Heute ist Montag, ein ganz normaler Tag der Woche und doch der schlimmste von allen. Denkt nur zurück. Das meist schöne Wochenende, Zeit zum…., ja eigentlich für alles, wenn nicht irgendetwas dazwischen kommt. Jedoch entbehrt dieser selbst gewählte Freizeitbereich nicht einer gewissen Problematik, denn Verpflichtungen und Termine kommen unentrinnbar, stehen sie erst einmal verankert, mit rotem Marker versehen, im Kalender. Spätestens dann kann sich keiner drumherum mogeln. Ein Blick und - ich hatte Glück. Nichts da von wegen rot umrandet mit Ausrufezeichen. Was tun? Mal aufräumen, vielleicht im Garten den Frühling anlocken. Mach` etwas Vernünftiges, erledige dringende Sachen. Oh, ja, das war der edle Vorsatz. Doch bald drängte eine viel bessere Idee, blitzschnell kam die Erleuchtung und gleichzeitig die Entscheidung: Verschieben. Montag ist mit Sicherheit der wesentlich bessere und geeignetere Zeitpunkt.
Ich Nachhinein stellte ich fest, dass ich mir keine größere Freude hätte bereiten können, als ausgerechnet diesen Sonntagvormittag bei herrlichstem Winterwetter einen unprogrammierten Lauf hinzulegen. Ganz allein, nur für mich, von der Haustür aus. Dabei kenne ich so gut wie alles in meinem Kiez, aber Ihr wisst, stets bin ich auf der Suche nach noch nicht oder wenig betretenen Pfaden. Around Zehlendorf. Ich weiß, kennt nicht jeder, schon gar nicht die aus Hessenwinkel oder Schmöckwitz, wo ich unbedingt auch einmal laufen möchte. Wer lädt mich und unsere Donnerstag-Laufgruppe dahin ein? Stimmt schon, eine Weltreise, aber, wenn Abenteuer locken? Noch bin ich Süd-Süd-West-Bürger, könnte sich ändern, wenn ich den Süd-Süd-Osten besser kennen würde, man weiß ja nie was die Zukunft bringt (haha, ich alter Knacker).
Die Gegenwart bescherte mir Kleinmachnow, den Stahnsdorfer Friedhof (Südwestfriedhof der Berliner Synode) und zurück. Irre. Da muss ich noch einmal hin, es ist ein Refugium der wirklichen Ruhe, naturbelassen wie im Wald und riesengroß, 206 Hektar, wie ich hörte. Das sind mehr als zwei Millionen m², auf dem, kaum erkennbar, seit 1909 etwa 120.000 Verstorbene beerdigt wurden, u.a. auch der Berliner Milieu-Maler und Zeichner Heinrich Zille und der noch berühmtere Maler Lovis Corinth. Nach dem Mauerbau brach eine Zeit der Unerreichbarkeit ein. Das hat sich inzwischen geändert, der Friedhof, ein wahres Naturdenkmal, ist wieder in „Betrieb“. Seit Längerem wird über die im Dornröschenschlaf liegende Trasse der sogenannten Stammbahn von Zehlendorf nach Stahnsdorf diskutiert. Ob es jemals zur Reaktivierung dieser Strecke kommen wird, scheint äußerst fragwürdig.
Mein Lauf zurück brachte so manche Besinnung. Was kommt jetzt? Profaner Alltag, aber nicht am Sonntag, und, fast vergaß ich den bevorstehenden Montag. Nun ist er da, was mache ich? Es ist ein Graus, Aufräumarbeiten und wirklich alles, was überdauert, zu nichts mehr nütze ist, landet in der nicht wiederkehrenden Ablage, sprich Altpapier. Alles, nein, nicht alles, aber doch vieles musste raus. Ein ganzer Sack voll Recycling. Das gibt Luft. Verschieben hat sich gelohnt, sowohl sportlich, kulturell und zur Entlastung der hauseigenen Papierdeponie.
Horst
P. S. Der Lauf: Locker mit mehreren Halts - aber 16 km - ohne Uhr. Ich Dödel, hatte sie nicht aufgeladen.
Herumdrucksen oder darüber, was nicht üblich ist, sprechen
Wenn heute die Sonne in hellster Freude strahlt, dann fällt es schwer, über missliebige, unerwünschte oder gar Themen zu sprechen, die am besten ausgeblendet, verdrängt oder als abgetan gelten und damit nicht mehr zur Kenntnis genommen werden. Einfach weg, war ja gestern, nun ist es vorbei. Wovon rede ich? Ja, weiß ich auch nicht so recht, wohl weil die Sonne wieder scheint. Dagegen gestern, wo sie nur verhalten den Frühling ankündigte, gab es zunächst eine und am frühen Abend eine weitere Begebenheit, die mich erst heute anregt, darüber etwas zu sagen.
