Re: 09.03.2025: 33. EDP Lissabon-Halbmarathon
von 01.schulz » 11.03.2025, 22:58
Meia Maratona de Lisboa, 09.03.2025
Lissabon ist immer eine Reise wert. Und wenn es um die Super Halfs geht, trifft das ganz besonders zu. Für uns war es der zweite: Thorsten, Rita und Andreas. Leider wurde die gesamte Iberische Halbinsel für die Dauer unseres Aufenthalts von einem bösen Tiefdruckgebiet mit Regen, Sturm und Gewitter - aber auch kurzen Sonnenmomenten - beherrscht.
Die Startnummernausgabe erfolgt auf dem Expo-Gelände von 1998. Die Anfahrt führt uns über die Metro. Die Station Lisboa Oriente (der Osten von Lissabon) ist das erste Highlight für die Besucher. Santiago Calatrava lässt auf dem Bahnhof eine leichte Stahl-Glas Konstruktion tanzen. Im Untergrund werden die Gleise von schlanken, formaktiven Bögen getragen, sodass der Bahnhof fast einen kathedralartigen Eindruck hinterlässt.
Wir verlassen den Bahnhof und treffen auf eine Iberische Luchsstatute, die vollständig aus recycelten Materialien hergestellt wurde. Sie bewacht den portugiesischen Expo-Pavillon von Álvaro Siza. Der Hingucker: Eine fast textilhafte Betonschale. Wie ein Fransenteppich legt sich eine Betonmatte zwischen zwei Betonkuben, die das Widerlager für diese Hängematte bilden.
Die Startnummernausgabe erfolgt in einer großen Halle und war gut organisiert.
In der Nacht vor dem Halbmarathon brechen heftige Gewitterregen über Lissabon aus. Ein wirklich heftiger Sturm erschüttert die Stadt. Noch im Regen machen wir uns auf den Weg zum Startplatz. Mit der Fergatus-Bahn überqueren wir das erste Mal auf der Ponte 25 de abril den Rio Tejo. Start ist an der, der Altstadt gegenüber liegenden Uferseite. Der gesamte Brückenzug ist 3,2 km lang. Mit einer Länge von ca. 2,2 km und einer maximale lichten Weite von ca. 1.0 km ist sie die längste Hängebrücke Europas. Auf einem Kastenprofil aus Gitterträgern verläuft auf der unteren Ebene die Trasse der Metro. Einmal pro Jahr führt unser Halbmarathon über die obere Trasse, die sonst ausschließlich dem Autoverkehr gewidmet ist.
Am Start gibt es immer etwas Gedränge. So auch hier. An nur drei LKWs geben 30.000 Läufer ihre Kleidersäcke ab und begeben sich im Nieselregen zur Mautstation, hinter der die Startlinie aufgebaut ist. Noch liegt die große Jesusstatue, die das Startgebiet überwacht, im Nebel. Aber dann hat der gute Petrus ein Einsehen und schickt der Läufergemeinschaft die ersten Sonnenstrahlen.
Der Weg über die Brücke ist noch nass und etwas rutschig. Aber die Pylone, die Hängeseile und die gigantischen Tragseile, die aus der Ferne so filigran wirken, beeindrucken uns alle sehr. Viele Läufer sind überwältigt und müssen erst einmal Handybilder schießen. Es geht nur langsam voran.
Das plötzlich so gute Wetter bleibt uns erhalten. Der Weg wird besser und das Tempo steigt. An der Strecke steht Katja im hübiroten Sweatshirt. Sie feuert uns an und nimmt mittlerweile zu warme Kleidung an sich. Wie eine professionelle Sportfotografin schießt sie Bilder, die in Erinnerung bleiben. Es wird ein unvergesslicher Lauf, der uns erst nach Osten und dann wieder zurück nach Westen am Ufer des Rio Tejo entlangführt. Ein Lob an die Veranstalter: Mit der Sonne fließt der Schweiß, aber es gab gefühlt alle 3 km eine Versorgung mit Wasser in kleinen Flaschen. Unterwegs fehlten Orangen- und Bananenscheiben genauso wenig wie eine erfrischende Dusche.
Der Zieleinlauf ist vor dem Monsteiro dos Jerónimos, wo es sogar ein Eis am Stiel gab. Bei herrlichem Sonnenschein watet die Läufergemeinschaft durch eine aufgeweichte Wiese zu den wartenden LKWs mit den Kleiderbeuteln. Und jetzt beginnt ein echter Stress. Einige völlig überforderte Pfadfinder stehen auf dem LKW und eine hysterisch schreiende Menge an Läufern hält ihre Startnummern in die Luft und fordert die Herausgabe ihrer Utensilien. So etwas haben wir noch nicht erlebt. Auch der gute Petrus scheint mit diesem Chaos zu hadern und schickt einen heftigen Regenschauer um die Gemüter zu kühlen. 40 Minuten dauert die Qual bis wir - mittlerweile regennass - unsere Beutel wieder in den Armen halten und zu unserem Quartier zurückkehren. Hat da neulich jemand über schlechte Organisation in Berlin gesprochen?
Aber trotzdem: Der Halbmarathon in Lissabon ist ein sehr schönes, einmaliges und bleibendes Erlebnis.
Rita, Katja, Thorsten und Andreas