Infos, Tipps und Ratschläge
Antwort schreiben

Re: Hotti

05.01.2023, 22:39

Umgekehrt ist nicht verkehrt

Das habe ich mir gesagt, als ich nach einer formidablen Laufstrecke suchte, weil ja in unseren Breiten- und Längengraden, zumindest was den Umkreis von 20 km betrifft, schon einiges bekannt, oft abgelaufen und gar nicht mehr aufregend ist oder wenig neugierig macht. Langeweile? Nun ja, die gerade nicht, denn noch immer steht mit dem Durcheilen der Natur im Laufschritt etwas an erster Stelle, was wir gemeinhin als Fitness-Training ansehen. Bestimmt sind wir uns einig, wenn unsere Begeisterung, unser Interesse an der Bewegung im Einklang mit einem gewissen Erlebnis steht, das interessant ist, Freude, auch Mühe bereitet und doch Anregung verschafft. Das alles einer Gemeinschaft zu bieten, ist zugleich Anspruch und Anreiz.

Heute (was soll ich sagen? Ist ja bekannt) ist Donnerstag, allerdings der erste in diesem neuen, noch so jungen Jahr. An diesem Wochentag gehen wir fast immer fremd. Die Fremdgänger:innen (dieses Gendern treibt schon Blüten) sind meistens vom geliebten Stammstandort Mommsenstadion entfernt und auf Strecken unterwegs, die jede Ödnis oder eben Langeweile vermissen lassen. Deshalb ja auch Anspruch.

Da saß ich nun am nicht knisternden Kamin - Weihnachtsbaum steht noch bis zum kommenden Wochenende davor - und da, da kam der Einfall. Ja, das wäre doch etwas: Treff Königstraße E. Pfaueninselchaussee für alle erreichbar, selbst für unseren Westhavelländler Gert, der per Schiff bis Wannsee kam und sich dann zu mir ins Auto schwang. Kostenlos, zudem hatte er einen weiter-geltenden Fahrschein oder eine Monatskarte ÖPNV. Nur 2,5 km musste er mir verkehrsmäßig vertrauen. Der eintrudelnden Schar Marita, Kristin, Marion8, Dieter und Rainer ging es nicht anders. Auch sie mussten mir Augenmerk schenken, denn nur ich kannte (in etwa) den Kurs, weil selbst noch nie gelaufen. Aber, in meinem früheren Leben (vom 12. – 15. Lj.) muss ich wohl ein Pfadfinder, neudeutsch Boyscout, gewesen sein. Deshalb galt nur die Himmelsausrichtung als Maßstab bis wir wieder bekanntes Terrain erreichten.

Lange liefen wir „Geradeaus-Querwege“ in südwestlicher Richtung bis wir den Nikolskoer Weg überquerten und dann auf einem zum Parkgelände Glienicker Schloss gehörenden gelben Asphaltstreifen trafen, den wir umgekehrt vom Höhenlauf ab Flensburger Löwe/Schloss und in Schleife zurück kennen. Allein dieses nicht für den Verkehr zugelassene Stückchen Weg-Straße ist eine Wonne. Bergab, bergauf und Bucheckernhülsen überstreut, öffnet sich am Auslauf in sanfter Kurve der eigentliche Park Klein-Glienicke mit dem Schloss. Nun war die Grenze zu Potsdam erreicht.

Natürlich kann man ein derartiges Kleinod, wie das kleine Schloss, nicht links liegen lassen, wie es meist bei ernsthaft trainierenden Kilometerfresser:innen vorkommt. Also für uns, rein, entlang der gelb gekieselten Parkwege mit Sichtweiten über den Jungfernsee, auf die Glienicker Brücke und das vis-à-vis befindliche Schloss Babelsberg. Alles ist vom Pavillon der „Großen Neugierde“ auszusehen. Dann weiter zu den goldenen Löwen und den bizarren und doch dickstämmigen, fast liegenden Linden, die im Sommer den sprudelnden Brunnen einrahmen. Ein dickeisernes kleines Tor entlässt uns aus dem ehemals Carl von Preußen zugeschriebenen Areal.