Die Vorgeschichte: Am beliebten Lauftreff-Dienstagvormittag haben sich langsam Separierungen ergeben, die gefällig und Sinn machen. Da sind zum einen die noch immer fixen und lang ausdauernden „Sympathisanten*innen“ um Spiritus Rector Dietmar herum, liebevoll Flocke genannt. Toll, was die so hinlegen: Tempo, Streckenlänge, Ehrgeiz (vom Hörensagen). Unsereins, also, was die ebenfalls läuferisch durchaus noch respektable Trainingsleistung anbelangt und unter anderem auch mich betrifft, ist gelinde gesagt, etwas zurückhaltender, um nicht zu sagen: mehr können wir nicht - aber wir können. Und die dritte/vierte Gruppierung um Bärbel und Hübi herum (obwohl Bärbel lobenswerterweise stets die „Chefin“ ist), ist eigentlich die interessanteste. Hier sind die flotten Lauf-Geher*innen versammelt und aktiv sowieso. Weiter so!
Bewusst habe ich das einmal deutlich machen wollen, wie sich unmerklich Veränderungen ergeben, die dem Zeitlauf entsprechen und sich letztlich Chancen aufzeigen, ohne jegliche Verpflichtung sich dem einen oder anderen“ Format“ anzuschließen.
Das Format um mich herum war an diesem Dienstag nur kläglich besetzt (Krankheiten, Reisen -einfach zu viele), es kam noch schlimmer. 10 – 12 km sind Standard, moderat versteht sich. Nach 4 km kam ein zarter Wink von Kristina „lauft ihr mal weiter, ich muss zurück.“ Alleine laufen, so abgemacht, geht nicht. Aber nichts da, nichts Ernsthaftes, ich bin auf dem Rückweg, so der Tenor. Sie wollte keine Begleitung. Durch eine zwischenzeitliche Bemerkung glaubte ich herausgehört zu haben, dass da ein Unwägbarkeitsproblem besteht. Dieses Problem ist im Bayrischen so nett mit „Wammsdrammeln“ beschrieben. Und, wer kennt es nicht, dieses sich Ängstigen, ein Unbehagen, das Nichtwissen, was passiert? Aber hier war es womöglich gerade das nicht, denn hinter dem Beschriebenen ist oft genug ein ganz simpler, erklärbarer Zustand vorhanden, der einfach unangenehm ist. Berliner sind da ziemlich direkter, ungeniert sprechen wir hier im Lande vom „Flinken Otto“ oder gar „Dünn-Pfiff“ (oihjojo) oder „Durchmarsch“. Die Fäkal-Sprache benutze ich nicht.
Wer das durchmacht, ist entschuldigt, hat aber selten große Anteilnahme zu erwarten. Schon gar nicht, wenn 3 Wochen Kanarische Inseln für unsere sonst in der Gruppe so flott Vorauseilende heranstehen. Aha, jetzt haben wir den Aufregungs(?)-Wammsdrammel-Grund. Läufer*innen, mögen sie noch so gut trainiert sein, werden von derartigen Belästigungen nicht verschont. Hoffentlich treten diese nicht zu völlig ungeeigneten Zeitpunkten wie Laufhöhepunkt des Jahres o.ä. auf. Kristina ist jedenfalls gut angekommen.
Wir, die Restläufer, nach bescheidenen 10,5 km ebenfalls - und welch Hohn, frühabends bekam ausgerechnet auch der Rezensent (woher auch immer?) ebenfalls „Fracksausen“. Jetzt muss er viel Schokolade essen, die stopft, oder? Wenn nicht, morgen wird trotzdem gelaufen, und zwar letztmalig vorm Skifahren, das schon angekündigt war.
Das Zetermordio (mittelalterlich für dringenden oder lauten Ruf nach Hilfe) von mir, vor 14 Tagen angekündigt, sagte, dass ich im Forum 3 Wochen nicht vertreten sein werde. Und was ist daraufhin passiert? Nichts, aber auch nicht die klitzekleinste Puseratze. Mein Hall verblich ungehört. Was sollte ich machen? Hatte ich doch noch zwei Wochen vor mir bis zum Reiseantritt und mindestens 6 Lauftage. So sammelten sich Informationen und Eindrücke, Erkenntnisse und vergangene Tage, die ich nicht einfach zu den Akten legen konnte, um sie - vielleicht - irgendwann aus den Gehirnwindungen hervorzukramen, wenn sie überhaupt noch von Interesse sind. Nachrichten oder Mitteilungen sind wichtig, zur richtigen Zeit. Denn, merke: Nichts ist so alt, wie eine Nachricht von gestern. Gleiches gilt für eine heute gekaufte Leberwurst. Was ist die morgen? Richtig, sie ist von gestern.
