ANNALENA – Unverhofft, ein grüner Marathon von Potsdam nach Berlin
Was für ein zeitgemäß schöner Name. Er gab Anlass, etwas zu titulieren, was überhaupt nicht in das Portfolio der Langstreckenläufer*innen passt, und dennoch, es geschah. Dies nur zur Einleitung und Klarstellung, weil wir im Zeitalter des politischen Gemetzels kaum noch richtig geradeaus gucken können, angesichts umstrittener Führungspositionsbesetzungen in fast allen Parteien. Zu offensichtlich ist das Gehabe und Getue um die Namen Laschet, Scholz, Giffey, Habeck und schließlich Baerbock, namentlich auch Trägerin des oben genannten Vornamens. Ein Name fehlt in dieser Aufzählung, nämlich Herr Söder, der Unterlegene in der Vorschlagsliste für das vermeintlich sichere Amt des Bundeskanzlers in Form der fehlenden Unterstützung durch die Schwesterpartei. Auch wenn er dergestalt in Presse nicht mehr als solcher auftaucht, ist zumindest die Vermutung nicht unstrittig, dass an all dem Gezeter Söder ebenso beteiligt sein könnte, um gar dem Armin L. doch noch in die Parade zu fahren. Allen andern geschehen persönliche Obskuritäten, die vielfach den Eindruck erwecken, dass hier die angegriffene Integrität mehr auf politische Entwicklung zielt. Der meinungssuchende Bürger bleibt ratlos, zumindest skeptisch zurück.
Diesen dicken Vorspann zu verdauen, bei einem nun folgenden Report über sportliche Aktivitäten außerhalb der Reihe, dürfte manche Überlegungsfalte auf der Stirn hervorrufen. Fakt ist jedoch, dass Meinungen, gleich wo und in welcher Form sie auftreten, auch irgendwo eine Adresse finden. Und hier ist eben auch das kritische Bewusstsein gefordert.
Heute am 06.06.2021 war das alles nicht gefragt, wohl aber der Name Annalena. Da es meine Art ist, jeweils lang auszuholen, muss an dieser Stelle gesagt werden, dass lesbare Beiträge nach meiner Auffassung nur dann Interesse finden, wenn die Rahmenbedingungen im Bogen „Einleitung, Thema, Abspann“ auftauchen. Zurück zu Annalena. Ihr nahe steht, und zwar mit Begeisterung, Erdmute. Erdmute, die Gute, hatte eine glänzende Idee, mit der sie Ähnliches bewirken wollte, wie ich es mit meinen Beiträgen im hiesigen Forum seit geraumer Zeit versuche: Gesprächsstoff zu geben. Von ihr kam sinngemäß Folgendes auf Hübis Läuferforum- Plattform: Marathonlauf von Potsdam nach Berlin, der Grüne Lauf, einmal, der durch die Streckenführung fast ausschließlich über Land-, Park-, Forst- und nur gelegentlich über Straßenstrecken führt, die auch nichts mit den herkömmlichen Wettkampfstrecken anderer Coleur zu tun haben. Zum Zweiten: die Nähe zu den Grünen, die bekanntermaßen dem Umweltschutz höchste Priorität einräumen. Warum nicht? Völlig legitim. Nur, Politik und Sport? Naja, Zweifel schon, aber auch Anstoß zum Nachdenken.
Der Lauf war für alle Interessierten frei ohne jegliche Kosten, sozusagen ein Fun-Lauf. Erdmute lief den Flensburger Marathon virtuell (Medaillen prämiert). Am HBf. Potsdam, gleich nebenan, die Lange Brücke. Start ohne jegliches Getue. Die Anzahl der Teilnehmer war gering, selbst von begleitenden Kurzstrecklern oder Unterwegseinsteigern. Jede (r) konnte die Streckenlänge nach Belieben wählen, zusteigen oder eben auch aussteigen. Der „harte Kern Marathonis“, wie sich erst unterwegs herausstellte, waren nur vier. Erdmute, natürlich, ihr 10. Marathon, Detlef, Marathon erfahren, Rolf, der Überlangstreckler (100 Meilen = 160 km Mauerlauf!) und ich als begleitender Opa mit 68 Marathons und dem Ziel, den 69. mit Verzagen näherzutreten (soweit die Füße tragen), bis Berlin im September folgt, nach dem Motto, „Mal sehen, ob es noch geht“.
Nun zur Strecke, die einzig ist, denn noch niemals ist ein solcher Lauf durchgeführt worden. Zuerst durch den Park Babelsberger Schloss, wunderbar, insbesondere die Aussicht auf die Glienicker Brücke. Dann streiften wir Jagdschloss und Schloss Glienicke und setzten die Tour auf dem Uferweg der Havel bis Moorlake, an der Pfaueninsel vorbei, auf weiterem Weg des ehemaligen Hübi-Havellaufs zum Flensburger Löwen fort. Die erste Erfrischungsstation von Martin vis-á-vis von Villa Max Liebermann kam gerade richtig. Martin, wir danken dir.
Dann kam der Anstieg „Am Großen Wannsee“, der sich nach kurzem Weg über die Königstraßenbrücke beim Linksabbiegen in den Kronprinzessinenweg fortsetzte. Am S-Bhf. Wannsee überraschte uns das Radl-Trio Bernd Hübner, das Pilzköpfchen, Manfred Templin und Peter Weidlich (alles Lauf-Ikonen), die uns noch weiter betreuten. Auch ihnen sei herzlich gedankt.
