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Hotti

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Hotti

Beitragvon Asphaltcowboy » 14.07.2022, 21:00

Und was nu? Das du überhaupt Zweifel übst…
Na ganz klar, weitermachen.
Man gibt einen Brief auf,
aber doch wohl niemals einen Lauf oder gar Wettkampf.
Gute Besserung, das wird schon…
Peter


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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 15.07.2022, 19:37

Dank

Dank euch beiden, dass ihr mir Trost, Zuversicht und sogar noch Lob aussprecht. Ich sehe das als keine Beweihräucherung an, sondern vielmehr psychische Heftpflaster, wenn nicht sogar als Festverband. Das hilft mit Sicherheit. Von meiner Seite aus noch an Berlin denken ohne Druck, als letzten Strohhalm. Ende September, dann sehen wir weiter.

Horst
Zuletzt geändert von Hotti am 26.07.2022, 14:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 26.07.2022, 14:58

Ausfälle

Es gibt zahllose Gründe etwas nicht zu tun, etwas zu unterlassen oder zu verschieben, nur nicht heute….sagen alle faulen usw. Nun sind gerade Ferien dran, der Urlaub steht vor der Tür, schlimmer, ist schon beendet. Und dann kommen noch die manchmal vermeidbaren, meist jedoch ohne jegliches Zutun empfangenen Unheilstifter, die plump mit Krankheit überschrieben werden. Alles, außer geplanter Freizeit, sind völlig unorganisierte, unbestellte, einfach nicht brauchbare Gründe, die zum Ausfall führen oder verleiten können.

Wovon rede ich? Welch eine Frage, ausgerechnet in diesem Forum. Also: Morgens aufstehen, auf den Kalender gucken, und da steht: Laufen. Manchmal mit Ausrufezeichen, als wenn man das nicht selbst wüsste, wann Dienstag, Donnerstag oder Sonntag ist (ich meine, das sind, meistmöglich, meine Lauftage, gelegentlich auch sonnabends). Nun aber gibt es zurückliegend, zwar nicht sehr oft, dennoch in letzter Zeit häufiger, bei mir und – jawohl auch – von einigen meiner liebenswerten Begleiterinnen und Begleiter an den genannten Kalendertagen echte Ausfalltage, die überhaupt nicht ins Konzept passen.

Dass Corona dazu gehört (neuerdings sogar im Urlaub oder vielleicht gerade deshalb), wissen wir schon, aus eigener (norwegischer) Erfahrung, dazu inzwischen sind sogar französische Viren bei deutschen Touristen (Lauffreundin Marita in der Bretagne und meine älteste Tochter samt Familie im Medoc/Bordeaux) eingetroffen.

Nun könnte man sagen, halb so schlimm, waren ja alle geimpft, der Verlauf ist demnach nicht allzu krass. Stimmt bedingt schon, aber mindestens 5 Tage ist es erst einmal Essig mit dem Frohsinn. Und was kommt danach? Ich sag`s euch. Die fiesen Nachwirkungen, sind bei jeder/m anders. Ich jedenfalls komme einfach nicht auf die Reihe. Ein bisschen Laufen schon, aber das ist nichts zu dem, was ich möchte und brauche.

Was mir vor allem fehlt, ist die Gemeinschaft, das Zusammenlaufen und das Reden untereinander. Zwar bin ich nicht auf Lauf-Entzug, denn es gibt eine Menge anderer Beschäftigungen, die zeitraubend und interessant sind (ihr wisst, die Kunst steht im August bei mir auf der Matte), aber im Hinterkopf habe ich natürlich (immer noch) den Berliner Lauf Ende September im Kopf. Es lässt einen nicht los. Und so es nicht Felssteine regnet, will ich am Start stehen. Ankommen ist dann eine andere Sache. Darüber reden wir noch, denn ich bin nicht Genosse Unvernunft!

Die Genesung: Momentan haben es einige damit kräftig am Hut. Das ist zumindest ein tröstliches Zeichen, dass niemand voll darniederliegt, sondern alsbaldige Besserung eintritt. Ausfälle dieser Art sind eigentlich keine auf Dauer, und das lässt hoffen. Und andere, wenn sie anstehen, unbedingt beachten und vehement ablehnen.

