider. Wir haben unsere kleine Wochenend-Hütte am naturtreuen Ortsrand und genießen es sehr, uns Ortsveränderung in allerkürzester Zeit zu genehmigen. Fahrzeit 1 Std. 40 Minuten von Haus zu Haus.

Was hat nun Leipzig, was Berlin nicht hat? So eine Frage. Dieses Vergleichen, Konkurrieren ist doch unnötig. Es gibt diverse Punkte mit Plus und Minus gegeneinander. Also, jedem das seine. Hatte ich gestern. Ab in die Laufschuhe. Strecken für diese gibt es und Botanik reichlich. 1 km bis zur Weißen Elster und bis zum Auenwald. Jetzt, wo gerade der stramme Hagelregen vorbei ist, gibt es keinerlei Begegnung mit Spaziergängern oder Wandernden. Es grünt hier in besonderer Weise. Nicht an Sträuchern und Bäumen, sondern am Boden. Da gibt es keinen freien Platz mehr. Vor lauter Grün ist der Blättermulch am Boden nicht mehr zu sehen. Ursache sind dicht an dicht stehende breitblättrige Bärlauch-Stauden, die noch nicht den typischen Knoblauchgeruch ausströmen, der ihnen anheftet. Erst mit der Blüte, wenn alles im Weiß steht, lohnt ein tiefer Atemzug, dann ist genug für das Abendessen anstelle Kräuter inhaliert.
Wer aber Bärlauch-Butter, -Pesto und Kräuter-Quark mag, wird dreimal einen Purzelbaum schlagen, so lecker ist ein Gericht damit. Wer dagegen sagt, Bärlauch stinkt, sollte Waschlotion oder Seife wechseln, denn Bärlauch ist kein Knoblauch, nur ein Verwandter wie Schnittlauch und Zwiebel. Nach der Blüte nicht mehr ernten. Er schmeckt dann einfach nicht mehr so frisch.

Meine eigene Frische bezweifele ich schon seit geraumer Zeit. Und auf meine eigene Blüte (fast vergessen) muss ich wohl sehr weit zurückgreifen. Derart zur Gewissheit gelangt, hält mich bis auf Weiteres nichts davon ab, dreimal in der Woche zu laufen. Allein Leipzig bleibt meist der Sonntag vorbehalten. Einen Vorteil gibt es, keine Steigungen. Schlappschritt garantiert. Nach knapp unter 11 km sage ich den Lauffreuden ade, derweil meine bereits vorgeeilte Herzensdame Uta duschfrisch bereits das Frühstück bereithält.

In Berlin ist alles anders, da gibt es kein Vorauslaufen. Gruppe ist Gruppe und gerade deshalb Suppe oder das Gelbe vom Ei, wie der Berliner sagt. Und das mit dem Leibzchger Dialekt, ja, meine Güte, in krassen Fällen kommt schon ein bisschen Elend bei mir auf, aber eh, mit die janzen Dinga inne Sprache bei uns kanns einem ooch uffn Keks jehn. Loben wir Berlin und Leipzig oder umgekehrt, weil, leben kann man überall. Es liegt nur an einem selbst, was, wie und wo. Alles Fragewörter. Auf der nach oben offenen Sympathiebewertungsskala Punkte für beide Städte zu verteilen, verkneife ich mir tunlichst. Es ist so wie beim Essen. Über Geschmack kann gestritten werden, entweder er ist da oder eben auch nicht.

Horst

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Zuletzt geändert von Hotti am 27.03.2023, 13:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 27.03.2023, 13:31

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 31.03.2023, 09:44

Geburtstage

April und Mai sind kalendermäßig Teufelstage. Was sich da alles abspielt, weiß eigentlich jeder Mensch. Frühling natürlich, die Natur erwacht in schönster Pracht, die Temperaturen steigen, Schluss mit dem täglich sorgenvollen Blick auf den Gas- und Stromverbrauch, den wir ohnehin längst kräftigst reduziert haben. Die Tage werden länger. Ist natürlich Quatsch, die 24 Stunden bleiben konstant, aber die Helligkeit am Abend wird durch die Zeitumstellung (1 Stunde zur alten Zeit draufgeben) einfach ausgedehnt. Viele finden das gut, etliche sind dagegen. Energie-Einsparungen, wie beabsichtigt, sind nicht eingetreten. Jetzt die Feiertage: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, 1. Mai und die Teufelstage. Häh, was das denn?