Gleich gegenüber der Königstraße setzt sich die Parklandschaft beim Jagdschloss fort, das eines der ältesten Schlösser in der Umgebung ist. Bereits vom Großen Kurfürsten vor 300 Jahren ist die Rede. Es ist eine unendliche historische Geschichte entstanden, die hier an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden kann. Nur so viel: Seit 2007 ist das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg Nutzer und gleichzeitig auch für die Unterhaltung und Pflege des herrlichen Gartens zuständig.

Klein-Glienicke, Exklave zu Berlin, aber Potsdam gehörig, hat nur 585 Einwohner. Früher fernab gelegen, heute ein erstklassiger Siedlungsbereich mit beiderseitigen Anbindungen zur Brandenburgischen wie zur Deutschen Hauptstadt. Wir nehmen den Aufstieg zur Loggia Alexandra auf den Böttcherberg und haben die vorletzte Anhöhe erreicht. Die letzten drei Kilometer fordern noch einmal eine Anstrengung, derweil wir den Schäferberg „erklimmen“, der zwar kein Gipfelkreuz, dafür aber einen 212 m hohen Fernmeldeturm (Bj. 1961-63) trägt, der noch immer für Betrieb ist und von einer Tochterfirma der Telekom geführt wird. Der Turm ist öffentlich nicht zugänglich, aber ich durfte 1969 für 3 Tage dort Gast sein und die Funksendeanlagen in Augenschein nehmen. Nach dem letzten Umbau 2017 dürfte vom damaligen Turm-Innern wohl kaum etwas übriggeblieben sein.

Ein paar hundert Meter noch und wir waren am Ausgangsort. Die 11,4 km haben wir im Zeit-Limit von 1:48:01 bei 130 Höhenmetern und ungefähr 10 Verweilpausen an besichtigungswürdigen Stätten „erledigt“.
Schlussendlich die Rubrum-Erklärung (Betreffzeile): Wir sind einige Meter auf dem Geläuf des Havelhügellaufs im umgekehrten Sinne (also rückwärts) gelaufen – hat kaum jemand gemerkt, denn das sieht ganz anders aus. Aber die anderen 10.800 m waren genau das Sahnehäubchen, dass wir in Form von Maritas vorzüglichem Eierlikör-Gugelhupf serviert bekamen. Da soll noch jemand sagen, dass es sich nicht lohnt, mitten in der Nacht um ½ 8 morgens aufzustehen, um zu laufen, dank Marita.

Horst

Re: Hotti

11.01.2023, 17:14

Aufräumen muss sein

Geht es Euch ebenso? Keine halben, undefinierten Fragen, bitte. Klar doch, aber, was solch der halbwegs ordentliche Mensch machen, wenn die wunderbaren Feierlichkeiten wie Advent, Weihnachten und schließlich der Jahreswechsel vorbei sind? Diese Frage stand bei mir zumindest seit dem vergangenem Wochenende - zwingend - heran. Die Entscheidungsfindung hat drei Tage gedauert, umso knallharter fiel sie aus. Es hat sich bei uns im ehelichen Leben so eingeschlichen, dass ich jeweils werktäglich kurz nach Mitternacht zwischen 7.00 und 7.30 Uhr sanft zum Adieu-Kuss geweckt werde (meine Holde hat Glück, sie fährt 85 km ins Büro oder auf eine ihrer Baustellen in Brandenburg). Das zum einem, zum anderen soll das ungesagt heißen, kümmere dich, bitte.

Früher war das anders. Zwischen 5.30 und 6.00 Uhr morgens war der Abend noch gar nicht richtig beendet, da musste ich bereits in den bereithängenden Zwirn springen, noch immer den leidigen Schlipsknoten binden und mich flugs darauf in Richtung Broterwerb in Bewegung setzen. Naja, das ist mittlerweile schon 16 Jahre passè, aber nur, weil ich nach mehr als 50 Jahren Tätigkeit nicht weiter im Sold stehen sollte. Ein Gutes: Die seelische Grausamkeit des Frühaufstehens hatte ein Ende. Der Job fehlte mir. Dem allerdings stand gegenüber, dass ich urplötzlich volltäglich Aufgaben übertragen bekam, die ich vordem nur als lästige Nebentätigkeit angesehen habe. Nun der unentgeltliche Voll-Job von 0 – 24°° Uhr, au backe. Und das im Bewusstsein oder besser in der Annahme der nunmehr beginnenden arbeitslosen Rentnerzeit.