Den „Ausfallend*innen“ und mir wünsche ich „all the best“, wie sie Landkreis Oder-Spree sagen.

Horst

P.S. Wer Lust auf einen der vier Tage Kunst (13/14. und 20/21.08. von 14 – 18.00 Uhr) an der Krummen Lanke hat, soll mir per Mail schreiben, dann kommt eine Einladung. Horst.Matznick@t-online.de
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 05.08.2022, 09:00

05. August 2022 - Vorahnungen?

Es war gestern Nacht, als wir um 4 Uhr von einem mächtigen Explosionsdonner wach wurden, der uns durch nachfolgende Detonationen nicht mehr schlafen ließ. Erinnerungen an einen längst vergangenen, bis heute nie vergessenen Tag, als ich fast 5jährig mit Familie im Luftschutzkeller des Wohnhauses saß, als eine Bombe in eine Brotfabrik gleich nebenan einschlug. Das Haus über uns stand nur noch als Gerippe da, die Hausbewohner kamen nicht nur mit dem Schrecken davon. Sie hatten alles verloren, Hab und Gut, vor allem die Bleibe. Die anwesende Hausgemeinschaft war verschüttet und nur tatkräftiger und entschlossener Einsatz anwesender Männer, kam ein Mauerdurchbruch zum Nachbarhaus zustande, der zum Überleben verhalf, wenn auch mit vielen Verletzungen.

Ängste wie diese sind zumindest in unserem Lebensbereich seit Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr aufgekommen. Andere schon, aber nicht annähernd vergleichbar. Seit langen Wochen nun, tobt der russische Krieg in der Ukraine und das Ende und Leiden der Bevölkerung ist nicht absehbar. Die vollmundigen Erklärungen aus aller Welt gegen den Aggressor haben fast nichts gebracht. Es wird dauern. Und dann?

Die Situation in Berlin ist eine andere. Sprengstoffe in Tonnage-mäßiger Menge wurden gelagert - im Grunewald. Uns allen bekannt ist der „Sprengplatz“ im Jagen 65. Bisher ein friedlich im Wald liegendes Areal, das gelegentlich entschärfte Bombenfunde aufnahm und entsorgte. Das war der Kenntnisstand. Dass allerdings daneben große Mengen Pyrotechnik gelagert werden, erfuhr ich erst aus den Nachrichten.
Tatsache war, aus welchen Gründen auch immer, dass es eine fast 3stündige Explosionsfolge gab, deren Schallwellen bis über die Stadtgrenzen hinweg merkbar waren und die an Kriegszeiten erinnerten. Selbst heute ist die ernste Lage noch nicht im Griff, denn der Wald ringsum brennt. Das Wasser der Krummen Lanke muss durch kilometerlange Schlauchleitungen herhalten, dass der Brand nicht weiter um sich greift und Brandnester vollständig gelöscht werden.

Ist es die große Hitze, war es Unachtsamkeit, gab es einen elektrischen Kurzschluss, war es Selbstzündung? Alles Fragen, denen Ermittler nachgehen werden. Was bleibt? Ein stark verletztes Refugium, ein vorläufig gesperrter Erholungsbereich und last but not least die Frage, wie geht es in der Welt mit der Zerstrittenheit weiter? Kommt der nächste Krieg (siehe China ./. Taiwan), kommt womöglich global noch viel mehr?

Keiner will das, alle sind dagegen - und doch, es passiert - immer und immer wieder. Das ist die ernste und bittere Wahrheit.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 17.08.2022, 12:10

Alltag oder Ankündigung des Weltuntergangs?

Die letzten zwei Jahre waren und sind noch fortlaufend geprägt von nicht zu Ende gehender Corona-Pandemie. Wir, die vermeintlich mit genügend Abwehrmechanismen ausgestatteten Sportler, gleich welcher Altersklasse, dachten, das Virus kann uns mal. Nun sind wir klüger geworden oder eines Besseren belehrt worden. Selbst fleißiges Abstrampeln in allen nur möglichen Bewegungskategorien und – jawohl – die dreimalige oder gar viermalige Verabreichung von jeweils einem der vier zugelassenen Vakzine und die im Impfpass vermerkten Aktionen verhindern keinesfalls die Ansteckungsgefahr.

