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Hotti

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 21.01.2023, 16:48

Blau und Weiß, Rot und Weiß

Aha, denken die Neunmalklugen Berliner:innen, kennen wir doch, Haertha und die Eisernen. Demnach bleibt, was die Balltreter so tun, selbst den am Sport völlig Uninteressierten nicht unbekannt. Zwar gibt es in diesen beiden Teams keine überragenden Star-Figuren wie bei den Bayern oder bei den Ruhrpötten aus Doortmund, aber, der Ball soll rollen, während die einen im oberen Teil der Tabelle mitmischen und die anderen seit einiger Zeit fleißig darum kämpfen, dem Sog in die Zweitklassigkeit zu entgehen.

Fußball, und das von mir, wo ich doch außer der Abseitsregel so gut wie gar nichts von dem Spiel in Sachen Aufstellung, Taktik, Spielsystem, Aus- und Einwechslung, Foul oder nicht usw. verstehe. Nur so viel: „Der Ball ist rund“, sagte einst Ikone Sepp Herberger, auch „Das Runde muss ins Eckige“ (nur nicht ins eigene) wird ihm zugeschrieben. Ist doch ganz einfach.

Noch einfacher ist es, davon einfach zu lassen und sich unserer gemeinsamen Spezie zu widmen. Jeden Tag oder leicht weniger Laufen, keine Zuschauer, kein Applaus und kein Salär. Ganz privat, mit meist viel Spaß und überhaupt, der Gesundheit überwiegend zuträglich. Wir nähern uns langsam dem Geheimnis Blau/Weiß/Rot. Bevor das gelüftet wird, noch ein klein wenig Geduld.

Zunächst, Ihr wisst es, hakten wir den Do-Lauftag ab. Ja, wo laufen sie denn? Gute Frage. Woanders, nämlich Treffpunkt Clayallee Ecke Pücklerstraße, ganz in der Nähe des versteckten Brücke-Museums (mein kultureller Lieblingsort) am Bussardsteig. Wir waren zu fünft, leider, nicht nur weil es langsam wieder kälter wird. Start Richtung Platz am Wilden Eber (km 28 beim Berlin-Marathon), biegen an der Messelstraße rechts in den Grünstreifenpark ein und nehmen die Kehre zur Bernadottestraße, um am Auslauf der Clayallee nahe Roseneck in die Robert-Stolz-Anlage (ein kleiner Waldpark) und den Eichhörnchensteig weiterzulaufen.
So, ein Blick nach links, ein Blick nach rechts: Blau-Weiß e.V., genauer gesagt Tennis-Club 1899. Eine Edel-Anlage. Für nicht ganz unbetuchte Tennis-Freaks ein Muss. Nix da, Hertha.

Wir beschränken uns nicht auf die Standardgröße eines Tennisplatzes (23,77 x 10,97 Meter mit einer Auslaufzone von 6,40 m), sondern verschmähen den sonst üblichen Wassergeruch des Hundebadesees Grunewald und laufen stattdessen oberhalb. Viele kennen diesen welligen Weg, der einfach Spaß macht. Wir orientieren uns weiter zum Oberhaardter Weg und als Verlängerung Gottfried-von-Cramm-Weg (der Namensgeber, einstmals „Tennis-Baron“ – 3 x Wimbledon-Finale, 1 x US Open-Finale) und haben Eintritt in die Vereins-Arena „Steffi Graf-Stadion“ von (na, klingt`s?) LTTC Rot-Weiß e.V. – steht für Lawn (Rasen)-Tennis-Turnier-Club.

Ein bisschen riskant oder frech, denn wir laufen ungefragt auf Wegen durchs Gelände und verlassen es am Auerbach-Tunnel mit der stillen Bemerkung: „Haben uns ordentlich betragen.“ Auch hier auf diesem Areal ist die Haute Volèe des Tennis zu bestimmten Zeiten versammelt. Wir gehören nicht dazu, denn wir haben noch ein paar Kilometer zu laufen. Erst einmal weiter durch den Wald Richtung Hüttenweg, dann zum Jagdschloss Grunewald und von dort zum Dahlemer Start-Ort Pücklerstraße. So schnell kann es gehen.

Ein Diskurs in Sachen Fremdenführung mit anschließendem Erdbeer-Muffin-Kaffee-Gelage, Letzteres dank Dieters Einlage mittels seiner lobenswerten Frau Gemahlin Gabriele. Dass wir nur 10,3 km auf der Digital-Uhr angezeigt bekamen, muss wohl am Drang zum Kaffee gelegen haben, denn es wären noch ein paar tausend Meter möglich gewesen. Doch wer vordem so viel von Blau und Rot serviert bekam, war erlebnisreich abgefüllt.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 26.01.2023, 17:35

Überflieger?!