Nun ist zu verstehen, warum ich nicht mit einem Ereignis- und Meinungspaket warten konnte, ich musste es zwangsmäßig loswerden. Nein, nein, nicht, dass wir uns falsch verstehen, hier liegt weder manisches Leiden noch Stress vor. Es ist nur so, verlässt man das traute Heim, muss, jedenfalls bei mir, meistens alles ordentlich verlassen werden. Im Chaos flüchten, oh, Graus. Dagegen, später nach Hause kommen und alles ist pikobello, da brauchst` keine Nachtigall zum Trällern, das machst du selbst. Was nun letztmalig heute? Ja, klar, ran an die Pflicht. Kleinmachnow/Brandenburg, praktisch vor der Haustür. Eigentlich hätten die An- und Einwohner samt und sonders längst nach Berlin eingemeindet werden müssen. Sie kleben ja förmlich am Bezirk Steglitz-Zehlendorf und okkupieren zu Berufszeiten an U- und S-Bahnstationen in Zdf. jeden Meter freie PARKFLÄCHE für ihre PM- (Potsdam-Mittelmark) bezifferten Karossen. Wären sie doch nur freiwillig gekommen beim beabsichtigten und inzwischen längst vergessenen abgelehnten Länder-Vereinigungsvorschlag Berlin ./. Brandenburg. Die in Aussicht genommene U 3-Verlängerung würde dann nicht nur Krumme Lanke – Mexikoplatz, sondern darüber hinaus Kleinmachnow bedienen. Der Nebeneffekt: Freie Parkplätze, weniger Abgase. Schade, Chance verpasst.
Wir, Donnerstagsläufer*innen, nicht. Wir kamen und liefen. Straßen wie Hohe Kiefer oder Förster- Funke-Allee, Graue Weiden, Kleine Eichen und schließlich gleich zu Beginn der Düppelteich, einmal herum und dann 3 km geradeaus bis zur Machnower Schleuse. Gutes Pflaster. Allein schon dieses Motiv (wir bräuchten eine(n) kamerafeste(n) Begleiter*in), die Schleuse selbst, perfekt im Zustand, aber wenig Betrieb, nach Überquerung ein Museumsstück: eine alte Straßenbahn, die 96, ein abgestellter Kontrast, der Erinnerungen weckt. Nun im Lauf um den Machnower See herum auf die Anhöhe Seeberg mit der Hakeburg. Aber ach, wo war der Bau, dieses burgenhafte Überbleibsel-Herrenhaus (1906) mit schönem Blick auf das Naturschutzgebiet Bäketal, das wir durchlaufen hatten? Versteckt im Wald, bis zur Unkenntlichkeit in Gerüste und Netze eingepackt und wie ich recherchierte, 2020 von Investoren gekauft. Was machen die? Geldverdienen. Eigentumswohnungen de Luxe, wahrscheinlich dicken Zaun drum herum und mit fetten SUV`s auf dem eigens zugewiesenen Terrain davor; für die Öffentlichkeit ausgeschlossen. So ist Kommerz. Aus mit der schönen Aussicht von der ehemaligen Lokal-Sonnenseite.
Wir zogen einen großen Bogen im Waldgelände vor der Freien Waldorfschule und sahen viele alte und jetzt in neuem Glanze stehende Siedlungshäuser. Auch ist die Baudichte soweit gestiegen, dass so gut kein Grundstückserwerb noch möglich ist. Ausverkauft und teuer, Zehlendorf gleich. Nach ein paar Irrwegen, weil plötzlich ein Zaun jegliches Weiterlaufen versperrte, der uns Vieren unverhofft und unbeabsichtigt den Weg durch das vermeintliche „Zentrum“ wies. Nur noch schlaffe 2,5 km bis zum Ausgangsort am Adam-Kuckhoff-Platz. Geschafft, getan, wir müssen uns nicht rechtfertigen für 12 km.
Und wie war das mit der Zwangsverschickung? Kurz: Uta hat eine Woche Urlaub, wie stets darf ich sie begleiten. Das ist insofern etwas Besonderes, weil wir zufällig (ääh, kann das sein?) immer haargenau die gleichen Vorlieben zur gleichen Zeit haben: Reisen, Wandern, Radfahren, Reiten, Skifahren, Gärtnern, Literatur, Kunst und Kultur aller Coleur und, und was bleibt mir als Haus-, Hof-, Garten- und Handwerks-, Hilfskochgeselle? Zwanghaft gehe ich der Einkaufsbesorgung nach. Immer dieses Elend danach in der Küche. Spätesten dann habe ich begriffen, dass mich nur eine einzige Kulturtechnik gerettet hat, dem wirklichen Ungemach des Verhungerns zu entgehen, wenn ich nicht weiß, was auf den Abendessentisch kommen soll. Unzwanghaft hatte ich bereits als noch 5jähriger die Buchstabengewalt einigermaßen begriffen, die gemeinhin als Lesen bezeichnet wird. Welch ein Wunder, in all den Jahrzehnten gab es keinen Zwang es zu verlernen. Davon zehre ich noch heute. Wichtig: Kochbücher können Leben retten und - Achtung - Lesen gefährdet die Dummheit!!