War es zurückliegend noch die Ausnahme, dass ein Erkrankungsfall weitläufig bekannt wurde, so ist heute genau der Zustand eingetreten, den man spöttischer Weise „durchseucht“ nennt. 3 x geimpft, infiziert, Krankheit kurzzeitig durchlebt – negativ und Normalzustand? Jein, denn es könnte jeden Tag erneut eine andere Variante auftreten. Das zum einen. Zum anderen, Nachwirkungen, zwar nicht gravierend, aber beeinträchtigend. Das reicht.

Wer nun geglaubt hat, dass das mörderische Kriegsgeschehen im Osten unseres Erdteils alsbald vorbei sein würde, muss erkennen, wie weiterhin Menschen sterben, leiden, vertrieben werden und unsere Erde in Großteilen an Schönheit verliert. Krieg, Naturkatastrophen, Trockenheit und Brände von dimensionaler Ausweitung. Haben wir uns unbotmäßig verhalten, sind die jetzigen Weltzustände hausgemacht oder spielen in Jahrmillionen vorgekommene Naturveränderungen ausgerechnet in unserer Zeit eine markante Rolle? Jede(r) kann sich einen Reim darauf machen, weil an allem etwas dran ist, dass nichts besser wird.

7 Milliarden, das sind 7.000 Millionen. So viele Menschen leben auf der Welt, und es werden immer mehr. Die zu ernähren, ist schon jetzt ein echtes Problem. Ohne in grenzenlosen Pessimismus zu verfallen, muss die Frage erlaubt sein, wie soll es weitergehen? Je weiter man darüber nachdenkt, um so übler geht es einem selbst.

All dies auf einmal zu betrachten, überfordert uns alle. Was bleibt? Weitermachen auf jeden Fall. Andere Menschen denken, zu den gehöre ich und sicher alle Rezipienten meiner Kolumne.

Der Alltag. Warm, ja, heiß ist es. Die einstmals stets ersehnte Sommersonne brennt jetzt unerbittlich und der meist verpönte, dennoch immens wichtige Regen fällt nur noch spärlich. Nur, ohne Wasser geht überhaupt nichts, nicht einmal ein kärgliches Leben. Darum, nicht auch das noch verlieren.

Wie kriege ich jetzt die Kurve, wollte ich doch etwas übers Laufen schreiben? Wie das so ist, gleitet mir das jedes Mal aus dem Ruder. Macht nichts, einfach Abwechslung. Wir sind schließlich ganz unter uns. Da sitze ich nun und überlege, was von Interesse wäre. Die Grunewald-Story mit dem Sprengsatzdebakel, dem anschließenden Waldbrand bestimmt, und nicht zuletzt der irre Polizei- und Feuerwehreinsatz hätte eine Geschichte ergeben können. Doch etwas kam dazwischen, nämlich die LA-Europameisterschaften dieser Tage in München.

Sensationell: Marathon-Gold bei den Männern, Richard Ringe 2:10:21, Zehnkampf-Gold Niklas Kaul mit 8545 Punkten und obergeil, eine weitere Goldene im 100 m-Lauf der Frauen in 10,99 durch Gina Lückenkemper. Platz 2 für die Schweiz 10,99 und Platz 3 für GB in 11,00. Wahnsinn, nicht mal ein Wimpernschlag dazwischen. Nicht zu vergessen, der zweite Platz des Potsdamer Gehers Christopher Linke über 35 km. Silber, toll. Vielleicht kommt noch etwas von Konstanze Klosterhalfen über 5.000 m. Auch Silber und Bronze beim Frauen-Diskus sind Klasse-Ergebnisse (Kristin Pudenz/ Claudine Vita).

