Der „März-Marathon“ – eine (sport-) politische Revue – Volker Schröder und sein „Platz des 18. März“Den Berlin-Marathon hat er 2017 zum 35. Mal (!) gefinisht
Volker Schröder kann man, muss man nicht kennen. Und ein Buch mit dem (Unter-) Titel „Mein März-Marathon“ kann, muss nicht zwangsläufig ein Streckenreport von einem Lauf über 42,195 km beinhalten, den der Autor womöglich im Monat März gelaufen ist …
Bei der Autobiografie, die zudem den (Haupt-) Titel „Dass ein gutes Deutschland blühe“ trägt, ist die Sache ganz anders – aber als Sportbuch kann es trotzdem durchgehen. Bei näherer Betrachtung ist es sogar ein höchst (sport-) politisches.
Doch jetzt erst mal der Reihe nach:
Volker Schröder, im Jahre 1942 als politisch prominenter Sprössling einer alten Bürstenmacherfamilie in Hamburg geboren, lebt seit der 68er Zeit in Berlin. Volker Schröder ist zugleich „ein beharrlicher Kämpfer für die Würdigung der Männer und Frauen, die in der Märzrevolution von 1848/49 im Kampf für Freiheit und Demokratie ihr Leben gelassen haben“.
Volker Schröder gründet daraufhin 1978 in Berlin die „Aktion 18. März Nationalfeiertag in beiden deutschen Staaten“ und setzt sich seitdem zusammen mit Gleichgesinnten für einen Nationalfeiertag in Deutschland ein. Dazu ist es bis jetzt noch nicht gekommen.
Aber der (westliche) Platz am Brandenburger Tor in Berlin trägt seit dem 18. März 1998 den Namen „Platz des 18. März 1848“. Am 19. Juni 2000 fand die feierliche Enthüllung des offiziellen Straßenschildes (nunmehr ohne die Jahreszahl) statt.
Volker Schröder hat für seinen „März-Marathon“ längst das Bundesverdienstkreuz erhalten. Und so ganz nebenbei sei die Frage gestattet: Hat dieses Erinnern nicht auch fundamental mit den Anfängen der modernen Turn- und Sportbewegung zu tun, die seitdem in unserem Lande schön friedlich in Freiheit und Demokratie in den über 90.000 Vereinen und Verbän-den gut organisiert blüht?
Volker Schröders Buch ist seine Autobiografie. Sie ist auch seine Sportbiografie, durchgängig durchtränkt mit zahlreichen unterschiedlichen sportlichen Aktivitäten, die das sportliche Leben von Volker Schröder bis heute prägen. An rund zwei Dutzend (!) Stellen im Buch ist davon die Rede. Volker Schröder hat geboxt und die Kugel als „Schulsieger“ ziemlich weit gestoßen. Er nahm Reitunterricht und hat als Schwimmlehrer gearbeitet. Nicht zu vergessen die Einladung zu öffentlicher fernöstlicher Gymnastik mit musikalischer Untermalung mit Volker Schröder als „Vorturner“ am Sonntag Morgen in jener Hasenheide in Berlin, die 1811 als erster freiheitlicher Bewegungsort von Turnvater Jahn eröffnet und fortan in Selbstorganisation brüderlich betrieben wurde.
Eine bedeutende Facette in der reichhaltigen Sportbiografie Schröders ist jedoch die des ausdauernden Laufens.
Diese Passion beschreibt er im Buch erstmals auf Seite 54. Diese Stelle ist richtig rührend und geht so: Volker Schröder ist gerade Finanzchef bei der Alternativen Liste (AL) in Berlin geworden und hat ein Auge auf die neue Fraktionsassistentin geworfen oder sie auf ihn – egal: „Sie war sportlich und joggte“. So fing alles an – denn: „Beim gemeinsamen Laufen kamen wir uns immer näher“. Der März-Marathon mutiert zum Liebes-Marathon, Eheschließung eingeschlossen! Laufen verbindet!
Volker Schröder blickt sogar auf eine langjährige Karriere als Marathonläufer zurück.
Den Berlin-Marathon hat er 2017 zum 35. Mal (!) gefinisht und gehört damit seit mehr als 25 Jahren zum Jubilee-Club, in den alle Läuferinnen und Läufer automatisch aufgenommen werden, die den Berlin-Marathon mindestens zehnmal absolviert haben.
Sein „März-Marathon“ hat sogar ein bewegtes Gesicht erhalten, auf das er zurecht stolz sein kann – denn:
Alle Läuferinnen und Läufer des Berlin-Marathon laufen über den „Platz des 18. März“.
Diese Passage liest sich auf Seite 147 im Buch so: „Der Zieleinlauf des Berlin-Marathon führt über den Platz des 18. März. Wer diesen Platz erreicht hat, braucht nur noch rund 200 Meter bis zum Ziel“. Wenigstens dieses Ziel hat Volker Schröder schon erreicht, aber er läuft beharrlich weiter!
Zum Schluss: Das Buch von Volker Schröder wurde neulich erstaunlicherweise nicht im Politikteil, sondern auf der Wirtschaftsseite einer großen überregionalen Tageszeitung mit der Abkürzung „FAZ“ rezensiert.
Eine Würdigung im Sport ist daher so oder so längst überfällig.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Volker Schröder: Dass ein gutes Deutschland blühe. Mein März-Marathon. Berlin 2018: Pro Business. 178 Seiten, 18 Euro.
https://germanroadraces.de/?p=101552