Bleibt die Schlussfrage: „Wie konnte das nur alles gutgehen über all die Jahrzehnte?“ Ich weiß das schon, und da mich niemand zwingt, selbst wenn, verrate ich nichts. Damit müsst Ihr leben.
Kaum ist Luftveränderung eingetreten, ändern sich die Umstände, den Tagesablauf so in den Griff zu bekommen, dass zu abendlicher Stunde ein positives Resümee gezogen werden kann: es hat sich gelohnt. Warum auch nicht? Schließlich ist die Auszeit, die wir uns (Uta und ich) bescheidenermaßen nur für eine Woche zum Ende des Winters genommen haben, vom sonstigen Alltag deutlich unterschieden. Allein ein Ortswechsel trägt dazu bei, sich anderen Gewohnheiten, anderen klimatischen Bedingungen und mit den erforderlichen täglichen Bedürfnissen auseinanderzusetzen oder besser sich anzupassen. Resilienz, sagt die ständig sich erweiternde Sprache heute und meint im engeren Sinne dazu, bestimmte Faktoren wie Stress, Überforderung oder Krisen besser zu bewältigen oder bestenfalls auszuschließen.
Nun ja, ein Urlaub, und sei er noch so kurz, kann wesentlich dazu beitragen, die alltäglichen Dinge einmal abzustreifen, sie ein paar Tage ruhen zu lassen oder gänzlich, als Bagatelle eingestuft, einfach der Versenkung preiszugeben. Jetzt kommt mit Sicherheit die Frage auf, warum nicht gleich die unliebsamen, lästigen Verpflichtungen, möglicherweise sogar beabsichtigte Korrespondenzen ab in die Tonne auf Nimmerwiedersehen? Dazu muss man schon ein ganz harter Hund sein und frei nach der Devise „ist mir doch eh piep-egal“ aufgelegt sein. Geht bei mir überhaupt nicht, weil Belange, die mich erreichen, niemals mit einer Handbewegung abgetan werden. Allerdings bin ich auch nicht der Meister mit Sozialkompetenz hoch zehn, sagen empathisch hoch drei, also gerade noch ausreichend.
Und so lande ich bei allem Nachdenken und etlichen Abschweifungen stets bei einem von vorn herein bedachten Leitthema, das es wert ist, einmal angestoßen zu werden. Da gibt es beispielsweise gar nicht wenige Zeitgenoss*innen, die brauchen ganz einfach täglich (!) eine Auszeit, sagen wir eine ganze Stunde. Das sind nach Adam Ries(e) ganze 365 Stunden, gleich 15,2 Tage und bedeutet, einen halben Monat jährlich zusätzlich auf der faulen Haut liegen. Eigentlich unvorstellbar, andererseits sollte auch einmal die Umkehrung gesehen werden, wenn die durch Erholung jeweils gewonnenen Energien dazu beitragen, Probleme, Aufgaben und Verpflichtungen sich im Handumdrehen auflösen, was dann? Der Freudenjubel wäre allerorten nachhaltig. Wollte nur einmal ansatzweise darauf hinweisen, wie ganz Banales ins Weltbild passen würde.
Und nun könnt Ihr Euch fast einen Reim darauf machen, von welcher Göttin des Unheils ich mit derartigen Betrachtungen vollkommen abgelehnt wurde. Sie heißt Klimahexe hat einen riesengroßen Anhang, nämlich uns selbst. Und gerade wir unterstützen ihr Unwesen in einem derart großen Maße, weil uns einfach nicht in den Sinn kommt, mit allem Drum und Dran dieser gefährlichen Zuarbeit zu entsagen.
Hatte ich etwas, was dieser Ungereimtheit bestimmt dienlich sein könnte? Nein, bisher nicht. Ganz einfach, bisher lag mir die oben erwähnte Schlummerstunde mit den sich daraus - vielleicht - ergebenden Anstößen völlig fern. Aber jetzt, wo ich mich sozusagen als Selbst(er)löser versuche, bin ich dem Schlummer keinesfalls mehr (wie bisher) abgeneigt. Ich sage Euch warum: Im noch winterlichen Hochgebirge (Mont Blanc-Nähe) > 3.000 m < regnet es heute ab Mittag. Skifahren war bisher Kniefahren und kein Kalt-/Warmduschen vorneweg. Also, zack weg von der Piste und rein ins Körbchen. Bin gerade dabei, meine Attentatspläne auf das Hexentanz-Klimavergnügen zu vervollständigen. Statt Skifahren wie hier im sommerlichen Winter, ist bei uns (im heißesten Sommermonat Juli) Pferde- und Kamel-/Trampeltier-Reiten und Trekking in der Mongolei dran – mit Regenschirm, obwohl die Wüste Gobi bisher zu den niederschlagsärmsten Weltregionen zählt. Verkehrte Welt und wer weiß, was noch alles folgen wird?