Wieder rein in den Wald Richtung Strandbad Wannsee, wo just zu unserer Zeit die Deutschen Triathlon-Meisterschaften stattfanden. Ein kleiner Umweg war unvermeidlich, aber hinnehmbar. Endlich einmal bergab bis kurz vor der Insel Schwanwerder, nun an Große und Kleine Steinlake vorbei bis zur Havelchaussee, die wir bis zur Lieper Bucht liefen. Um den harten Anstieg zum Grunewaldturm zu vermeiden, liefen wir dank Erdmutes guter Planung direkt am Wasserweg der Havel bis zur Halbinsel Schildhorn und weiter bis zum Restaurantschiff „Alte Liebe“. Stopp bei km 26,5. Banane, Keks, Wasser, Cola, gut für die noch bevorstehenden 16 km, bei denen uns Marita begleitete. Aufmunterungsanwesenheit gab es von Bärbel „du siehst gar nicht gut aus“, womit sie mich meinte und in der Tat absolut Recht hatte. Ja, ja, es kriselte bei mir, und lief trotzdem weiter.
Da wir nicht wie geplant durch das Olympia-Gelände laufen durften (noch immer Corona-bedingt), gab es die sinnvolle Fortsetzungs-Änderung unter der tollen Heerstraßenbrücke (Fotoansichten von unten sind wegen der Eiffel(turm)bauweise sehr empfehlenswert) hindurch bis ans Ende der Straße (auf Waldboden, weil ein Gehweg nicht existiert). Dann kommt das erste richtige Stück Straße mit der Charlottenburger Chaussee (Verlängerung des Spandauer Damms). Lauf auf dem Gehweg, obwohl wegen des Radfahrertages nur sehr wenig Kfz. unterwegs waren. Unser Grüppchen hatte sich kurz vorher getrennt. Ich lief mit Abstand hinterher, brauchte mein eigenes Tempo, obwohl, ich hatte zu kämpfen. Geradewegs am Friedhof Ruhleben (ja auch Krematorium) vorbei, zeigte ich dem Gebäudekomplex keinerlei Beachtung – „die können mich vorerst einmal“, dachte ich. Wer läuft, sollte nicht gerade auf der Strecke seinen Löffel abgeben. Es gibt einfach bessere Orte.
Nun, so war es auch nicht gedacht und es gab trotz der fehlenden Kraft keinen Grund zu verzagen, obwohl jeder Schritt zur Qual wurde. Woran lag`s? Das Wetter, natürlich. Hat Berlin jemals 28° C (gefühlte über 30° C) bei einem Marathon gehabt? Ausgerechnet heute, wir waren offensichtlich dran. Am Wiesendamm bogen die drei plus Marita und ich nachfolgend (lonesome) ab und folgten der Spree stadteinwärts. Es gibt einen kleinen Abzweig, den man am “Wiesenloch“ nehmen muss, um zu einer ganz geheimen Kneipe und einer winzigen, nur für Fußgänger geeigneten Tunnelunterquerung zu kommen. Gleich darauf, nach einigen hundert Metern, läuft man über Stege direkt in den Schlossgarten Charlottenburg. Während die Vier am Schlossgarten-Brunnen „Einkehr an einem Erfrischungsstand“ hielten, lief ich nichtbeachtend daran vorbei, immer mit dem Gedanken „Nur nicht aufgeben, einfach ankommen“. Es war für mich der Wechsel vom Laufen zum Gehen, besser Kampfwandern.
Der Spandauer Schifffahrtskanal war der Begleiter bis zur Straße des 17. Juni (Charlottenburger Tor). Dann in den Tiergarten bis zur Goldelse (kurz davor km 40), die fast umrundet bis zur Einbiegung Spreeweg und John-Foster-Dulles-Allee, Haus der Kulturen/“Schwangere Auster“, und nun in Sichtweite, der Reichstag und, näher dran, das Bundeskanzler*in-Amt, das Ziel (ohne Empfangskomitee), obwohl „Asphalt-Coboy“ und Frau und Thomas, der Angetraute von Erdmute, uns Aufmerksamkeit zeugten. Die Vierergruppe war natürlich ein paar Minuten vor mir eingetroffen. Das war mir klar, aber der Abstand reichte allemal, um noch in der Sollzeit für den Berlin-Marathon gewertet zu werden, wenn auch auf anderer, schnellerer Strecke. Denn, um das festzuhalten, unser heutiger Marathon war dem eines Cross recht ähnlich und meine Stopp-Uhr zeigte 285 mehr gelaufene Meter an. Alle haben es gut überstanden. Die abschließende Getränkelage von der Ideengeberin und Organisatorin des in Erinnerung bleibenden ANNALENA-Marathons in Berlin hätte eigentlich von der dankbaren 3-Männer-Begleitergruppe für Erdmute kommen müssen, gell Detlef, Rolf und Horst?
Horst
Hier noch die Streckenskizze (zusammengebastelt aus der Stopp-Uhr)
Daten von Horst Matznick
Zuletzt geändert von Hübi am 09.06.2021, 15:19, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Auf Wunsch von Horst hier der korrigierte Bericht.