Und wo bleiben wir, wir die Underdogs? Undekoriert laufen wir weiter durch den immer noch weiträumig abgesperrten Grunewald, kommen mit jungen Polizisten ins Gespräch, die sich zu viert an einer Waldkreuzung „wachmäßig“ die Zeit vertreiben und uns aufklären, dass noch immer Explosionsgefahr vom Sprengplatz ausgeht. Glauben wir und traben einfach auf freigegebenen Wegen weiter bis zum unbewohnten Forsthaus, vor dem die für uns wichtige und einzige Wasserstelle sprudelt. Möge sie uns erhalten bleiben, denn dieses Wasser für Mensch (oben) und Getier (unten) kann bei Tropengraden lebensrettend sein.

Als kluge Laufgruppe wissen wir, oberhalb der 25 ½ °C-Grenze lang und schnell zu laufen ist ungesund. So sind es an diesem Dienstag nur schlaffe 11,5 km geworden. Niemand ist jetzt noch unterwegs, Dusche und Kaffee riefen. So gut geht es uns (wieder), nix da von wegen Weltuntergang.

Horst
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 26.08.2022, 20:50

Verdrossenheit, Resignation und Freude

Es ist eigenartig, das Leben geht unvermittelt weiter und wir schwanken in der Gefühlslage von zu Tode betrübt bis Himmelhochjauchzend oder umgekehrt. Alles schon selbst er- und durchlebt. Erst einmal alles schlecht machen, dann ist das Schöne umso schöner. Was momentan offensichtlich auszustehen ist, scheint unser aller Lieblingskrankheit mit dem Kürzel C zu sein. Nun ist auch Hübi dran. Es ist zum Cotzen. Gehen wir weiter zum nächsten Impfdurchgang. Den wievielten haben wir eigentlich schon abgehakt? Bei mir sind es drei; ich kenne etliche, die haben vier. Was eint uns? Jawohl, die Ansteckung. Rundum geht es, die Durchseuchung. Was für ein Wort?! Hört sich an wie aus dem Schweinestall und wird doch dem normalen Vokabular zugeordnet.

Das mal zur Verdrossenheit, weil wir in der Weiterentwicklung nicht mehr weit von der Resignation entfernt sind. Was soll denn jetzt noch alles kommen? Das frage ich mich allzu oft, bekomme keine Antwort und mache wie eh und je weiter mit all den Dingen, wie sonst auch. Aber jetzt, jetzt kommen wir zur Lustbarkeit, ein Synonym, das soviel verspricht, plötzlich über uns hereinbricht und ebenso schnell wieder abebbt, wie es gekommen ist.

Sich dagegen wehren, klappt manchmal. So wie heute, schließlich ist Donners (lauf)tag angesagt. Was steht denn an? Diese Frage ergibt sich stets, weil Abwechslung, Neues weit mehr interessanter ist, als ewig und immer die gleichen Pfade im Kopf zu haben. Langläufer* innen haben ohnehin nicht allzu viel gemein mit dem Nur-Runden-Drehen im Stadion, wenn auch Tempo-Bolzen dort gerade am besten ist. Schon deshalb, um sich selbst überholen zu können, wenn`s denn richtig juckt. Na, gut, das war einmal.

Heute also wieder Genuss-Lauf, nicht zu knapp, so an die 13 – 14 km sind schon möglich. Unsere kleine Gruppe hat inzwischen Zuwachs bekommen, allerdings gibt es kurzzeitige und bedauerlich längere Ausfälle. Wir hoffen auf baldige Rückkehr, nicht wahr, Klaus und Gert? Es muss bei euch geknirscht haben, nicht im Sinne der beiden ersten Worte im Titel, sondern dass ihr nicht dabei ward.

Eine kurze Beschreibung: Meine Heimstatt liegt bekanntlich fast im Wald und nahe dem Wasser. Sechs schelten an meiner Tür, ich war bereit und los ging es. Die Waldsiedlung Krumme Lanke vis – à – vis von meiner Hütte aus gesehen (nannte sich zu Bauzeiten 1938 -SS-Kameradschaftssiedlung, daran will niemand mehr erinnert werden; die beiden ersten Buchstaben sind es, die ungute Gefühle aufkommen lassen) durchlaufen wir, als wären wir direkt im Wald. 40 m Straßenland der Argentinischen Allee überqueren wir und befinden uns sogleich im Bereich des Siebenendenwegs, jenem berühmten Areal, wo Fußball-Lehrlinge und Hockey-Aspiranten ausgebildet werden. Normalen Spielbetrieb gibt es auch.

