Ganz und gar nicht im Sinne des großen Schriftstellers, Journalisten und, und…, Th. Fontane, sondern profan um tatsächlich entstandenen Wirrwar wegen des heute angedachten Laufvergnügens. Dass allerdings so etwas Alltägliches ebenso zu Komplikationen, Missverständnissen und -deutungen führen kann, will ich hier nicht länger ausführen. Dabei wird der Donnerstag von unserer kleinen Laufgruppe meist mit einem Hochgefühl der Freude angegangen, weil es (fast) nie zu irgendwelchen Wiederholungen in bereits hinreichend bekannten und vor der Haustür des Mommsen-Stadions liegenden Lauf-Arealen kommt. Wir sind dann verabredungs-gemäß meist „auswärts“. So auch an diesem Tag.
Die Vorgeschichte zur Verabredung allerdings gibt dem Titel der Kolumne durchaus eine gewisse Berechtigung, wie ebenso die noch folgende Laufbeschreibung zum Nachvollziehen unserer so überaus wichtigen Abweichungen vom sonstigen Laufgeschehen. Zuerst die Qual der Wahl. Überwiegend bin ich derjenige, der Vorschläge macht, von unserem westhavelländischen Bewohner Kladows (whlB), Gert, einmal abgesehen, der nur in seinem Kiez für Spannung sorgt. Deshalb war ich heute dran.
Vorschlag Nr. 1 war Treffpunkt S-Bhf. Priesterweg, nahe Insulaner. Und zwar für eine Strecke, die, wie auf dem Reißbrett gezogen, als einzige nur geradeaus verläuft. Ein Abdriften ist so gut wie unmöglich. Selbst in 100 m Entfernung können Zurückgebliebene immer noch zur „Spitze“ Kontakt halten. Ein interessanter, überhaupt nicht langweiliger Lauf, der nur selten, wenn überhaupt angegangen wird. Ziel variabel Potsdamer Platz, Brandenburger Tor oder Berlin Hauptbahnhof. Zurück mit der S-Bahn. Fand nicht unbedingt eine Mehrheit, wobei zu erwähnen ist, dass es Ausfälle, Absagen, Entschuldigungen und andere Dinge gab, die maßgebend für die Nicht-Teilnahme waren, was dann offensichtlich auch für den angenommenen Vorschlag Nr. 2 zutraf.
Nr. 2, wohlbekannt, Schießplatz der Polizei, des BGS, des Zolls und wer weiß, für wen sonst noch am Stahnsdorfer Damm, noch zu Wannsee gehörig. Ein guter Treffpunkt, gut erreichbar und vor allem ein relativ selten belaufenes Terrain. Die Strecke? Keine feststehende, nur dem Kopfe nach, die Himmelsrichtung einkalkulierend und der Ausgangspunkt musste wieder erreicht werden. Claro, der Kaffee und die Leckerlis warteten. Darauf hatten sich nur vier (!!) eingelassen. Eine Schmach, nicht in voller Stärke, aber eben doch.
Um wenigstens hier an dieser Stelle Neidgefühle zu wecken, trage ich die 12,7 km lange Zufalls-Route vor. Zunächst in der Hoffnung, unseren whlB auf dem Wege von der Fähre Wannsee zum hiesigen Treffpunkt noch anzutreffen, sind wir ihm entgegengelaufen. Das war vergebliche Liebesmüh. Per niente. Also machten wir, Marita, Kristina, Dieter und meine Wenigkeit, uns auf den nicht vorgegebenen Weg, der zuerst noch bekannt und später dann zu den oben erwähnten Attributen führte. Die Waldstrecke parallel zur S- und Fern-Bahnstrecke Richtung Potsdam bis zum Teltowkanal und auch der folgende Abzweig am Kremnitzufer entlang des Kanals, vorbei am „Landgut Eule“ nach Albrechts Teerofen (der Zipfel, der noch zu Berlin gehört), dürfte noch bekannt sein. Danach allerdings, über die Uraltführung der ehemaligen Autobahnbrücke, wo sich, lang ist es her, der DDR-Kontrollpunkt anschloss (heute alles totes Gelände, aber für Fußgänger und Radfahrer zugänglich), ging es weiter Richtung Dreilindenpark. Soweit war die Orientierung noch in Ordnung.
Der Abzweig nach Kleinmachnow war im Prinzip mit der Unterquerung der Autobahn durchaus richtig, aber, die Schlingel der Brandenburgischen Straßenplaner verwirrten mit neu hinzugefügten Trassen, die bisher nicht bekannt waren. Demnach himmelsrichtungsorientiert weiterlaufen. So nahmen wir Kenntnis von neu angelegten Fuß- und Radwegen (kaum benutzt, weil nicht bekannt), die durchaus annehmbar zu laufen waren. Zugegeben, die eine oder andere Verschnauf- oder Diskussionspause gönnten wir uns. Das ist ja auch der Reiz, den Schnellläufer*innen eben nicht haben. So fanden wir nach einigen Irrungen und leichten Verwirrungen die Kleinmachnower Straße „An der Stammbahn“, die in diesem Teil genau die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg bildet. Von dort nur noch bis zum Königsweg und der dazugehörigen Überquerungsbrücke der A 115 plus 1,5 km Auslauf, und das leichte Schluss-Suchspiel fand sein Ende.