Schlummerstunde bei uns von 23:17 Uhr bis 07:32 Uhr oder so ähnlich.
Guts Nächtle
Horst und Uta
P. S. .....und das alles, weil es goss. Skifahren im Regen ist eklig. für besseres Wetter
Nehmt es nicht so tragisch, wenn ich außerhalb des uns gemeinsam verbindenden Metiers immer wieder und manchmal zwischendurch Ansichten, ja, auch Einsichten hier in Schriftform präsentiere und von den gemeinhin üblichen Kurzmitteilungen oder gar Emoji-Einschüben abweiche. In der Kürze liegt die Würze, werden dagegen manche sagen und geben damit zu, an längeren Ausführungen, auch Plädoyers, nicht interessiert zu sein. Ich sag`s mal so: Zack, zack, ist nicht meine Art. Und a la Behörden- oder (die Steigerung) im „Bild-, BZ“-Stil zu schreiben, wäre für mich selbst das reinste Brechmittel.
Zugegeben, eines meiner Lieblingssprüche lautet: „Lesen gefährdet die Dummheit“, deshalb befinde ich mich in permanenter Literatur-Prophylaxe. Und weil das so ist, kommen von mir selten Beiträge, die sich nur auf wenige Zeilen beschränken. Für diejenigen, die sich damit nicht abfinden können, bleibt einzig die Möglichkeit, die vielfach beliebte Reset-Taste zu benutzen, um sich von meinem Gedöns zu trennen. Ganz ungalant wäre natürlich, mich an dieser Stelle mit einem pauschalen Schreibverbot zu belegen. Nur das wäre sinngemäß wie bei Loriots “Ein Leben ohne Mops ist denkbar, aber sinnlos.“
Aus dem Schlummern aufgewacht? Ha, schon lange. Der letzte Sonntag brach an, schwups, saßen wir nach 16stündiger Schlafbus-Fahrt (weil Frankreich ziemlich weit weg ist) in der Früh auf der Straße des 17. Juni in TU-Nähe buchstäblich auf der Straße samt Skigepäck. Schluss, aus, das wunderbare Intermezzo des Skifahrens für eine Woche. Keine Angst, es kommt kein sentimentaler Rückblick (aber schön war es doch!), denn das normale Leben holt einen schnell zurück. Und so bin ich seit gestrigem Dienstag wieder einer der Eurigen.
Kurz nach Mitternacht um 7:30 Uhr stand ich ratlos vor dem Sportkleidungsspind. Was ziehst du an? Kalt, warm, nass, windig, immer diese wirklich bewegende Frage, schließlich 9:30 Uhr Mommsen-Stadion. Und wie schön, nicht allein. Da waren sie alle und ich mittendrin, wenngleich einige zu den Vermissten zählen. Trost: Sie kommen (bestimmt) zurück! Und doch gab etwas Seltenes, ja, Außergewöhnliches festzustellen, nämlich, dass zwei lang nicht gesehene Hübianer uns die Ehre gaben und sich einreihten in die jeweilige Laufgruppe. Es waren Klaus B. und Günther B(ei). Ihr kennt sie, doch die, die sie begrüßten, jubelten. Und so bin ich bei Goethe und seinem Wort VORBEI, das er stets abstritt und sagte: Vorbei ist ein dummes Wort! Und irgendwie hat er Recht. So lange man selbst etwas tut oder man das nicht mehr kann und trotzdem im Gespräch ist, ist niemals etwas vorbei. Das merken wir uns und die beiden Genannten besonders. Alle waren erfreut, Euch zu sehen!
Jetzt noch vom Lauf oder von den einzelnen Laufgruppen zu sprechen, fällt mir schwer, denn irgendwie ging das ziemlich zerbröselt vor sich. Von 5-7, 10, 12,5 und sogar um die 20 km wurden verschiedentlich abgehakt. Für meinen Teil bleibt nur anzumerken, dass wir eine reine Männertruppe waren. Das gab es wohl noch nie und ich bitte die Damen dringend darum, diese gänzliche Abwesenheit künftig gefälligst zu unterlassen. So geht das einfach nicht, uns einfach sitzenzulassen. Wir waren wahrlich hilflos, die Gespräche waren karg und eine 1- Person-Verkürzungstrennung kam hinzu. Letztere HANDLUNG war einstimmig gebilligt.
