08.01.2022, 19:38
Timo Zilli kam Mitte der 1980er-Jahre zum SCC Berlin, später startete er für den Laufklub Spiridon Berlin.
Er war ein guter Marathon- und Ultramarathonläufer.
Im Training liefen wir gemeinsam in Berlin-Wannsee die Hügel rauf und runter.
Wir wurden Freunde und er erzählte mir von seinen schrecklichen Erlebnissen in Ostberlin.
http://www.berliner-mauer.de/timo-zilli ... elle-36309 https://www.zeit.de/1992/24/berlin-pank ... ettansichtFalls die Seite nicht öffnet unter Google: Timo Zilli eingeben
Nach dem Fall der Mauer hatte er Probleme weiterhin in Berlin zu leben. Er zog mit seiner Frau in die Nähe von Nürnberg.
Den Kontakt haben wir über all die Jahre nie verloren.
In den letzten Jahren pflegte er seine Frau. Am 22.09.2020 trafen wir uns kurz am Hbf Nürnberg.
Mitte November 2021 wurde seine Frau in Berlin im Familiengrab beigesetzt. Es war eine bewegende Trauerfeier.
Ende November wurde Timo tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Die Beisetzung findet im Februar 2022 wiederum in Berlin statt.
09.01.2022, 09:00
Herzlichen Dank, lieber Bernd,für die Aktualisierung dieser unfassbaren deutsch-deutschen Geschichte.
Wenn man bedenkt, wie die "Geschwurbelten" heute den Begiff von Freiheit und Querdenkertum mit den Füßen treten........Wie findet Lernen statt?
13.01.2022, 13:57
In memoriam Timo Zilli
Lieber Bernd,
so gern ich versuche, hier im Forum mit Kolumnen für etwas Belebung oder sagen wir für Unterhaltung zu sorgen, umso mehr war ich jetzt betrübt, vom Endschicksal Timos gehört zu haben. Gewiss, ich kannte ihn nur kurzzeitig durch Dich, als er noch in der Königstraße in Wannsee ansässig war. Aber auch kurze Begegnungen sind geeignet, Tiefgang zu erzeugen. Timo war so einer. Die ihm widerfahrene brutale Gewalt durch ehemalige Staatsorgane der DDR hatte mich seinerzeit nicht nur sehr berührt, sondern selbst nach Fall der Mauer spürte ich noch immer ob dieses Geschehens eine unbändige Wut im Sinne von Hilflosigkeit gegenüber Obrigkeiten. Umso mehr fand ich fast Bewunderung, dass er als Laufbegeisterter trotz schlimmer Erlebnisse unserer gemeinsamen Passion treu geblieben ist, wo andere längst resigniert hätten.
Dass nun die Tragik des Todesfalles seiner Ehefrau im September und der Beisetzung im November 2021 dazu geführt haben sollte, dass in äußerst kurzer Zeit später, nämlich Ende November, das Leben von Timo Zilli sein Ende nahm, ist kaum fassbar. Wie auch immer, der Respekt einer Person gegenüber bleibt dadurch erhalten, dass er „einer von uns (Läuferinnen und Läufern)" war und dass er seine Lebensgeschichte in einem für ihn wesentlich bestimmenden Zeitraum festgehalten hat („Zelle 36 -Stasihaft“).
Trauer ist ein ungutes und zugleich gutes Lebensgefühl. Das Nichtmehrdasein eines geschätzten Menschen löst vieles aus. Bitterkeit, Verzweiflung, Wehmut, aber auch Dankbarkeit dafür, dass er da war. Bei Sympathie bleibt Immerwährende Zuneigung das Optimum. Es ist die Seele, derer wir uns von Verstorbenen erinnern. Dessen sollten sich Timos Hinterbliebene und wir, die ihn kannten, gewiss sein.
In Mitgefühl
Horst