Re: Hotti
von Hotti » 04.11.2021, 18:44
Schöne Blätter - miese Wetter - Miesewetterblätter
Obwohl wir es nicht glauben wollen, die Jahreszeiten wechseln. Dass die Wetterwärmung bereits drastisch um 1,5°C gestiegen ist und ungebremst noch weiter ansteigen wird, ist nun längst in Hintertupfingen wie auch im Oderbruch oder in der Eifel angekommen. Leugner? Die gibt es allerorten, nicht nur seit Trump. Beim Klima, drastisch sichtbar und vor allem fühlbar für jedermann/frau, scheint wohl endlich, endlich, dank Greta Thunberg voran, der berühmte nicht mehr vorhandene Groschen in den Köpfen der Oberen gefallen zu sein. Klimagipfeltreffen dieser Tage lassen hoffen.
Meine Klein-Mäxchen-Gedanken machen ja noch keinen Wandel. Nachdenken, Anstöße reichen für´s Erste. Für das Weiterdenken gebe ich die Zuständigkeit nicht ab, weiß ich doch, dass Leser*innen dieser Zeilen sehr genau selbst wissen, was im jeweiligen Kleinbereich getan werden kann. Heute – ja, es ist wieder wie in jeder Woche Donnerstag, und zwar der 44. in diesem Jahr, ist kein abgesagter Lauftag. Ist überhaupt jemals einer ausgefallen? Nein, nein, ich glaube nicht. Diese Vormittags-Spezie können sich nicht alle leisten, darum darf man sie auch nicht schleifen lassen. Es ist jedoch immer nur ein kleiner, „harter“ Kern, dem jeder Wetterwechsel nicht gerade schnurz, so doch zumindest so annehmbar erscheint, trotz allem in die Laufschuhe zu schlüpfen.
Die Wetter-App meldete den ganzen Tag Regen. Der Wald, alles was in der Natur wächst, braucht Flüssigkeit. Wozu also aufregen, soll es kommen, das Nass von oben. 9.30 Uhr ist eine gute Zeit, schon immer. Womöglich gut ausgeschlafen, wenig gefrühstückt, regenpräpariert, so gemach auf den Parcours. Ach, es regnet, nicht zu knapp. Zweifel kommen auf. Wäre es nicht besser, beim Kaffee, Tee oder Müsli trocken und gemütlich warm beim Plausch zusammenzusitzen? Bestimmt - zum anderen Zeitpunkt.
Heute, wunderbar, Kompromissvorschlag nur 8, höchstens 10 km. Angenommen. Die ursprünglich ausgeguckte Strecke hätte Kurzweil und manche Blickrunde erbracht, weil so gut wie kaum gelaufen. Im Dreh Krumme Lanke – Kleinmachnow – Wannsee – Schlachtensee. Kurzum, Hardliner wären ausgeladen. Diese Tour wurde kurzerhand gestrichen. Wir „Softies“ brauchten derartiges heute nicht, nur den festen Willen, jawohl, ein paar tausend Schritte tun gut. Und in der Tat. Du läufst bei Regen, brauchst 15-20 Minuten Aufwärmung beim Traben und merkwürdig, es regnet eigentlich nur dann, wenn man stehenbleibt oder kurz in die Büsche muss. Da wird es unangenehm für Warmduscher.
Die beste Kleidung schützt meist nur begrenzt. Naturnotwendigkeiten gleich welcher Art (Regen, Schnee, Hitze, Kälte, Sturm, Gewitter), sind in unserem Vorstellungsbereich. Aber Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, extreme Trockenheit und jetzt die Erwärmung, brauchen wir die? Ja, nein, es lässt mich nicht los. Wir also in der Matschepampe around Rodelbahn an der Onkel-Tom-Straße, oberhalb Riemeisterfenn, Fortsetzung Krumme Lanke und weiter Schlachtensee, für mich die Hausrunde, für Begleiter*innen immer wieder neu. Oh ja, es ist wirklich schön, im Herbst beim Blätterrascheln zu laufen. Auch sieht die Strecke nicht mehr so ausgefranst aus, wie sonst. Das Laub verändert ähnlich dem frisch gefallenen Schnee. Einzig, die Farbenwelt wird durch Nässe vermiest. Was jedoch mit Begeisterung trotz der inzwischen längst nassen Schuhe (Wohl dem, die/der Allwettertreter hat) die Runde machte, war die nur selten erlebte Einsamkeit rund um die Seen. Dort, wo sich sonst bei Sonnenschein Sechserreihen an den Uferstreifen aus dem Weg gehen müssen, war kein Zentimeter besetzt. Die blanke Freude. Nicht mal Wanderer oder mit Regenschirm bewaffnete Spaziergänger kreuzten unsere Wege. Alles für uns.
Nur, so langsam wurde uns kalt, die Nässe von innen und außen war mit zunehmender Dauer doch nicht förderlich und angemessen für das Wohlbefinden. Ein Glück, nur noch 3 km, dann warteten frischer Kaffee, ein dem Bäcker-Schwein abgeschnittenes, schokoladenüberzogenes Ohr und (horcht) ein Gugelhupf auf die Miesewetterläufer*innen. Ja, hätte alles sein können. Aber jede(r) wollte sofort unter die häusliche Dusche. Ratz, fatz und tschüss. Fazit: Selber essen macht fett. Ich kann es gebrauchen, oder wie war das mit den Kohlenhydraten?
Horst
P.S. 10,9 km Miesewetterblätter, wer hat die schon?