Wir Vier fanden es gut, der Kaffee und (Achtung) Maritas „Les Galettes de Belle Isle“ vom Maitre Biscuetier de Bretagne in Fronkreisch waren pur excellent. So kann Lebensglück auch aussehen, man muss es nur wissen oder schmecken.
Lange war uns nicht nach Feiern zumute und in Anbetracht des derzeitigen Weltgeschehens, könnte es weiterhin glatt dazu beitragen, grundsätzlich allen Freuden des Lebens zu entsagen. Ja, wer so denkt muss ein wahrer Miesepeter sein. Mitnichten, sagen wir lieber Skeptiker. Das muss erlaubt sein. Ebenso das genaue Gegenteil. Freude da, wo es angebracht ist, denn nichts ist schlimmer, als alles (Gut und Böse) in einen Topf zu werfen, um daraus einen Einheitsbrei zu machen, den gewiss niemand verträgt. Also trennen wir das, was bislang das Eine oder das Andere tatsächlich ausmacht.
Und beim Anderen kommen wir ganz schnell dazu, den Rotstift zu nehmen, das dicke Wegstreich-Kreuz zu machen und zack, weg ist das Üble. Was bleibt bei dieser Radikalmethode dabei übrig? Richtig, wenn die Antwort „das Eine“ lautet. Ist doch ganz einfach: Nehmen wir von allen Möglichkeiten immer das Beste daraus. Und so war es geschehen, gestern am Sonntag, zu früher Morgenstunde. Einmal im Jahr „die Generalprobe“. So hieß es in früheren Jahren und inzwischen längst zur Tradition gewordenen Laufveranstaltung im Eichkamp.
Wer sich erinnert oder wer die Geschichte kennt, wird wissen, dass der Berlin-Marathon hier geboren wurde. Genau genommen wurde der „1. Berliner Volksmarathon“ 1974, gewissermaßen nur Insider*innen bekannt, in der Waldschulallee und abseits des Großstadtgefüges mit 286 angemeldeten Teilnehmer*innen gestartet. Und was für ein Erfolg: 244 erreichten das Ziel am Mommsenstadion. Mit 2:44:53 siegten Günter Hallas und Jutta von Haase in 3:22:01. Die Strecke verlief entlang der Eichkampstraße in Verlängerung dann des Kronprinzessinenwegs bis zum Strandbad Wannsee und zurück, das Ganze dann zweimal. Bernd Hübner lief seinen Erstling und war fortan der Unentwegte bis zu seinem 36. Berlin-Marathon. Dieser für uns alle aus der Laufbewegung als Highlight geltende Event, ist besonders seit der deutschen Vereinigung Geschichte. Und weltweit mit nunmehr erneut 45.000 Teilnehmer*innen einer der größten Marathonveranstaltungen überhaupt. Darüber mehr, wenn der inzwischen 48. Berlin-Marathon vorbei ist.
Zurück zur Generalprobe. Der Not gehorchend, kein Start in der Waldschulallee (alles vollgeparkt wg. Messe und Fußball), dennoch idealerweise auf einem Parkplatz genau am Teufelsbergsaufstieg. Streckenlänge max. 17 km, wer wollte, länger oder kürzer. Mittig der Waldschulallee ein Minutenstopp an der Stelle, wo der 1. Lauf gestartet wurde. Hier erwartete uns der Urheber des Berlin-Marathons, Horst Milde. Mit ein paar Worten und guten Wünschen schickte er uns auf die von jedem selbst gewählte Distanz. Es war eine Geste, die bei allen das Gefühl hinterließ, er ist noch immer mit dem Herzen dabei, was ebenso für Hübi zutrifft.
Die gelaufene Strecke und die Zeit spielten keinerlei Rolle. Das „Hinterher“ allerdings war dann so etwas wie das Wiedererwachen fast eingeschlafener Gastlichkeit. Es wurden Tische aufgebaut, Kuchen in Fülle, Quiche, Pizza-Teile, vegane Nuss-Brote mit Rosinen, Leckerlis, Obst, lecker verpackt Vollkorn mit Käse, Tomatensticks, Leckerlis kistenweise, Kaffee, Tee, ach, ich weiß nicht, was sonst noch. Jedenfalls sensationell. Doch halt, das Herausragende: Es gab ein Riesentortenblech, dick belegt mit Erdbeeren, Blaubeeren in Fruchtgelee, eine Tonne Sahne dazu, wie im Schlaraffenland. Dies von Jochen und Frau, die ebenso für die anderen Spender*innen standen. Dank ihnen allen.