Schnell wurde mir klar, ich muss das machen, ist ja sonst keiner da. Nichts da von wegen Management mit Bereitstellen der Organisation, Verteilen der Arbeit, Abrufen der Aufträge und Erfolgskontrolle der Arbeitsergebnisse. Die One-Man-Show war gegründet. Einziger Haken: Ohne Salär. Wer nimmt es mir übel, wenn ich mich nunmehr als arbeitsloser Rentner bezeichne, dem nicht einmal Rabatt bei diversen kulturellen Veranstaltungen gewährt wird? Hat unser Staat kein Herz für langjährig überdimensional besteuerte Lohngänger, denen auch heute noch das Finanzamt monatlich im Nacken sitzt und stramm Lohnsteuer erhebt? Die Vasallen kennen kein Erbarmen.

Der einzige Ausweg aus diesem mir selbst auferlegten Leid ist ändern, dachte ich. Meine mehrfachen, ja wiederholten Austrittsanträge beim Finanzamt wurden nicht einmal beantwortet. Dabei war das deutlich gesagt: „Hiermit trete ich mit Wirkung vom ………aus dem Finanzamt aus und bitte meine Steuerakte nicht weiter zu belasten.“ Nur jetzt, wo ich das schreibe, kommen mir leise Zweifel, warum die dortigen Amtsträger nicht einmal antworten: Die haben Mitleid mit mir, denn mein Austritt hieße ja Tod. Und den sich selber wünschen, steht in keiner Gebrauchsanweisung für das tägliche Leben.

Ihr seht, alle Bemühungen nach der Suche oder Bestätigung eines geordneten Lebens zeigen unterschiedliche Wege auf. So wuchs allmählich die Erkenntnis, dass jede Tätigkeit Sinn erfüllend ist, auch wenn dahinter kein Mammon steckt. So, endlich sind wir da angekommen, was ich eigentlich sagen wollte: Denkt Euch, ich habe aufgeräumt! All das, was mit Weihnachten und folgend zu tun hat, nicht mehr gebraucht wird und entsorgt werden soll, wird gespendet. Zuerst der schöne Tannenbaum, die BSR ist erfreut. Dann den zuhauf angesammelten Müll, die BSR ist nicht mehr unbedingt erfreut. Gänzlich ablehnend verhalten sich die freundlichen Männer in Orange gegenüber Plastik-Wertstoffen. „Sollen doch die von Alba.“ Und der Zentner Papier? Anderweitig. Und der Öko-Abfall, aha, Kompost. Ja, die Entsorger, nette Kerle, aber was wollen die eigentlich noch? Eigentlich gar nichts weiter, nur mein Bestes - mein Geld, und zwar monatlich. Dafür stelle ich artig die Tonne wöchentlich vor die Tür.

Wenn nun alles getan ist, alles blitzblank und der Kissenbelag auf dem Sofa aufgeschüttelt ist (die anderen Kleinigkeiten lasse ich einfach mal weg), dann läuft mir doch tatsächlich (und sehr erfreut)
die Anfrage nach dem Donnerstaglauf per Signal über den Weg. Schmunzeln ist erlaubt, deshalb 9:30 Uhr Mommsenstadion. Wer kommt, kommt!! Gern gesehen. Abgelatschte Strecke? Haha, denkste, noch nie gelaufen und Spaß garantiert – bei den netten Leut:innen. Merken: Nur 12. Jänner, weitere Do-tagsvorschläge sind ständig in Arbeit und werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Horst

P.S. Nicht alles glauben, was im Zusammenhang mit meinen Geld-Zuwendungen für unser Gemeinwesen geschrieben wurde.

Re: Hotti

11.01.2023, 22:17

Oh, ich bitte, einige Worte zu entschuldigen, die falsch im Text stehen. Es muss eine automatische "Berichtigung" gegeben haben, denn mein eigener Entwurf ist fehlerfrei. Statt >solche< muss es heißen >soll< und zweimal Dativ geht auch nicht >seit dem vergangenem< muss natürlich >dem vergangenen< heißen.
Leider passiert das immer wieder, dass die Automatik etwas verdreht, was dann nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, und der Autor ist der Blödmann. Bitte nehmt es mir ab, dass ich mit unserer Sprache einigermaßen zurecht komme. Aber Fehler kommen halt vor und der alte Spruch "Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Folglich: Wer keine Fehler macht......