Da sieht man mal wieder, kein Mensch macht sich darüber Gedanken, nur der Schreiber hier hat immer so blöde Einfälle. Zur Begründung: Rechnen wir einmal 9 Monate zurück von April/Mai (minus 9), aha, Juli/August. Ganz starke Monate, wenn es um die Arterhaltung geht. Mit Blick auf meinen Kalender stelle ich ganz nüchtern fest: 24 Geburtstage !!! und die allein im relativ kleinen Kreis der Verwandten und Freunde. Feiern ohne Ende? Nicht doch. Dabei komme ich noch zu einer ganz anderen Betrachtung, an die kaum jemand denkt, denn Geburtstage feiern ist eigentlich, mit Ausnahme der < 30, völlig unsinnig. Die Jungspund:innen wollen, nein, die müssen ja älter werden. Aber die Anderen: Ganz klar, jedes Jahr werden auch diese lieben Mitmenschen stets ein Jahr älter. Ja, und? Also bitte, jetzt ein Jahr, in 10 Jahren, in 50 usw., was ist dann? Die Jahre werden einfach draufgelegt. Gewiss, es gibt Ablehnende, die das nicht wollen oder schlimmer, Abberufene, aber das bestimmen höhere Mächte. Der Prozess des Alterns bedarf keiner explizierten Untersuchung, es passiert einfach immer und immer wieder. Und jetzt kommt es: Wer will das schon, plötzlich alt sein? Trotzdem feiern? Gewiss doch! Andererseits forever young, auch hier: Wer will das schon?

Weise sind erst die, die mit dem Alter richtig umgehen können, denn eines hat die Altersgruppe > 65, nämlich Erfahrung. Ein unschätzbarer Vorteil, denn die kann niemand erlernen, eben, erfahren! Toll. Wenn nun aber hämisch von „Altersabbau“ (kann ja sein) gesprochen wird, so meint das bestimmt nicht die Rückgabe der zahlenmäßig erreichten Jahre, auch keine Änderung des Geburtsjahrgangs, sondern langsames Durchgereicht-Werden. Auch nicht schlimm, wenn die Erinnerung wachgerufen wird, was alles vordem an schönen Dingen passiert ist, die ein stolzes Gefühl auf Ewigkeit hinterlassen und damit kompensieren, wie schön das Leben war und ist.

Eines kommt mir noch in den Sinn: In Berlin sind Werke von Lucas Cranach (sowohl der Ältere wie der Jüngere) mit Gemälden zahlreich vertreten. Ein Bild des Älteren ist mir im Kopf geblieben: „Der Jungbrunnen“. Da steigen (nur ältere) Frauen in ein Bad und kommen als springlebendige Hüpferlinge wieder heraus und vergnügen sich bei Musik, Tanz und Essen. Gönnen wir (die Männer) es ihnen. Eine Vision im 15.Jahrhundert, leider unerfüllt.