Da fragt ausgerechnet mich jemand, wie lang denn eigentlich der Marathonlauf sei. Ich antworte verschämt, als ob ich das nicht wüsste: „Soweit mir bekannt ist, wird der Marathonlauf mit 42.195 m vermessen, wenn sich seit gestern nichts geändert hat.“ Folgt die Feststellung: Das wäre ja mehr als der Erdumfang (40.075 km). Falls vor dem einsamen, den Zahlen angefügten m noch ein k gesetzt werden würde. Wenn, ja, wenn. Anderseits sind 950 gelaufene Marathons bereits genau so viel km wie der festgelegte Erdumfang. Da kann der Hamburger Arzt Christian Hottas (65) nur milde lächeln, denn er ist sage und schreibe bis 2017 2.560 Marathons gelaufen. Sein Ziel ist es, die Marke 3.000 zu erreichen. Möglich ist, dass er die bereits schon hat. Das weibliche Pendant dazu ist Sigrid Eichner (82). Sie hat es bisher auf mehr als 2.300 Marathonläufe inklusive mehrerer Ultraläufe gebracht, das gehört in den Bereich der Fantasie, dachte ich zuerst, was sich jedoch als Tatsache herausgestellt hat. Offensichtlich können beide von sich sagen, dass sie bereits mehrmals die Erde umkreist haben, und zwar zu Fuß. Und sie gelten als Rekord-Inhaber weltweit.

Das sind Superlativen, die eigentlich fern jeder normalen Betrachtung liegen. So fragt sich der Normalbürger, was es denn mit dieser Rekordsucht auf sich hat. Ich versuchte, dem auf die Spur zu kommen, um wenigstens ein bisschen Verständnis für die unglaublichen Aktionen zu spüren. Und siehe da, kam ich zu Stellungnahmen wie diese: „Etwa 3 Kilogramm an Gewicht verlieren Marathonläufer:innen während eines einzigen Laufes und, man höre, dieselben kommen im Durchschnitt kleiner ins Ziel, als sie es beim Start waren.“ Bis zu 1,6 Zentimeter, weil nämlich der Wasserverlust zusätzlich vermehrt wird durch die Bewegung und Belastung der Wirbelsäule. Die Flüssigkeit aus den Wirbelzwischenräumen wird förmlich herausgepresst. Laufe Marathon und du schrumpfst, allerdings nur kurzfristig, wie auch bei anderen Erscheinungen. Wissenschaftliche Tests haben zu Tage gebracht, die, salopp ausgedrückt, Folgendes aussagten: „Nach Strapazen gleichen Muskeln einer Großbaustelle. Der Körper sieht innerlich aus wie bei einem Infekt, das Herz erweckt mitunter den Eindruck, als wäre gerade ein Herzinfarkt überstanden.“ Nach einigen Tagen sind diese Symptone verschwunden.

Der freiberufliche Autor Mathias Tertilt bezieht sich dabei auf eine Unmenge von Expertisen, die sicherlich nicht ganz unbegründet, jedoch keinesfalls als verlässliche oder gar verbindliche Aussagen herangezogen werden können. Ziehen wir also unsere beiden Genannten in diesen Kontext ein, so müsste ich persifliert behaupten, beide sind nicht mehr am Leben, denn die Schrumpfungsprozesse hätten sie soweit gemindert, dass von ihnen nichts mehr zu sehen wäre. Allein 110 Marathons in relativ kurzer Zeit (das haben die Beiden ja exerziert) würden ausreichen, um von einer Normalgröße von, sagen wir 175 cm, ohne Regeneration wahrlich so enden wie „Schorschi Schrumpf“, der einfach nicht mehr da war und/oder keiner hat etwas bemerkt. Die berühmte Geschichte dürfte bekannt sein.

Was sagt das alles bezogen auf unsere eigenen bescheidenen Überlebensstrategien wirklich aus? Eigentlich nicht allzu viel, denn was gelten selbst Superlativen im Jetzt, wenn diese bereits in absehbarer Zeit nicht nur überboten, sondern sogar vergessen sind? Nun aber, wer es braucht, mit Publicity oder reiner Eitelkeit im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen - sollen sie machen. Und wir – die Normalos – wir doch auch, jede(r) nach seiner Façon und mit Lebensfreude. Wenn die da ist und erhalten bleibt, brauchen wir kein Übermaß. Die Achtung von Leistungen der Anderen indes bleiben ungeschmälert. Lassen wir es gut sein, wie wir es machen.