Schnell sind wir vorbei. Unser Weg führt ein Stückchen über die Sven-Hedin-Str., um gleich am Friedhof Onkel-Tom abzubiegen, weil das „Gemeindewäldchen Zehlendorf“ vor uns und genau parallel zur viel befahrenen Potsdamer Str. liegt. Auch die kreuzen wir, um zum Königsweg zu kommen. Und von da an, wird es richtig spannend, denn längs des ziemlich unbekannten Buschgrabens nähern wir uns der Trasse der vormaligen „Stammbahn“, die 1838 als erste Eisenbahnstrecke Preußens zwischen Berlin und Potsdam betrieben wurde. Später kam eine S-Bahn nach Stahnsdorf zum Südwestkirchhof dazu. Seit Mauerbau besteht Stillstand, die Strecke verfiel. Der Zustand hält bis heute an. Ein Trampelpfad ist bis heute an
der Grenze zu Kleinmachnow/Brandenburg Spazierweg für Hundehalter*innen, Radler und Laufstrecke für uns. Toll, immer geradeaus, keine Steigungen bis fast zur Autobahnbrücke in Dreilinden. Die erreichen wir nicht, sondern begeben uns nach Nikolassee Richtung Rehwiese. Haken wir ab, weiter Schlachtensee, Fischerhüttenweg, Krumme Lanke. Fertig. Fast 14 km.

Die Belohnung: Marita`s “Far breton aux pruneaux“, eine Gaumenspezialität, wo beim Genuss sich automatisch der kleine Finger spreizt und der Mund die Spitzmundstellung einnimmt. Aaah…mit Calvados, riecht bernsteinfarben und schmeckt im Zusammenhang mit Pflaumen und der umhüllenden Quiche einfach umwerfend. Fait main/handgemacht!! Da könnt ma` glatt inne Bretagne wollen. Très bien.
Zu dieser Freude kam mein bescheidener Schuss Kaffee und eine satte Portion Sonne auf der Gartenterrasse. C`est la vie.

Horst

Na, gibt`s noch mehr, die Do Vormittag mitlaufen wollen? Wir verständigen uns über SIGNAL
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Re: Hotti

Beitragvon Lauffreak » 27.08.2022, 06:50

Hallo Horst,
gerne lese ich deine Beiträge.
Es gibt in unserer Welt auch Dinge, die uns hoffnungsfroh in die Zukunft sehen lassen.
Gestern waren mal wieder 2 Handwerker zwecks Kostenvoranschlag für die Badsanierung im Hause.
Sehr kompetent und freundlich.
Zum Schluss fragte ich sie, woher sie kommen:
Jetzt die Überraschung:
1 Russe und 1 Ukrainer :sonne:
Für mich der Beweis, dass es der Menschheit gelingen kann, friedlich zusammenleben zu können.
Viele Grüße
Klaus
PS: ich mache mich gleich auf den Weg zum Löwen. Dagmar, Achim, Kristin und ich sind voll in der
Vorbereitung für den Brockenmarathon am 8.10.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 02.09.2022, 13:07

Der Blick aus dem Fenster

Sinnend ohne Einfall sitze ich hier und versuche, das Gestrige da unterzubringen, wo es verarbeitet, geordnet und wiedergegeben wird. Man nennt das Kopfarbeit. Zugegeben, ich musste das mein Leben lang ebenso tun wie andere Zeitgenoss*innen. Und ich habe vorläufig nicht die Absicht, das abzustellen. Wäre diese Arbeit nicht da oder möglich, wer weiß, wo jede(r) Einzelne sich und ich mich wiederfinden würden. Ich weiß, es gibt genügend Leute, die geben sich mit 800 Wörtern Sprachvermögen (siehe „Bild“) zufrieden und meinen, ihr Informationsbedürfnis wäre befriedigt, so nach dem Motto „Mach ich mir `ne Platte?“ Sollten sie aber.