Dankeschön.

Re: Hotti

12.01.2023, 19:07

Nachwort zur „Fehlerkultur“:
In meinem beruflichen Umfeld hieß es früher: wer ein nen Fehler (das galt nur für Emails!) findet, darf ihn behalten!
Kann man mit leben, oder ? ;-)

Re: Hotti

12.01.2023, 19:08

einen! Zwei sind schon wieder einer zu viel ;-)

Re: Hotti

12.01.2023, 20:07

Hotti hat geschrieben:Oh, ich bitte, einige Worte zu entschuldigen, die falsch im Text stehen. Es muss eine automatische "Berichtigung" gegeben haben

Dankeschön.


The man who invented autocorrect should burn in hello! :biggrin:

Re: Hotti

12.01.2023, 22:30

Wenn auch der letzte Satz richtig hart ist, so danke ich doch sehr für die aufmunternden, ja tröstenden Worte. Und weil es mit dem schnellen Schreiben jetzt flott weitergegangen ist, habt Ihr anschließend gleich wieder Gelegenheit, Euch etwas zu Gemüte zu führen.

LG Horst

Re: Hotti

12.01.2023, 22:37

Regenwahrscheinlichkeit 80%

Wahrscheinlichkeiten sind, das wissen alle, ziemlich vage. Sie können genau den Punkt treffen und schon entfährt es einen, na, siehst du, habe ich doch gleich gewusst. Andersrum: Gänzlich daneben liegen, um nicht zu sagen Falschinformation. Von alledem sich leiten zu lassen, liegt gewissermaßen jenseits eigener Entscheidungsfreudigkeit. Die Fähigkeit zur Entscheidung hingegen verlangt Kompetenz, die nicht auf wackligen Füßen steht. Wissen ist dabei ein guter Helfer. Wie auch immer, beim Wetter hört doch alles auf, denn wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich`s Wetter oder es bleibt wie es ist.

Das sind schöne Sätze, die dahingeschrieben sind. Helfen sie wirklich? „Junge, zieh dich richtig an, dann kann dir nicht allzu viel passieren“, sagte schon meine weise Mutter. Tat und tue ich und liege damit (meist) richtig. Als ich aus dem Haus ging und ins Auto stieg, zeigte das Thermometer 8,5 °C, jetzt im Januar, mitten im Winter. Also sind wir, die Freiluftigen, waghalsige Hasardeure, die stets ein unkalkulierbares Risiko eingehen, ohne Rücksicht auf das, was folgen könnte, wenn wir laufen. Kann schon sein, aber Kleidung hilft.
Zunächst, es regnete nicht und neben mir gesellten sich Iki, Marion8, Rainer, Dieter und Kristina zum Donnerstag-Stelldichein. Beginn an diesem Tag ausnahmsweise Mommsenstadion, das lag schon an der vorgeschlagenen Tour. Es sollte etwas sein, was eigentlich keine Laufadresse hat, sondern nur ein Sightseeing-Gefühl vermitteln, das wir nicht alle Tage haben. Kurzum Harbigstr./ Jaffèstr./ Wandalen- allee zum Hammerskjöld-Platz am Funkturm. Der Plan war, dem Sommergarten einen Besuch abzustatten und ganz nebenbei das vernachlässigte 150 m hohe Berliner Wahrzeichen in Augenschein zu nehmen. Fehlanzeige. Beide Anlagen sind vom Messe-/Ausstellungsgelände umstellt und ein freier Zugang ist nicht möglich. Übrigens ist der Funkturm seit 2 ½ Jahren geschlossen, so die Aussage eines freundlichen Wachmannes. Leicht enttäuschten Sinnes trabten wir weiter.

Den Messedamm zur Neuen Kantstraße unterquerten wir im vielarmigen Fußgänger-Verteiler, der offensichtlich eine Reinigungsprozedur erfahren hat, denn die Schmierereien an den gefliesten Wänden und die ekligen Fußboden-Mist-Ablagerungen waren nahezu verschwunden. Uns führte der Weg zum Lietzensee. Es ist immer wieder schön, Bekanntes neu zu entdecken. Erst einmal den südlichen Teil des Sees umrunden und, was mir noch gar nicht geläufig war, den Tunnel unter der Neuen Kantstr. besichtigen, der beide See-Teile verbindet. Richtung Kaiserdamm kam dann der Wunsch auf, beim Pianocafè am Lietzensee auf der Terrasse vielleicht doch ein kleines Frühstück oder Ähnliches einzunehmen. Tristesse, dèsolè, 8,5 °C reichen für die Öffnung nicht aus, bis zum Sommer warten. Zweite Enttäuschung.