Horst

P.S. Nach den vorstehenden Einlassungen ist mir endlich klar, warum ich von meinem ursprünglichen Mittelbürger-Gardemaß von 180 inzwischen auf 176/177 gestaucht bin. Wäre ich doch nur einige hundert Marathons mehr gelaufen, wäre der Schwund um ein Vielfaches höher. Der Zweck? Als degenerierter Herabgestufter hätte ich Fahrpreisermäßigung im ÖPNV.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 27.01.2023, 21:41

Wer läuft, hat keine trüben An- und Aussichten

Es ist nun einmal so, Donnerstag, egal wie, es muss gelaufen sein. Am Tag danach ist meist ein Rückbesinnen wichtig, weil, wenn in Druckbuchstaben hier niedergelegt, das schnelle Vergessen wenigstens ein bisschen aufgehalten wird. Und wenn ich meine Korrespondenzen der letzten Wochen, Monate betrachte, dann wird mir immer wieder bewusst, wie der kaum aufzuhaltende schnelle Zeitablauf dazu beiträgt, vieles zu verdrängen, zu vergessen und schlicht einfach nicht mehr wahrzunehmen. Chronologisches Schreiben hilft dabei erheblich, dem Vergessen die Stirn zu bieten. Man kann ja zur Not nachschlagen, wenn Dateien ordentlich geführt werden, obwohl ich zugeben muss, nicht der geborene Archivar zu sein. Mut zur Lücke. Nur aufpassen, denn mir fällt in anderem Zusammenhang ein Zitat aus meiner ehemaligen Berufspraxis ein, wo mir in einem Zeugnis für einen „weggelobten“ Mitarbeiter der Satz auffiel „die Lücke, die er hinterließ, ersetzte ihn vollständig.“ Aua. Mochte ja stimmen, ging aber unter meiner Ägide nicht so raus.

Wieder verplauscht. Zurück zur untalentierten Buchführung. Beim Aufschreiben waren wir. Dabei führe ich gar keinen Laufkalender, wie manch besser geeigneter Mensch. Die Tagesereignisse sind es immer wieder, die mich animieren, etwas festzuhalten ohne in Statistik zu verfallen. Wobei man ja weiß, dass nichts langweiliger und unrichtiger ist als eine solche. Und merke: Traue keiner Statistik, mit Ausnahme der, die du selbst gefälscht hast. Demnach keine Daten, sondern Fakten.

Teltow ist Namensgeber eines langen Kanals von Südost nach Süden und weiter nach Westen Berlins. In Laufkreisen nicht ganz unbekannt und es gibt sogar Laufgruppen, die sich längs des Wasserweges allwöchentlich aufmachen, was Hübianer:innen meist grunewaldig oder im Havellaufbereich erledigen. Diesmal waren wir - wieder nur vier - auf den Spuren fremder und doch gleichgesinnter Sportler:innen. Der Beginn unseres Laufes war willkürlich gewählt, sozusagen mittendrin, denn es gab zwei Möglichkeiten. Laufen wir nach links oder laufen wir nach rechts. Besser wohl, mehr ins Naturbelassene oder Städtische. Die mehrheitliche Entscheidung war blitzschnell gefasst: Von der Emil-Schulz-Brücke, über die die Königsberger Str. führt, setzen wir uns in Bewegung. Ab nach Steglitz sagten wir uns.

Stadteinwärts ist ein bestens präparierter Weg zu benutzen, der insbesondere an den Wochenenden vom Volk der Spaziergänger, Walker, Jogger und Radler stark frequentiert ist. Für Anreisende leistet sogar ein Helikopter-Ladeplatz Dienste, der genau über den Weg gebaut ist. Wir sprechen vom Charitè-Haus Benjamin-Franklin, das auch Unfallklinik ist, folglich sind die einfliegenden Gäste nicht gerade beneidenswert. Doch vor dem Krankenhaus sind wir bereits in den Schlosspark Steglitz eingebogen, drehen eine flotte Runde und rauschen dann schnurstracks weiter, bis wir den nächsten Park erreichen. Bäke-Park nennt er sich. Auch nett, mit kleinem Teich und gartengerechten Wegen. Auch hier eine Runde, damit es nicht nur geradeaus geht.