Es war einfach toll und trug so maßgeblich zur ausgesprochen schönen Atmosphäre bei. Dass der erste Berliner Sieger Günter Hallas (42malige Teilnahme) ebenso erschienen war wie etliche Läufer, die bis an die 40 Mal Finisher waren, sprach für Geschichtsverbundenheit. Nur einer stach besonders hervor (auch mit Bescheidenheit): Wilfried Köhnke. Er ist der Einzige, der am 25. September 2022 seinen 46. Berlin-Marathon (!) angehen wird. Das wird ihm so schnell keiner nachmachen.
Was wir allerdings nachmachen sollten: Uns an dieser hervorragend geeigneten Stelle an der Teufelsseechaussee im nächsten Jahr zum gleichen Anlass erneut treffen. Zu anderen Laufmomenten jederzeit und überall, wo es Spaß macht, sich zu bewegen.
Dabei ist der Herbst schon gekommen, die Sonne nicht mehr so brennend und eigentlich könnten auch superaktive Menschen einen Gang zurückschalten. Und doch geschehen oft Dinge, die weder vorhersehbar, planbar oder ungeahnt sind. Es begann an diesem End-Sonntag im September zuerst mit dem Blick aufs Wetter. Es war, als hätte jemand eine Extra-Spende an die Wetterküche gegeben, ohne gleich an Bestechung zu denken, denn Wetterfreuden bringen für alle etwas und nicht etwa nur für faulenzend den Liegestuhl Belastende. Ganz das Gegenteilige trat ein. Es war Marathon-Tag in Berlin. Zum 48. Mal in 49 Jahren.
Ganz klein fing es 1974 an. Der Stadt-Marathon lag noch in weiter Ferne und er wurde, fast beschaulich, mit einer mittleren dreistelligen Anzahl von Teilnehmer: innen am Charlottenburger Mommsen-Stadion gestartet, führte zum Strandbad Wannsee und wieder zurück, das Ganze zweimal = 42,195 km. Dem Vorbild New Yorks folgend, gab es 1981 die Premiere auf dem Rasen vor dem damaligen Reichs-/heute Bundestag. Zielschluss Kurfürstendamm. Bis zur Deutschen Wiedervereinigung 1989 gab es gelegentliche Streckenveränderungen, weil der Zuspruch für diesen interessanten Wettbewerb von Jahr zu Jahr anwuchs und zunächst das Gebiet Ost-Berlins nicht berührte. Schlagartig änderte sich die Situation, als die Mauer fiel und plötzlich durch das Brandenburger Tor gelaufen wurde. Damals von West nach Ost, heute noch beeindruckender von Ost nach West.
Die seitdem zusammengeführte und aufstrebende Hauptstadt wurde und ist Mittelpunkt des Deutschen Geschehens, das in der Welt Beachtung findet. Und wenn jetzt, wie seit mehreren Jahren, die Königsdisziplin der Leichtathletik, die zudem auf der Straße stattfindet und für jede(r)mann/-frau aus aller Welt zugänglich ist, dann ist das ein Beleg für Weltoffenheit, Liberalität und Gleichheit unter allen Menschen. Wer so gepolt ist, findet Freunde aus aller Welt.
Und in der Tat, der Marathon und somit auch der körperlose Kampf gegen andere verbindet Millionen. Dabei ist es kein Zuckerschlecken eine solche Herausforderung anzugehen. Wer durchhält und schließlich den Zielstrich überquert, hat die Belohnung für die erbrachte Leistung in Form einer Medaille wohl verdient. Dass es in dieser Sportart selbstverständlich auch um die Auslese, Elite der Weltbesten geht, ist unbestritten und letztlich sind diese das Salz in der Suppe. Natürlich hat die Masse von 45.000 damit nur sekundär zu tun. Das entspricht der Anzahl einer mittleren Stadt, die eine solche Zahl als Einwohner aufweist. Und jetzt umgesetzt auf Marathon ist das eine gewaltige Menge an Leistungs- und Willensvermögen, derer, die eine derartige Herausforderung meistern. Das zur Einstimmung und Erinnerung vorweg.
Speziell für uns Läuferinnen und Läufer versuche ich, meine eigene Stimmung und die eigenen Gefühle vom Lauf in dieser Kolumne wiederzugeben. Fast jedes Ereignis mit Ausmaßen wie die des Berlin-Marathons, wo die gesamte Stadt förmlich vereinnahmt wird, hat eine Vorgeschichte. So auch hier. Die Organisation. Sie ist hervorragend gelöst und doch gibt es Erfahrungswerte, die den Veranstalter zur Erkenntnis weiterer Verbesserung bringen werden. Da bin ich mir sicher, ohne ins Detail zu gehen. Beispielsweise nur bei der Marathon -Messe, die an drei Tagen ein Spektakel offeriert, das an Geschäftigkeit kaum zu überbieten ist. Wer mit dem Kommerz nichts weiter am Hut hat, sollte schleunigst das Weite suchen, wenn das Procedere mit der Startnummernausgabe erledigt ist.
