Mein Leipzig lob`ich mir….
lässt ein weltberühmter Dichter namens Goethe im Faust I sagen, mit dem Zusatz „Es ist ein Klein- Paris und bildet seine Leute.“ Leipzig zur Bildung benötigen wir nicht unbedingt, denn Berlin hatte und hat noch immer viel zu bieten. Die inzwischen wieder aufgeblühte Messestadt mit der ausgebauten Infra-Struktur rundherum, dem Stadtzentrum, allen kulturellen Einrichtungen wie Oper, Gewandhaus, Theater, Kabarett, Kunstszenerie, Büchermesse, Architektur von Renaissance, Barock, Jugendstil bis zur Moderne, Museen, gute Unis, den Zoo nicht vergessen (!) und schließlich Sport und Natur zum Greifen nahe.
Man kann hier gut leben, sagten wir uns vor etwa 12 Jahren, weil wir merkten, diese Stadt ist im Aufbruch. Inzwischen scheinen Jahrzehnte vergangen zu sein, denn so schnell, wie sich die vollzogenen Veränderungen zeigen, können nicht nur einzelne Jahre hergehalten haben. Porsche, BMW, Flughafen, Messen, Wissenschaft, Zukunftsbranchen in Cluster aufgeteilt, signalisieren besonders jungen Leuten Chancen. Allerdings, wie überall, die Preise steigen. Leider. Wir haben unsere kleine Wochenend-Hütte am naturtreuen Ortsrand und genießen es sehr, uns Ortsveränderung in allerkürzester Zeit zu genehmigen. Fahrzeit 1 Std. 40 Minuten von Haus zu Haus.
Was hat nun Leipzig, was Berlin nicht hat? So eine Frage. Dieses Vergleichen, Konkurrieren ist doch unnötig. Es gibt diverse Punkte mit Plus und Minus gegeneinander. Also, jedem das seine. Hatte ich gestern. Ab in die Laufschuhe. Strecken für diese gibt es und Botanik reichlich. 1 km bis zur Weißen Elster und bis zum Auenwald. Jetzt, wo gerade der stramme Hagelregen vorbei ist, gibt es keinerlei Begegnung mit Spaziergängern oder Wandernden. Es grünt hier in besonderer Weise. Nicht an Sträuchern und Bäumen, sondern am Boden. Da gibt es keinen freien Platz mehr. Vor lauter Grün ist der Blättermulch am Boden nicht mehr zu sehen. Ursache sind dicht an dicht stehende breitblättrige Bärlauch-Stauden, die noch nicht den typischen Knoblauchgeruch ausströmen, der ihnen anheftet. Erst mit der Blüte, wenn alles im Weiß steht, lohnt ein tiefer Atemzug, dann ist genug für das Abendessen anstelle Kräuter inhaliert.
Wer aber Bärlauch-Butter, -Pesto und Kräuter-Quark mag, wird dreimal einen Purzelbaum schlagen, so lecker ist ein Gericht damit. Wer dagegen sagt, Bärlauch stinkt, sollte Waschlotion oder Seife wechseln, denn Bärlauch ist kein Knoblauch, nur ein Verwandter wie Schnittlauch und Zwiebel. Nach der Blüte nicht mehr ernten. Er schmeckt dann einfach nicht mehr so frisch.
Meine eigene Frische bezweifele ich schon seit geraumer Zeit. Und auf meine eigene Blüte (fast vergessen) muss ich wohl sehr weit zurückgreifen. Derart zur Gewissheit gelangt, hält mich bis auf Weiteres nichts davon ab, dreimal in der Woche zu laufen. Allein Leipzig bleibt meist der Sonntag vorbehalten. Einen Vorteil gibt es, keine Steigungen. Schlappschritt garantiert. Nach knapp unter 11 km sage ich den Lauffreuden ade, derweil meine bereits vorgeeilte Herzensdame Uta duschfrisch bereits das Frühstück bereithält.
In Berlin ist alles anders, da gibt es kein Vorauslaufen. Gruppe ist Gruppe und gerade deshalb Suppe oder das Gelbe vom Ei, wie der Berliner sagt. Und das mit dem Leibzchger Dialekt, ja, meine Güte, in krassen Fällen kommt schon ein bisschen Elend bei mir auf, aber eh, mit die janzen Dinga inne Sprache bei uns kanns einem ooch uffn Keks jehn. Loben wir Berlin und Leipzig oder umgekehrt, weil, leben kann man überall. Es liegt nur an einem selbst, was, wie und wo. Alles Fragewörter. Auf der nach oben offenen Sympathiebewertungsskala Punkte für beide Städte zu verteilen, verkneife ich mir tunlichst. Es ist so wie beim Essen. Über Geschmack kann gestritten werden, entweder er ist da oder eben auch nicht.
Horst