Der Teltowkanal, althergebracht ein Schifffahrtsweg, weist zahlreiche Häfen auf (Lichterfelde, Tempelhof, Britz, Rudow und Altglienicke), bevor er in Grünau mit der Dahme verbunden ist. Das andere Ende im Westen verläuft an Teltow, Zehlendorf, Kleinmachnow vorbei bis zum Griebnitzsee und dann bis zur Havel. Könnte man alles ablaufen, aber nicht immer Promenaden geeignet. Wir begnügen uns mit dem Abstecher-Besuch des Stadtparks Steglitz, den wir förmlich läuferisch zerlegen, indem fast alle sich anbietenden Pfade genommen werden. Durch das Hin und Her ging fast ein bisschen die Orientierung verloren, so dass einige Umwege aufkamen. Macht nichts, denn bald ging es zurück.

Hatten wir auf der Hin-Tour ebenes Geläuf, so wählten wir auf dem Rückweg überwiegend den wassernahen Trampelpfad, der volle Aufmerksam forderte. Ein Sturz wäre mit Wasserkontakt verbunden und nicht sonderlich für Nichtinhaber des Freischwimmer-Zeugnisses ratsam gewesen.

Gleichwohl, wir haben es moderat überstanden und sind nach 12,3 km wohlbehalten zum Empfang von Rainers Apfelschnecken und ebenso vorzüglichen Cranberry-Cookies samt Kaffee angetreten.
Dankeschön, auf ein Neues.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 31.01.2023, 21:54

Wetteraussichten?

Mit Aussichten ist das so eine Sache. Wer kann schon mit absoluter Gewissheit sagen, dass alle Voraussagen, Ratschläge, bezogen auf die Wetterentwicklung, tatsächlich stimmen? Metereolog:innen sind von der Sache her eigentlich sehr sympathische Menschen, sind sie doch täglich auf dem Schirm oder unsichtbar in den Radio-Nachrichten und in der gedruckten Presse mit eigener Rubrik präsent. Ich gehe sogar soweit, zu sagen, dass ich die Wetter-App auf meinem Handy genauso oft bemühe wie ich meinen täglichen Zahnputz brauche, nämlich oft.

Heute früh (nach der Zahnputzrotor-Benutzung, also so ein Elektro-/Akku-Kreiselgerät – einfach unverzichtbar), der Blick auf die vom Deutschen Wetterdienst herausgegebenen Nachrichten, die Folgendes sagten: Mittlere Windwarnung, Wolken und Regen, heute, morgen, übermorgen, dafür keine Minusgrade. Merkt Ihr etwas? Die lassen den Winter einfach links liegen. Könnte es nicht einmal so sein, dass wir den Hinweis erhalten „Achtung, mit Schneewehen ist zu rechnen, Autofahrer bitte Schneeketten parat halten“? Naja, nicht, dass wir in Berlin das tatsächlich brauchen, aber wenigstens könnte uns der fiktive Winter suggeriert werden. Eislaufen, Schlittenfahren natura, nicht Hallen-Retorte; ich erzähle das gelegentlich meinen Enkeln. Die gucken immer mit großen Augen und sagen mir fast tröstend: „Opa, wir sind doch eine Woche in den Winterferien und fahren Ski.“ Ah, ja, hatte ich fast vergessen. Die haben`s gut, ich muss damit warten bis Anfang März. Dann aber.

Vorerst habe ich mit dem ganzen Kram der Computer-Arbeiten zu tun, die täglich auf meinem Schreibtisch liegen. Es gibt kaum noch etwas, was persönlich, brieflich oder telefonisch erledigt werden kann. „Sie rufen außerhalb unser Erreichbarkeitszeiten an. Bitte kontaktieren Sie unsere E-Mail-Adresse….bla, bla, bla. Bitte Benutzernamen, Passwort und Kundennummer mitteilen. Wenn ich das lese, ballt sich meine Faust in der Hosentasche und ich knirsche mit den Zähnen, zwischen denen ein Wutlaut entweicht. Kundendienst? Ach, was? „Nennen Sie uns nur Ihre KtoNr., verstehen Sie, wir arbeiten nur noch gegen Vorkasse.“ Ja, denkste, nicht von mir.

Ihr seht, auf nichts mehr ist Verlass, weder auf den Winter, noch auf schnelle Hilfe im Eventualfall. Und das Wetter, reine Glückssache? Warum nicht. Wir hatten es heute. Schneefrei war es, nass schon, aber nicht glitschig und Schneeglöckchen-/ Winterling-Blümchen melden sich bereits. Es sind die ersten Anzeichen von Frühling, nur aufpassen, es sind Hahnenfußgewächse, demnach giftig und nicht Tee geeignet. Wir Ihr merkt, bin ich schon beim Laufen. Wie immer beim Start am Mommsen gibt es eigentlich nur fünf Wege, die auf unterschiedliche Richtungen verweisen. Nur, man kann sie variieren. Und das taten wir heute zum wiederholten Male, nein, besser, wie jedes Mal, demnach immer mit Abwechslung.