Wie in anderen großen Städten gibt es einen Frühstückslauf am Tag vor dem Marathon. Eine Geste des Veranstalters und der Stadt an seine auswärtigen Gäste. Einheimische können zwar ebenfalls unentgeltlich teilnehmen, aber ich selbst habe bisher in 40 Jahren nur einmal daran Anteil gehabt, nur um das kennenzulernen.
Dann, jetzt endlich, zum Lauf. Das unmittelbare Vorher war eigentlich furchtbar. Diese Massen, fast beängstigend, ausgelöst durch die verminderten Eintritts-Öffnungen (von Toren keine Spur) und strikten Kontrollanweisungen (Zulassungsbändchen am Arm, Startnummer, Gepäckbeutelbesichtigung, aber immerhin keine Fingerabdrücke und Leibesvisitationen und das Weglassen von Überwachungskameras und Forderung von Identifikationsnachweisen erinnerte mich nicht an chinesische Maßnahmen bei meinem Xinjiang-Besuch). Einzig die Lösung der Gepäckaufbewahrung mittels kleiner persönlicher Beutel ist ausgezeichnet geregelt. Und auch die ehemaligen Staus vor den notwendigen Pinkelbuden sind geringer geworden, seit der zahlreichen Aufstellung von aus London abgeguckten, für Männer geeigneten, Stehpissoire, die nicht einmal abgeschottet waren. Es verlief gesittet und Scham kam offensichtlich nicht auf.
Das nächste (leichte) Drama war der Einlass in die Startblöcke. Wieder gab es zu wenig Eingänge und die Kontroleur: innen waren schlicht überfordert. Kein Wunder, wenn sportliche Menschen vor einem Sport-Event sportliche Entscheidungen suchen: Sie kletterten einfach über die Absperrgitter. War man erst einmal drin im „Ferch“, dann war alles gelöst, weil die Schallwellen der UMPA-UMPA-UMPA-„Musik“ jegliche Gespräche zu Nichte machten. War ja auch egal, man war bei sich.
Noch 10 Minuten bis zum Start um 09:15 Uhr MEZ. Die Vorstellung der prominenten Starter: innen in den ersten Reihen bekam ich kaum mit, ich sah nur klatschende Leute rings umher und meinte, bald geht es los. Ja, wirklich, das Scharren der Füße begann und das Wegwerfen überflüssiger Kleidung als Spende ist wie ein Ritual. So, alles erledigt, peng, der Startschuss, kaum vernehmbar, war gefallen. Am Startband konnten wir die Monitorübertragung verfolgen und so verging die Wartezeit bis zum eigenen Loslaufen relativ problemlos. Mal sehen, was heute bei der Spitze herauskommt. Berlin ist ein gutes Pflaster, das Wetter ist Spitze, also Streichergebnis für die Meckerei. Los geht’s, neun Minuten nach Eliud Kipchoge.
Ja, nun war ich - allein unter 45.000!! Und jetzt hieß es laufen, laufen, laufen und zwar wie alle, die sich diesem Metier verpflichtet sahen. Dass manche darin keinerlei Pflicht sehen, ist verständlich, aber überzogener Ulk, eine Kostümierung die den Marathon quasi lächerlich macht und dadurch auch viele Wackere mit einbezieht und Veralberung jeglicher Art, finde ich (Pardon) an der falschen Stelle platziert. Fast „Wie kann ein Mensch so dämlich sein, sich ernsthaft einer solchen Tortur anzuschließen?“ Wobei es mir völlig egal ist, wie sich das Volk gebärdet, Hauptsache ist, dass niemand gefährdet ist oder beleidigt wird. Sonst wäre auch der Spaß fürs Publikum vorbei.
Ja, die Zuschauer! Großartig. Eine so große fantastische Kulisse haben wir bisher noch nicht erlebt. Es war unbeschreiblich. Ich glaube jede(r) von uns, wird es genossen haben, wenn Zurufe mit Namensnennung und „Du schaffst es“ kamen. Ein freundliches Zurücklächeln, Daumen hoch oder Danke war das Mindeste. Es hob die Stimmung, drückte eine gewisse Verbundenheit aus und - war einfach toll. Wäre das nicht gewesen, ich weiß nicht. Jedenfalls waren meine „Körner“ ab km 22 verbraucht, zudem hatte ich eine schmerzhafte Fußsohlenentzündung. Zugegeben, es war ein Graus, zugleich der Ruck in einem selbst „Du musst, nein, Du willst, unbedingt ankommen“. Eigentlich wusste ich das schon vorher, dass es so kommen würde. Also verschlug ich mich aufs „Kampfwandern“, in dem ich bereits geübt bin. Trotz Hinkefuß und ziemlich ausholendem Schritt kam ich langsam/schnell vorwärts. Als bei km 18, 24, 27, 29, 33, 36 für mich sehr persönliche Aufmunterungen erfolgten, war klar, das stehst du durch. Und so war es.