Unser Mittel, einigermaßen beweglich zu bleiben, ist für beiderlei Geschlechts von gleicher Bedeutung. Jünger werden ist und bleibt allerdings gänzlich ausgeschlossen, weil selbst Laufen oder anderer Sport kein ewiger Jungbrunnen ist. Und was die Endlichkeit unseres Daseins anbelangt, so ist die Gleichberechtigung wenigstens in dieser Beziehung gänzlich vollzogen. Wie heißt es so schön im Läufer*innenkreis? Durch unseren Sport leben wir auch nicht länger, - aber - , wir sterben gesünder. Aus diesem Satz ein paar Wörter wegzulassen, unkenntlich zu machen, damit ein positiveres Nachempfinden entsteht, ist zulässig. Und noch etwas, das eigentliche Älterwerden tut überhaupt nicht weh, denn man merkt es nicht unmittelbar, was an und für sich allein schon gefährlich ist, siehe Bluthochdruck. Nur etwas ist grausam, der morgendliche Blick in den Spiegel. Gnadenlos zeigt er uns, was Sache ist. Die vielen Fältchen – na, und? Dazu: Was haben wir, was die Jugend nicht besitzt? Eben drum, seid stolz darauf, Ihr alten, liebenswerten Zausel*innen. Weitermachen!

Uns allen, alles Gute.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 04.04.2023, 20:58

Eintrittsgelder

Wir wissen alle, dass im Leben nichts so bleibt, wie wir es gerade haben. Und doch ist die Sehnsucht nach einer gewissen Beständig- und Verlässlichkeit im Wunschdenken stark ausgeprägt. Es sind die immerwährenden Veränderungen, die häufig zunichtemachen, was eigentlich so niemand will. Natürlich gibt es Abwehrmechanismen gegen aufgezwungene Dinge, in dem wir sagen, da mache ich nicht mit, führe vielerlei Gründe an und fühle mich in der Verweigerung moralisch bestätigt. Sehr lobenswert. Und was bringt es? Sagt es mir. Als kleine graue Laus getarnt, sitzt der Schreiber dieser Zeilen vor lauterem Nachdenken ziemlich auf dem Trockenen. Ich komme einfach nicht weiter mit meiner Beharrlichkeit zur sparsamen Haushaltsführung, wenn ich an die täglichen Ausgaben denke.

„Das bisschen Haushalt macht sich von allein…… und kann so schlimm nicht sein“, sang einst Johanna von Kocian, eine aparte deutsche Schauspielerin, in einem sehr witzigen Song, als noch die Gleichberechtigung in der Wiege lag. Wenigstens in dieser Hinsicht hat sich viel getan. Das alles sind Gedanken, die wahrscheinlich vielen durch den Kopf gehen und eine über Jahre sich erstreckende Läuterung wird inzwischen eingetreten sein.

Das rein private Geldausgeben (Lebenshaltungskosten, (all inclusive) Kultur, Urlaub und etliche ungeplante Nebenausgaben) sind nun einmal der Maßstab für Unternehmungen, die eigentlich in keiner Agenda des täglichen Bedarfs auftauchen. Und die heißen, um endlich auf die Ausgabeart zu kommen, die wir als Nebenabteilung ansehen: Tickets, Startgelder oder wie oben Eintrittsgelder. Kino, Theater, Oper, Konzerte, klar, haben ihren Preis. Sport aktiv/passiv natürlich auch. Passiv ist verständlich. Zuschauer bekommen etwas geboten. Stadion-Eintritt kostet.
Bei den Straßenläufen ist das anders, da liefern die Aktiven mit Einzahlung in die Veranstalterkasse, ohne dass sie nur einen Schritt gelaufen sind. Will sagen, Wettkampfstart nur mit Vorkasse. Sonst nix mit Startnummer, Responder, Zeitnahme, Belohnungsmedaille und Ergebnisliste.

Wie ungleich ist und bleibt die Welt, Läufer*innen zahlen und laufen, das nichtaktive Volk hat den Spaß und den Jux obendrein. Jetzt mal zum eigentlichen Anlass: Ich kann mich gut erinnern, dass ich bei meinen ersten Wettkämpfen angemessene „Start-Gebühren“ gezahlt habe. Inzwischen ist das längst inflationär geworden. N.Y.-City-Marathon 295 US-$, Chicago 240 US-$, Boston 235 US-$, Berlin 163 €, Hamburg, Frankfurt und (oha) Tokio ca: 110 € plus eventl. Aufschläge. Selbst für den Berliner Halbmarathon mussten die Renner*innen zwischen 63 und 79 € hinblättern.