Es gibt immer Möglichkeiten, die eine oder andere Schneise, einen Weg oder Pfad zu nehmen, um meist einen anderen Eindruck zu erhalten. Heute allerdings musste der geplante Weg an einigen Stellen geändert werden, denn im Grunewald ist seit geraumer Zeit erneut Holzauktion. Da wird ordentlich rangeklotzt. Auf die Kiefern hat man es abgesehen. Damit aus dem Nadel- ein Mischwald wird. Gut und schön, unser Wald wird durchsichtiger. Wir liefen Richtung Teufelssee, längs am Wasser und hoch zur Havelchaussee, dann darüber hinweg und einen Pfad nach rechts zur Peninsula Schildhorn, die wir allerdings nicht nahmen, sondern uns bei der British Secondar-School in die Büsche schlugen. Ein kleiner, feiner Weg in Cross-Geländeform führte uns zur Alten Poststr., die nur ein kurzes Stück in unserem Repertoire darstellte. Über die sogenannte Bienenwiese ging es hoch in die Hügel kurz vor dem Rupenhorn-Waldweg und von dort im Zickzack nach Hause.

Und nun soll noch jemand etwas sagen zum Laufwetter, hä? Da kam nix, denn es blieb trocken, also brauchten wir auf keinerlei W-Aussichten Rücksichten nehmen. Uns reichten die 13 km und waren bei 140 Höhenmetern gut bedient, einschließlich der immer wieder genialen Duschmöglichkeit vor Ort.

Donnerstag geht es nach längerer Zeit wieder einmal nach Kladow. Ab 9:00 Uhr pünktlich Pier Wannsee. Bitte merken, der Dampfer legt auf die Sekunde genau ab.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 03.02.2023, 20:48

Zweifel oder viele Möglichkeiten zur Erkenntnis zu gelangen

Ich weiß nicht wie es kommt, gestern war noch Sonntag und heute haben wir bereits Freitag. Deshalb raffte ich mich endlich dazu auf, meinen voll belegten Schreibtisch wenigstens im Ansatz etwas überschaubarer zu machen. Dass es dazu einer vorher festgelegten Strategie bedarf, war mir nicht unbedingt klar, schließlich bin ich fernab jeglichen Geschäftsbetriebes, und ein Militarist bin ich auf keinen Fall. Zusätzlich kommt, dass mir ein zielgerichtetes Handeln, mit Ausnahmen, über die Jahre inzwischen abhandengekommen ist. Und genau da hat es mich heute Morgen erwischt. Dieses verdammte Springen und Rasen des Kalenders muss ein Ende haben, sagte ich mir.

Wo fangen wir an? Der Einstieg war schon richtig: Schreibtisch. Sortieren, Stapel bilden, ordnen, Kalender studieren, halt, da haben wir es. Der Kalender ist es, er ist schuld, nämlich übervoll. Ich gucke rauf, runter, quer und schräg. Es ändert sich nichts, es bleibt voll. An jedem Tag gibt es einen, manchmal zwei Einträge. Termine, klar, die müssen sein und eingehalten werden. Einkäufe, lebens-notwendig, Haushalt – lästig, aber nötig, Informationen (Bildung) unbedingt, Besuche, immer gerne, Kultur….einfach alles! Und jetzt kommt der eigentliche Zeitklau – das ist der wahre Grund des schnellen Zeitverfalls: Sport – Laufen - Di, Do, So, dreimal in der Woche, schon ist sie wieder rum. Endlich bin ich auf den gesuchten Trichter gekommen. Ganz auf die synonyme Art. Bin ich froh, nicht mehr im Ungewissen zu sein.

So habe ich, Gott sei Dank, den weiteren Antrieb, in dieser Gazette weiterzuschreiben, ohne dass ich mir weiter die quälende Frage des schnellen Zeitablaufs vor Augen halte, um damit vielleicht zu liebäugeln, es sein zu lassen. Die Erkenntnis daraus ist nun wieder vielschichtig: Ohne Laufen auskommen, könnte gehen, mal vorsichtig im Konjunktiv vermerkt. Darüber zu schreiben hieße für mich, Lücken in Kauf nehmen, doch wo bliebe die Chronologie? Wird sie nicht eingehalten oder gibt es nichts mehr zu sagen, ist alles für die Katz. In der Konsequenz folgt jetzt daraus, einiges im Kalender zu streichen. Dem Schreibtisch ist es wurscht, ob er voll oder unordentlich ist, bis zur nächsten oder übernächsten Woche hält er seiner Mehrbelastung stand. Gehöre ich nun zu den Verkommenen, Verlotterten? Denkt dran, ich bin und bleibe Läufer und muss damit zurechtkommen.