Als das Brandenburger Tor sichtbar wurde, begann ich, ohne es zu merken, wieder zu traben, die letzten 300 m, ich schwebte wie auf Wolken (war ich in Trance?) dem sichtbaren Ziel entgegen. Nur die nüchternen Zeitname-Gummiplatten nahmen mich in Empfang. Wenig später kam die „Verleihung“ der Medaille. Ein Riesending am Nationalbandel hängend, groß, dick, schwer und mit Relief und namentlicher Nennung vom alten und neuen Weltrekord-Inhaber Eluid Kipchoge. Merken: Am 25. September 2022 ist der alte Weltrekord von 2:01:38 von ihm selbst auf 2:01:09 verbessert worden. Es ist mir schleierhaft, wie ein Mensch so schnell und ohne Motor oder Flügel laufen kann.
Erfahren habe ich das erst bei meinem Zieleinlauf nach 5: 57:13. Es war mein 38. Berliner und zugleich insgesamt für mich der 72. Marathon in 40 Laufjahren (1982 gab ich mein Debüt). Die 19 streichen wir und ihr habt mein Alter. Wie kann man nur?
Egal, ich bin froh über Platz 5 in meiner Altersklasse, bei denen nur 12 ankamen. Und vorbei ist stets vorbei, obwohl Zitat Goethe, „Das Wort vorbei ein dummes Wort“ ist. Irgendwie hatte er Recht. Aber wann ist ein Marathon am allerschönsten? Ohne Zweifel. Wenn er vorbei ist! Hier müsste selbst der große Dichter ein Einsehen haben.
Wilfried Köhnke in seinem 46. Berliner Marathon 4:21:33, das ist super! Er ist der Teilnahme-Spitzenreiter Helmut Pflaum (M 80) bei seinem 42. (oder 43.?) Berlin-M. 6:27:14 (9 Platz) Hans Weippert (M 75) 6:20:37, Dirk Bogert (M 75) 6:40: 49
(Achtung: Nicht in Anlehnung des Romans von Sten Nadolny)
Wenn der Herbst kommt, entsteht so eine merkwürdige Art der Stimmung und Besinnlichkeit. Die Tage werden zwar nicht kürzer, es bleibt bei 24 Stunden inklusive Nächte, doch unvermittelt erleben wir seit unserem eigenen Denken den Verlauf der Zeiten. Der schöne Spruch von Wilhelm Busch „Ein, zwei, drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit“, klingt mir im Ohr, selbst wenn`s langsam eher dunkel wird. Der Horizont ist nicht mehr so klar, vor allem wenn wir das Weltgeschehen der letzten zwei Jahre und die Vorausschau in Betracht ziehen. Ach ja, lang könnte ich hier ausholen (seufz…), ändern tut sich nichts, „es ist so wie es ist“, sagte schon Erich Fried, und meinte etwas ganz Anderes. Liebe und Vernunft.
Mir geht es hier weder um Theatralik, noch um Melancholie, vielmehr um die Einsicht, dass vergehende Zeiten nicht wiederkommen. Und so ist das Älterwerden, geprägt von Erfahrungswerten, ein Gut, das niemand erlernen kann. Wissen ja! und Erfahrung macht vieles wett.
An dieser Stelle habe ich stets, ja, wirklich immer, ein Problem, nämlich dahinzukommen, was ich eigentlich bezweckte: Die Information. Was ich andererseits überhaupt nicht mag, mit zack, zack und zwei Sätzen, die Sache ist erledigt. In der Kürze liegt die Würze usw., usw., wie furchtbar. Ich bin keine Zeitung, vielleicht Unterhalter, Kritiker, Anreger, bestimmt kein Weltverbesserer und Besserwisser schon gar nicht. Dennoch: Die Gedanken sind frei. Und sie sind es, wenn Zeit und Geduld sich vereinigen.
Bin ich statt bei der Langsamkeit jetzt bei der Langatmigkeit angelangt? Na logo, werden etliche sagen, mach`s doch kürzer. Kann ich nicht. „Wenn`s Herz voll ist, quillts Maul über“, ein alter Bauernspruch, den meine Wismarer Land-Oma gerne zitierte.
Aber jetzt: Gestern war (na?) – jawohl, Donnerstag. Klingt bei mir wie Feiertag. Und so ist es. Locker per „Signal“ verabredet, mal mit vier, fünf, sieben – gerne auch mehr - , die laufen wollen, an Orten, die wechseln, erreichbar sind und nicht häufig auf dem Programm stehen, weit entfernt vom normalen Lauf“betrieb“ mit Blick auf die Uhr und Zahl der zurückgelegten Meter, von wegen Tempo. Für Schnelldüser : innen ist das nix.
Wer, wie gestern, quer durch Dahlem trabt, kann gar nicht anders als moderat. Parkwege eignen sich nur bedingt zum Schnelllaufen, obwohl nicht verboten. Nein, es ist die Lust auf ein Schwätzchen nach Bedarf untereinander, die eine oder andere Entdeckung zu machen und (importante) tatsächlich Pausen einzulegen, ohne den Schritt zu verlieren: Gehen. An anderer Stelle hatte ich „Galloway“ (nicht die Kuh), die Langlauf-Ikone mit Vornamen Frank, erwähnt. Der sagte nämlich, 500 m Gehen, 1.500 Laufen und so fort. Wir halten das nicht etwa ein. Lust und Laune geben unseren Takt vor. Und so kam es zu 13,7 km, ohne auch nur ein bisschen kaputt zu sein.