Wenn das jetzt zu langweilig war, macht es nichts, könnt Euch wieder hinlegen. Morgen ist Donnerstag, rauf auf`n Dampfer, ab nach Kladow. Abfahrt Pier Wannsee 9:00 Uhr. Gert bringt die Keksbüchse mit. Meinetwegen Kaffee dazu. Und Geschichten, die das Läufer*innenleben beschreiben, kommen unaufgefordert von
meinten wir und wollten das überprüfen, doch weder im Olympia-Stadion noch im Stadion der Alten Försterei. Enttäuscht? Dazu gibt es keinen Grund, denn bei der heutigen Tagesbetrachtung geht es um weniger oder mehr als man denkt. Diesmal ist das Runde ziemlich klein, meist in Weiß gehalten, farbige Ausnahmen, manchmal mit Schriftzug (gibt es), die Maße sind genau vorgeschrieben. Regeln geben einen Mindestdurchmesser von 42,67 mm und ein Maximalgewicht von 45,93 g vor. Dieses kleine Ding wird auf einen „Tee“ (Einsteckstift) gelegt, dann greift ein Mensch zu einer schlanken Metall-Keule, die wohl auch Schläger genannt wird und die am oberen Ende einen Handgriff und am unteren abgeknickten Teil den sogenannten „Driver“ besitzt. Das Ganze nennt man Golfschläger, mit dem Spieler*innen aktiv werden. Hierzu könnte eine ganze Abfolge des Golfsportes folgen, die jedoch nicht Forum-geeignet wäre.
Läufer*innen sind wohl weniger an diesem an und für sich durchaus interessanten und meist für jedefrau und -mann geeigneten Sport, gleich welcher Altersklasse, interessiert. Nun denn, zumindest schnuppern wollten wir. Das zum Einklang.
Um zu diesem Schnupperort zu kommen, bedurfte es wie des Öfteren einer 20-minütigen Seefahrt von Wannsee nach Kladow. Jetzt keine Proteste. Ich weiß, Wannsee hat längst das, was Gatow/Kladow erst nach Abzug der Alliierten bekam: einen Golfplatz. Aber wir heutigen Sechs inklusive unseres ortsmäßigen Kladow-Guides Gert hatten das weitläufige Areal in seinem Beritt im Auge, weil das immer einen besonderen Reiz auf die Stadt-Berliner ausübt. Dementsprechend gut war die Stimmung mit Zugabe des Idealwetters. Auf denn.
Von der Kladower Hafenmole geht es jeweils, egal in welcher Himmelsrichtung gelaufen wird, immer mit leichtem Anstieg, der ohne Weiteres locker verkraftet wird, auf die Strecke. Wer sich den Stadtplan zu eigen macht, kann der Beschreibung folgen. Also Sibeliusweg, dann Querung des Kladower Damms und dann linksseitig ab in die Botanik Richtung Westen schon in Blickrichtung des sich andeutenden Golfplatzes, der ehemals ein Sammelplatz für Versorgungsgüter (Brennstoffe wie Kohle u.ä.) des eingeschlossenen West-Berlins war. Darauf konnte nach dem Deutschen Zusammenschluss verzichtet werden. Umfangreiche Entsorgungen und Erdarbeiten ergaben ein wiederhergestelltes Naturell, das sich sehen lassen kann, mit einem See, hügeligen, kurzgeschorenen Rasenflächen und natürlich behindernden Flächen wie „Bunker“ und Bäume, schließlich das Grün, da wo die Fähnchen zum Einlochen stehen. Da wollten wir hin und hatten Glück.
Der „Platz“ war offen und wir liefen auf das Gelände. Kein Schicki-Micki. Wir, die Unbedarften, sahen der Driving-Range des Berliner Golf Clubs Gatow an, dass hier Sportliches passiert. Und da sahen wir sie liegen, jene Utensilien, ohne die die notwendigen Treib-Schläge nicht durchgeführt werden können. Die kleinen runden Kugeln (genannt Golfbälle) mit den an der Außenseite befindlichen leichten Ausrundungen, die wohl das Flugverhalten (?) stabil halten. Zahlreiche andere Standplätze signalisierten, hier finden Wettkämpfe, besser Turniere statt. Ein bemerkenswerter Eindruck entstand. Und wie war das mit dem Lauf?
Ja, er verlief in gehobener Stimmung, richtige Fröhlichkeit kam auf, weil alles zusammenkam. Frühlingsnah, tolle Strecke, moderates Tempo, etliche Pausen. Nach Golfplatzverlass zogen wir eine große Runde um den weitläufigen, natürlich abgesperrten Militärbereich des ehemaligen Flughafens Gatow, wo heute eine Kaserne und das Luftwaffenmuseum untergebracht sind. Unser Weg führte uns in die Gatower Heide an der sogenannten Fliegerhorst-Siedlung vorbei bis erneut über den Kladower Damm zum Havelstrand. Weiter ging es entlang des Uferweges Breitehorn mit den anliegenden, wirklich schmucken Wochenendlauben. Und hier kam ein kurzer Moment zum Tragen, der den Charme des heutigen Lauftages unterstreicht.