Und meistens weiß ich, wo`s lang geht. Gestern, am Do-tag stand nach langer Zeit Kladow auf dem Programm, wo das nicht der Fall war. GG, unser Guter Gert, hatte einen einfallsreichen Kurs gewählt, den wir alle bei den vielen Biegungen im Nachhinein nicht hätten nachzeichnen können, aber die Polaruhr mit dem entsprechenden Aufzeichnungsmodus macht das schon. Da wir immer wieder zum Ausgangspunkt zurückmüssen, blieb nur eine Runde übrig, die auch noch als Rechteck verlief. Wäre der Glienicker See nicht mit einer Hälfte Berlin und einer Hälfte Brandenburg gewesen, wer weiß, wo wir gelandet wären?

Es war ein sehr geruhsamer Lauf mit vielen Pausen, und das war gut so. Fast bin ich geneigt, Genusslauf zu sagen. Nehmen wir die trotzdem gelaufenen 12 km, so ist das durchaus respektabel, weil ja vorausschauend nichts auf dem Spiel steht. Die beglückende Tatsache kommt noch dazu: Ohne Wettkampf geht es immer. Selbst Kekse oder andere Schmankerln nebst Kaffee hinterher gehen unbeanstandet durch. Dass die fällige Boots-Rückfahrt nach Wannsee wie die Belohnung einer Leistung aussieht, ist verdientermaßen nur als gerecht anzusehen.

Wer nun meint, ich könnte wochenendlich mit meinem Latein in um und mit Leipzig *) fortfahren, ist auf dem Irrweg. Ausnahmsweise besuchen wir Schloss Derneburg, nur um eine Anselm Kiefer-Ausstellung zu besuchen. Nun könnt Ihr Nach-googeln.

Horst

*) Nur für diejenigen, die ein paar Internas kennen.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 03.02.2023, 20:51

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 07.02.2023, 18:36

Die Suche nach dem verschwundenen (schwarzen) Handschuhpaar

Tage wie diesen, gereichen zum Nachdenken, zur Freude, zur Besorgnis und wieder zur freundlichen Aufmunterung. Der Reihe nach. Fangen wir einmal am frühen Morgen an, der, kaum hatte man den Kopf aus dem Fenster gesteckt (Lüften muss sein!), sich mit kräftigen Minusgraden bemerkbar gemacht. Huch, dachte ich, warm anziehen heute, nun hast du den von dir so gewünschten Winter. Ein Blick auf die Wetter-App bestätigte, kalt, aber sonnig. Ein Hauch von Schnee dazu, boah, es konnte nicht schöner sein: Kalt, trocken, sonnig mit leicht ansteigenden Temperaturen um die null Grad, fester, von oben weiß bestreuter Untergrund und mit uns, die Lust zum Laufen, juhu.

Bei diesen nahezu glänzenden Voraussetzungen alleine zu laufen, kommt niemand in den Sinn, zumal dienstags Gruppenpflicht besteht. Die Mini-Gruppe begab sich aufgrund meiner Empfehlung in die Richtung des Teufelsberges, den wir leicht von der Nordost-Flanke angingen. Um nicht die Steigeisen zu bemühen, bogen wir weit vor der Gipfelhöhe nach Westen ab und nahmen den Rodelauslauf ins Visier. Schneebedeckt sieht das alles zauberhaft aus. Und siehe da, ein Vater plus Kind und Schlitten gaben sich dem Vergnügen hin, den Hügel unter die Schlittenkufen zu nehmen. Wir dagegen mussten aufpassen, nicht auf allen Vieren zu landen, denn die Trittfestigkeit war ziemlich vage.

Die bekannten Wege im winterlichen Kleid zu erleben, löst eine gänzlich andere Stimmung aus. Jedenfalls merkten wir gar nicht, dass wir -vorbei am Teufelssee – kräftige Anstiege parallel zum „Schweinepfad“ bewältigten. Das war ein forderndes Auf und Ab. Nach dem dritten Hügel wurde die Puste soweit bemüht, dass wir oben angekommen erst mal einen Stopp einlegten. Sollte eigentlich nicht sein, aber wat mutt, dat mutt. Dabei gab Gert die bemerkenswerteste Nachricht des Tages von sich: „Ich habe meine Handschuhe verloren.“ „Wo denn?“, kam von uns gleich die Rückfrage. „Na, auf dem bisherigen Weg.“ Ohne langes Zögern kam die Entscheidung, die bisher gelaufene Strecke zurückzulaufen, denn schwarze Handschuhe auf weißem Grund gehen nicht verloren, sie werden wiedergefunden. Basta.