Man braucht ja keinen Gedankensprung, um immer wieder festzustellen, dass vieles in unserem Leben meistens gut und die weniger guten Angelegenheiten sich irgendwie regeln lassen, obwohl wir von den Negativereignissen oft den Regelfall ableiten. Und wenn der Teufel selbst immer auf das Schlimme drischt, so heißt das noch lange nicht, weiter miesepetern oder Spaßbremsen. Die unverbesserlich optimistischen Menschen sind es, die die Welt im Gleichgewicht halten. Und wenn es nur ein winziges Gran ist, das ich dazu beitragen kann, dann können dies andere ebenso.

Nach der langen Hitze- und Trockenperiode kam endlich einmal ausreichender Regen. Die Blätter und Nadeln an Bäumen und Büschen sehen nicht mehr ganz so traurig aus, die Hoffnung steigt, wieder Normalwetter zu haben. Uns Läufer*innen ist es bekanntlich egal, ob der Wetterbericht stimmt oder nicht, gelaufen wird immer. Nachdem in der letzten Woche, die von mir kreierte Zehlendorfer Runde inszeniert wurde, war die Sehnsucht nach Wald abseits des Sprengplatzes verständlich. Auch wurde der Wunsch geäußert, nach dem Lauf ins erfrischende Nass des Schlachtensees oder der Krummen Lanke zu springen. Demgemäß war der Treffpunkt praktisch vorgegeben: Wassernah.

Ihr wisst, Trampelpfade sind nicht so sehr mein Ding. Immer wieder etwas Anderes oder bekanntes Terrain in nicht so häufig gelaufener Richtung bieten noch weit mehr, als nur aus dem Fenster zu gucken. Also lassen wir den Schlachtensee einmal beiseite und laufen genau in der Waldmitte zwischen AVUS/Bahngleise und dem See bis zum Knick Havelchaussee/ Kronprinzessinnenweg. Der inzwischen schon etwas holprige Radweg Richtung Wanseebadweg stört uns nicht sonderlich, weil gleich anschließend scharf abgebogen wird, und zwar in den Querwanderweg zum Großen Fenster, ein herrlicher Laufweg mit Auslauf zum Havelhöhenweg, dann über die H.- Chaussee in einen schmalen Pfad, immer, immer geradeaus, und als es zu viel damit wurde, dann einfach mal links rum bis etwa Schwarzen Weg, der zum Forsthaus führt. Nun brauchen wir die Wasserstelle nicht jeden Tag, deshalb bleiben wir abseits und preschen (jawohl, es war für unsere Begriffe „zügig“) an einer früheren Wildschweinsuhle vorbei bis Richtung Fischerhüttenweg. Klar, wir müssen ja wieder unter der AVUS durch. Mit einem Schlenker zur Krummen Lanke, über die Wasserwerk- (das nur noch Ruine ist) - Brücke zum Schlusskilometer. Geschafft. Super 13,8 km.

Die Krönung: Schnecken von Rainer und kleine Leckerlis von mir samt Kaffee. So lässt es sich leben ohne aus dem Fenster gucken zu müssen. Aaaaber, niemand wollte jetzt noch zum Bade schreiten. Schade, hätte es doch zum 6maligen Energiesparen beigetragen.

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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 08.09.2022, 21:20

Manchmal möchte ich so gerne…….

Hinter dieser so vagen Andeutung verbergen sich Zweifel und Wünsche, auch von mir, denn offensichtlich besteht Unsicherheit, ein konkretes Vorhaben tatsächlich umzusetzen oder möglicherweise auf den notwendigen Anstoß zu warten. Insofern war diese Woche, was das Laufen betrifft, in mehrfacher Hinsicht fast die Ergänzung, Fortführung und sogar Erfüllung der Wunschformulierung getan. Fangen wir gleich einmal beim Dienstag an. Nicht wie sonst üblich, mit langem Vorspann, eher gleich rein ins Vergnügen.