Eine mit Laub-Arbeiten beschäftigte ältere Dame wurde von mir mit der Bemerkung angesprochen, dass wir ihre fleißige Arbeit bewundern und darum bitten, wenn sie mit der Arbeit fertig wäre, „uns doch bitte zum Kaffee einzuladen.“ Da kam ein Schmunzeln zurück und die Antwort: „Ach, das tut mir für heute leid, ich habe nicht genügend Kaffee dabei. Aber wenn Sie das nächste Mal vorbeischauen, dann sehr gerne.“ Das war so rührend wie selten erlebt. Ein freundlicher Gruß und ein winkendes Handzeichen, Gesten wahrer Sympathie.
Dieser Uferweg bot noch etwas. Auf Höhe des Gutsparks Neukladow wurde ein großer Schornstein abgerissen und wir wurden Zeuge, wie ein mächtiger Greifbagger durch einen kundigen Bediener so rangiert wurde, dass zunächst einzelne Bruchstücke und dann gezielt die gänzliche Esse zu Fall kamen. Wir als Zuschauer applaudierten wie bei einem inszeniert gut gelungenen Theaterstück. Den Akteuren dürfte auch das gefallen haben.
Nicht vergessen bleibt, dass wir trotz aller Intermezzi auch richtig gelaufen sind. Eine Extra-Kurve an der Hafen-Promenade, die mit dem abschließenden Park und der Aussicht auf die Kormoran-Insel Imchen dazu beitrug, auf insgesamt 13,8 km zu kommen.
Zum Abschluss eines derartigen Läufertages gebührt unbedingt der Dank an Gert als Guide und wie immer vorzüglich dem Kuchenbäcker und Spender Rainer. Dass Dieter mit exquisiten Schokoladen-Muscheln noch ein Krönchen oben draufsetzte, ist fast des Guten zu viel. Ja, liebe Frauen, Iki und Marion8, um diese tollen Männer um Euch werdet Ihr jetzt beneidet.
Horst
P.S. Ein paar Fotos kommen noch, um das Ganze noch einmal zu unterstreichen. Bitte etwas Geduld.
Rainer - unverkennbar -! Was andere in der Hosentasche oder in einem Set bei sich tragen, um Ausdruck zu geben, welcher Sportart sie nahestehen, hat beim ihm zu einer Verwechselung geführt. Golfbälle, die zum besseren Sehen beitragen sollen, sind ebenso ungeeignet, als wenn in unserem Metier Mini-Laufschuhe hinters Ohr geklemmt werden würden. Aber, zugegeben, charmant ist das schon.
Das war letzten Donnerstag: Ein Freudentag von 52 dieser Sorte im Jahr und nun, stellt euch vor, morgen ist wieder so ein Tag, jedoch stets anders, nämlich: Treffpunkt 09.30 Uhr am Charlottenburger Tor, das ist an der Straße des 17.Juni/Ecke Salzufer, genau auf der Brücke Landwehrkanal. Wer kommt, der kommt.
Unsere läuferischen Trainings- und Genusslaufaktionen finden, abgesehen von gelegentlichen Bahnlaufübungen, überwiegend im freien Gelände statt. Bevorzugter und bestens geeigneter Landstrich ist und bleibt der Grunewald. Die Vorzüge sind unbestritten, gut erreichbar, fast jeden Tag gibt es Treffen unterschiedlichster Niveau-Gruppen, diverse Strecken vom Mommsen-Stadion aus in die Wald-, Wiesen- und Seenkultur und schließlich der Schlusspunkt mit Sanitär- und Duschmöglichkeiten. Das alles ohne Vereinszugehörigkeit an sieben Tagen der Woche. Und weiter ohne einen einzigen Heller in den Becher werfen zu müssen. Wo gibt es das sonst noch? Wir loben und preisen diesen uns längst lieb gewonnenen Ort samt dem Hüter des Areals, den wir alle als Johann kennen.
Der „Bernd-Hübner-Lauftreff“ ist eine über Jahre gewachsene Institution auf rein privater Basis, mit der sich der Namensgeber selbst ein Denkmal geschaffen hat, denn das gebührt ihm. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Gruppen gefunden und alle haben ihren eigenen Charakter in losen Zusammenkünften entwickelt, denn nichts ist irgendwie festgeklopft, vorgeschrieben schon gar nicht, also alles rein freiwillig und aus eigenen Antrieb. Der gute Spruch: „Wer kommt, der kommt“ – hier zu Gendern, wäre etwas komisch. So ist das.