Nun ging es ins Royale. Unsere Zielrichtung war das Schloss Charlottenburg. Dafür nehmen wir den Mittelstreifen in der Schlossstraße in Anspruch, um den Althausfluchten nicht zu nahe zu kommen. Diese Sichtachse zum Lustschlösschen des Kurfürsten Friedrich für seine Angetraute Sophie Charlotte ist insofern schön, weil die Ansicht mit jedem näheren Schritt immer dimensionaler wird. Das Reiterstandbild des Kurfürsten auf seinem stolzen Ross symbolisiert nach heutiger Auslegung u.a. auch die Epoche kolonialer Macht (1682 Gründung der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie und Bau mehrerer Festungen in Westafrika). Die historischen Bezüge in dieser Hinsicht sind derzeit aktuell (siehe Rückgabe von sogenannter Beutekunst). Die Gebäude des Schlosses sind uns allen hinlänglich bekannt. Man kann sie teilweise auch mieten, um Festivitäten zu gestalten (teuer? claro).

Beim Schlosspark Durcheilen längs der Spree kommt uns zur Erkenntnis, nicht weiter dem Flussverlauf zu folgen und stattdessen ein Bogen im Park selbst zu schlagen, der uns zur Pulsstraße und zum Heubnerweg führt. Noch immer Krankenhausviertel, aber inzwischen auch verdichtet anspruchsvolles Wohngebiet. Über den viel befahrenen Spandauer Damm benötigen wir das Grün der Ampel um am Ende der Sophie-Charlotte-Straße noch den Kaiserdamm zu überqueren. Diese Straßenpassagen passen eigentlich nicht so recht in das Bild der sonst ausgesprochen sehenswerten Liegenschaften und Parks samt Wasser. Doch wir befinden uns in einer großen Stadt mit dem durchaus zufriedenstellenden Mix von Verkehr und Ruhezonen nach jedermanns Geschmack. Für den gewählten Kurs war ich nun einmal verantwortlich. Beschwerden nehme ich zur Kenntnis. Unterwegs habe ich derlei allerdings nicht vernommen.

Am ICC (was soll nur aus dem Monumentalbau werden, so wie er dahindämmert?) biegen wir ein auf den Messedamm und nach einem km hat uns die Waldschulallee, mithin Mommsen-Stadion, wieder. 14,2 km mit keinem einzigen Tropfen Regen von wegen Regenwahrscheinlichkeit 80%. Unsere heutige Entscheidung zum Laufen konnte nicht besser sein.

Lob für den exzellenten Mohnkuchenbäcker Rainer. Und wie sagt der begeisterte Berliner, wenn etwas vorzüglich genossen wurde? „Mir ist überhaupt nicht schlecht geworden!“

Horst

Re: Hotti

14.01.2023, 17:26

Mehrfach wurde ich gebeten, die Laufstrecke abzubilden. Mache ich hiermit gerne.

Bild

Re: Hotti

18.01.2023, 13:38

Hase und Igel

Es war an einem Dienstagmorgen im Mittwinter, gerade als es weder Schnee noch Frost, sondern nur trübes mit Regenaussicht gefärbtes Wetter gab. Das war heute. Fleißige Leute gehen dem Broterwerb nach, ohne zu fragen wie das Wetter werden wird. Diejenigen, die diese Regeltätigkeit pflichtgemäß längst erfüllt haben, könnten sich gemütlich zurücklehnen und abwarten, was der Tag bringen wird oder es eben auch besser ist, sich bewegen. Tja, derartige Entscheidungen, zumal im fortgeschrittenen Alter, zu fällen, ist nicht ganz einfach. Nun bin ich in der glücklichen Lage, darüber gar nicht nachdenken zu müssen. Ich mache einfach, was mir gefällt. Beneidenswert? Aber sicher, während anstehende Anderweitigkeiten etwas warten müssen. Und da ich dieses BEWEGEN schon mit der Muttermilch eingesogen habe, komme ich davon auch nicht mehr weg.