Klar, die Veranstaltungen kosten Geld und auch Städte halten die Hand auf für Genehmigungen, Sicherungen und Obrigkeitsbelange. Aber ein Geschäft ist es für die Veranstalter und Organisierenden tatsächlich geworden. Wenn wir allein die Teilnehmerzahlen in Berlin heranziehen, dann belaufen sich die Marathon-Einnahmen bei 45.000 abzüglich (geschätzt) 2. – 3.000 Freistarter, also 42.000 x 163 € = 6.846.000 €. Stattlich. Man bedenke, ehrenamtlich lässt sich da nichts mehr machen (außer Streckenposten und Erfrischungsstände, Startnummernausgabe und Service nach Zieleinlauf), demnach muss ein Team ran, die nicht für Nullouvert arbeiten. Aber Startgelder oberhalb der Hundert €, aua, weder für die Mittelklasse noch für Underdogs. Oder kann Starthilfe beantragt werden?

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, fast ein Gassenhauer. Ein Ende der nach oben offenen Preisgestaltungsskala in allen Gewerken, die Geld benötigen, wird es wohl nicht geben. Hoffentlich landen wir nicht eines Tages dort, wo die Zentralbank mit dem Drucken der Milliardengeldscheine nicht mehr hinterherkam. War mal in den Zwanzigern im letzten Jahrhundert. Brauchen wir nicht noch einmal.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Lauffreak » 04.04.2023, 21:45

Lieber Horst,
sich über hohe Startgebühren zu ärgern, ist eine Sache. Mitmachen eine andere.
Es gibt aber auch in Deutschland sehr schöne und preiswerte Laufveranstaltungen.
Beispiel:
Brockenmarathon: Startgeld 31 Euro
Brockenhalbmarathon: Startgeld 21 Euro
Rennsteig:
Supermarathon: Startgeld 65 Euro (einschl. Bustransfer Schmiedefeld-Eisenach-Schmiedefeld)
Marathon: Startgeld 55 Euro (einschl. Bustransfer)
Halbmarathon: Startgeld 50 Euro (einschl. Bustransfer)

Ich laufe bereits seit rund 25 Jahren nicht mehr bei den Berliner Laufveranstaltungen. Nicht wegen
des Geldes. Mir sind einfach die Massen zu viel.
Viel schöner (für mich) sind die überschaubaren Landschaftsläufe.
Nichts für ungut.
Klaus
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 10.04.2023, 11:03

Lieber Klaus,

Ostern lässt mir Zeit, für Deinen vortrefflichen Hinweis zu danken. Ich antworte darauf wie folgt: Etwas zu kritisieren, heißt ja nicht, Anderes nicht auch zu schätzen. Ich gebe Dir Recht, dass die wahren Landschafts- und Erlebnisläufe das wirklich Gelbe vom Ei sind und meistens auch gar nicht überteuert sind. Wir wissen, dass eine Marathonveranstaltung zu veranstalten, ordentlich Geld kostet. Es sind ja tausend Dinge zu beachten, allein schon von der rechtlichen Absicherung und aufgrund behördlicher Vorgaben. Aber die groß- und oft hauptstädtischen Marathons sind nicht mehr von Vereinen organisiert, sondern bewusst von ausgegliederten Abteilungen, die sich dann als wirtschaftlich orientiert (z.B. GmbH o.ä.) erweisen. Klar, Geld spielt immer eine Rolle. Und bei dem Drang, Sensationelles bieten zu wollen, sind die Laufstars nur mit klingender Münze zu locken, die dann von Sponsoren kommen sollen. Wehe denen, die keine Haben.