Mein Vorschlag war, einige Grunewald-Seen abzuklappern, und zwar nicht üblicher Anreihung. Die Wegbeschreibung ist nicht ganz einfach. Ich versuche es einmal mit der Waldschulallee zum S-Bhf. Eichkamp, jetzt Messe Süd, daran vorbei gleich mit einem Treppensturz (nicht wirklich), aber doch zahlreiche Stufen, bis eine Kopfstein gepflasterte Straße namens Cordesstr. erreicht ist, die sowohl Messedamm, die AVUS und S-Bahn-Gleise unterquert. Diese Straße kennen wohl nur die dort beschäftigten Menschen der Bahn oder versehentliche Fußgänger aus der Eichkamp-Siedlung. Für andere Berliner so gut wie unbekannt. Zu sehen gibt es eigentlich nicht allzu viel, interessant ist das menschenleere „Geläuf“ wohl doch, denn alsbald folgt ein Fußgängertunnel, der die Fernbahngleise und das Werkstattgelände der Deutschen Bahn, den wir nehmen müssen, um zum Werkstättenweg zu kommen, der wieder eine richtige Straße ist. Bis hierher war alles nur für uns.

400 m, dann ist der Wunsch aller Ruhesuchenden mit einem Schlag zerstört. Die Stadtautobahn (100) am Kreuz Funkturm ist erreicht und der brüllende, stinkende Verkehr rät zum minutenlangen Anhalten der Atmung.

Nach 80 m ist der Spuk vorbei, weil wir gleich scharf rechts einbiegen und - ein Segen – den Halensee erreichen. Dieses Gewässer, schon zu den im Grunewald liegend zählenden, ist zu 50% am Wasser abzulaufen. Ein wunderbarer Steg auf der Westseite macht den gesamten See sichtbar. Ein Stück Trabener Straße und kleinere Abzweige im Ortsgebiet Grunewald (die teuerste Wohnecke in Berlin) bringen uns an den Königssee, den unsere Kristina mit jedem Grashalm kennt. So laufen wir auch an diesem herrlichen Gewässer entlang, ohne den Durchgangsverkehr zu berühren. Den anschließenden Dianasee und den Fußweg Hasensprung lassen wir zugunsten des Hertha- und (die Krönung) des Hubertussees liegen. Es ist einfach traumhaft, diese Seenkette abzulaufen. Keine 5 Minuten vom Stadtzentrum Kürfürstendamm entfernt. Ein Paradies für Anwohner. Unbezahlbar sowieso.

Wenn wir jetzt ein paar Straßen nehmen, um zum Grunewaldsee zu kommen, ist das kein Hindernis. Verkehr gleich null, Villen, Gärten, Bäume und der anschließende Wald lassen uns vergnüglich traben. Der Grundwaldsee, von normalen Schwimmgästen längst als Hundebadesee gemieden (selbst der berühmte Bullenwinkel ist nicht mehr von Nackedeis bevölkert), ist immer wieder ein Zielort, der zu unserem Repertoire gehört. Die halbe Umrundung reicht uns, um einen Schwenk zum Hundekehlesee zu machen, der mit folgenden Zeilen gewissermaßen angeprangert wird:

O dass doch niemand den Armen erzählte,
sie müssten sich nicht mal durch Brei hindurchfressen.
Das Schlaraffenland läge direkt um die Ecke:
Es liegt nur an euch, euch dort breitzumachen.“

(von Lyriker, Zeichner und Maler Robert Gernhardt † 2006)


Wir sind nicht neidvoll, sondern setzen mit dem Anstieg zum Auerbachtunnel unseren Anspruch auf gesunde Rückkehr zum Mommsenstadion ein Zeichen, dass uns volle Laufglückseligkeit schenkt (Dusche inklusive). Wer hat schon so etwas? Die, die aus ihren Villen aus dem Fenster schauen, bestimmt nicht.