Wenn ich jetzt sage, dass der Obstkuchen hinterher von Selfmadebaker Rainer und Kaffee von Barista Marion spendiert wurden, stellt das die Krönung eines gelungenen Laufvormittags dar. Darüber hinaus bin ich mir sicher, stellt sich bei allen Leser : innen ein Gefühl für`s G`schmäckle und für langsames Laufen ein oder soll es zumindest vermitteln. Wohl denen, die ihre Rentenanwartschaften schon sicher haben und (leider) auch bereits das Älterwerden akzeptieren müssen. Letzteres kann man ebenso wenig vermeiden wie die Mitgliedschaft beim Finanzamt. Die haben nämlich meinem wiederholten Austrittsantrag erneut nicht entsprochen.
Auch das noch: Zum Angucken der irre schönen Tour. Muss jetzt weg nach Leipzig, keine Zeit, keine Zeit - haha denkste, alle Zeit der Welt wenn`s schön ist.
Es gibt Tage, da möchte man sich vor Freude ins Hemd weinen, auch wenn weltweit nicht alles zum Besten aussieht. Ihr wisst, Donnerstage, eigentlich müsste ich das nicht mehr erwähnen, sind die Ausnahme-Lauf-Tage für mich und inzwischen für bis zu 8 weiteren Laufbegeisterten. Wir sind nicht mehr die Schnellsten, mit Sicherheit jedoch die, die mit großem Genuss als Läuferinnen und Läufer unterwegs sind. Und so gibt es abwechselnd immer wieder neue Standorte, Treffpunkte oder Ausgangsstellen, wo wir meinen, dort Neues zu erkunden oder bekannten Strecken nach längerer Besuchspause wieder einmal die Aufwartung zu machen. Gestern hieß es vorschlagsmäßig Charlottenburger Schlossgarten/ Jungfernheidepark oder S-Bhf Priesterweg, der schon einmal mit dem anschließenden „Südgelände“ (ehemaliges Güterbahn-gelände und heute ein Freizeit-/Museums-/Skulpturen-/Naturgarten) im „Programm“ war. Kurz: Nr. 2 kam zu Ehren. Die Verehrer : innen sonst zahlreich, waren ziemlich geschrumpft. Der Herbst ist wohl zu schön, um ihn nicht auch anderswo zu entdecken. Florida, Mallorca und das Elsass, alles Ziele, die sich nicht verstecken müssen. Touristische Werbung ist bei den genannten Örtlichkeiten keinesfalls erforderlich, sind es doch Sehnsuchtsorte, die für sich selbst sprechen. Die deshalb Fehlenden sind großzügig entschuldigt.
Die Mini-(Dreier-)Besetzung zog deshalb ohne zu warten los, und das war gut so. Nicht wie üblich kreuz und quer, es ging gar nicht anders: schnurstracks geradeaus. Direkt neben der Südtrasse Teltow/Blankenfelde nach Süden bzw. Oranienburg/Hennigsdorf nach Norden verläuft ein astreiner (!) Asphaltweg ohne jedes Tüpfelchen Steigung, sozusagen für Springinsfeld gelaunte wie gemacht. Berlin, wie haste dir verändert. Südkreuz, wie war das früher armselig, heute, ein Verkehrskreuz Autobahn/S-Bahn/Regional-/Fernbahn- und ICE-Trasse mit Starkbetrieb. Trotzdem ist es nahezu ein Wunder, vom dicken Verkehr gänzlich verschont zu bleiben, wenn man, wie wir zu dritt, immer schön auf dem Pfad bleibt.
Südkreuz weiter Richtung Schöneberg, dann am Gleisdreieck vorbei, wobei die Gesamtgestaltung mit Bebau und Park ein echter Hingucker ist. Nur einmal müssen wir eine Straßenquerung (Yorkstraße) in Kauf nehmen, weil noch kein Brückenübergang für Zweibeiner und Radler parallel zu den Bahnen besteht. Kommt - nur wann? Flugs sind wir am Landwehrkanal, wechseln die Uferseite und sind nahe am Potsdamer Platz. Ein bisschen Gehweg-Straße muss sein, um die Skyline des P.-Platzes richtig wahrzunehmen. Kleine Pausen schaden nichts.