Nun könnte ich sagen, dass alles dann ein bisschen hausbackener wäre. Stimmt. Aber, Berlin und die anderen Metropolen bringen eben das Nonplusultra oder neusprachlich das Supergeile. Und wenn Du sagst, dass Du nur noch bei diesen tollen Landschaftsläufen dabei bist, so kann ich Dich voll verstehen. Genuss geht ohnehin vor nur Dabeisein. Ich für meinen Teil war natürlich auch einmal richtig wild auf (für mich) schnelle Zeiten, was mir dann auch 8mal geglückt ist (< sub 3), bei den jetzt erreichten 73 Marathons (in 40 Jahren) und dem inzwischen längst abgerutschten Zeitlimit, habe ich eigentlich nur noch ein einziges Ziel: Zweimal noch in Berlin Dabeisein (ein Genuss ist das für mich nicht mehr); es ist der Ehrgeiz, meinen 40. Berliner und den 75. Gesamt-Marathon 2024 zu vollenden. Das war es dann aber auch mit den langen Strecken.

Dass ich dem Laufen treu bleibe, steht außer Frage, langsame Kurzdistanzen kommen schon jetzt in der Trainingsphase zum Tragen. Die Lust darauf ist allein schon damit begründet, dass wir in Hübis Lauftreff eine Sozialgemeinschaft vorfinden, die ihres Gleichen sucht. Lieber Klaus, erhalten wir uns das noch möglichst lange. Und: Meckern darf ruhig sein, sozusagen als "Salz in der Suppe", was für meinen Hang zur Hypertonie nicht gerade schmeichelhaft ist, denn merke, es ist mit der wichtigste veränderbare Risikofaktor für Mortalität. Und Morto, wer will das schon in noch jungen Greisenjahren? Senza parole.

Tuo Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 10.04.2023, 11:56

Leipziger Allerlei?

Und wie Recht Klaus mit seiner Vorliebe für Landschaftsläufe hat, beweist stetig meine häufige Anwesenheit in Leipzig, wo ich seit Jahren den Sonntagsvormittagslauf als Landschaftswonne aufsauge. Stadt Leipzig, hä, Landschaft? Aber JA. Längs der Weißen Elster, im Auwald, im Klara-Zetkin-Park, wo auch der beliebte Team-Halb- und Vollmarathon im Januar stattfindet (3 bilden ein Team) und um etliche ehemalige Kies- und Kohlegruben, die heute, wassergefüllt, renaturisiert, tolle Erholungsgebiete sind, gibt es wunderbare Laufstrecken. Also bitteschön. Lust pur, gestern knappe 12 km mit dem Lauf ums Osterfeuer in Leipzig-Lützschena (Achtung: Keine Hexenverbrennung!).
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 12.04.2023, 22:48

Die Ostergeschichte vom Marathonmann

Zugegeben, ich bin ein begeisterter Leser. Einen Tag ohne Blick in Presse-Erzeugnisse oder in ein, zwei Bücher, die sich in der Gebrauchs- ggf. Warteschlange befinden, kann ich mir nicht richtig vorstellen. Richtig ist auch, dass etliches Geschreibe in der sogenannten Presse-Billigklasse, der offensichtlich nur 800 Wörter unserer schönen Sprache zur Verfügung stehen, bei mir kein Interesse findet. So finde ich andererseits oftmals Artikel in den von mir bevorzugten Gazetten, die nicht nur von hervorragendem Journalismus, sondern sogar von schriftstellerischer Brillanz geprägt sind.

In der Osterausgabe der Berliner Zeitung Nr.82 vom 8. – 10. April 2023 gab es eine Ostergeschichte von Alexander Osang, einem versierten Autor, der nach meinem Dafürhalten eine großartige und nachempfindenswerte Lebensbeschreibung abgibt, die sich tatsächlich so abgespielt haben könnte, wenn nicht sogar ein dicker Tropfen Wirklichkeit darin enthalten ist. Es ist die Geschichte eines Mannes mit dem Rückblick auf die letzten abgelaufenen beiden Jahre und vor allem, wie er nach einer Möglichkeit sucht, Veränderung in seiner Beziehung zu schaffen. Und gerade da, wo er sich selbst auf diesem Wege befindet, erklärt ihm seine Partnerin vorwurfsvoll allerhand Details, ehe er überhaupt die gemeinsame Wohnung betrat.
Auszug:
„Ich sagte noch: „Jetzt habe ich für dich extra mit dem Laufen angefangen.“
Sie sagte: Genau das meine ich.“
Ich fragte: Was meinst du?“
Sie sagte: „Du verstehst es einfach nicht. Es geht mir nicht ums Laufen.“

