Re: Sport und Freizeit
von Hotti » 12.02.2021, 22:09
Kein Büblein auf dem Weiher
Gefroren hat es heuer, noch gar kein festes Eis. Das Büblein steht am Weiher und spricht so zu sich leis: „Ich will es einmal wagen, es muss doch tragen.“ – das Eis, wer weiß?
Das Büblein stampft und hacket mit seinem Stiefelein, das Eis, auf einmal knacket und krach! schon bricht’s hinein. Das Büblein platscht und krabbelt, als wie ein Krebs und zappelt, mit Schrei`n.
„Oh helft, ich muss versinken, in lauter Eis und Schnee! Oh helft, ich muss ertrinken, im tiefen, tiefen See!“
Wär nicht ein Mann gekommen, der sich ein Herz genommen, oh weh!
Der packt es bei dem Schopfe und zieht es dann heraus: Vom Fuß bis zu dem Kopfe, wie eine Wassermaus. Das Büblein hat getropfet, der Vater hat’s geklopfet,
zu Haus.
Kennen wir doch alle aus den Kindertagen. Schon lange her. Friedrich Wilhelm Güll (1812 – 1879).
Nun, ich traute mich nicht übers Eis, obwohl, wär`s gegangen, hätte ich den weiten Weg von Wannsee nach Kladow doch beträchtlich abkürzen können, derweil die Fähr-Schifffahrt keinerlei Eisgangberechtigung (sprich: Eisbrecherfunktionen) besitzt. Nun düste ich unter Einhaltung des zulässigen Tempolimits, immerhin 28 km, nach Kladow, um die Läufergemeinschaft im 1 ½ m- Abstand zu verstärken. Pünktlich halb zehn war ich zur Stelle. „Ick stehe, loof und kieke - keena is nich da, vastehste?“ Was nun? Ganz einfach, Kladow liegt unter meinen Füßen, warum nicht einmal eigenständige Orts- und Landschaftserkundung? Also los. Ich sag`s vorne weg: Grandioso exzellente. Erst ein bisschen Havelabwärts, dann einfach querbeet durch die kleinen Straßen und Gassen, denn der Ortsteil südlich des Ritterfelddamms ist wunderbar Einzelhaus bestanden, keine großen Wohnanlagen oder endlose Reihenhaussiedlungen. Alles gediegenes Bürgertum und gepflegte Gärten, immer wieder durchzogen von kleinen Waldstücken, die zum Laufen einfach ideal sind.
Kennt man die Himmelsrichtungen, ist Verlaufen nur mit Vorsatz möglich. So ging es mir, suchte ich doch eine Hausnummer, aus Jugendtagen, an denen hier, abgeschieden, erinnernswerte Feste stattfanden. Wohl gesittet versteht sich. Veränderungen müssen wohl gewesen sein, deshalb behielt die Erinnerung gegenüber dem Jetztzustand die Oberhand, weil einfach schöner. Gleichwohl trotzdem Laufschritt, versehentlich zweimal die gleiche Runde. Machte nichts, die Prachtsonne verwöhnte mich.
Die Laufuhr zeigte 11 km an, Zeit, um zur Imchenallee zurückzukehren. Ein paar Straßenwindungen und noch ein paar hundert Meter bis zum Havelwasser, schon war ich am Endpunkt angelangt. 13,5 km. Prima dachte ich, und dann sah ich sie: Kaffeetrinken und Muffins essen. Meine Lauffreunde*). Hatte ich sie, und sie hatten mich doch noch getroffen. Aber, eine halbe Stunde eher loslaufen als bisher üblich, war mir gegenüber nicht gentlemenlike. Egal, die Muffins von Rainer und der Kaffee waren vorzüglich. Dankeschön. Der Tag war gerettet und ich sowieso – bin ja nicht ganz so unerfahren, wie das Büblein, naja, uns trennen schließlich Jahrzehnte und Erfahrung kann man nicht lernen, die macht jede(r) für sich.
Horst
*) Deren Laufstrecke zeigte Richtung Sakrower See-Umrundung immerhin 14,5 km an. Gut gemacht, Dagmar, Marion, Rainer und Gert.