Und so geht es in den Tiergarten, die Oase im Zentrum unserer sich kräftig gewandelten Stadt. Hier lohnt es, am besten jeden sich anbietenden Weg zu nehmen, denn aus dem einstigen Trümmerfeld und abgeholzten Gelände ist in 70 Jahren ein war wahrhaft stattlicher Park geworden. Wir orientieren uns Richtung Siegessäule, überqueren die Hofjägerallee, dann die Straße des 17. Juni und drehen eine Biege beim Englischen Garten und am Bundespräsidialamt, um die Spree zu erreichen. Immer Wasser längs unseres vielbesungenen Flusses zum Haus der Kulturen, zum Bundeskanzleramt und mit Blick auf das Regierungsviertel. Einfach großartig, was hier städtebaulich zustande kam. Für die letzten Meter bis zum Hauptbahnhof, der allein in seiner Gestaltung ein Aushängeschild ist, gönnen wir uns den Spaziergang, denn der 12,3 km-Lauf reicht für`s Frühstück allemal.
Die U 5-Bahn vom HBf. nach Hönow (22,4 km) ist in dieser Länge nicht unser Ziel, aber wenigstens zwei Stationen bis Brandenburger Tor, wechseln zur S 2, um zum Ausgangspunkt Priesterweg zu kommen. Natürlich hätten wir auch (+ 10 km) selbst zurücklaufen können. Das herrlich-herbstliche Wetter am heimischen Ort lockte stärker. Danke Marion8 und Rainer, dass wir uns begleitet haben. Und ihr Abtrünnigen habt uns überhaupt nicht gefehlt oder doch - ein bisschen.
Horst
P.S. Nächsten Donnerstag wird gedampfert Wannsee - Kladow
Etwas schreiben, was noch nicht passiert ist, entspricht nicht der Realität, also nur Fiktion. Darüber reden wir heute nicht, demnach befassen sich meine Geschichten meist mit der Vergangenheit oder sagen wir lieber, dass ich mich erst hinterher damit angefreundet habe. Und so sehe ich heute auf zwei durchaus erwähnenswerte Tage zurück, die mich selbst lange nach ins Land gegangener Zeit in die Lage versetzen, zu sagen, so und so war das. Na ja, Chronik ist das allerdings nicht, aber gewissermaßen Erinnerung, Aufarbeitung, Information. Ich muss das irgendwie immer kopf- und gefühlsmäßig „weghaben“.
Dienstag, ein Tag, schon gar nicht wie alle anderen. Ich wachte auf und dachte, „oh, nein, nicht schon wieder.“ Es war nicht zu ändern, sondern Tatsache, da war nichts zu machen, selbst wenn ich gekonnt hätte, ein erneuter Geburtstag war gekommen und dazu auch noch mein eigener. Das ist schon sehr seltsam, je älter man wird, umso schneller vergeht das Jahr. In diesem Sinne hatte ich das Gefühl, dass ich in diesem Jahr bereits Geburtstag gehabt hatte, nun also das zweite Mal? Nur so kann ich mir das schnelle Älterwerden erklären. Die Zeitmaschine sortiert die Älteren einfach in die Rubrik „Doppelt zählen“ ein. Das ist zum Verflixt werden und wohl nicht zu ändern. Trost: Liegt nichts anderes vor, paah, einfach nicht auf den Kalender gucken. Es geht ohnehin immer weiter. Wo waren wir stehengeblieben?
Dienstag ist nicht Donnerstag, wissen wir. Dennoch, dieser Dienstag hatte etwas, weshalb ich hier diese Zeilen tippe. Versammelt am Mommsenstadion, da stand ein Chor directed by Bärbel Bornemann mit „Heute mag es Reg`nen, Stürmen oder Schnei`n“ , immer wieder schön, Geburtstag zu haben. Na gut, Kaffee und Kuchen erst einmal verdienen. Ja, aber, es regnet doch! Richtig, nicht zu knapp, richtig dick. Wisst ihr, wann es richtig Spaß macht? Warm, nicht zu sehr, nass, in Grenzen, also los. Warm wird`s beim Laufen, suppig, wenn`s dann dicke kommt. Nach einer halben Stunde hatten selbst diejenigen mit Funktionskleidung ein Kettenhemdgefühl. Die Baumwoll-Klamotten von früher wogen dann 3 kg, heute, ein Fortschritt, nur noch die Hälfte, trotzdem lästig. Wenn das Quietschen in den Schuhen ausbleibt, das heißt, die Füße haben noch nicht den Drall zur Flüssigkeitsverdrängung, dann ist alles gut. Wird es schlimmer, können Dramen entstehen.
Alles war nicht der Fall. Der Regen, nach Monaten, Jahren (?) endlich einmal wieder da - beim Laufen. Ach, was waren wir doch früher selbst bei Unwettern alles gewohnt, aber das ist eine andere Geschichte.
Kurzum, der Regen machte nachdenklich. 12 km sollten es sein, dann kam ganz leichtes Gemaule wie „muss das sein?“ auf. Ich bin ja kein Unmensch, gut, gut, wir lassen den Bogen weg, gehen in die Gerade und schwupp, halt, kurz vor der Dusche. Gerade einmal 10,06 km. Not birthday-like. Die Dusche war für alle wirklich warm. Und der Kaffe` und der Zwetschgen-Kuchen? Musste sein. Alle, die nicht zugegen waren, sollten sich merken, nächsten Mittwoch im Oktober 2023 gibt es eine Wiederholung. Aber nur, wenn es regnet, denn ohne Regen geht gar nichts, denn dann geht das Waldsterben noch stärker voran. Wir ohne Wald, undenkbar.