Horst

P.S. Freut euch: Für Donnerstag (weil`s gleichermaßen toll war) kommt etwas separat.
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Re: Hotti

Beitragvon Hotti » 09.09.2022, 21:00

Versprochenes, also wird weiter berichtet

Wer die Abwechslung liebt, muss etwas dafür tun. Von selbst tut sich da meist gar nichts. So kam es zu der inzwischen schon vor längerer Zeit eingetretenen Wechselbeziehung Wannsee – Kladow. Beide Berliner Ortsteile liegen vom Havelwasser getrennt, gut 4 km voneinander entfernt. Und auf jedem Terrain gibt es für unsere Belange Ecken und Wege, die läuferisch genutzt werden können. Mit Spaß und Freude haben wir das regelmäßig durchgezogen. Dann gab es leider von mehreren zum „Stamm“ gehörenden Hübianern zahlreiche Ausfälle. Die donnerstägliche Dampferfahrt zum Überqueren des trennenden Wassers fiel quasi in Dasselbe und mithin der eigentlich stets stattfindende Lauf ebenfalls. Nun soll niemand sagen, „das macht nichts.“ O, doch. Das entstandene Loch war so groß, dass andere Reserven herangezogen werden mussten. Mal gut, mal normal, manchmal ohne Kommentar.

Aber nun, die Wende. Auferstanden (nicht aus Ruinen, das gehört nicht hier her), 2 + G sowieso und auch sonstige Abwesenheiten waren plötzlich Streichergebnisse. Sofort waren alle einverstanden, nach Kladow zu Schiffern, wenn Gert, der Pfadfinder und Scout von Kladow zur Stelle wäre. Ha, und er war es. Nach pünktlich zwanzig Minuten Passage Wannsee-Kladow für die Übergesetzten nahm er uns am Steg in Empfang mit den Worten: „Ich habe mir gleich etwas ausgedacht, nämlich, dass wir den ersten Anstieg erst einmal ganz ruhig angehen, sprich gehen“. Goldrichtig, sage ich, denn der ursprünglich vorgesehene Bade-Einlage-Lauf zum Glienicker See war gleich von Anfang an gestrichen. Kein Widerspruch wegen angekündigtem Starkregen. Laufen im Regen? Aber ja doch, wenn nicht ausgerechnet Eistemperaturen. Hatten wir nicht, 15,5 °C, sehr angenehm.

Gert führte uns durch Kladow und merkten das gar nicht. Die Pfade, die er wählte, waren baumbestanden, heckenbesetzt oder ackerreif, von Häusern kaum eine Spur. In diesem Ortsteil gibt es ohnehin keine mehrgeschossigen Bauten, sozusagen das westliche Flair von Dahlem, vielleicht nicht ganz so elegant und diplomatisch durchwachsen, aber, hier lässt es sich leben. Dass wir nach 5 km am Mauerweg stehen, haben wir ebenfalls nicht bemerkt und so setzte sich der Lauf unvermittelt fort, bis wir Brandenburg unsere Füße anboten. Kein Einspruch. Immer weiter durch den Königswald bis wir den Jungfernsee erreichten. Nicht Verlaufen, sondern zu weit gelaufen. Doch die edle Straße nach Sacrow mit der anspruchsvollen Steigung am Schwarzen Berg machte alles wett. Jetzt durch diesen noch immer ruhigen und schön gelegenen Ort mit dem Schlösschen und der Heilandskirche, die wir dieses Mal nicht besucht haben, biegen wir am Hämphorn ab und laufen den für mich titulierten „Horstweg“ (von denen es inzwischen etliche gibt) entlang der Havel. Die reinste Freude. Nach zweieinhalb km erreichen wir die Kladower Straße, die uns erst einmal mit einem Regenguss empfängt.

Noch sind es gute zwei km bis zur Uferpromende, die packen wir auch noch. Klitschenass, doch nicht am Frieren, treffen wir an der Anlegestelle unseres Steamers ein, der schon auf uns wartet. Eigentlich, ja, eigentlich, wollten wir nach 15,3 km noch ein kleines Frühstück fassen. Der Regen nahm uns die Freude, der Dampfer war ablegebereit. Eins, zwei, husch, auf Wiedersehen. Kurz und schmerzvoll für unseren Scout.

Trotzdem Danke³.

Nächstens Wannsee oder nach anderem Gusto.

Horst
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