Und just in dem Moment hörten wir Rufe von Cornelia, die uns beim Start zeitlich verfehlt hatte (um nicht zu sagen, zu spät gekommen). Wie sie die Situation erlebt hat, hörte sich im Originaltext so an:
„Zwischen km 3 und 4 habe ich, auf dem Schildhornweg laufend, in weiter Ferne Rotkäppchen Gert und Blaujacke Marita erspäht und einzuholen versucht. Meine Rufe verhallten ungehört und die zielstrebige flotte Truppe hat natürlich nie nach hinten, sondern nur nach vorn (löbliche Einstellung positiv denkender Best-Ager) geguckt, bis Gert schlussendlich auf mich aufmerksam wurde, in der Hoffnung, ich verfolge Euch mit seinen (!) Handschuhen. Den Zahn musste ihm leider ziehen.“

Zehn Augen sehen mehr als acht, die wir jetzt waren. Wir liefen soweit, wo sich die vermeintliche Stelle des Handschuhverlustes befunden haben könnte. Nichts tat sich, unsere Spähaugen sahen und fanden nichts. Insofern ergab sich für uns statt des eindimensionalen Eindrucks der Strecke nunmehr ein zweidimensionaler, deshalb war das fast egal wo und wie wir laufen, es kamen km zustande. Zudem kam die schwankende Erkenntnis, dass der sichere Eindruck des Verlustes in Wirklichkeit gar nicht eingetreten ist. Gert beteuerte indes das tatsächliche Verlieren der Handwärmer. Er verabschiedete sich von uns, lief zurück, während wir noch eine Runde um die Kiesgrube, Forsthaus dranhängten. Ein paar km bei diesem Traumwetter mussten sein, ehe wir unter die wohlverdiente Dusche springen konnten. 12,4 km.

Und jetzt kommt der Brüller: Gert frisch geduscht und frisiert, warf mal schmissig ein, die Handschuhe hätten sich in einer Jackentasche seiner Kutte angefunden, wohlbewahrt im Kofferraum seines Autos.

Die Quintessenz dieser Geschichte ist auch noch schön: Hätten wir die Handschuhsuche nicht aufgenommen, wäre uns Cornelia auf der Suche nach uns durch die Lappen gegangen. Ihren Lauf bis zum Nirwana hätten wir allerdings ebensowenig hingenommen, wie wir jetzt den vermeintlichen Verlust der schwarzen Handschuhe nicht hinnehmen mussten. Übrigens: Die Handschuhe müssen jetzt vergoldet werden.

Nun soll noch jemand sagen, Laufen ist langweilig.

Horst

P.S. Es folgen im Nachgang noch zwei Streckendiagramme. Einmal die von uns mit Hin und Rück des Suchens. Das ist der spitze Schniepel, ansonsten die Runde. Das so schön colorierte Diagramm stammt von Cornelia auf der Suche nach uns.
Haha, suchet und ihr werdet finden. Klappte irgendwie.
Zuletzt geändert von Hotti am 07.02.2023, 18:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 07.02.2023, 18:45

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Beitragvon Hotti » 09.02.2023, 17:15

Mal raus aus Berlin

Wer jetzt denkt, da kommt eine schmissige Geschichte, ha, Irrtum. Geschichten beginnen mit dem Anfang. Bei mir geht es heute eher ans Ende und dann, schaun mer mal. Also, erst einmal muss ich mir jetzt einen Kaffee machen. So einen aus der Tüte, nicht instant, köstlich frisch gemahlen und, Ihr glaubt es kaum, von Starbuck, Marke House Blend, jetzt die Steigerung: von Marita. Sie ist die Kaffeekönigin des Tages. Dank ihr, kann ich jetzt hier an der Tippse sitzen, denn die von Marita mitgegebene Kaffeepulverspende, nunmehr trinkbar veredelt, ist - locker gesagt - die Krönung des auslaufenden Vormittags.

Welcher Tag heute ist, wissen alle, selbst die, die nicht auf das Kalenderblatt schauen. Astrein ein Do-Tag mit Glanz und Gloria, obwohl ……später.