Er hätte noch weiter fragen können, was sie eigentlich meint, aber da war es schon zu spät. Die Frau verließ ihn. Er ging weiter seiner rechtschaffenden Arbeit nach, die in Corona-Zeiten von etlichen Problemen überhäuft waren. Viele Nerven lagen blank. Es gab kurzzeitige neue Beziehungen, die stressbedingt auch nicht lange andauerten. Um sich nun selbst nicht auch einem Burnout zu nähern, bewarb er sich für den Ostermarathon, der so gut beschrieben ist, als hätte er tatsächlich in Berlin-Tegel stattgefunden. Mir ist dergleichen nichts bekannt.

Der Mann bereitet sich breitbandig auf den Marathon vor, zieht allerhand Literatur heran (u.a. Joschka Fischer: „Mein langer Weg zu mir selbst“) und entdeckt „es wie ein Wunder“, wie für ihn selbst geschrieben. Es war sozusagen seine Heilige Schrift. Es folgen alle Vorbereitungen, die den ersten Versuch eines Marathonlaufes begünstigen sollten. All die Beschreibungen, die Kontakte mit Mitmenschen, seine Umstellung auf andere Kost und schließlich der Lauf selbst in Beschreibungen, die wahre Lachnummern sind, aber durchaus der Realität entsprechen. Selbst der Mann mit dem Hammer findet seine Erwähnung. Natürlich kommt auch die völlige Unerfahrenheit durch zu schnelles Angehen und eine überzogene Zielzeitvorstellung zum Vorschein. Dennoch glaubt man, den richtigen Wettkampf nachvollziehen zu können, denn es sind keine Plattheiten, die niedergeschrieben sind. Und das ausgedrückte Glücksgefühl den Marathon geschafft zu haben, ist einzig.

Schlussendlich taucht ein „Sascha Günther“ auf (um dem Aspiranten einen Namen zu geben), der die 4-Stunden-Marke im Auge hatte. Er wird „gerettet“ von einem Mitläufer, der ihn zwangsweise mit stählerner Hand bis zum Ziel schleift. Sie überquerten die Ziellinie gemeinsam: 3:59:58: „Sie lagen auf dem Waldboden wie ein Paar.“

Abschluss-Passage voll im Zitat:

„Geschafft, sagte Günther nach einer Weile, aber der Mann neben ihm reagierte nicht. Er atmete nicht mal. Er lag da, als sei er wirklich angekommen. Ein Stein. Sascha Günther schloss kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete, beugte sich ein bärtiger Mann zu ihnen, der eine Dornenkrone im Haar trug und sagte: Ich bin Arzt."

Das ist auf einer Doppelseite noch viel, viel ausführlicher toll beschrieben. Ich habe die Geschichte und gebe sie im Original gerne von Hand zu Hand weiter. Dem Autor Alexander Osang spreche ich meinen Dank und meine Hochachtung aus.

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Re: Hotti

Beitragvon uliraffel » 13.04.2023, 20:07

Einen Ostermarathon in Tegel gibt es auf jeden Fall. Da bin ich selbst 2021 schon mitgelaufen:

https://vollmond-marathon.etzrodt.in/
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 14.04.2023, 12:27

Aha, da gibt es doch tatsächlich sehr aufmerksame Leserinnen und Leser. Das freut mich, obwohl ich meine Bemerkung des mir nicht bekannten Nordberliner/Tegel-Ostermarathons hätte leicht mit Google überprüfen können, dann wäre meinem Nichtwissen locker abgeholfen worden. Aber auch so herzlichen Dank für Hinweise und Ratschläge.

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