Wären wir Sangesfreudige, dann hätten wir intonieren müssen, „Jetzt fahr`n wir übern See, übern See, jetzt fahr`wir übern See“, hin nach Kladow geht die Fähre „Wannsee“ stündlich zur vollen Stunde und zurück jeweils 31 Minuten später. Gerne hätte ich an dieser Stelle den Noten- oder Violinschlüssel eingefügt, aber Sakra noch mal, finde den aber nicht unter der Rubrik „Einfügen“. Nun, es geht auch ohne, zumal ja nicht gesungen wurde. Die Freude jedoch, am gestrigen Tag, endlich wieder einmal im westlichsten Berliner Stadtteil Spandau/Kladow/Gatow zu laufen, war sichtlich vorhanden. Zwanzig Minuten braucht das Schiff von A nach B. 4 km sollen es sein, das ergibt einen Schnitt von 12 km/h, früher einmal ein lockeres Trainingstempo auf festem Boden. Da uns die göttliche Gabe „Übers Wasser laufen“ nicht gegeben wurde, sitzen wir, brav mit Maske versehen, in der Sitzbankreihe und nehmen vorüberfahrend die Ufergefilde des Wannsees wahr, schauen wasserseits auf das Strandbad Wannsee (die Strandkörbe sind bereits eingesammelt und deponiert) und zur linken Seite winken wir dem Flensburger Löwen zu. Wenig später und kurz vor der Anlandung kommt das Eiland Imchen heran, das sich zur kotbekleckerten und unter Naturschutz stehenden Kormoran - Kolonie entwickelt hat.
Sekunden danach macht das Schiff am Steg in Kladow fest, wir steigen aus, andere steigen ein. Da steht Gert und nimmt Rainer, Marion8, Kristina, Marita, Iki und Horst in Empfang. Kein Regen, leichter Wind, gutes Laufwetter. Rainer muss passen, hat ein Fußwehweh und die Träne im Knopfloch, langwierig, schade. Demnach 2-Männer-Randgruppe geführt von 4 Damen nach Weisung von Gert. Wir sind eine echte Lauf-Demokratie ohne jegliche Vorbehalte. Das sollte die Regel sein, selbstverständlich.
Nun, die Beschreibung, fällt mir schwer. Erst einmal Imchenallee nach Norden Richtung Gatow, einmal quer links über den Kladower Damm, rechte Hand das Krhs. Havelhöhe, links an der Steinhoff- Kaserne vorbei, ab in den Wald mit der Bezeichnung Gatower Heide und den Hellebergen. Ja, ja, Heide, von wegen flach, genau das Gegenteil, krauchende Anstiege und das Schöne, es geht auch wieder abwärts. Nichts anderes als wir es vom Grunewald her kennen. Der Unterschied jedoch ist merklich. Auf der gesamten Tour, die allerdings, ich sag`s jetzt schon, ziemlich kurz geschnitten war, kam uns nicht ein einziges Mal eine wandernde, pilzsammelnde oder sogar radfahrende Person entgegen. Nichts, rein gar nichts, nicht mal ein Fuchs. Einsam und still war es, wenn, ja wenn unsere Plappermäulchen nicht ständig in Bewegung gewesen wären. Das ist kein kritischer Negativ, sondern mehr zur Tatsache gelenkt, dass wir mehr und mehr in den Blumenpflückerbereich aufrücken, wo es gilt, die eine oder andere und manchmal auch noch die dritte oder vierte kleine Pause einzulegen. Ich finde das durchaus in Ordnung, nur nicht ganz so oft.
Ganz sicher war es ein wunderbarer Spaß, schon aus dem Gefühl heraus, dass niemand einem Zwang, einer Leistung oder dem Zeitdruck verpflichtet war. Als wir dem Wald den Rücken kehrten, stand das letzte Stück unseres Laufweges längs der Havel heran. Vom ehemaligen Gutshof, jetzt Gutspark Neukladow, in dem etliche kulturelle Veranstaltungen (Konzerte unterm Sternenhimmel, Lesungen, Vernissagen und Seminare) stattfinden, wieder zurück zur Imchenallee, wo wir in Gerts Auto unsere Wechselsachen untergebracht hatten.
Damit nun wenigstens 10 km aufgeschrieben werden konnten, war ein kleiner Schwenk an der Hafenmole notwendig. Dann erst zeigte mein Chronometer 10,3 km an. Dass dann der mitgebrachte Kuchen plus Kaffee verdient war, kann ich nicht unbedingt bestätigen. Ich lasse das als milde Nachsicht einfach mal so stehen. Ob es nun wirklich Neues gab, blieb an diesem Tage offen. Dass Kladow im Südwesten von Berlin liegt, ist doch eine alte Kamelle. Aber schee war`s allemal.