Dagegen gibt es genügend Leute, die eine ganz eigene Art der Bewegung bevorzugen, indem sie einfach das Weite suchen. Hauen einfach für ein paar Tage, im besten Sinne eine ganze Woche und im allerschlimmsten Fall ein ganzes Vierteljahr aus unseren Gefilden ab. Und das in diesem Winter oder gerade deshalb? Wie auch immer, es überkommt einen, wenn man ins Detail geht. Das lasse ich besser.

Für heute hatte ich mir vorgenommen, nicht nur drauflos ins Waldige zu laufen, obschon sich das bei Start-/ und Zielgleiche Mommsen kaum vermeiden lässt. Erst einmal parallel zur Heerstr. in die Lykallee. Herrlich, da geht es erst einmal abwärts, die Schritte werden leichter, fast so, wie früher. Abwarten, es wird schwieriger. Als wir die Kranzallee antippen, geht es rechts ab über die ampelgesteuerte Heerstr. in die Flatowallee und gleich links weg in den Ch.-Dickens-Weg, vorbei am Paulinen-Krkhs. bis zur Schirwindter Allee. Alles Alleen, weil baumbestanden. Derweil sind wir bereits am Scholzplatz angelangt, wo der Sendemast des RBB (Rundfunk und TV, Höhe 230 + 73m ü. Normalnull) steht. Und wenn man ein bisschen sucht (gleich hinter der Aral-Tankstelle), dann führt wahrscheinlich nur den Anwohnern der Hochhäuser Heerstr. im Dreh und bei Überquerung der Glockenturmstr. ein bekannter Trampelpfad auf leichter Anhöhe bis genau zum Abstieg auf verschlungenem Weg zur Havelchaussee.

Unten angekommen, gucken wir der Stößenseebrücke unter den Rock. Fällt doch wohl nicht unter Sexismus!? Im Gegenteil, der Bau ist ganz nüchtern etwas für Konstruktions-Interessierte. Steht man drunter, dann kommt sofort die Verbindung zu Gustave Eiffel von wegen dat Türmsche in Paris auf. Und so schön in Rostgrün angemalt wie unsere Brücke von unten, ist der Eiffelturm nicht. Wir also untendurch und weiter auf der Havelchaussee bis zur Schule am Postfenn. Da begann ein bisschen Bergsteigen, so steil gings hoch. Der Ausgleich kommt im Grunewald behände, denn wer hochläuft, darf auch wieder runter. So tasten wir uns bis zur Kreuzung Alter Postweg und dem Weg zur Kiesgrube. Sechs waren wir bisher, nun teilten wir uns drei ./. drei. Die einen wählten die Direttisima zum Mommsen, zwei Begleiterinnen (Cornelia und Kristina) und meine Wenigkeit nahmen 2 km mehr in Kauf; gesamt fast 12.

Und wie war das mit Hase und Igel? Kam ja gar nicht vor. Die Pointe kommt doch immer zum Schluss: Unser Hase Kristina läuft sehr gerne einen Schritt voraus, wenn sie weiß, wo es lang geht. Wir, die Igel, traben brav hinterher. Doch manchmal (bei einem Abzweig) ist ein Igel vorneweg und ruft „bin schon da“. So wäre es normalerweise auch heute gewesen, doch da die Strecke nicht bekannt war, liefen Hase und Igel schön zusammen. Die letzten beiden km spielten keine Rolle mehr. Und weil das so war, kamen alle unbeschadet ans Ziel.

Wer das Märchen nicht kennt: Der Hase hat sich totgerannt und der Igel hat mit seiner Frau geschummelt. Nachzulesen bei den Gebrüdern Grimm. Der Vergleich hinkt natürlich, aber der Gedanke kam mir einfach in den Sinn für eine etwas andere Überschrift, und dass Kristina etwa willfähriges Opfer geworden wäre, käme niemand in den Sinn. Wir schätzen sie sehr. Muss doch einmal gesagt sein, wie so manches, was im Verborgenen blüht.

Horst
Antwort schreiben



Hosted by iphpbb3.com

Impressum | Datenschutz