Minus 11,5 °C
Was hat heute noch Bestand? Beim Klima seit längerer oder vorausschauender Zeit gar nichts mehr. Wir wissen, es ist nötiger denn je. Und wie war das noch einmal, als ich noch ein Schuljunge, höchstens Heranwachsender (ihr seht, ich vermeide die anglophonen Worte Teen oder Twen) war? Spätestens im Frühdezember schlossen sich die Teichdecken mit Eis. Die Anschnall-Schlittschuhe lagen bereit. Und auch der im Keller übersommerte Schlitten wartete bereits auf den ersten Einsatz, zwar nicht immer zu Weihnachten, mal eher, mal später. Schnee gehörte zum Winter wie das Frühstücks-Ei zum Sonntag oder das wöchentliche Wannenbad (so man hatte) am Tag zuvor. Ein bisschen verklärt, wie?
Die, die so fragen, haben keine Ahnung, sind von den Eltern zwar in jeder Beziehung aufgeklärt, aber nicht über die Nachkriegsgeschichte. Muss irgendwie etwas mit Verdrängung zu tun haben. Mir ist das alles noch sehr geläufig und deswegen fallen Vergleiche heute/gestern oft in die Grube, weil nur noch das Heute zur Diskussion steht. Beim Klima allerdings sind meine Erinnerungswerte tatsächlich für die Katz. Früher war eben einfach anders. Und heute ist das nicht lustig. Punkt.
Heute schreiben wir den 15. Dezember, noch immer Herbst. Wann beginnt der Winter? Na, mit der Wintersonnenwende. Genau, und zwar am 21. Dezember um 22:47 Uhr (aufschreiben). Was nicht heißen soll, dass Schnee und Eis erst von da an zugelassen sind. Allerdings hatten wir in den Vorjahren nach meiner Kenntnis etwa 10 Jahre gänzlich schneelosen Dezember. Wer demnach den Kindern oder Enkeln einen Rodel zu Weihnachten schenkt, wird schräg angesehen.
Und doch geschehen Zeichen und Wunder. Zweistellige Minusgrade noch im Herbst, wo die Energiekosten uns doch auffressen. Ehe es dazu kommt, haben wir beschlossen…….ja, ja, haben wir usw. Dicker anziehen, Mütze auf und die körpereigene Luft-/Wärmepumpe (kLWP) in Bewegung setzen. Jedenfalls mindestens 3 x pro Woche. Donnerstag ist 1 x. Und ausgerechnet, bereits in der Frühe traf mich fast der Schlag: In 46 m Wohnort-Höhe (über 0): - 12° C, so sagte unser Thermometer. Nun war aber Laufen angesagt. Nicht mal im schützenden Tann des Waldes, sondern wassernah dem Wannsee.
Treff: 9:00Uhr, am Fähren-Pier. Der Kladow-Abkömmling und Überfahrer Gert war zur Stelle und wir frohgemuten, halbvereisten Gastgeber (5) auf heimischer Scholle drängten gleich zum Aufbruch, von wegen der kLWP. Der Situation entsprechend ging es in angemessenem Schritt gleich von „Am Sandwerder“ in Richtung Strandbad Wannsee (Achtung: z.Z. kein Andrang) und gleich dahinter, soweit wir konnten, am Wasser unterhalb der Wannseeterrassen entlang, ehe wir die kaum merkliche kleine Brücke Inselstr. nach Schwan(en)werder überquerten. Die Insel selbst ist bestens in Läuferkreisen bekannt. Unzählige Male war sie Wendepunkt beim Marathon-Training. Im Winter, wo bekanntlich die Weltmeister gemacht werden, befindet sich das Eiland vom Zustrom der Radler und Läufer sozusagen in der Winter- und Kältestarre: Leer. Wir aber umrundeten den Asphalt-Kreis.
Zurück zum Beginn des Havelhöhenweges und dann rechts gerichtet quer Wald zum Rosemeyerweg, parallel zur Spinnerbrücke. Wenn der hintere Durchgang Bhf. Nikolassee gewählt wird, ist die Tunnel- passage zur Pr.-Friedr.-Leop.-Str. bestens geeignet, das Ende der Rehwiese zu erreichen. Die lassen wir links liegen und kümmern uns nicht um die über uns hinwegbrausenden Autobahn-Fahrzeuge, denn unser Uferweg am Nikolassee ist zehnmal reizvoller. Die Nibelungenstr. direkt neben der Bahntrasse führt uns zum Bhf. Wannsee, der uns mit seinem Untertunnelgang erstmalig etwas Wärme liefert. Ansonsten galten wir als Eisheilige, denn wacker ohne Klagen überstanden wir den knapp 11 km langen Kurs, wobei 1 km hinzuzurechnen ist, der im Fußgängertempo bei der Abholung des Kladow-Zugereisten entstand.
Die nur bedächtig steigende Sonne signalisierte, dass ab der Sonnenwende wieder mit steigender Tageshelle zu rechnen ist. Wie gut das für uns ist, wissen vielleicht nicht alle. Sie sollten Nordländer oberhalb des Arktiskreises befragen.
Horst