Unsere kleine Donnerstags-Gemeinschaft (nicht immer vollständig) hat sich seit Längerem dazu bekannt, auch in anderen Bereichen läuferisch zu wildern, denn was wir machen, ist nicht allein reines Lauftraining, sondern vielmehr auch die Neugier, auf anderen Pfaden zu wandeln, etwas Anderes zu sehen, ja, zu erleben und manchmal ein bisschen Berlin-Sightseeing für Einheimische. Ich habe das in der Vergangenheit – denke ich einmal – vielfach beschrieben. Sich stets wiederkehrend im gleichen Umfang, Kreis und in der Spur zu bewegen, ist lobenswert, nur wir, wir weichen davon ab und gerne würden wir Interessierte dazu bewegen, sich uns anzuschließen, sofern das in Vormittagsstunden des jeweiligen Donnerstages möglich ist. Als Ansprechpartner stehe ich gerne zur Verfügung.
Am gestrigen Do-tag schlug ich das Grüne Zentrum Berlins vor, genauer, Treff am Charlottenburger Tor, an dem sich der Landwehrkanal unter der Straße des 17. Juni durchzwängt.100 Schritte davon weg und der brausende Verkehr liegt hinter einem, demnach verströmt unser genial gelegener Tiergarten jene Ruhe und vermeintlich frische Luft, die eine Großstadt zum Lebenserhalt seiner Bewohner unbedingt braucht. Noch haben wir grüne Oasen, die das Wohlbefinden für uns Bewohner noch einigermaßen sicherstellen. Was aber, wenn auch die bald gefährdet sind oder möglicherweise, immer wieder in der Diskussion, das Tempelhofer Feld trotz fest geklopfter Entscheidungen plötzlich im Sinneswandel der neuen Senatsführung nun doch zur Bebauung freigegeben wird? In mir würgt der Brechreiz!
Wo waren wir stehengeblieben? Richtig, Tiergarten. Erst einmal Richtung Schleuse, dann am ZOO-Zaun und -Gehegen vorbei über die Brücke zum Neuen See, bei dem die anliegende Lokalität mit zu mietenden Ruderbooten langsam in die Gänge kommt. Es ist ja Frühling. Und so geht es kreuz und quer im großen Garten bis zur Siegessäule mit der Victoria oben drauf, die wir Berliner bekanntlich Gold-Else nennen. Und wenn man sich die Mühe macht und wie wir durch die 1957 zur Internationalen Bauausstellung erstellten Wohnhäuser läuft, an der Akademie der Künste den Blick auf „Die Liegende“, eine wunderbare Bronze-Arbeit des Briten Henry Moore, wirft, den Englischen Garten streift und schließlich die Spreebrücke am S-Bhf. Bellevue überquert, dann ist schon ein ganz schönes Stück Kultur-Geschichte im nicht vorhandenen Rucksack untergebracht.
Das alles nun im Trab, nämlich weiter entlang der Spree, links die Bundesbauten für Regierungsbeschäftigte, rechts das Haus der Kulturen, die ehemalige Kongresshalle, und der Prachtbau moderner Architektur, das Bundeskanzleramt, das sich nun über die Spree weiter ausdehnen soll. Ein Mammut-Projekt, das den Verdacht hegt, weitere Verwaltung anzusiedeln, weil die ohnehin schon üppige Beschäftigtengruppe durch immer mehr Arbeit nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu verwalten. Demokratie scheint mehr und mehr anstrengender zu werden.
Wir laufen (nicht gehen) durch den Lehrter Stadtbahnhof. Kennt keiner mehr. Da bin ich 1948 mit einem Sack Kartoffeln von der Oma aus Wismar/Ostsee unversehrt nach Berlin zurückgekehrt. Es war ein Kopfbahnhof. Ende der Fahnenstange. Heute, anstelle dessen, auf engstem und trotzdem großzügigsten Raum ein Hingucker in jeder Beziehung und in der Verkehrsgestaltung einzigartig: der Hauptbahnhof in einem Turm! Der allein war nicht das Ziel, sondern ein Stückchen Moabit mit Rückkehr zum Tiergarten entlang der Spree. Ein Lauf entlang unseres Stadtflusses, linke wie rechte Seite, ist etwas Besonderes. Und das sollte es sein an diesem Tage. Nach vielen Stopps und gut 13 km hatten wir großen Appetit auf Muffins und Kaffee, home-made von Marita, einfach köstlich.
Weg vom Wald, rein in die Stadt. Weg von der Stadt, Sehnsucht zum Wald. Immer das, was man gerade nicht hat.
Horst
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Zuletzt geändert von Hotti am 24.03.2023, 22:54, insgesamt 2-mal geändert.