Unser Date um 9:30 Uhr am noch stillgelegten S-Bhf. Gartenfeld (steht vor der Reaktivierung – nur wann?). Es ist der Endbahnhof der ehemaligen Siemensbahn – noch träumt er vor sich hin. Seitlich von ihm verlaufen der Saatwinkler Damm und der Alte-Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Gleich nebendran kann geparkt werden. Taten wir. Jungfernheide war verabredet, jedoch nicht der Volkspark, sondern der eher nicht bekannte Teil an der Havel-/Spree-Spitze Haselhorst. Unser Lauf folgte dem Kanal, der einen schönen Bogen durch das zu Siemensstadt gehörige Gartenfeld schlägt und kurz vor dem Zusammenfluss von Spree und Havel auf den Hohenzollernkanal stößt. Wir aber liefen beim sonnigen Schein weiter zum „Delta“ der beiden Berliner Flüsse. Das war bei klarer Sicht ein Panorama „wie verreist“ und nicht von hier. Ganz umsonst (ugs.), demnach ohne Bezahlung, hatten wir den Blick auf Maien- und Valentinswerder. Geheimtipp für Rollator-Wanderer.

Da es an der Uferspitze keine Möglichkeiten zum Übersetzen gab, machten wir eine Kehrtwende und liefen durch das Gartenviertel Kol. Haveleck, um über den Saatwinkler Steg das Spandauer Terrain zu verlassen. Diese Fußgängerbrücke öffnete nachfolgend völlig neue Aspekte, die wir als Trabergruppe bisher noch nicht kennengelernt hatten. Wunderbar verlief der Uferweg mit Blick auf die Eilande BAUMWERDER und REISWERDER, und allein die sichtbare Insel Scharfenberg (sie umfasst bei 1 km Länge immerhin 20,2 Hektar) ist bekannt durch die Schulfarm und durch das nahegelegene Freibad Tegelsee. Und weil es – wirklich!! – so schön war, durften wir diesen sich eigentlich bis zur Tegeler See-Promenade hinziehenden Weg (mit Ausnahme des dazwischenliegenden Wasserwerks) leider nicht bis zum Ende laufen, weil sonst fast ein Halbmarathon herausgekommen wäre.

Wir wechselten ein kurzes Stück auf die Bernauer Str., um dann gleich in den mit „Jungfernheide“ bezeichneten Wald einzutreten. Irgendwie war der mir noch aus der Kinder- und Jugendzeit vertraut, denn als geborener und ausgebildeter Reinickendorfer führten mich frühere Fahrradjahre im Sommer oft an den vorhin durcheilten Strandabschnitt Saatwinkel. Nun aber Wald. Der war recht urwüchsig, weil wenig begangen. Nur ein Hundeausführer und seine ihm anvertraute Schar wenig freundlich gesonnener Exemplare vermiesten uns das muntere Vorbeikommen. Vorsichtig schlichen wir aufs Geradewohl vorbei, einfach in die Himmelsrichtung, die dem Zielort „südwärts“ entsprach.

Als wir der noch immer bestehenden Umzäunung des Ex-Flughafens Tegel näherkamen, war klar, wo wir uns befanden. Nur noch drumherum, an einem vermeintlichen Schießplatz (jetzt Bundeswehr) vorbei und die zwei Brücken über die Kanäle überquert, bogen wir in den Saatwinkler Damm ein. Geschafft. 12,5 km, na, bitte, wer hätte das gedacht?

Der Parkplatz, gut fürs Auto, nicht für einen Kaffee hinterher. Der Verkehr bestätigte schon hier, es ist kein Feiertag. Endlose Schlangen. Darum war trotz Freude des Tages, diese aufgehoben für zuhause. Wie gesagt, mit dem Kaffee verstärkt. Soeben beendet. Danke nochmals der edlen Spenderin. Es wäre alles in allem eine runde Sache gewesen, wenn die Rückfahrt mit dem Auto nicht zu einer Odyssee für uns Zugereiste geworden wäre. Baustellen, Absperrungen, Umleitungen, Staus, Verstopfungen, alles, was der Mobilität in Berlin den „besonderen Reiz“ verschafft (auch ohne angeklebte Personen auf dem Asphalt). Kotz, brech….

Das hat man nun davon: Raus und doch nicht raus aus Berlin. Das für uns läuferisch so gut wie fremde Gebiet, bot Eindrücke der neuen Art, das Wiedereintauchen in die Drangsale des Berliner Straßenverkehrs hingegen bewies, wie unsinnig es ist, den Stadtverkehr vierrädrig bezwingen zu wollen. Nun ja, S-Bhf. Gartenfeld wartet auf seine Betriebsfähigkeit.

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 09.02.2023, 17:24

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